Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1926
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.>2 25, 36. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Kunsthandlung den bestehenden Abteilungen des Unternehmens ungegliedert; ursprünglich blieb sie in engem Zusammenhang und zum Teil in gemeinsamen Räumen mit der Buchhandlung und bot Ge mälde zeitgenössischer Künstler, Stiche und gute Wiedergaben be kannter Kunstwerke zu Schau und Kauf, bis 1904 ein Erweiterungs bau neue Entwicklungsmöglichkeiten schuf und das Entstehen einer Kunsthandlung in heutigem Sinne vorbereitete. Der verdienstvolle Griindcr der Firma starb im Fahre 1915; seine Söhne, die Herren Hanns und Fritz Lipsius, die schon bei seinen Lebzeiten als Prokuristen im väterlichen Geschäft tätig waren, sind seit dem 1. Januar d. I. die alleinigen Inhaber der Firma. Außerdem besteht im Februar die Buchhandlung L. Kahan in Bialystok (Polen) 5 0 Iahre. Sie wurde im Jahre 1876 von dem Vater des jetzigen Inhabers, Josef Kahan, gegründet, dem ersten Buch händler, der nach Bialystok deutsche Literatur, vor allem deutsche Zeit schriften brachte. Außerdem setzte er sich für die polnische Literatur ein, deren Handel unter der zaristischen Regierung oft verboten war, was ihm zuweilen Unannehmlichkeiten bei der Polizei verursachte. Zu An fang des Krieges Überließ Josef Kahan das Geschäft seinem Sohn, Herrn L6on Kahan, der cs im Sinne seines inzwischen verstor benen Vaters fortführt. Da die deutsche Bevölkerung Bialystoks in den letzten Jahren zurlickgegangen ist, so hat sich auch der Absatz der deutschen Bücher und Zeitschriften vermindert, aber trotz alledem ist die Firma L. Kahan in Bialystok und Umgegend nach wie vor dafür bekannt, daß man bei ihr deutsche Literatur erhält. Wir wünschen diesen'drei Jubelfirmen und ihren jetzigen Inhabern zu ihrem Jubiläumstage, daß es ihnen gelingen möge, die gegenwärti gen ernsten Zeiten gut zu Überstehen, um sich bei einer hoffentlich in nicht allzuscrner Zukunft liegenden besseren Wirtschaftslage eines weiteren Aufschwungs ihrer Geschäfte zu erfreuen. Wenn heute Wien eine führende Musikverlagsstadt ist, so ist das u. a. der überraschenden Entwicklung der »U n i - versal-Edition« Aktiengesellschaft zuzuschreiben, die in diesen Tagen das Fest ihres fünfundzwanzigjährigen Be stehens feiert. Nicht nur die Wiener Komponisten haben bet diesem großen Verlag ihre Stätte gefunden, sondern auch diic Komponisten des Auslandes, nicht bloß reichsdentsche. ja nicht einmal bloß europäische vertrauen diesem Wiener Verlag ihre Werke an. Die Univcrsal-Edition umspannt heute mit ihren Autoren-, Ver las- und Vertriebsbeziehungen tatsächlich das Erdunivcrsum. Und daß ihr Aufschwung von Dauer ist, dafür bürgt die bei allem Wagemut vor sichtige Leitung der Universal-Edition durch Herrn Direktor Emil H crtzka. Er hat es verstanden, seinem Unternehmen nach und nach, bedächtig, Schritt für Schritt jene Betriebe anzugliedern, die für ein gesundes Wachstum nötig uud nützlich sind. Die Gründung der Univcrsal-Edition Aktiengesellschaft ist auf Anregung der größten österreichischen Notenöruckerci Josef Eberle L Co. (jetzt Waldheim-Eberle A.