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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1926
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- 1926-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1926
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- Deutsch
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268, 18. November 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt d. Dtschn. Buckbanbkl. lichkei-t. Ihr seid ja keine Fremden, ihr gehört ja zu uns, und wir wollen zu euch, wir freuen uns, daß ihr unsere Gäste seid. Das war der warme Untergrund der Stimmung dieses Empsangs- abends. Und das ehrwürdige, gütige Oberhaupt Badens, das als Vertreter seiner gastlichen Stadt zu Häupten der Tafel unter uns weilte, gab diesem Gedanken in seinen Begrüßungsworten einen so einfachen, schlichten und deshalb so schönen Ausdruck. Aus einer 'besonderen Höhe standen auch die gedankenreichen, der hohen volks- ocrbindenden Kulturarbeit des Buchhandels geltenden Ausfüh rungen des Vertreters des Landeshauptmanns und des Unter richtsministeriums, mit dem sich immer wiederholenden Sehn suchtsgedanken der Vereinigung Österreichs mit dem Reiche. Herr Reinhardt-München erwiderte in seiner temperamentvollen Weise im Namen des Börsenvercinsvorstandcs und der Buchhändlcrgäste und betonte besonders, daß die Vereinigung nicht Uniformierung zu bedeuten brauche, daß vielmehr jedem einzelnen Stamme seine Eigenart bleiben müsse, die er zum Vorteil des Ganzen erhalten und pflegen solle. Ja, in der großen deutschen Symphonie — wer möchte sie je missen, die fröhliche, Helle Klangfarbe der Donau lande! Mit lachendem Gesicht und köstlichem Humor sagte Herr Finanzministcc Kollmann doch das, was er als Minister aus poli tischen Gründen nicht sagen zu dürfen glaubte, indem er -das Sehnen seines Herzens und seines Volkes in den Willen Gottes stellte, der dem Willen der Entente vorausgehe. Ja, wenn sich das, was dieser Mann in seiner schlichten Art über die Bedeutung der Staatsbetriebe gegenüber den Privatbetrieben äußert«, unsere Behörden hinter die Ohren schrieben, es stünde besser um sie und um uns. Einen ganz besonders froh beschwingten Akkord brachte in die Stimmung des Abends der Festgrub der Badener Frauen, ge dichtet und in feiner Vortragskunst dargeboten von Fräulein Friederike -von Rupprecht. Es war reife Poesie in vollendeter Form, und jubelnder Beifall dankte der liebenswürdigen Künst lerin, besser als ich es mit meinen anschließenden Dankesworten vermochte. Und wenn sie sagte: Ihr kamt in unsre liebe Stadt von weit, Um Wichtiges und Ernstes zu beraten, Wir geben guten Segen zum -Geleit: Die Sonne Österreichs reise -Eure Saat! Und Eines noch: Ihr kamt ja nicht allein, Wir Frauen wollen Eure Frauen grüßen Und ihnen sagen: Laßt uns Führer fein! Indes die Männer Schweres schassen müssen. Laßt uns Euch zeigen, was uns lieb und wert: Die alte Stadt, in -alten Traum versunken, Die neue Stadt dem Leben zugekehrt, In sprühenden und heißen Farben prunken — so eröfsneten diese Verse das reiche Programm, das unseren Damen an -den beiden nächstfolgenden Tagen von den Damen -der gastlichen -Stadt 'Baden geboten -wurde, während uns Männer das ernste Arbeitsprogramm der Tagung mehr oder leider auch weniger in den Kursaal bannte. Wie wußten unsere Frauen be geistert zu erzählen von der schönen alten, an Erinnerung so reichen Siadt! Altösterreichische Vergangenheit aus Schritt und Tritt! Wohl mag der Sommer mit seinem reichen internationalen Badeleben den historischen Stimmungszauber dieser feinen alten Biedermeierstadt etwas verwischen, der beginnende Herbst, wie wir ihn erloben durften, mit der leisen Wehmut des -fallenden Laubes, mit dem Absterben des lauten pulsierenden Lebens, rief ihn wieder wach und schaffte den echten Hintergrund für die Un sterblichen, die hier einst gewandelt, für die großen Gestalten der Geschichte bis zu Bismarck, im Auf und Nieder der Zeiten, für Kaiser und Fürsten, für die Könige im Reiche des Geistes, für einen Grillparzer und Hebbel, für die göttlichen Meister der Töne, für Beethoven und Mozart. Welch eine lebendige Sprache großer Vergangenheit kündeten die vielen Gedenktafeln in den alten Gassen der Stadt! Auf dem reichen Büchergnbentisch, später bei dem Begrüßungsabend in Wien, lag unter so manchen von der hohen Buchkultur des Wiener Verlages zeugenden Druckwerken 1370 auch