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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1926
- Strukturtyp
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- 1926-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1926
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- Deutsch
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^ 33. 9. Februar ISS«. Redaktioneller Teil. büchern, Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde und anderem, zuzuwenden. Auch das erste Erscheinen des so ungemein erfolgreichen Werkes über Elektrizität von Graetz, zu dem ich per sönlich di« Anregung gegeben habe, fällt ln diese Zeit. Me siebziger und achtziger Jahre bildeten eine Periode em sigsten Schaffens in harmonischer Zusammenarbeit mit meinem Vater, eine Periode, wie sie nicht befriedigender zu denken ist und auf die ich mit Stolz und Freude zurückblicke. In das Jahr l878 fällt meine Verheiratung mit Julie Göpel, der jüngsten Tochter des Verlagsbuchhändlcrs Karl Göpel. War diese Ehe auch nicht mit Nachkommenschaft gesegnet, so war doch das auf gegenseitiger Liebe und auf vertrauensvoller Achtung gegründete Verhältnis zwischen mir und meiner lieben Frau überaus innig, und ich verdanke dem Zusammenleben mit ihr nicht nur geistige und gemütliche Förderung im reichsten Maße, sondern auch geschäftliche Anregung und Hilfe. Wie oft kam ich durch Aussprache mit ihr in schwierigen Fragen zum Entschluß, und wie wertvoll war mir ihr gebildetes, sicheres Urteil in litera rischen Dingen bei der Auswahl für meine Romanbibliothek! Ihrem Rate ist es auch zu verdanken, wenn ich mich für die Herausgabe der Trineschen Schriften in deutscher Sprache ent schied und damit einen großen und nachhaltigen Ersolg erzielte. Pflegtet, wir in der ersten Zeit unserer Ehe eine sehr rege und ausgebreitste Geselligkeit, so zwang uns später ein chronisches Leiden meiner Frau, fast ganz daraus zu verzichten und nur noch mit wenigen, worunter der uns eng befreundete Dichter Eduard Paulus und seine ihm kongeniale Frau besonders hervorzuheben sind, aber darum um so inniger zu verkehren. Je enger sich des Lebens Kreise zogen, desto inniger schlossen meine Frau und ich uns aneinander, und auf die bewegten Jahre froher Geselligkeit folgten solche beschaulicher Zurückgezogenheit und geistiger Ver tiefung. Als ich durch Unfälle und Krankheit wiederholt schwer dar- nisdcrlag, war mir meine Frau eine treue Pflegerin, wiewohl ihr leidender Zustand ihr dies aufs äußerste erschwerte. Im Jahre 1890 zog sich mein Vater, zwciundsiebzigjährig, doch noch körperlich und geistig rüstig, vom Geschäft zurück, und nun hieß cs, auf eigenen Füßen stehend, weiterzubauen. Bald daraus erforderten der Aufschwung und die Ausdehnung des Verlags die Errichtung eines eigenen Hauses, das in zweck mäßigster Weise den Bedürfnissen meines Geschäfts angepaßt wurde. Nachdem es gelungen lvar, meine materielle Grundlage ge nügend zu sichern, und ich an Herrn Paul Schumann, meinem späteren Teilhaber und Nachfolger, einen tüchtigen und zuver lässigen Mitarbeiter gewonnen hatte, durfte ich auch daran denken, einen Teil meiner Zeit und meiner Kraft dem Gemeinwohl zu widmen. Im Jahre 1887 wurde ich in den Vorstand des Stutt garter Verlegervcreins berufen, und kurz darauf nahm ich eine Wahl in den Bütgerausschuß meiner Vaterstadt an. Vom Jahre 1891—1897 stand ich an der Spitze des Süddeutschen Buchhändler- Vereins, in welche Zeit dessen Mjähriges Jubiläum fiel, 'das in besonders festlicher Weise begangen wurde. Von 1892—1894 gehörte ich dem Rechnungsansschuß des Börsenvereins an, dessen zweiter Schatzmeister ich 1894 wurde, und 1897, nach dem Tode Arnold Bergsträßers, hätte ich die hohe Ehre, zum Ersten Vor steher des Börsenvereins gewählt zu werden, welches Amt ich bis zum Jahre 190l bekleidete. Ein tiefer Schatten fiel auf die für mich so erfreuliche Wahl, indem mein geliebter Vater wenige Tag« zuvor aus dem Leben schied, nicht ohne sich noch über die mir bevorstehende Ehre gefreut zu haben. Als ich mein Amt als Erster Vorsteher des Börsenvereins antrat, war die Frage des Kundenrabatts, die viele Jahre lang im Vordergrund gestanden hatte, soweit geregelt, daß meine Haupt aufgabe darin bestand, die Durchführung der betreffenden Satzungsbestimmungen zu