-G.) von einer Gruppe Wiener Musi- kalicnverleger und einem Finanz-Konsortium erfolgt. Der Haupt zweck der Gesellschaft war anfänglich die Herausgabe klassischer und pädagogischer Musikwerke. Nach monatelangeil Vorbereitungen er schienen die ersten Bände Ende Januar 1901. Es waren Klassikeraus gaben, die Julnrs Röntgen (I. S. Bach), Raoul Pugno (Chopin). Ignaz Brüll (Mozart) zeichneten. Schon am Ende des ersten Jahres wies der Verlagskatalog 400 der bedeutendsten klassischen und päda gogischen Werke auf. Ein wichtiger Schritt vorwärts geschah 1904. Die Universal-Edition erwarb den hervorragenden Musikverlag Josef Aibl in München und damit die meisten Kammermusikwerke, sinfoni sche Dichtungen und Lieder von Richard Strauß, viele Werke von Neger, Ausgaben von Hans Bülow lind Ouvertüren von Franz v. Supps. Die sinfonischen Dichtungen von Nich. Strauß erschienen gleichzeitig auch in Taschenpartituren. Vom Jahre 1909 ab begann eine neue Periode, in der das zeitgenössische Schaffen weitestgehende Berücksichtigung fand. In diesem Jahre wurden die ersten Urheber- rcchtsverträge mit modernen Komponisten geschlossen, so mit Gustav Mahler, Arnold Schönberg. Franz Schreker und I. B. Foerster. Mahlers 8. Sinfonie erschien, seine 6. und 7. wurden angenommen, ebenso weitere Werke von Bruckner. Die nächsten fünf Jahre brachten Dauervcrlagsbeziehungen mit Paul Graener, V. Novak, Alsredo Casclla, Joan Man6n, Alexander Zemlinsky, Ignaz Friedman, Ethcl Smyth. Karol Szymanowski, Paul von Klenau. Josef Marx, Frcderick Delius, Felix Weingartner usw. Während der Katalog im Jahre U)08 etwa 1500 Nummern enthielt, zählte er am Ende des ersten Krtegsjahres Wer 4300 Nummern. Die Verlagstätigkeit wurde aber auch in der Kriegszeit kaum geringer: Verlagsbeziehungen wurden in rascher Folge mit einer großen Zahl berühmter Komponisten ange knüpft. Im Jahre 1913 begann in der Universal-Edition die kirchcn» musikalische Zeitschrift »dlusiea vivina« zu erscheine^, die nun schon im XIII. Jahrgang steht und zum angesehensten Organ für katho lische Musik geworden ist. Zur gleichen Zeit wurde mit der Heraus gabe der Sammlung »Meisterwerke kirchlicher Tonkunst in Österreich« begonnen. Seit 1919 erscheinen im Verlage die »Musikblättcr des Anbruch«, seit 1924 die Zeitschrift für Dirigenten »Pult und Takt stock«. Die Universal-Edition hat im Jahre 1918 die Musikalienhand lung Otto Maaß, 1919 die Druckerei Otto Maaß' Söhne. 1920 den Verlag A. I. Gutmaun und die Musikalienhandlung A. I. Gutmann ihrem Konzern ungegliedert. Sie hat sich im Jahre 1921 bei der Um wandlung des angesehensten Musikalien-Groß-Sortiments Friedrich Hofmeister in Leipzig in hervorragender Weise beteiligt, im Jahre 1923 trat sie dem Wiener Philharmonischen Verlag bei. dessen Aktien mehrheit sie erwarb. 1924 wurde Verlag und Sortiment Josef Blaha in Wien dem Konzern angegliedert, der Sesam-Verlag für gute Jugendliteratur geschaffen uud die Friedrich Hofmeister- Ges. m. b. H. in Wien gegründet. 1925 erwarb di« Universal-Edition einen maßgebenden Einfluß beim Theaterverlag Otto Eirich in Wien. Im Jahre 1930 reiste der Direktor der Universal-Edition nach Amerika und hat dort eine selbständige New Aorker Niederlassung des Unter nehmens gegründet. Im gleichen Jahre übernahm die Univcrsal- Edition den Verlag der historisch bedeutsamen »Denkmäler der Ton kunst in Österreich«, von denen bisher 63 Foliobände erschienen sind (Publikationsleiter Prof. Guido Adler). Der Raum verbietet die Mitteilung