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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-02-04
- Erscheinungsdatum
- 04.02.1926
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- Deutsch
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I2Z2 29, 4. Februar 1926. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. DerGroßstädter: Vas mittelmäßige Weihnachtsgeschäft ist auch auf das 8ehlen einiger wirklich guter belletristischer Schlager zurückzuführen, wenn wir nicht „Laudin und die Seinen" gehabt hätten, wäre man geradezu in Verlegen heit gewesen, was man dem Romankäufer mit gutem Geschmack hätte anbieten sollen, denn mit den vielen Übersetzungen aus dem 8ran;ösischen kann man doch eigentlich nur dem literarischen Snob kommen. Es ist doch wirklich traurig um unsere neuere deutsche Roman dichtung bestellt. Ver Provinzler: Da bin ich aber anderer Meinung. Es gibt Gott sei Vank einige recht gute jüngere Romandichter, die aber leider nicht so bekannt sind wie sic es verdient haben. Und daran sind gerade diejenigen unter uns Gehilfen schuld, denen das Sicheinfühlen in die Gegenwarts dichtung Herzenssache ist. Es ist ja so einfach und erfordert kein Nachdenken, den neuen Hauptmann, Wassermann und meinetwegen auch Zahn zu verkaufen. Die Namen kennt das Publikum und bei solch einem Verkauf riskiert man nichts. Man gewinnt aber auch nichts dabei. DerGroßstädter: Na erlaube mal, du weißt doch ebenso wie ich, daß sich die Verlagsvettreter alljährlich im Herbst die Deine ab laufen usid uns mit ihren Vorzugsangeboren über schütten. Ich verkaufe grundsätzlich nur Romane, die mindestens mit 4« Rabatt und j j/j d geliefert werden. Der Provinzler^ So habe ich es mit dem Gewinnen natürlich nicht ge meint. wir denken eben immer zuviel ans „Verdienen", aber wir sollten mehr ans „Dienen" denken. Erinnerst du dich noch des Gesprächs in prerow, wo wir zur Sommerakadcmie zusammentrafen und uns am Abend auf unserem gemeinsamen Oünenspaziergang die Löpfe heiß redeten, wie wir es beginnen wollten, um dem alten oft mißbrauchten Wort vom Buchhändler als Lulturträger neuen Inhalt zu gebend Sind wir uns nicht darüber einig gewesen, daß es unsere vornehmste Aufgabe sei, dem Buch und damit jenen geistigen Lräf- ten, die aus ihm wirken, zu dienend Und verlangt dies nicht ein Aufgeschlossensein gegenüber den Aufgaben unserer Zeit, die gerade in der neuen Roman-Dichtung ihren stärksten Ausdruck findend DerGroßstädter: Gewiß, aber sage mir doch, wie sollen wir nur aus der immer unübersehbarer werdenden belletristischen Pro duktion die wenigen Romane, auf die es ankommt, Herausfinden4 Ver Provinzler: Nun dafür hat man doch die beste Gewähr in den Ver lagen selbst, die es heute wagen, neue Romandichter herauszubringen. Ist es dir noch nicht ausgefallen, daß sich zum Beispiel der Diederichs - Verlag seit einigen Iahren für eine ganze Reihe neuer Dichter von wirk licher «Qualität mit großer «vpferfreudigkeit und Ziel bewußtheit cinsetzO Ich denke dabei in erster Linie an Lckorr'tt, von dem im Herbst ein neuer Roman „/.eSe/rostt X«tt" herausgekommen ist. Das Buch müßcst du schon deswegen lesen, weil du ein so großer 8reund von Läns' Wchrwolf bist. Oer „Leberecht Lin" das ist ein Lerl, aufrecht und stiernackig, gerade wiedein geliebter Harm Wulf im Wehrwolf. Und in dieser einfachen und geradenNaturlebtdcruraltedeutsche Sehnsuchtsdrang nach der 8erne, nach der 8reiheit, die von draußen kommen soll, und die er doch nur im Sich- bescheiden auf ein zielbewußtcs zukunftsfrohes Schaffen auf dem Heimatboden finden kann. Aber dann reißt ihn eine neue Sturmzeit wieder in seine unvergessenen deutschen Träume hinauf und die Tragik seines bewegten Lebcnsschicksals läßt ihn den «vpfertod für sein Vater land sterben. Der Großstädter; Ich glaubt dir gern, daß du von dem Buche vor Weih nachten zwei Partien abgesetzt hast, denn wenn man mit solcher Beredsamkeit von dem Buche spricht, dann steckt man auch den blasiertesten Läufer mit seiner Be geisterung an. Ver Provinzler: Nun, wenn du denn schon einmal warm geworden bist» dann will ich dich gleich noch mit einem weiteren Diede- richs-Autor bekannt mache». Hast du schon von Otto QmeftA gehört^ ich sage dir, diesen neuen Namen muß man sich merken. Sein erster großer Roman heißt „Teomckttiür ettr weißt du wer Te- mudschin ist4 Oer große Mongolenführer, den wir von der Schule her unter dem Namen Vschingis-Lhan kennen, was das Buch allein an Stofflichem bietet, ist gar nicht zu erzählen. Daneben schrumpft doch all das Zeugs, was wir unter dem Begriff Abenteurer- Roman verkaufen, zu armseliger phantasielosigkeit zu sammen. Das Heldenlied dieses Lebens beginnt in der unendlichen weite der mongolischen Steppe und führt den Eroberer zum Lampf gegen die uralte Lultur China« und gegen das niederbrechende Lalifenreich. Aber hinter diesen äußeren Lämpfen setzt immer erneut das Ringen de» Lhan ein um da» Letzte, Unbesiegliche, das dunkel geahnt hinter der besiegbaren Erscheinung steht, bis der schließlich Halbgott Gewordene im äuße ren Verzicht, in der eigenen Vernichtung es ahnt und bezwingt.
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