Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1878
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18781030
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187810308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18781030
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-30
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4322 Nichtamtlicher Theil. ^5 253, 30. Oktober. Verleger selig, sich von ihm Gesetze vorschreiben zu lassen, denn er ist sicher, das Buch zu verkaufen, und dieses Buch ist billig herzustellen, weil es in großer Auflage gedruckt wird. Schriftsteller wie die ebengenannten können also ihre Honorare zu Hundert tausenden von Francs veranschlagen. Auch ein Romanschreibcr, der bei der Menge beliebt ist, kann sich noch bedeutende Einnahmen verschaffen. Was dagegen die ge wöhnlichen guten Schriftsteller betrifft, welche tüchtigeWerke schreiben auf den Gebieten derWissenschaft, Geschichte, Geographie, des Rechts wesens, der Medicin, Literatur, also die große Majorität der Autoren, so ist ihr Erwerb ein sehr verschiedener. Sie erhalten in den meisten Fällen für jede Auflage einHonorar, welches nach demLadenpreise be rechnet ist und sich auf 5 bis 10 Procent des letzteren beläuft. Diese Verschiedenheiten richten sich ebensowohl nach dem Gegenstände des Buches als nach dem Rufe des Verfassers. So wird beispielsweise der Antheil des Autors weniger bedeutend sein, wenn der Werth des Buches hauptsächlich in kostspieligen Abbildungen besteht, die es bringt, oder wenn es ein Werk von leichter Ausführung und allgemeinem Nutzen ist, das in großer Auflage abgesetzt werden muß, und welches der Verleger ohne Unterschied an eine bestimmte Zahl von Personen absetzen kann. Dies ist der Fall bei elastischen Werken, Handbüchern aller Art und populären Schriften, die einen sehr be deutenden Theil der Pariser Production ausmachen. Es kommt sehr selten vor, daß ein Schriftsteller mehr als 10U> erhält. Jedoch bei den Werken der medicinischen Wissenschaft tritt das Bestreben ein, diese Ziffer zu überschreiten, namentlich wenn es sich um einen berühmten Autor handelt; derselbe empfängt dann wohl 12U, einige Male auch selbst 15°/L. Wir könnten sogar eine Persönlichkeit hier bezeichnen, die es durchsetzte, daß ihr 20U gewährt wurden. Bei den juristischen Werken ist dieser Satz ziemlich allgemein üblich, er wird öfter sogar überschritten: mehr als ein Rechtsgelehrter bekommt 25°ch. Auch werden juristische Bücher zu etwas theureren Preisen verkauft als die anderen, dann werden sie nur zu oft in einer Weise durch den Druck hergestellt, welche von Eleganz weit entfernt ist. Ebenso wie Werke mit Honoraren von mittelmäßiger Höhe viel zahlreicher sind als Bücher mit hohen Honoraren, so ist auch der Antheil der Verfasser meistens geringer als 10 Alle Autoren zusammengenommen dürften nicht mehr als 4 Millionen Francs jährlich erhalten. Hierzu müßte man ohne Zweifel die Honorare rechnen, welche jene Zeitschriften bezahlen, die nicht den Verlegern gehören. Im Ganzen jedoch ist eine Summe von 4 Millionen Francs jährlich als Entgelt für die intellektuelle Arbeit einer großen Haupt stadt wie Paris, das eine so zahlreiche Bevölkerung von Schrift stellern und Denkern hat — oder von Frankreich, wie man beinahe sagen darf — in der That sehr wenig. Die Lage des Schriftstellers ist in Deutschland oder England gewiß eine bessere.*) Thatsächlich jedoch ist der Nutzen der Verleger nicht so bedeu tend, wie die Verfasser dies anzunehmen pflegen. Wenn ein Werk einschlägt und schnellen Absatz findet, so ist der Gewinn allerdings beträchtlich, aber der Verlust ist es nicht minder, wenn das Buch nicht gut verkauft wird. Bei den Werken, deren Erfolg gesichert ist — es sind dies namentlich Unterrichtsbücher —, bewirkt die gegen *) Auch den vorstehenden Satz können wir nicht ohne Weiteres zugeben. Die Lage des Schriftstellers in Deutschland ist wohl ebenso vielen Schwankungen ausgesetzt wie in Frankreich. Es gibt außer ordentlich viel Bücher- und Zeitungsschreiber von der Mosel bis zur Memel, von der Eider bis zur Isar, die etwas Tüchtiges gelernt haben und doch gar nicht aus Rosen gebettet sind. Deutschland leidet an lite rarischer Ueberproduction, so daß der Absatz