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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3226 viirlcndlarl I. d. LliLi,. vr,»Handel Nichtamtlicher Teil. ^ 128, 4. Juni 1lv8. gend erprobte Untersuchungen, nicht hinlänglich kontrollierte oder vereinzelte Beobachtungen zum Druck zu bringen, mehr als wünschenswert hervor. Es kann ferner nicht als angängig erscheinen, daß über ein neues Mittel, eine neue Untersuchungs- oder Behandlungsmethode sozusagen sämtliche Krankenabteilungen Deutschlands ihre Erfahrungen veröffent lichen; ist einmal durch eine Reihe von Aufsätzen ein Resultat festgestellt, so sollten nur wesentliche Erweiterungen oder gegensätzliche Erfahrungen zur Publikation gelangen. Ein und dieselbe Mitteilung sollte auch nicht, wie es noch immer geschieht, zu wiederholten Malen erscheinen: in einer Dissertation, in einem Zentralblatt, als Vortrag in einer lokalen Gesellschaft und auf einem Kongreß, womöglich auch noch auf einem internationalen Kongreß!*) Und dann der U m f a n g d e r A r b e i t e n! In Wievielen Aufsätzen wird dem Leser ein unheimlich tiefer Einblick inden ganzen Weg, den der Verfasser bei seinen Studien zurückgelegt hat, zugemutet: Die ganze »Prähistorie« des Themas, jede Abhandlung, die der Autor stu diert hat, jedes noch so nebensächliche, auch negative Experiment, alle Versuchsprotokolle, alle Krankengeschichten werden mit größter Vollständigkeit von diesen »Über-Exakten« mitgeteilt. Und so kommen jene schrecklichen »Bandwürmer« zustande, die sich Spalte auf Spalte, Nummer auf Nummer der Zeitschrift fort- setzeu: eine Last für die Redaktion, ein Ballast für den Leser. Hier müssen die Autoren mehr Selbstzucht erwerben und das Wort »In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister« verstehen und verwirklichen lernen. Wer von den Lesern nach drei gleichen Krankengeschichten nicht von der Richtigkeit der Beobachtung überzeugt ist, der ist auch nicht durch zwei Dutzend zu belehren; und dasselbe gilt für die Versuchsprotokolle. Die Literatur sollte nur da angeführt werden, wo sie für die Begründung des Themas und das Ver ständnis unerläßlich i st. Alle diese Mahnungen gelten ganz besonders für die Publikationen in den W o ch e n s ch r i f t en. denn diese sind immer in erster Linie Organe für die Praktiker, welche nicht die genügende Zeit haben, um sich durch seitenlange Exkursionen durchzuarbeiten, sondern die eine mit vollem Recht möglichst kurze und Präzise Auseinandersetzung und Belehrung verlangen. Aber auch die Archive sind nicht mehr in der Lage, monographische Abhandlungen aufzunehmen, und so hat not gedrungen das Deutsche Archiv für klinische Medizin im Märzheft dieses Jahres erklärt: »Im Interesse rascher Drucklegung der Arbeiten ist möglichste Kürze der Darstellung geboten. Historische Auseinandersetzungen sind tunlichst zu vermeiden und jedenfalls auf ein Mindestmaß zu beschränken«. . Nun fordert freilich F. v. Müller die Redakteure auf, Zensur zu üben und sowohl die Spreu vom Weizen zu sondern, als auch auf Kürzung zu drängen. Allein — Herr v. Müller ist selbst Redakteur des Deutschen Archivs für klinische Medizin und wird die Schwierigkeiten, sein Postulat durchzuführen, schon »am eigenen Leibe« erfahren haben. Wieviel Autoren lassen sich eine Kürzung ihrer Arbeiten gefallen? Halten nicht vielmehr die meisten jedes Tüpfelchen auf dem i für einen integrierenden Bestandteil ihrer Abhandlung und betrachten jeden Abstrich als eine Verstümmelung, jeden redaktionellen Vorschlag dazu als ein Orimeu lassas majsstatis? Als ich jüngst auf einem Kongreß bei einem sehr langen Vortrag einem neben mir sitzenden *) Bei manchen ausländischen Kollegen hat sich auch die Unsitte eingebürgert, daß sie ihre Arbeiten sowohl in ihren einheimi schen wie in deutschen Journalen veröffentlichen. Sind schon der artige Wiederholungen in der internationalen Literatur an sich ein Übel, so muß energisch dagegen Verwahrung eingelegt werden, wenn sie ohne Information der betreffenden Redaktionen stattfinden und so die Redaktion eines deutschen Journals die unliebsame Tatsache konstatiert, daß ein ihr zur Veröffentlichung übergebener Aufsatz eines ausländischen Kollegen vorher oder gleichzeitig in einer Zeitschrift seines Vaterlandes erscheint. Professor, der über die Weitschweifigkeit des Redners klagte, scherz haft bemerkte, manches Referat würde gewinnen, wenn es vor dem Vortrag erst einem erfahrenen Redakteur vorgelegt würde, erwiderte der Kollege mit anscheinend echter Entrüstung: »Wie? Sollen sich auch noch die Ordinarien der Zensur der Redak tionen unterwerfen?