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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1926
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- 1926-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1926
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- Deutsch
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25, 30. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. drängen? Soll die Ausprägung unserer Gcistesart in unsrer Schrift nichts gelten? Sie wendet sich doch an den mächtigsten Sinn des Menschen, an das Auge, und ist unlöslich verankert im Herzen unseres Volkes. Bon wie unmittelbarer Bedeutung für die Erhaltung unsres Volkstums das ist, zeigt die Geschichte der deutschen Gemeinde Neudorf am Bug in Polen. Als unsre Feldgrauen dorthin kamen, fanden sie ein deutsches Dorf mit deut scher Schule. Diese deutsche Bauernsiedlung war aber bereits ein mal völlig verpolt gewesen, und kein deutsches Wort erklang in ihr mehr. Da wagte es ihr gleichfalls verwelschter Pfarrer — der verwelschte, gebildete Deutsche ist ja wie ein losgelassener Teufel gegen die deutsche Seele, man denke nur an die Untaten des polnischen Generalsuperintendcntcn Bursche in Warschau, der gegenüber.den deutschen evangelischen Gemeinden in Polen weder Lüge noch Raub und Rechtsbruch gescheut hat —, so wagte auch der verpolte Neudorser Pfarrer, der Gemeinde ihr polnisches evangelisches Gesangbuch in deutscher Schrift zu nehmen und cs durch ein in Lateinschrift gedrucktes zu ersetzen, und nun brach der Sturm los; dies sei das letzte Kleinod, das sie noch an ihre alte Heimat erinnere, das ließen sie sich nicht nehmen, erklärten die alten Bauern. Der erwachte Stolz wirkte weiter, die jungen Burschen holten sich ihre Bräute aus einer andern deutschen Bauernsiedlung, die ihr Deutschtum bewahrt hatte, und der Er folg war das Wiedereindringen und bald die Herrschaft der deut schen Sprache mit deutscher Schule, wie es unsere Feldgrauen in dieser Gemeinde vorsandcn. Bibel und Gesangbuch, das Gemeindeblatt, der Kalender und die tägliche Zeitung in deutscher Schrift sind die Brücken zur Hei mat, die Fahnen des bewußten Deutschtums der sich nur gar zu leicht an fremdes Volkstum Verlierenden in den sic umbrandendcn Wogen des Welschtums. Und sie sehen mit Herzklopfen auf uns, ob auch nicht wir im Reiche dieser Fahne untreu werden. Das haben die zahlreichen Einsprüche deutscher Verbände aus den Grenzgebieten, darunter, entgegen der damaligen Behauptung des Herrn vr. Strescmann, auch des »Deutsch-österreichischen Lchrcr- bnndes« mit 20 600 Mitgliedern gezeigt, als lOIl die Pctitions- kommission den Antrag beim Reichstag stellte, die Eingabe des Lateinschrisivcreins zur Abschaffung der deutschen Schrift zunächst in den vier ersten Schuljahren dem Reichskanzler zur Berücksich tigung zu überweisen. In den Grenzgebieten empfand man jenen Antrag mit Recht als Dolchstoß in den Rücken. Der Antrag der Petitionskommission des Reichstags war gar zu plump und ist damals im Reichstag mit erdrückender Mehrheit abgclehnt worden. Aber die gleichen Kräfte sind auf allen möglichen Umwegen und unter längst widerlegten Behauptungen immer wieder am Werke, ihr Ziel zu verfolgen, gerade wie unsere Feinde, die genau wissen, was das EinheitLband der deutschen Schrift für das Deutschtum überall bedeutet. Warum sonst wohl hätten die Italiener in Süd tirol und die Polen in den deutschen Schulen Poscns die deutsche Schrift verboten und die Tschechen sie verfolgt und Lateinschrift für die deutschen Ortsnamen vorgeschrieben? Auf die von deut schen Gemeinden Böhmens erhobene Beschwerde hin berief sich der Rpgierungs-Vertrcter daraus, daß innerhalb des deutschen Volkes Meinungsverschiedenheit über die Schriftfrage herrsche und deshalb eine Entscheidung hätte getroffen werden müssen, die nur der wärmsten Fürsorge für die deutsche Bevölkerung entsprungen sei! So wirkt sich unsere Zwiespältigkeit zur Zermürbung unserer entrechteten Volksgenossen aus. Müs sen wir uns erst von Ausländern über den tiefen Zusammenhang deutscher Sprache und Schrift belehren lassen? Der »Corriere della Sera« schrieb im Kriege: »Die deutschen Buchstaben sind gewissermaßen Bestandteile der deutschen Sprache. Darum Abschaffung dieses Wahrzeichens deutschen Übermutes-. Und der französische Advokat Rivet schrieb 1911 in der Pariser Zeitung ganz offen, wir sollten unsere Schrift preisgeben in Erwartung des Tages, an welchem wir auch unsere Sprache auf dem Altar der Einheitssprache opfern würden. Ähnliche Zeugnisse ließen sich zur Beschämung deutscher Instinktlosigkeit genug anführen. Die-tief innerliche Verbindung