Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1926
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- 1926-01-30
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- 30.01.1926
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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scheibe enden. Das Licht strahlt von vier elektrischen Lampen, die sich darüber befinden, aus und ist an sich selber durch die Scheibe nur als vier kleine Lichtpunkte zu sehen, wird aber durch sie weit in den Raum hineingcftreut. Die Inneneinrichtung ist vom Archi tekten Wllrzbach, Berlin, geschaffen. Ganz anders sieht hingegen die Bücherklause von GeorgStilke am Potsdamer Bahnhof aus, die eine Blichcrlcsestube und ein Kunst- kabinctt im ersten Stock mit dem Laden vereinigt. Auch in diesem Hause hat der Architekt Sputh, Charlottenburg, die Fassade, soweit es den Bücherladen betrifft, vollständig für seine Zwecke wirksam geändert. Er hat freilich die erste Etage mit einbeziehcn müssen, da gerade in der ersten Etage mehrere kleine Räume als Äunstkabinett, kunstgeschichtliche Bücherei, Bllcherlesestube usw. eingerichtet worden sind. Die Fenster sind unten groß und weit ge halten. Sie wirken aber nicht rechteckig, da die Seiten- und obere Linie nochmals von einer weiteren Ecke unterbrochen ist. In dem selben Verhältnis ist der Türrahmen behandelt. Die sieben geraden Fenster iin 1. Stock darüber sind durch weißes Nahmenwerk vielfach ausgeteilt, sodaß sie viele kleine Scheiben zeigen. Dies wirkt sehr anheimelnd in der leuchtend gelben Farbe der Fassade. In den Schaufenstern, sowie überhaupt in dem Laden sind die leuchtenden Farben vorherrschend, vor allem Rot. In dem Fenster als Auslage sind je zwei Abteilungen nebeneinander. Es sind rote Holzgestelle, die oben in einer Spitze kirchstuhlartig anslausen. Darauf sind mehrere Regale ungleichmäßig angebracht. Ein Drittel der Glasfläche des Schaufensters von oben ist durch ausgesägte Holzornamente, die geo metrische Figuren zeigen, in bräunlicher Naturfarbe wirksam verziert. Bei der Tür ist die Einteilung die gleiche. Im Schaufenster sind die Bücherreihen nicht schematisch aufgebaut. Sie sind nicht nur gefällig hingestellt, sondern auch ein Globus und Künstlerpuppen oder Kera miken und ähnliches mehr ziehen das Auge an. Im Jnnenraum herrscht gleicherweise das leuchtende Not an allen Holzteilen vor. Sogar die Heizungen sind durch spitze rote Stäbenschränke wirksam verkleidet. Die Türen allerdings sind grün. Die Regale und Schränke des Jnnenraumes weisen die gleiche Form auf wie die spitz zulaufenden Schaubretter in den Schaufenstern. Die Wände sind auch teilweise wirksam mit rot lackiertem Holz verkleidet, bis in dreiviertel Höhe, wie zum Beispiel über zwei Türen, die dunkelgrün gehalten sind. Aber die rote Fläche über dem Mittelpfeiler, der die zwei Türen trennt, ist noch mit einem Brett versehen, das, mit lila Samt ver kleidet, eine moderne Porzellanplastik von Prof. Schcurich trug. Das Lila, der rote Hintergrund und der Porzellanton standen vorzüglich zueinander. Die Naumausnutzung war über dieser Anordnung, die drei Viertel der Wand einnahm, noch durch Bücherregale bewirkt. Die geschmackvollen Einbände des Insel-Verlags passen sehr gut zu der übrigen Farbenskala. Die Sockel der Büchertische sind aus ge schnitzter Holzverkleidung, rot angestrichen. Darauf ruht eine breite, naturfarbene Eichenplatte. Auch die Form des an