« Nun, bekanntlich ist Wagner im »Faust« der Meinung, beim Vortrag könnte »ein Komödiant einen Pfarrer lehren«; und so dürfte unter Umständen ein guter Redakteur die Form eines Aufsatzes oder Vortrages besser be urteilen können, als der Verfasser, selbst wenn er zu den Ordinarien gehört. Leichter fast ist es für den Redakteur, der anderen Forderung v. Müllers gerecht zu werden und Ungeeignetes abzu lehnen. Nicht wenige Autoren sind freilich der Meinung, daß die Redakteure die bei ihnen eingehenden Manuskripte über haupt nicht oder doch nur selten lesen. Sie halten die Redaktion lediglich für eine Art Registratur, für eine rein formale Durch- gaugsstation zur Druckerei, die eigentlich überflüssig, meistens sogar lästig ist. Manche senden deshalb folgerichtig ihre Aufsätze nicht an die Redaktion, sondern au die Verlagshandlung. Das hat sogar Rudolf Virchow bei der Redaktion seines Archivs erfahren müssen, und er klagt in einer seiner wiederholten Er mahnungen der »Herren Mitarbeiter«: »Das Geschäft eines Heraus gebers ist kein so einfach mechanisches, wie manche der jüngeren Herren Mitarbeiter anuehmen. Einzelne derselben sind sonder barerweise zu der Meinung gekommen, ich hätte das Redaktions geschäft an den Herrn Verleger abgetreten.« Manche Kollegen gehen noch weiter und bestreiten der Redaktion überhaupt das Recht, die Arbeiten auf ihren Publikationswert zu prüfen. Ist es mir doch einige Male Passiert, daß mir Kollegen, welche an mich die — relativ häufige — Anfrage richteten, ob ich ihre dem Titel nach angekündigte Arbeit annehmen wolle, auf meine üb liche Aufforderung, mir zunächst das Manuskript zur Durchsicht und Prüfung einzusenden, ebenso stolz wie empört erwiderten, sie wären nicht gewohnt, ihre Aufsätze erst der Beurteilung der Redaktion zu unterbreiten! Freilich handelte es sich hier um jugendlichere Mitglieder unseres Standes oder doch wenigstens unserer Literatur. Die Ablehnung einer Arbeit wird von dem betroffenen Autor in der Regel übel empfunden und vermerkt. Und doch bedeutet sie gewiß nicht in jedem Falle ein abfälliges Urteil der Redaktion. Eine Arbeit kann an sich ausgezeichnet und doch nicht für die betreffende Wochenschrift geeignet sein — überhaupt nicht oder doch nicht zurzeit. Theoretische Abhandlungen ohne Zusammen hang mit der Klinik, zu umfangreiche Manuskripte, Arbeiten über ein Thema, das in derselben Wochenschrift schon reichlich disku tiert worden ist, usw. usw. sieht sich der Redakteur veranlaßt aus taktischen oder prinzipiellen Gründen zurückzuweisen, ohne damit den Aufsätzen eine schlechte Zensur erteilen zu wollen. »Der andre aber geht und klagt«, wie es in dem bekannten Gedicht von Freiligrath heißt. Und nicht nur diese Autoren, sondern auch die Verfasser überflüssiger oder schlechter Aufsätze finden gastliche Aufnahme bei irgendeinem der zahlreichen Blätter, die au Materialüberfluß nicht leiden. Es hilft also nichts, wenn die sogenannten großen Blätter die Mahnung F. v. Müllers gewissenhaft befolgen und ausschalten, was zu drucken überflüssig ist: Papier und Drucker schwärze steht heutzutage überall reichlich zur Verfügung, und die immer aufs neue gegründeten Wochenschriften, Zentralblätter, Archive, Zeitschriften, Ergebnisse, Beiträge, Fortschritte, Mit teilungen, Folia usw. sorgen dafür, daß auch die Spreu nicht verloren geht und den deutschen Ärzten als angeblich leicht ver dauliches Nahrungsmittel präsentiert wird. Würden die kleinen publizistischen Organe freilich ihre Spalten nur mit minderwertigem Material füllen, so würde manchen von ihnen voraussichtlich trotz aller Anstrengungen und Manipulationen doch allmählich ihr Lebenslicht verlöschen: der
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