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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1878
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- 1878-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1878
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- Deutsch
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4160 Nichtamtlicher Theil. 245, 21. Actoüer. besser. Nur könnte sich dann leicht ein anderer Uebelstand Heraus stellen, nämlich der, daß ein und dieselben Zierathen sich in den Ver lagsartikeln desselben Verlegers zu oft wiederholten. Wenn man bedenkt, daß einerseits doch jeder Verlag eine mehr oder minder bestimmte Richtung hat, andererseits der Einzelne aus dem Publi cum in ebenso bestimmter Richtung Bücher kauft, so ist die fatale Wahrscheinlichkeit, daß eine größere Anzahl gleichartig ausgestattetcr Bücher in den Besitz eines einzelnen Käufers gelangen, am Ende größer, wenn der Verleger als wenn der Drucker die Stöcke besitzt, wiewohl auch wieder nicht zu übersehen ist, daß ein Verleger in der Hauptsache immer bei ein und derselben Druckerei arbeiten lassen wird, auf diese Weise also dieselbe Monotonie zu befürchten ist. Doch wozu diese müßigen Grübeleien? Das Beste wäre, wenn Drucker und Verleger, anstatt auf einander zu warten, sich gegen seitig frisch in die Hände arbeiteten. Auf jeden Fall läßt das bisher in dieser Richtung Geleistete, mit wenigen Ausnahmen (zu denen in erster Linie die entzückend schönen, von Thiersch ge zeichneten Kopfleisten in Spemann's Almanach „Kunst und Leben" gehören), noch viel zu wünschen übrig. Den Künstlern, an die man sich gewandt hat, sind die Natur und die Bedingungen der ihnen gestellten Aufgaben vielfach ganz fremd gewesen; es gilt, vor allen Dingen wieder Künstler für diese Aufgaben heranzuziehen. Hierzu aber wird Butsch's Ornamentenwerk von nun an die unumgängliche Grundlage und den selbstverständlichen Ausgangspunkt bilden müssen. Nicht als ob die von Butsch veröffentlichten Ornamente direct für unsere heutigen Zwecke zu copiren wären — diesem viel fach verbreiteten Mißverständniß, dem wir bloß archaistische Experi mente verdanken würden, möge hier nochmals ausdrücklich entgegen getreten werden. Zu lernen ist aus jedem Blatte, direct zu ver wenden ist kaum ein einziges. Ein prächtiges Wort Lessing's könnte mit Fug und Recht als warnendes und mahnendes Motto auf dem Titelblatte von Butsch's Ornamentenwerk stehen. Als Lessing gegen über der blinden Nachahmung der französischen Tragödie zuerst wieder auf das hohe Muster Shakespeare's hinwies, warnte er doch zugleich, als ob er die Excentricitäten der Sturm- und Drangzeit vorausgesehen hätte, vor einer directen, äußerlichen Nachäfferei Shakespeare's. Da heißt es in der „Hamburgischen Dramaturgie": „Was man von dem Homer gesagt hat, es lasse sich dem Herkules eher seine Keule als ihm ein Vers abringen, das läßt sich voll kommen auch von Shakespeare sagen. Er will studirt, nicht geplün dert sein." Diese letztere Mahnung wird überall da am Platze sein, wo es darauf ankommt, einen gesunkenen Kunstgeschmack an älteren Mustern zu beleben und wieder aufzurichten. Wie man sie als Ueberschrist über unsere ganze kunstgewerbliche Bewegung setzen könnte, so gilt sie auch von Butsch's Sammlung: Sie will studirt, nicht geplündert sein. Im Anschluß an Butsch's Ornamentenwerk sei es gestattet, die Aufmerksamkeit der Herren Verleger noch auf eine zweite Publi kation zu lenken, die bei den gegenwärtigen Bemühungen um Geschmacksverbesserung im Buchgewerbe einflußreich zu werden ver spricht: die von Gustav Fritzsche herausgegebenen Entwürfe zu Büchereinbänden.