überwachen, eine Aufgabe, die ange sichts der zahlreichen Firmen, die sich offen oder heimlich wider setzten, viel Arbeit und Kopfzerbrechen machte; doch darf ich be kennen, daß ich meinem Nachfolger das Feld im wesentlichen ge reinigt übergeben konnte, war doch sogar diejenige Firma, die am meisten gegen den Stachel gelockt hatte, schließlich kirre ge worden. Ganz besonders lag mir am Herzen, das Verhältnis zwischen dem Börsenvcrcin und i>en Berliner Kollegen, das seit dem Kon flikt zwischen Parey und Kröner ernstlich getrübt war, wieder freundlicher zu gestalten und damit die erneute Teilnahme Berlins an unseren Bestrebungen herbeizusühren. Daß dies über Er warten gelungen ist, sodaß in der Folge Berliner Kollegen wieder in den Vorstand eintraten, buche ich mit freudiger Genugtuung in mein Haben. Bon 1904—1909 hatte ich die Ehre, an der Spitze des Deut schen Vcrlegcrvercins zu stehen, der mich nach meinem Rücktritt zu seinem Ehrenmitglied ernannte. Auch außerhalb des Buchhandels bekleidete ich verschiedene Ehrenämter. Unter anderm wurde ich 1893 in die Stuttgarter Handelskammer, 1897 in das Vorsteherkollegium der Württem- bergischen Sparkasse und 1901 zum Zweiten Vorsteher des Würt- tembergischen Goethebundes gewählt. Alle diese Ämter gewährten mir große Befriedigung und anregendsten Verkehr mit hervorragenden Berufsgcnofsen und Männern der verschiedensten Lebensstellung, aber auch ein Maß von Arbeit, das fast über meine Krast ging, zumal da auch mein ausgedehntes Geschäft, insbesondere die von mir allein besorgte Redaktion meiner Romanbibliolhct, mich von früh bis spät in Atem hielt. Nur durch strengstens durchgeführte Zeiteinteilung und Zuhilfenahme der Nachtstunden gelang es mir, allen An forderungen gerecht zu werden und auch noch so viel Zeit zu er übrigen, um durch tägliche Waldspazicrgänge und längere Er holungsreisen meine Kräfte zu erhalten. Zu den schönsten Erinnerungen meiner Vereinstätigieit zählen die Tagungen des Internationalen Verlegerkongresses (1896 Paris, 1897 Brüssel, 1899 London und 1901 Leipzig), denen ich als Ehrenpräsident beiwohnen durfte und die nicht nur eine Fülle von interessanten Eindrücken, sondern auch wertvolle Beziehungen zu den führenden Verlegern des Auslandes mit sich brachten. Im Jahre 1901 war es mir vergönnt, der Stuttgarter Volks- bibliothck ein Gebäude zu stiften, was mir zu freudiger Genug tuung gereicht. Als ich nach und nach die Last der Jahre zu spüren begann^ entschloß ich mich 1910 schweren Herzens, meiner mir so sehr ans Herz gewachsenen Geschäftstätigkeit 'zu entsagen, und trat mein in blühendstem Zustande befindliches Verlagsgcschäst an meinen langjährigen Sozius, Herrn Paul Schumann, ab, der es seither im Verein mit Herrn vr. Adolf Spemann erfolgreich weiterführt. Wurde es mir auch anfangs sehr schwer, die Ereignisse im Buchhandel untätig, gewissermaßen nur noch als Zuschauer von einem Parkettsitze aus, anzusehen, so fand ich mich doch bald um so leichter darein, als mir meine Ehrenämter noch immer ein reiches Feld der Betätigung boten und ich in der Beschäftigung mit der Literatur einen Ersatz fand. Stuttgart, Dezember 1913. Carl Engelhorn. Im Herbst 1916 wurde Carl Engelhorn zum Geheimen Kom merzienrat ernannt. Am I. März 1919 beging er in aller Stille die Feier seines 70. Geburtstages. Die Hauptversammlung zu Kantate desselben Jahres ernannte ihn daraus als einen der Vollender des Reformwerkes Adolf Kröners zum Ehrenmitgliede des Börsenvereins. Das Protokoll bemerkt dazu: »Engelhorn ganz persönlich ist die Berlegererklärung vom 2. Dezember 1900 zu verdanken, wonach diese Berufsgenossen sich verpflichteten, Mit glieder, die die Bestimmungen des Börsenvereins über den Laden preis nicht einhalten, aus ihrem Verein auszuschließen oder ihnen überhaupt nicht mehr oder nur zum Ladenpreise zu liefern. Auf seinen Einfluß als Erster Vorsteher des Börsenvereins und Zwei ter Vorsitzender des Goethe-Bundes ist es ferner zurückzuführen, daß die Gefahren abgewendet wurden, die durch die ,Lex Heinzp dem Buchhandel drohten«. Den Standpunkt des Buchhandels in dieser letzteren Frage hatte Carl Engelhorn in der Gründungs versammlung des Goethe-Bundes am 2k>. März 1900 in Berlin dahin gekennzeichnet: 175
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