weiterer, wenn auch wichtiger Daten, er gestattet nur noch, dem jubilierenden Unternehmen, auf dessen beispiellosen Aufschwung Österreich stolz sein kann, von Herzen eine tvcitere Entwicklung im gleichen Sinne und mit dem gleichen Glück zu wünschen. Die Görres-Ausstellung in der Deutschen Bücherei. (Vergl. Bbl. Nr. 23.) — Die Wiederkehr des 150. Geburtstages des großen deut schen Publizisten und Gelehrten Joseph von Görres, der am 25. Januar 1776 zu Koblenz am Rhein das Licht der Welt erblickte, gab den Anlaß zu einer anziehenden Bücherschau, die bis zum 31. Januar in den Ausstellungsräumen der Deutschen Bücherei geöffnet bleibt. Wie bei der »Elsaß-Lothringen-Ansstellung« im letzten Herbst wirkten die Leipziger Universitäts-Bibliothek, die Stadtbibliothek und die Deutsche Bücherei einträchtig zusammen. Die beiden Jahrhunderte alten Bibliotheken steuerten die wertvollen alten Originalbände der Görres-Literatur bei, während aus der Deutschen Bücherei alles zu sammengestellt worden war, was seit 1913 an Neudrucken und an Schrif ten über Görres erschienen ist. Dazu gesellten sich noch besondere Leih gaben aus der Sammlung des Görresforschers vr. Robert Stein in Leipzig. Da die Anordnung des Materials im wesentlichen chrono logisch erfolgte, spiegelt sie zugleich die einzelnen Entwicklungsstufen in dem reichbewegten Leben von Görres wider, der sich vom Revolu tionär 1793 zum glühenden Napoleonsgegncr und Vaterlandsfreund wandelte und gleichzeitig als Gelehrter und Journalist auf den Ge bieten der Naturwissenschaften, der Geschichte, des deutschen Volkstums, der orientalischen Philologie und der Kirchenpolitik Bedeutendes leistete. Der erste Schaukasten enthält von Görres' Zeitschriften mehrere Nummern des revolutionären »rothen Blattes« sowie — einen be sonderen Schatz — den vollständigen »Rheinischen Merkur«: es folgen seine naturwissenschaftlichen Schriften: die Übersetzung der Fourcroy- 'schen Chemie, die »Aphorismen über die Organonomie«, »Aphorismen über die Kunst«, »Exposition der Physiologie«, sowie die Zeitschriften mit seinen medizinischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen, besonders die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, durch die er mit Goethe in Beziehung kam. In den nächsten Kästen liegen seine poli tischen Schriften vom »Allgemeinen Frieden« (1798) und den »Resul taten meiner Sendung nach Paris« (1800) bis zu den letzten Münchener Schriften. Eine Vitrine mit solchen Werken, zu denen Görres die Vorrede verfaßte, leitet über zu den Büchern des sogenannten Görres- Krcises, unter denen man Werke von Ringseis, Sailer, Diepenbrock, Brentano und die von Görres mitgegründetcn und von seincin Sohne Guido herausgegebenen »Historisch-politischen Blätter für das katho lische Deutschland« bemerkt. Die nächsten Kästen sind Görres' Schrif ten zur Romantik und den Heidelberger Jahrbüchern gewidmet. Diese Gruppe wird durch Bände der großen Ausgabe von Maria Görres abgeschlossen. Darauf folgt eine Reihe von Drucken (meist künst lerischer Art, aus der Deutschen Bücherei) der befreundeten Heidel berger Romantiker, unter ihnen solche von Achim von Arnim, Clemens Brentano und Eichendorff. Auch eine Reihe späterer gleichstrebendex Gefährten von Görres ist mit ihren Werken vertreten. Einen wei- 1S3
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