von deutscher Sprache und Schrift und den politischen Wert dieses Palladiums unsrer Volksgemeinschaft für den Neubau unseres Staates dürfen wir nicht verkennen. Bismarcks Ablehnung von Büchern in Lateindruck entsprang nicht, wie man wohl behauptet hat, nur autokratischen Neigungen, sondern scharfer Beobachtung. Eine Niederschrift Poschingers vom 26. November 1891, erstmalig von Robert Voigtländer im Börsen blatt für den Deutschen Buchhandel vom 9. Januar 1918 mit geteilt, zeigt das. Poschinger berichtet darin, als er Bismarck entschuldigend gesagt habe, er hätte sich, um seine Bismarck- Regesten überhaupt zum Druck zu bringen, der Bedingung latei nischen Druckes, die wegen des Absatzes ins Ausland gestellt sei, fügen müssen, da sei ihm der Fürst ins Wort gefallen: »Ja, der deutsche Verleger ist in einem wunderbaren Irrtum begriffen. Ein Ausländer, der Deutsch gelernt hat, kennt auch die deutschen Typen, ja es geschieht ihm gar kein Gefallen damit, wenn er ein deutsches Buch in lateinischem Druck vor sich sieht; der Engländer und Franzose wird dann stets versucht sein, die'.deutschen Worte, die im Gewände seiner eigenen Sprache vor ihn treten, englisch oder französisch auszusprechen, und wird dann nnt Ärger empfinden, daß er deutsche Worte vor sich hat. Schrift und Sprache stehen in Wechselwirkung miteinander. Und mir geht es nicht anders. Ich wäre nicht imstande, eine englische oder französische Depesche in deutschen Buchstaben zu lesen, cs würde mir in jedem Falle sehr schwierig werden«. — Wenn es hart auf hart ging, redete und schrieb Bismarck Fraktur und sorgte auch dafür, daß seine diplomatischen Noten in deutscher Schrift ab- gingen. — Als man ihm die ersten Bände der »Veröffentlichungen aus den Königlich Preußischen Staatsarchiven« in Lateinschrift ge druckt vorlegte, war er nur schwer von dem Verlangen des Neu drucks in deutscher Schrift, in der die Fortsetzung noch heute er scheint, abzubringen. Er verfügte dann aber, daß fortan jeder Benutzer der Archive einen Verpflichtungsschcin des Inhalts zu unterschreiben habe, daß er alle aus dieser Benutzung hcrvorgchcn- dcn Veröffentlichungen in deutscher Schrift drucken lassen werde. Bismarck stellte eben die politische Bedeutung des innigen Zu sammenhanges von deutscher Sprache und Schrift in seine Rech nung ein und zog daraus alle Folgen auch im täglichen Leben. Werden wir darin wieder von ihm lernen? Verhandlungen zwischen Gema und GDT. (Genossenschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte und Genossenschaft Deutscher Tonsetzer). Von H. Nau h. Irreführende Zeitungsartikel (vgl. Bbl. Nr. 17 und 19) von mangelhaft unterrichteten Personen machen cs nötig, einige Mittei lungen über die zwischen Gema und GDT. gegenwärtig schwebenden Verhandlungen zu veröffentlichen, damit nicht eine Beunruhigung in den interessierten Kreisen, speziell des deutschen Musikverlages, ge nährt wird, zu der eine Veranlassung nicht vorliegt. Was ist geschehen? Die Gema ist durch Anregungen aus dem Vorstande der GDT. veranlaßt worden, Mitglieder ihres Vorstandes und des Anfsichts- rats zu einer Besprechung mit einigen Mitgliedern der GDT. auf Be schluß des Anfsichtsrats der Gema zu delegieren. In diesen Verhand lungen sind Grundsätze besprochen worden, die den Teilnehmern ge eignet erschienen, die von allen ersehnte Verständigung zwischen den beiden Gesellschaften herbcizuführen. Diese Grundsätze sind durch Herrn Professor O st e r r i e t h dem Beirat und der Ordentlichen Generalversammlung der Genossenschaft Deutscher Tonsctzer am Sonn abend, dem 16. Januar, und Sonntag, dem 17. Januar, letzthin zur Beschlußfassung vorgclegt und mit einigen Abänderungen fast-einstim- mig angenommen worden. Uber den Inhalt dieser »Grundsätze« nähere Mitteilungen zu machen, erscheint nicht zweckmäßig, weil diese der Beschlußfassung auf Seiten der Gema noch nicht unterbreitet worden sind und selbstver ständlich in allen Einzelheiten erst von Kommissionen geprüft werden müssen, bevor sie von der Generalversammlung der Gema geprüft bzw. angenommen werden können. Es ist daher sehr bedauerlich, daß von der Gegenseite — übrigens offenbar von unbefugten und schlecht in formierten Personen — Äußerungen veröffentlicht worden sind, die dem Tatbestände nicht entsprechen. Insbesondere enthält ein Artikel in der »Vossischen Zeitung«, der auch in eine Reihe von anderen Zeitungen, teilweise ohne Quellen angabe, llbergegangcn ist, eine Anzahl von Unrichtigkeiten, die geeignet sind, den Fortgang des Einigungswcrkes zu stören, und daher hier richtiggestellt werden müssen. 129
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