sich schmalen Ladens war wirksam ausgeniitzt durch Schaffung eines größeren Rau mes und eines kleineren. Eine Innentreppe, graugrün angestrichen, führt hinauf zu vier kleinen Räumen, die, wunderhübsch eingerichtet, den Leser und Käufer ganz speziell zum Sichvcrtrautmachen mit wertvollen Büchern einladen. Das kleine einfenstrige Kunstkabinett zeigt eine naturfarbene Birkcnholzeinrichtung, die an das Biedermeier erinnert. Die eine Längsseite ist von einer hohen Kommode fast ganz eingenommen, die viele Schubfächer hat, schmälere und breitere. Mit nach außen gebogenem Schnitzwerk aus Holz in der gleichen Farbe ist der Hintere und der Seitenrand der oberen Platte dieses Möbelstückes begrenzt. Die Decke, gleichfalls aus Holz in gelber Farbe, und kleine Wunderblumen an den Fenstern geben dem Ganzen ein hübsches Aus sehen. Das Holzwcrk der übrigen drei Räume, Schränke, Heizverklei dung usw. bis ans die Fensterrahmen, die weiß gehalten sind, sind grün angestrichen. Die Schranksüllungen sind meistens in glatten Linien ge rieft und handgearbeitet. Die Heizverkleidnng, in der gleichen Farbe und auch in handgearbeitetem Holzwcrk, zeigt barocke Muster. Runder Tisch in der Mitte. Daran mit Noßhaarstosf zu den Farben des Zimmers passend bezogene Stühle, die auch ans Biedermeier erinnernde ovale Lehnen haben. Diese verschiedenen kleinen Räume sind so recht ge schaffen, einen Düchcrliebhaber anzuziehcn, oder solche, die man sich dazu erziehen will. Armgard von B o e t t i ch e r. 51. reilunxskatalnx äl.1 1926. Berlin IV 35. Bo^clamer 8tx.24: ^la ^nreiZen-^ktienFesellsekakt. 1926. XXVIII, 566 8. und Der A l a - Z c t t u n g 8 - K a t a l o g ist Anfang des Jahres in bl. Ausgabe für 1926 erschienen. Es ist ein stattlicher Band, der in der Einteilung des Stosses gegenüber der letzten Ausgabe keine Ver- Änderungen aufweist. Er enthält die Zeitschriften und Zeitungen Deutschlands sowie die fremdsprachigen des gesamten Auslandes in übersichtlicher Anordnung mit Ortsregister und Schlagwortoerzeichnis und dient bestimmten Zwecken, wie dies die Anlage des Katalogs und die veröffentlichten Angaben über die aufgeführtcn Blätter klar er kennen lassen. Er ist hauptsächlich ein vorzügliches Werbemittel für die Ala selbst und soll ihre Inserat-Auftraggeber unterrichten Uber die Erscheinungsweise der Blätter, ihre Anzeigenpreise, Satzspiegel, ob Matern angenommen werden oder nicht. Wenn es sich um Inse renten handelt, die nur durch die Annoncen-Expeditioncn verkehren und sich durch sie auch beraten lassen, dürften diese Angaben vollkommen geniigen. Für Buchhändler, Schriftsteller, Zcttschriftcnhändler usw. kommt der Ala-Katalog allerdings weniger in Frage. Diese Gruppen verlangen im allgemeinen weitergehende, genauere Angaben über die einzelnen Organe, wie z. B. Nennung der Verleger, Herausgeber, Redakteure, ob Beilagen angenommen werden, wie die Zeitschriften zu beziehen sind usw. Für seine Kreise ist der »Ala« ausreichend, und abgesehen von den Zeitschriften, die während der Drucklegung einge gangen, aber noch mit aufgeführt sind, ist er gewissenhaft bearbeitet. Zum schnelleren Ansfinden der einzelnen Disziplinen sind diesmal Kolumnentitel eingesetzt. Sehr interessant ist der 514 Seiten starke Anzeigenteil. Hier kann man deutlich sehen, daß es mit der Eigen- reklame bei der deutschen Presse noch schlecht bestellt ist. Die An zeigen sollen die Ergänzung des redaktionellen Eintrages bilden. Wie oft findet man aber ideenlose Inserate, die den Interessenten über haupt nichts sagen. Hoffentlich ist hier bei der nächsten Ausgabe ein Fortschritt sestzustcllcn. Willy Z e i s i n g. Locher, Paul: Ein Buchdruckerleben. Erinnerungen eines alten Buchdruckers. Berlin: Fr. Zillessen (Heinr. Beenken) 1925. 