*) Von dem, was die Buchbinderei in den letzten Jahren geleistet hat, gilt ungefähr dasselbe, wie von den typographischen Leistungen: Ueberall Rückkehr zu größerer Solidi tät, im Geschmack aber fast ebensoviel Rathlosigkeit wie guter Wille. Man möchte manchmal fragen: Gibt es überhaupt Niemanden, der eine Buchdecke zu zeichnen versieht, oder haben die Verleger nur immer das Unglück, in falsche Hände zu gerathen? Aus der aller *) Noäsrae Laellsiubäiiäs. LasnaluiiA Künstler! sabsr Ori- ^inal-Lntvürks rnr Orvninsntirnnz von Lnebäseken. tlit LeitiÄAön von ^eekerleiv, Lenser, Lutlunsr, 2nr Ltrassso, Iberer etc. ete. beravsßexebsn von Unstav Lritrsvbs, öuvlrbinäerinsistkr in Leixriß. LehoLg 1878, 8. Lrit^svbs. llkt. 1—3. rohesten Geschmacklosigkeit, ganze Bilder, Landschaften, dramatische Scenen und Aehnliches gleichsam als Textillustrationen auf den Buch einband zu prägen, kommen wir zwar langsam heraus; aber auch in Leistungen, die sich vernünftiger Weise an das rein Ornamentale halten, erlebt man doch noch täglich die seltsamsten Dinge. Motive, die einem ganz anderen Zweige der Technik angehören, werden blindlings auf den Bucheinband übertragen, oder, was noch gewöhn licher, aber noch schlimmer ist, die heterogensten Schmuckformen — Geometrisches, Kalligraphisches, stilisirt und naturalistisch Pflanz liches, Heraldisches, Architektonisches u. a. — werden zusammen gefügt und auf einer Fläche vereinigt. Stillosigkeit und Stil mengerei, wohin man sieht. Denn das Kriterium des Stilvollen und Stillosen liegt nicht, wie Viele zu glauben scheinen, darin, ob ein Entwurf von der betreffenden Technik ausgeführt werden kann oder nicht — ausführbar sind schließlich auch die größten Geschmacks widrigkeiten —, sondern ob er deutlich und sprechend im Sinne und Geiste der Technik concipirt ist, in der er ausgeführt werden soll. Das kann man aber von den allerwenigsten Erzeugnissen unserer Buchbinderei sagen, selbst von den Einbänden der sogenannten Prachtwerke nur höchst selten. Der Herausgeber und Verleger des vorliegenden Werkes, Hr. Buchbindermcister Fritzsche in Leipzig, der, solange überhaupt die jetzigen Bestrebungen für Hebung des Buchgewerbes bestehen, mit ebensoviel Einsicht und Consequenz wie Uneigennützigkeit für diese Bestrebungen thätig gewesen ist, hat eine Anzahl tüchtiger künstle rischer Kräfte gewonnen, um im Verein mit ihnen seinen Berufs genossen ebenso wie dem Verlagsbuchhandel nach und nach eine Reihe wirklich correct und stilvoll empfundener Vorlagen für Buch einbände zu schaffen. Und soviel ist wohl klar, daß, wenn auf ir gend eine Weise eine Besserung erzielt werden soll, es am ehesten dadurch geschehen kann, daß ein hervorragender Fachmann mit ein sichtsvollen Künstlern sich verbindet. Die ersten erfreulichen Resul tate dieser Verbindung liegen vor. Fritzsche's Unternehmen, von dem bis jetzt drei Hefte ä 6 Blatt erschienen sind, bietet eine statt liche Reihe stilvoll entworfener Buchdecken, Entwürfe, die nicht bloß sämmtlich mit vollem Verständniß für das technisch Ausführbare und Wirksame componirt sind, sondern dem Gewerbe auch fast durch weg schöne und würdige Aufgaben stellen. Auf eigentliche Pracht bände ist es dabei weniger abgesehen; im Gegentheil, es sind Decken von mäßigen Formaten und neben kostbareren auch einfachere, die hier vorgeführt werden; die graphische Darstellung der Ent würfe aber (in Buntdruck) ist bei allen derart, daß sie direct zur Ausführung verwendet werden können. Prof. Reuleaux, dem Hr. Fritzsche seiner Zeit das erste Heft seines Unternehmens zur Begutachtung übersandt hatte, hat an den darin veröffentlichten Entwürfen eine Ausstellung gemacht, die der Herausgeber ehrlich genug gewesen ist, im zweiten Hefte seiner Publication wörtlich zum Abdruck zu bringen. Sie gilt allerdings nicht speciell diesen Entwürfen, sondern vielmehr einem in unserer jetzigen Buchbinderei allgemein verbreiteten Mißbrauche. Und dieser besteht darin, daß selbst bei gewöhnlichen Büchern kleineren Formates, die auf die Bezeichnung „Prachtwerke" keinen Anspruch erheben, die nicht zum Aufliegen auf dem Tische des Salons, son dern einfach zum Einstellen im Bücherbret bestimmt sind, doch der Buchtitel außer auf dem Rücken, wo er hingehört, auch noch auf der oberen Einbanddecke angebracht ist. Abgesehen von der prin zipiellen Verkehrtheit, die darin liegt, das Titelblatt, das doch schlechterdings zum typographischen Theile des Buches gehört, auf der Hülle des Buches gleichsam zu wiederholen, einer Verkehrtheit, die sich eben nur bei Büchern, welche als halbe Decorationsstücke dienen, allenfalls entschuldigen läßt und die der Buchbinderei der besten Zeit fast gänzlich unbekannt ist, wird auch das Ornament der
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