das hübsche Buch des ^Österreichischen Bundesverlagcs -Wiener Wald- von Filet und Schaffran, ein Buch, so recht ge eignet, in seinen Schlußkapiteln das in uns nachkiingen zu lassen, was das alte liebe Baden mit seiner historischen Erinnerungssülle in uns wachgerusen hatte. Doch auch -die neue Stadt dem Leben zugekehrt«, wie lebendig -sprach sie zu uns und unseren Frauen, wie unverwischbar bleiben ihre wechselnden Eindrücke: das Ther- mal-Strandbad, die Jause im Mittelstands-Sanatorium und der sonnige Sonntagmorgen im Sanatorium Gntenbrunn! Ein Strandbad am Fuße des Wiener Waides! Ein Wunder, wer es nicht glaubt, gehe hin und staune. Ein breiter, sandiger Strand um zwei riesige, von natürlichen Schwesel-Therinal- Quellcn gespeiste Bassins, mit allen neuzeitlichen Errungenschaften ausgestattet, ein -SIraiidbild wie -an der Ostsee! Und diese wunder volle Anlage, von der Stadt Baden erst jüngst eröffnet, erschloß sich uns zu freier kostenloser Benutzung während der ganzen Tagung, dank der Einladung der gastlichen Stadtverwaltung. So stellte dieses Strandbad natürlich starke Anforderungen an das Pflichtgefühl der Kollegen, und die eindringlichen Worte unseres Verbandsvorsitzenden an die etwas gelichteten Reihen der Ver sammlungsteilnehmer am Sonnabend nachmittag drangen nicht zu denen, die es vovgezogen hatten, sich gerade jetzt nicht von den Damen zu trennen, um mit ihnen in unbekümmertem Behagen sich von Sonne, Lust und Wasser umschmeicheln zu lassen. Von großen Sprüngen wurde erzählt, herab vom höchsten Spiungtnrme »tau chend bis nieder an den Grund« des kristallklaren Schwesel- 'wassers. Daß ein Verleger auch hier im großen Gpvüngemachen -und im eleganten Untertauchen allen voran war, das nur neben- -bei. O wenn der Dionysier aus Jena in der Badehose, der große Satansmcister, im Schlvefeldnft des Strandbades diese Gelegen heit benutzt hätte, eine Iwtona rsäivivs, die ganze Schwefelbande in Frösche zu verwandeln, wie viele der 30—üvjährigen wären -da mit einem Schlage erledigt gewesen. Das sub »qua, snd agua mcttscticers teatrnrl hätte ihn und die Seinen dann nimmer gestört. Bis zur Absahrtzeit am Sonntag nachmittag, ja bis zur letzten Minute war das Strandbad vom deutschen Buchhandel bevölkert. Doch von noch anderem ist zu vermelden: von der Führung unserer Damen durch das in seinen Einrichtungen mustergültige Mittelstands-Sanatorium, von der Jause -im gastlichen Hause des Sanatoriumsdirektors, des Herrn Hofrats vr. Krüger, und seiner liebenswürdigen Gattin. Ja nach den Erzählungen unserer Damen muß es Wohl so im Schlaraffenlands gewesen sein! Welch eine Fülle der Genüsse und mit welch herzlicher Gastfreundschaft dar geboten! Dem Dankgefühl der Damen gaben Frau Schmidt- Hannover und Frau Ehrich-Hameln in beredten Worten Ausdruck. Und wer denkt nicht mit freudiger Dankbarkeit zurück an den sonnigen Sonntag-Vormittag, der uns -die Gastsreundschaft des Sanatoriums Schloß Gutenbrunn genießen ließ! Dieses prächtig eingerichteten Schlosses mit den großen Terrassen, Speisesälen, Musikzimmern usw., mit den modernsten Einrichtungen für Thera pie und Diagnostik! Wer wird sich nicht gerne erinnern an die Frühstücksstunde unter den schattigen Bäumen des schönen Knr- gartens, an die großzügige Gastlichkeit der Sanatoriumsverwal tung, bei fröhlicher Tafelmusik, die zuletzt die Paare zum Tanze im Freien lockte. Herr vr. Schumann-Stuttgart fand warme, herzliche Worte des Dankes dafür. Ja überhaupt die liebe Stadt Baden hatte es uns angetan, und als wir alle wieder zur Abfahrt nach Wien gerüstet auf die Straßenbahn tvarteten, zurückgekehrt aus dem Strandbade, aus dem großen Kurpark, von dem berühm ten Kloster Heiligenkrcnz und von mancherlei Autofahrten in den Wicnerwald, da war wohl der dankbare Abschiedsgruß, ans jedem der drei -in Abständen abgelassenen Straßenbahnzüge dem an der Abfahrtsstelle erschienenen Bürgermeister der Stadt und den Badener Kollegen dargebracht, ollen Teilnehmern ein Herzens bedürfnis. Wir »verden die schönen Tage in Baden niemals ver gessen. Doch wie kann ich die Stadt Verlässen, die uns zur Arbeit rief, ohne der Arbeit zu gedenken, um derentwillen wir nach Baden gekommen tvaren! Gewiß, der Rahmen war breiter, vielleicht er scheint er Fernstehenden zu breit für das Bild. Aber im Ganzen verschmolzen Bild und Rahmen doch zu einer harmonischen Ein-
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