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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1886
- Sprache
- Deutsch
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protestantische Schweitz, die mit dem allgemeinen Buchhandel in Verbindung standen, waren Oasen in der Wüste. — Ans Wien kamen nur zwei Handlungen nach Leipzig. Wie es jetzt anders steht, zeigt das BuchhändlcrVerzeichniß, Leipzig bei Müller, welches überhaupt ein bcachtcnswcrthes geographisch-statistisches Aktenstück der deutschen Literatur abgiebt. So gewiß man zugestehcn muß, daß derzeit die sogenannte schöne und die fürs große lesende Publikum bestimte Literatur, im Verfall und meist in schlechten Händen ist, so sicher kann man behaupten, daß ein echt und ernstes wissenschaftliches Streben, Forschen, Arbeiten und Bearbeiten sich in imer umfassendern wachsenden Gedeihen befindet und zwar geschlossen in deutscher Art durch die ganze Nation. Jeder Versuch die deutsche Literatur in eine Zweiheit oder in mehrere Kreiße zu trennen, wird mißlingen, so auch beim Buchhändlerverein. Wohl aber können in Frankfurt a/M und in Nürnberg secun- daire Vereine zur Erleichterung der Geschäfte und Förderung des Vertriebes gestiftet werden, und sind es gewissermaßen schon, indem viele Handlungen für Spedition daselbst Comissionen haben. Vortheilhaft wäre vielleicht auch in Nürnberg Lager von gewissen Werken zu halten. Nimmer aber werden dadurch Süd- u. Wcst- Deutsche Buchhändler der Nothwendig'keit enthoben werden, im Leipziger Messverein zu stehen und von Zeit zu Zeit die dortige Messe zu besuchen. Das Projekt eine Süddeutsche Messe zu stiften, rührt vom verstorbenen Schlichtegroll*) her, der sich damit dem damaligen Kronprinzen, der Nürnberg liebt, angenehm machen wollte. Die Nürnberger Stadtbehördeu und Buchhändler mußten Bericht, mehrere Ministerial-Räthe Gutachten deshalb geben. Von diesem Allen besitze ich Abschriften und bin genau unterrichtet, da Schlichtegroll bey seiner Anwesenheit in Gotha 1823 niit mir darüber berathetc. Wenige Monate darauf starb er und das Projekt ruhte. Möglich daß man's wieder aufgefaßt hat — aber nicht einmal zum secondairen Geschäftplatz möchte jetzt Nürnberg geeignet sehn, da die dortigen Buchhandlungen, ihrem Verlag, Vertrieb und der Persönlichkeit der Besitzer nach, wenig von Bedeutung sind. 2) Nach Ihrer Angabe soll Hrr. v. Oottu beabsichtigen den Sitz des deutschen Buchhandels von Leipzig nach Naumburg zu ziehen. Was kann dieser Mann als Baicrscher Patriot damit bezwecken? — Die sechs Meilen weiter nach Westen können kein Gegenstand sehn. Er müßte damit dem Preußischen Gouvernement dienen wollen, welches allerdings solchen Entwurf hegen kann, wofür nicht Geringes spricht. Allgemein anerkannt wird: Daß in Preußen die Wissen schaften, Schulen, Universitäten kräftig unterstützt werden — daß man des Beistandes sicher sehn kann, wenn es der Förderung der Kultur gilt — daß durch die ganze Monarchie ein reges wissenschaftliches Streben verbreitet ist; — jeder Verleger wissen schaftlicher Werke weiß, daß mehr wie die Hälfte seines Ver triebes im Preußischen besteht — und somit entsteht bey Jedem der die Literatur betreibt die Geneigtheit mit den Geschäften zu diesem Staate sich zu wenden. — Naumburg liegt in der Mitte Deutschlands an der größten Landstraße; die dortigen Somermcsseu fallen in geschästsfreye bequeme u. angenehme Monate, u. s w. *) Friedrich, eigentlich Adolph Heinrich Friedrich Schlichtegroll, war bis zu seinen! im Jahre 1822 erfolgten Tode Direktor und General sekretär der Akademie der Wissenschaften in München. Perthes läßt ihn irrtümlich erst 1828 sterben. Pergl. über das Projekt einer Nürnberger