175 S. 8». Geb. Leinen. Mk. 4.—. Eine Zeit, die Muße genug bot, den Beruf mit der ihm gebühren den behaglichen Ruhe und Stetigkeit auszuführen, zu der noch nicht kilometerlayge Papierbänder durch die heißhungrigen Notations- maschinen gejagt wurden, zu der noch nicht eine buchgcwerbliche Über produktion das gesamte typographische Gewerbe vor ein großes Frage zeichen für seine Zukunft stellte, schildert das vorliegende Büchlein »Erinnerungen eines alten Buchdruckers«. Kein Buchdrucker, dessen Betrieb durch seine Größe allgemein bekannt ist, sondern ein kleiner süddeutscher Zeitungsdrucker, der aber mit offenen Augen durch das Leben gegangen ist, hat hier aus dem reichen Schatze seines Erlebens erzählt. Der Verfasser, der 68 Jahre alt ist, hatte seine Erinne rungen, wie er selbst im Vorwort zu seinem Buche sagt, nicht für die große Öffentlichkeit geschrieben. Für seine nächsten Angehörigen und Freunde waren diese in oft kurzen Sätzen zusammengestellten Er lebnisse geschildert. Wir können uns aber freuen, daß der Verfasser sich doch zur Drucklegung seiner Erinnerungen entschlossen hat, um sie einem weiteren Kreise zugänglich zu machen. Die Fülle der Er eignisse iri dem an und für sich gar nicht umfangreichen Buche fesselt den Leser außerordentlich. Im Jahre 1873 begann Locher in Reutlingen seine Buchdrucker tätigkeit, nachdem, er durch einen Fluchtversuch vou der Schulbank seinen Vater, der aus seinem Sohn einen Studierten machen wollte, davon überzeugt hatte, daß der Drang ins Leben und zum Setzkasten nicht zu hemmen sei. Es folgen nun die Schilderungen der Lehrzeit und der Wanderjahre, die uns so recht die anheimelnde Behaglichkeit jener längst versunkenen Zeit vor Augen führen. Durch die Schweiz, Süd-, West-' und Norddeutschlaud können wir den frohgemuten Wan derburschen begleiten. Die Ungebuudenhcit des »Walzens« brachte natürlich mancherlei Gefahren von seiten der auf die landstreichenden Handwerksburschen fahndenden Gendarmen mit sich. Einmal nach einer Übernachtung bei Mutter Grün entrann der Verfasser nur knapp dem blauen Auge des Gesetzes: ein anderes Mal kam er in den Verdacht, die Sicherheit des Staates zu bedrohen, als er zur Zeit des Sozialistengesetzes, ohne selbst eine Ahnung davon zu haben, auf einem Bahnhof mit einem der hohen Polizei bekannten »Staatsfeinde« sich unterhalten hatte. So zieht ein reiches Leben an uns vorüber, dessen Inhalt noch vermehrt wird durch die im Anhänge beigegebcncn Schilderungen der Erlebnisse in Südamerika, wohin der Verfasser des Vergnügens wegen fuhr, und wo er doch von seinem geliebten Berus des Buchdruckers nicht loskommen konnte. Der Beruf, seine wirtschaftlichen und technischen Einrichtungen werden In dem vorliegen den Buche nicht weniger liebevoll behandelt als die sonstigen Erleb nisse. Im Jahre 1884 machte sich Locher durch Erwerb der Zeitungs druckerei des »Kocher- und Jagstboten« in seiner Heimatstadt Künzelsau selbständig. Daß er kein schlechter Zcitungsvcrlcger war und cs ver stand, bie sicher vorhandene Konjunktur auszunutzen, beweisen die
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