mehrfach stockt. — In England, wo es weit mehr Reichthum, mehr Privatbibliotheken und weniger Leihbibliotheken gibt als in Deutschland, ist dagegen die Lage des Schriftstellers gewiß günstiger als in Deutschland und in Frankreich. Ebenso werden sich die Verhältnisse in Amerika verhalten. seitige Concurrenz ein solches Sinken des Ladenpreises, daß be sonders die Höhe des Nutzens stark beschränkt wird. Es gibt der artige Werke mit großem Absatz, deren Preis so berechnet ist, daß der Verleger nicht eher auf seine Kosten kommt, als bis er 15,000 Exemplare verkauft hat, und bei dem er weiß, daß hierzu mindestens 8 oder 10 Jahre erforderlich sind. Wir könnten hierfür mehr als ein Beispiel anführen, allein man wird begreifen, daß das indiskret sein würde. Innerhalb der Grenzen, welche einen allgemeinen Satz in diesem Falle aufzustellen erlauben, kann man sagen, daß die Her stellungskosten eines Buches in Paris gewöhnlich die Hälfte oder zwei Drittel jenes Betrages ausmachen, der sich nach dem Absatz der ganzen Auflage ergibt. Es wäre ohne Zweifel sehr hübsch, ein Drittel zu gewinnen, wenn man nur sicher wäre, alle Exemplare zu verkaufen. Allein dies ist gewöhnlich nicht der Fall. Der Verlags buchhandel hat mehr Gefahren zu bestehen als irgend ein anderer Industriezweig, und wenn er sich entschließt, unbeliebt gewordene oder verkannte Autoren zu besolden, so muß er dies bisweilen zu Preisen thun, welche die unternehmendsten Käufer von neuen Sachen in Erstaunen setzen würden. Er bedarf also einer hohen Versiche rungs-Prämie für die Fälle des Risicos, die ebenso häufig wie ver derblich sind. Mit anderen Worten: es ist nothwendig, daß die guten Geschäfte die schlechten mit bezahlen, welche alle menschliche Klugheit nicht im Stande ist bei solchem Anlaß zu vermeiden. Bei einem gut geleiteten Gesammtumsatz von Geschäften darf ein Verleger nicht aus viel mehr als 10—12 Procent Nettogewinn rechnen, nachdem er seine allgemeinen Unkosten abgerechnet hat, welche mindestens den gleichen Betrag erfordern. Die Pariser Verleger sollen hiernach etwa 6 Millionen Francs zusammen verdienen. Man sieht, daß der Antheil des Buchhändlers an dem erzielten Gewinne thatsächlich nicht viel größer ist als jener der Autoren. Das Studium eines Industriezweiges würde unvollständig sein, wenn man nicht von seinem Absatz in das Ausland spräche. Frankreich führt alljährlich Bücher im Betrage von 15 Millionen Francs aus. Diese Werke stammen nicht sämmtlich von Pariser Verlegern, denn es befinden sich unter denselben beispielsweise Religionsbücher oder Kalender, die in der Provinz erschienen sind. Die literarische Einfuhr ist dreimal geringer: sie überschreitet 4 Millionen Francs, ohne jemals 5 zu erreichen. Unser bester auswärtiger Kunde ist Belgien, welches den vierten Theil unserer Ausfuhr erhält. Die Schweiz übernimmt da von den zehnten Theil, zweifellos für ihre Bewohner, welche fran zösisch sprechen. Aber nach Belgien ist Deutschland unser Haupt käufer, der den siebenten Theil des ganzen Exports verbraucht; England bezieht etwas weniger, und Italien, das sich zum großen Theil von unseren Büchern geistig ernährt, kauft gleichwohl deshalb noch nicht die Hälfte von dem, was Deutschland uns abnimmt. Diese Thatsache hat eine hohe Bedeutung. Sie beweist, daß der französische Einfluß auf die Welt der Intelligenz selbst jenseit des Rheins nicht nachgelassen hat. Unsere Romanschriftsteller und unsere Dichter haben stets das Vorrecht, überall die Phantasie zu entzücken und die Gemüther zu bewegen; unsere Gelehrten büßen nichts von ihrer Autorität ein und unsere Kunstsachen fahren fort, sich im Auslande besser zu verkaufen als bei uns selbst. Eine Prüfung der in Frankreich eingeführten Bücher ist nicht weniger lehrreich. Die Hälfte dieser Werke ist in französischer Sprache gedruckt, Belgien versieht uns mit mehr als der Hälfte dieser Einfuhr, auch die romanische Schweiz schickt uns hiervon ein gewisses Quantum. Die übrigen Bücher kommen aus solchen Ländern, in denen die französische Sprache nicht das nationale Idiom ist, die sich jedoch unserer Sprache wie eines kosmopolitischen Idioms bedienen. Dies ist besonders häufig in Skandinavien,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder