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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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159. 11. Juli 1908. Nichtamtlicher Teil. VSrjmlilLtr s. d. Dl>4„. «uchhandel. 7549 S. Beham und Holzschnitte aus dem Stoeflerschen Kalendarium. Diese letzteren wurden bei Köbel in Oppenheim gedruckt, über den ich in früheren Jahren in diesem Blatte Mitteilung machte. Sehr originell ist auch die Tafel mit Abbildung minderwertiger Münzen, ein Augsburger Einblattdruck aus dem Jahre 1520, das für die damalige Zeit sicherlich von größter Bedeutung für den Handelsstand gewesen ist. Daß Einblattdrucke aus der Reformationszeit und Spott bilder auf Kaiser, Papst, Luther und die Geistlichkeit zahlreich vertreten sind, ist selbstverständlich; auch hierbei ist manch wert volles Anschauungsmaterial für den Buchhändler zu finden. Charakteristisch für die Zeit sind besonders die Flugblätter auf seltsame Himmelserscheinungen, rohe Holzschnitte, die dem Aber glauben Vorschub leisteten und sicherlich zu ihrer Zeit begehrte Artikel waren. Unter vielen Kuriosis fällt das Alphabet aus menschlichen Figuren von Peter Flötner und die Szenen aus dem Alltags leben aus »Hero, Schachtafeln der Gesundheit, Straßburg 1533« noch besonders auf, ebenso wie die interessanten Spielkarten mit Abbildungen häuslicher Beschäftigungen oder mit Holzschnitten von der Hand des genialen Peter Flötner versehen und vielfach recht realistisch gehalten. Von Buchdruckereien, Buchbindereien, Papiermühlen und Büchereien finden sich im ersten Bande gleichfalls einige Ab bildungen, so Abbildungen vom Innern einer Druckerei aus dem 16., aus der Mitte und dem Anfang des 17. und aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Das älteste Bild stammt aus Joh. Stumpf, Eydgenossenschaft. Chronic. Zürich 1586; die beiden aus dem 17. Jahrhundert von Merian 1642 (vermutlich aber schon früher angefertigt) und von Abraham von Werdt 1666; das Bild vom Ende des 18. Jahrhunderts hat Chodowiecki zum Urheber. Eine weitere Abbildung zeigt das Innere einer Papiermühle aus dem Jahre 1689. Es fällt auf, daß die innere Einrichtung der Druckerei vom 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts sich merkwürdig gleich geblieben ist. Aus dem bekannten Werke von Jost Ammann, Beschreibung aller Stände 1586 sind einige Blätter wiedergegeben, unter denen die Abbildung des »Papyrer« (Papiermüllers), des Schriftgießers und des Buchbinders das besondere fachmännische Interesse erregen. Von dem letzteren heißt es: Ich bind allerley Bücher ein, Geistlich und Weltlich, groß und klein. In Pergament oder Bretter nur und beschlags mit guter Clausur Und Spangen und stempfe sie zu zier Ich sie auch im anfang planier Etlich vergüld ich auff dem schnitt Da verdien ich viel geldes mit. Der zweite Band behandelt das Zeitalter der Aufklärung, das 17. und 18. Jahrhundert; Volkssitten, vornehme Lustbarkeiten, bürgerliche Lustbarkeiten, wie Schießen, Handwerkerbräuche usw.; höfischer Prunk, Kaiserkrönungen, Huldigungsfestlichkeiten, Ball festlichkeiten und Hofjagden sind reichlich vertreten. Dem Straßen leben, dem Aussehen der Städte, Gartenanlagen, gewerblichen Darstellungen im 17. Jahrhundert, wie auch besonders in der Zeit des Rokoko ist ein großer Raum gewidmet; Darstellungen eines Nilson, Mettenleiter, Chodowiecki bilden den Schluß des Werkes. Auf einen Fehler des Werkes muß ich hier Hinweisen: es ist stets gesetzt Hans statt Matthaeus Merian; die betreffenden Blätter rühren von Matthaeus Merian d. Ä. her; die Belagerungen aus der Zeit des 30 jährigen Krieges stammen aus dem IRsatrum Luropasum, was nicht vermerkt wurde; hoffentlich beseitigt der Herausgeber diese und einige andere kleine Jrrtümer, die sich ein geschlichen haben, in dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis, das noch folgen soll. Auch der zweite Band zeichnet sich durch Materialreichtum Börsenblatt s!lr den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang. aus; von den Flugblättern zur Zeit des 30 jährigen Krieges an bis zu den reizenden Familiendarstellungen Chodowieckis. Den vielen Spottbildern über Schlemmer, Trinker, Stutzer, über böse und rauflustige Weiber und das Geld durchbringende Ehe männer, schließen sich interessante, wohl nicht unbekannte Bilder aus dem Studentenleben an. Wir sehen ferner Hof- und Staats bibliotheken, die der Kaiser mit der Krone auf dem Kopfe besucht (!), Universitäts- und Stadtbibliotheken und freuen uns der Dar stellungen eines Kleiner und anderer vom Straßenleben ansehn licher Städte. Trotz der großen Fülle der Abbildungen und obwohl im Laufe der letzten Jahrzehnte so unendlich viele Werke mit zeit genössischen Abbildungen erschienen sind, werden die meisten Ab bildungen dem Beschauer fremd sein. Diederichs erwirbt sich meines Erachtens ein Verdienst, daß er uns dabei näher mit I. E. Nilson bekannt macht, wohl dem letzten deutschen Darsteller der Rokokozeit. Dieser Augsburger Künstler hat sehr viel geschaffen; bekannt sind vor allem seine Porträts mit ihren allegorischen Bildchen, zwar an sich keine Meisterwerke, keine künstlerisch hochstehenden Radierungen, aber dadurch daß sie den Geist der Zeit getreuer als viele andere widerspiegeln, dennoch wertvoll. In dem vorliegenden Werk finden sich nun von ihm Dar stellungen aus dem gesellschaftlichen Leben der Zeit: ländliche Spiele, Tänzereien, Schmausereien, häusliche Beschäftigungen werden uns vorgeführt; Bilder aus dem Studentenleben, Ge sellschaften beim Brett- und Billardspiel, beim Fischfang, bei der Jagd und beim Schlittschuhlauf. Im Gegensatz zu Nilsons Darstellungen stehen die Dar stellungen von Chodowiecki und Mettenleiter. Der Herausgeber hat mit Geschick und feinem Verständnis Chodowiecki als Schilderer der bürgerlichen Gesellschaft auftreten lassen, als Darsteller des häuslichen Lebens zu Ausgang des 18. Jahrhunderts, und zwar ist es eine deutsche Art, die er schildert; so kleiden sich und leben die Menschen in Berlin und anderen deutschen Städten, sie können nicht, wie es vielfach bei den Nilsonschen Figuren der Fall, nach Frankreich oder Italien verpflanzt werden; es ist das provinzielle, an Ort und Land gebundene, von der Natur des Ortes beeinflußte Bürgertum, das uns hier vorgeführt wird. Mit Recht weist Kienzle in der Einleitung darauf hin, daß Chodowiecki Themen darstellt, die in der deutschen Kunst bis dahin fast gänzlich vernachlässigt wurden: das tägliche Leben im Haus, die Arbeit der Hausfrau, Besuch, Toilette, das Spiel und die Unterhaltung am Abend, dann die Familienereignisse: Werbung Geburt, Taufe usw. Was aber die zärtliche und liebenswürdige Stimmung des Zeitalters ganz besonders bezeichnet, ist die Häufig keit, mit der das Leben und Treiben der Kinder dargestellt wird. Hier ist Chodowiecki unerschöpflich an Beobachtungen. Er be lauscht die Kleinen bei ihren Spielen, wenn sie unter sich sind, stellt sie dar, wie sie aus der Schule kommen und ihre Zensuren vorweisen, zeigt, wie die größeren Mädchen der Mutter bei ihren häuslichen Arbeiten helfen oder sich mit den kleineren Geschwistern abgeben. Gerade diese Bildchen dürften wiederum schätzbare Vorlagen für manchen Verleger enthalten, ebenso auch die Unger- schen Holzschnitte zu einem ABC-Buch für Kinder und die aller liebsten kleinen Vignetten von Mettenleiter. Den Schluß des Werkes bilden einige Darstellungen von Straßenfiguren. Hier hätte ich gern noch eine größere Mannig faltigkeit gesehen; gerade sogenannte Ausrufbilder von der Wende des Jahrhunderts existieren in so großer Zahl und sind so charak teristisch gehalten, so aus Danzig, Nürnberg, Hamburg; ungern vermißt man die Suhrschen Blätter, und einige weitere Bilder von Gablers Nürnberger Ausrufen oder seinen Nürnberger Schimpf worten usw. würden dem Werke großen Reiz verliehen haben. Bei den Leipziger Marktfiguren von Richter treffen wir auch einen Bilderhändler, der in origineller Weise den Verkauf von 881
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