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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1908
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- Deutsch
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8118 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. ^ 174, 29. Juli 1908 Augenblick — in Batkas: Musikalische Streifziige (1899) — scheint er zu schwanken und ein klein wenig nachzugeben. Er erkennt aber schnell den Irrweg, und schon im nächsten Jahr hat er in Spittelers: -Olympischer Frühling« die gute Form gefunden, die für ihn nun eine Zeitlang das Fundament bleibt. Hier ist das Buch endlich zu einem Organismus geworden. Jedes illustrative Beiwerk fehlt. Um einen guten Werksatz schlingt sich eine zarte, leise Blattornamentik, Rhythmen von elegantester Grazie um schließen die einzelnen Teile. Die beiden Farbtöne, schwarz und blau, sind harmonisch zu einander gestimmt. Der Grundzug zu dieser ornamentalen Lösung war schon in den Arbeiten für die »Monographien zur deutschen Kultur geschichte« gegeben und wird in dem Katalog des deutschen Buchgewerbes für die Pariser Weltausstellung 1900 weiter gebildet. Namentlich das Titelblatt dieses von Breitkopf L Härtel gedruckten Bändchens ist voll höchster Delikatesse. Cissarz besitzt jetzt eine völlige Beherrschung aller buch technischen Details. Er schafft jetzt nicht mehr einzelne Ausstattungsteile, sondern gestaltet das ganze Buch. So entstand im Jahre 1901 das Gedichtbuch »Unter strom« von Helene Voigt-Diederichs, eine Apotheose der neuen deutschen Buchkunst, ein Standard-Work, das gleichwertig neben den erlesenen englischen Kostbarkeiten steht, aber ein durch und durch deutsches Geisteserzeugnis ist, wie es in keinem andern Lande geschaffen werden könnte. Cissarz ist im Grunde seiner Natur Lyriker, empfindsam, weich, zart fühlend. Alles löst sich ihm auf in rhythmische Akkorde, und was sein Stift hier bildete, war der Widerklang und die Übersetzung stiller Verse ins Graphische. Das Heimatsgefühl, dem diese Dichtungen entwachsen, ist noch einmal versinnlicht in illustrativen Motiven, und um das Ganze schmiegt sich als schlingende Bindung der ornamentale Halt. Der leise naturalistische Einschlag, der als Nuance des Zeitgeschmacks noch in diesen Bildungen schlummert, löst sich auf in rein lineare Formelemente. Seine Linie ist leicht, schmiegsam elegant, hat etwas von dem Duft mondainer Frauengrazie und zugleich das Asketische der absoluten Musik. Sie rieselt leicht wie der Tropfen dünner Flüssigkeiten und in der quellend-lebendigen Melodik ihres rhythmischen Zuges wogt sie auf und nieder, sich umschlingend und wieder lösend, bald zusammengehalten in weiser Sparsamkeit und bald emporbrodelnd im frohesten Überschwang der Kräfte. In den Dichtungen Gottfried Schwabs (Verlag Lampart L Comp., Augsburg) wirkt sie sich einmal aus, ungehemmt und unbeschwert. Das oeuvrv des hessischen Dichters, dessen Denkmal Habisch so erlesen gestaltete, hat darin eine selten vollendete Form erhalten — fast zu kostbar, zu abwechslungs reich. Eine Steigerung erscheint für Cissarz kaum möglich, und doch übertrifft er sich wieder in der überraschenden Ein fachheit von Friedrich Naumanns: Der Geist im Haus gestühl (herausgegeben von den Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst, 1906). Der Künstler wirkt hier groß mit den bescheidensten Mitteln. Blieben noch die Umschlagarbeiten von Bodo Wild bergs: Wegwarten oder die Sehnsüchtigen an bis zu den Zeitschriften - Umschlägen zu dem »Kunstwart«, der »Deutschen Kunst und Dekoration«, der »Rheinlands« und den mannigfaltigen Aufgaben, die ihm der Verlag von Georg D. W. Callwey u a. gestellt haben. Sehr gediegen und vorzüglich durchgestaltet sind die verschiedenen Kataloge, die Cissarz namentlich in Darmstadt auszusiatten hatte. Das Preisbuch der Dresdener Werkstätten steht wohl un erreicht da. Wie ist hier die schwierige Aufgabe eines Pcopa- gandakatalogs