Buchhändler Messe Börsenblatt Nr. 10S. Dennoch halte ich solche Abziehung von Leipzig, noch ans lange Zeit für unausführbar. An Leipzig fesseln die ungeheuren nicht transportabeln Bücherlager Auswärtiger — der zahlreiche wichtige Leipziger Verlag selbst — die große Anzahl der dortigen Handlungen, erforderlich zum Commissions-Geschäft— der Wechsel- Platz der Messe, wogegen die Naumburgcr Jahrmarkt ist — die Gewohnheit u. s. w. Erinnern Sie Sich des Campe Viewegschcn Projektes die Buchhändler Messe nach Braunschweig zu ziehen — cs verschwand in Nichts —. Obwohl die Gefahr, daß Leipzig die Buchhändler Messe verliere, weit entfernt scheint, so kann man in unserer Zeit doch keine Umwandlung für unmöglich erklären und deshalb möchte erforderlich sehn, daß das K. Sächsische Gouvernement dem Buch händler-Verein besondere Aufmerksamkeit u. Pflege gönnen wolle um so mehr, da bey jetzigem Stande der dortigen Messe über haupt, jene keine geringe Nebensache mehr ist. Vielleicht ernähren sich 8 bis 10,000 der vierzig tausend Bewohner Leipzigs vom literarischen Verkehr: Schriftstellereh, Buchdruckereh, Schriftgießerei, Kupfer-Stecher n. Drucker, Lytho- graphen, Buchbinder, Papierhändler, Wachsleinen-Fabrikanten pp. Sechzig Buchhandlungen mit Personal i diese würden sogleich nach Verlegung der Messe sich auf 10 bis 20 vcrmindcrnj; — Geld geschäfte und Spedition — die große Summe der Miethe der Bücherlager Auswärtiger — der Besuch der Messe von einigen Hundert Personen die nur zu reichlich verzehren — Meßhelfer u. s. w. Die Wichtigkeit für Leipzig springt in die Augen. Ein Stapelplatz überhaupt bedarf einer geregelten Ordnung — der des Buchhandels eine solche in kaufmännischer und lite rarischer Hinsicht — einer Behörde die die Comissionaire — das Speditions- und Auslieferungs- das Geld-Geschäft im Auge habe und wo speciell Recht, Rath u. Auskunft zu erlangen ist; — einer Behörde die wachsam sey auf die Unbilden, Täuschungen, Gaunereien die bey der Fabrikation u. dem Betrieb der Bücher- Waaren vorkomen — auf die NachdruckAngelegenheit pp. Hiezu ist durch die höchst weise Verordnung von 1772 ein trefflicher Grund gelegt*) — allein, seitdem fehlte es am treibenden Princip. Es wurde den Buchhändlern mit überlassen fortzubaueu. Bey diesen hat es nun niemals an Geschäftskenntniß u. gutem Willen gemangelt — allein auch das beste Material erfordert einen dirigirenden Baumeister blU. Als Beispiel: In Ham burg waren vor dem letzten Receß Rath und Bürgerschaft in so leidenschaftlicher Reibung, daß eine Kaiserl Commission hinzu treten mußte. Das gesamte Material zu der jetzigen trefflichen Verfassung lag in Geist und Erfahrung der Hamburger aber es konte keine Gestaltung finden — ein Ordner und Bestimmer mußte kommen und Hamburgs Schutzgcist wurde ein Aristokrat, der Kais. Comissair Graf Schönboru. Er stellte eine so rein demokratische Verfassung auf, wie sie kein Frehstaat des Alter thums besessen hat. Schönborns Weisheit erkannte aber auch die Nothwendigkeit, daß zur Bewahrung der Freyheit, ein mon archisches Princip erforderlich sey: er gab dem Senat die Initiative und überließ die Wahl zu Rath nicht den stürmischen Volksversamlungen. Beides sehr gegen die Theorie der Demo kratie, u. doch grade dadurch besteht bis heute die Hamburger. — Die Anwendung auf unsere Buchhändler-Republik ist leicht. Vor vier Jahren wurde ein starker Anlauf zu besserer Ordnung genomen — in einer allgemeinen Versamlung, wobei *) Das von Perthes gemeinte wichtige Bücher-Mandat ist vom 18. Dezember 1773, nicht 1772. Es steht in der zweiten Fortsetzung des s'yünx /-uHNötans. Abteilung l. Seite 39 sj,
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