gelöst! Trotz der großen Anstrengungen, die unsere ersten Firmen schon heute nach dieser Richtung hin machen, ist er noch immer das prächtigste Vorbild. Es ist klar, daß die buchgewerbliche Industrie sich be müht, eine solche Kraft ihren Zwecken dienstbar zu machen und solche Werte allgemein zu verbreiten. Allein es mag dahingestellt bleiben, ob damit gerade Cissarz ein besonderer Dienst geleistet werden kann. Denn die Zartheit und Eleganz seiner Bildungen werden in plumpen Händen frag los zugrunde gerichtet. Und es können nur zu leicht un geschickte, wenn nicht gar schlimme Sachen entstehen. An sich ist der »Cissarz-Schmuck«, den die Frankfurter Schriftgießerei von Ludwig L Mayer herausgegebeu hat, ganz erlesenes Ziermaterial. Nicht jeder Setzer aber ver steht damit umzugehen. Selten ist die Anwendung so geschickt und erfreulich wie etwa in dem Katalog der Internationalen Zeitungsausstcllung Frankfurt 1906. Auch scheint mir, daß die Augenheil-Antiqua, mit der er zusammen verwendet werden soll, zu schwer und schroff ist. Gebr. Klingspor in Offenbach, deren tüchtige Leiter sich überall das Gute zu sichern verstehen, haben eine Folge Cissarzscher Rhein- und Mosellandschaften heraus gegeben, deren Intimität mit Wilhelm Holzamers fein sinnigen Rheinschilderungen verwandt erscheint. Natürlich wachsen hier noch die Bedenken gegen eine schematische Verwendung. Von dieser industriellen Seite ist dem Künstler nicht gut beizukommen. Cissarz ist überall ganz persönlich. In sich geschlossen und vollendet stehen seine Leistungen da. Er war in dieser neuen Bewegung wohl Wegweiser, aber eigentlich niemals Führer. Immer stand er in seinem Schaffen allein. Immer hat er sich selbst die rechte Bahn suchen und finden müssen. Nun wirkt er in Stuttgart als Lehrer. Ist das nicht auch eine frohe Zukunsts hoffnung? Kleine Mitteilungen. * Zeitungs, und Drucksachenverkehr der deutschen Kolonien und Schutzgebiete mit -er Heimat. — Nach den deutschen Kolonien und Schutzgebieten wurden (nach der amtlichen Statistik) im Jahr- 1906 aus dem Gebiete der Deutschen Retchspost (also ausschließlich Bayerns und Württembergs) 912 000 Zeitungsnummern gesandt, davon rund 700 000 nach Afrika. Im Mutterlande (Reichspostgebiet) aus den Kolonien Angegangen sind im selben Jahre 13 000 Zeitungsnummern. Der Drucksachcnverkchr des Reichspostgebiets mit den Kolonien bezifferte sich im Jahre 1906 auf 1'/, Millionen hinausgegangene und 19 000 hereingekommene Stücke. Eine tt«u«utdeSte Bibelhaudschrift. — Uber ein neu auf gefundenes hebräisches Manuskript, das Dr. Moses Gaster, der Oberrabbinec der spanischen und portugiesischen Juden in England, in Nabulus entdeckt hat und jetzt der Schriftforschung erschließt, werden im -World Magazine- außerordentlich inter essante Einzelheiten mitgeteilt. Or. Gaster, der längere Zeit in Nabulus weilte und mit den so außerordentlich zurückhaltenden Geistlichen der kleinen Samaritergemeinde befreundet ist, erwarb von dem Hohen Priester eine Chronik der Samariter, die die Zeit vom Einzug der Kinder Israel in Palästina bis zur Gegenwart umfaßt. Zu gleicher Zeit erstand er von einem Kirchendiener eine zweite Handschrift, die sich nach längerer Untersuchung als außerordentlich alt erwies. Zu seiner Freude konnte er bald fcst- tellen, daß cs sich um eine Abschrift des Buches Josua in der Fassung der Samariter handelt, die in ihren Abweichungen von dem orthodox-jüdischen Texte der Bibelforschung von größtem Werte ist. Die Handschrift ist wenigstens 2100 Jahre alt und etwa zwei Jahrhunderte vor der Geburt Christi geschrieben worden, also fast ein Jahrhundert älter als das bisher bekannte älteste hebräische Manuskript, das Alte Testament in St. Petersburg, das dem achten Jahrhundert entstammt. Während das hebräische Alte Testament genaue Daten nicht enthält, gibt das neu aufgefundene Manuskript genauen Ausschluß über das Todesjahr
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