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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1914
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- Deutsch
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Nr. 64. »jährlich frei Geschäftsstelle oder 36Mork bei^>ol1ü^erweisung ^ sür ft, 6.1? statt 18 M. Stellengesuche werden mit IO "Pf. pro ZZ r^M^re" j?hrUch?^Nach d'em^ Ausland ^erfolgt ^ferung N Raum 15-pf.^/^S.Ig^O M.^^'S. 26 M^.V.^5O M.:fiir Nicht'- *! Zuber L^pzig ober dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in ^ Mitglieder 40 <pf.. 32 M.. 60 M.. ISO M. — Deilagen werden ÄAMüM^MrstMerUrü'öeMeüWrMWMMLerM^W^^ Leipzig, Donnerstag den 19, März 1914. 81. Jahrgang. Redaktion Von Almanachen und Verlagszeitschriften. Von Otto R i e b i ck e - Berlin-Wilmersdorf. Der Buchhandel ist die Bank des geistigen Kapitals; er ver mittelt die Umwertung der Idee in eine handelsfähige Materie und gibt dadurch die Möglichkeit, den individuellen Intellekt zum universellen Geisteseigentum zu fördern. Die handelsfähige Materie ist in erster Linie das Buch — jener kleine Gedanken leib, der, wie es der grösste englische Journalist an der Wende des 18. Jahrhunderts, Leigh Hunt, einmal aussprach, schon Jahr tausende überdauert hat und, seit die Buchdruckerkunst erfunden ist, durch nichts mehr zugrunde gehen kann, als durch eine Kata strophe des ganzen Erdballs —, dann aber auch die Zeitung und die Zeitschrift. Beide, aus der Idee des Buches herausgewachsen, liefen schnell dem Buche parallel, um ihm heute in vielen Fällen Vorbedingung zu sein, über die Macht dieser Presse ist viel ge schrieben worden, leise klingt bereits die Reaktion an. Die Ver trustung der Zeitungen schreitet fort, und mehr und mehr fließt die »öffentliche Meinung« aus der Hand einzelner Konzerne. Die Zeitschriften versuchen sich des krankenden Begriffs der Öffent lichkeit anzunehmen; ursprünglich rein unterhaltender Tendenz, treiben sie heute Politik in allen Nuancen, Literatur, Kunst und Wissenschaft in allen Schattierungen. Daraus erklärt sich das beständige Anwachsen der Zeit schriftenpresse; mit der zunehmenden Vertrustung der Zeitungen — ich meine hier nicht nur den Namenstrust, sondern in weiterer Ausdehnung auch den inoffiziellen Trust durch Korrespondenz bureaus, Telegraphenagenturen und wie die Quellen des heuti gen Berichtswesens alle heißen mögen —, mit diesem zuneh menden Trust steigert sich die Lebensberechtigung und Lebens fähigkeit der Zeitschriften. Einen interessanten Einblick gewährt Paul Stoklossas letzte Statistik in Schmollers Jahrbuch über die periodischen Druckschriften des Deutschen Reichs. Am 1. Januar 1919 gab es danach in Deutschland unter 9304 periodischen Druck schriften bereits 5410 Zeitschriften. Fast ein Sechstel aller deut schen Blätter erschien in Berlin; von jeder Zeitung gelangten durchschnittlich im Jahre 218, von jeder Zeitschrift 34 Nummern zur Ausgabe; einmal täglich erschienen 76, mehrmals täglich dagegen 87 Blätter; ein Fünftel der deutschen periodischen Presse war kaum fünf Jahre alt, weniger als die Hälfte über zwanzig Jahre, zwölf Zeitungen hatten dagegen das 200. Lebensjahr bereits überschritten. Die durchschnittliche Auflage betrug bei den Zeitungen 5430, bei den Zeitschriften 6589 Exemplare! I); die Gesamtauflage aller Blätter wurde auf 51^ Millionen be ziffert; der jährliche Bezugspreis stellte sich bei den Zeitungen auf ca. 5.30, bei den Zeitschriften auf ca. 6.88, der Jahres aufwand sür Abonnements ergab also in Deutschland fast eine halbe Milliarde Mark, das heißt: jeder Bewohner des Deutschen Reichs gab im Laufe eines Jahres 5.37 sür Zeitungen und Zeitschriften aus. ES ist zweifellos, daß sich dieses statistische Bild heute noch weit mehr zugunsten der Zeitschriften verschoben hat, gerade die letzten Jahre brachten ja eine Erscheinung auf dem Zeit schriftenmarkte zum Durchbruch, für die man den Begriff der Verlagszeitschrift bildete. Die Grundlage dieser Zeitschriften gattung gab der Alma nach. Der Verleger erkannte eines eller Teil« Tages, daß der billige Jahresalmanach Wohl reißenden Absatz fand, ihm selbst aber nach einer bestimmten Zeit nur wenig Er folg brachte. Zudem steigerten sich die Ansprüche des einmal ver wöhnten Publikums nahezu ins Unmögliche; es begann ein Wett lauf unter den einzelnen Verlegern, die sich in Umfang, Aus stattung und Billigkeit ihrer Jahresgaben gegenseitig übertref fen wollen. Das Publikum klatscht dazu in die Hände; es lernt logisch denken: hier wird mir für 50 -z ein geschmackvoll ausge stattetes Buch geboten, das soundsoviel bekannte Autoren zusam- menfaßt, daneben liegt ein anderes, ist halb so umfangreich, von einem Unbekannten geschrieben, das kostet, sage und schreibe: vier Mark und fünfzig Pfennige . . . erkläret mir, Graf Oerindur — in diesem Falle du, mein lieber Buchhändler —, wieviel Verleger es gibt, die noch keine Villa am Gardasee haben! Die wohlgemeinte Absicht vieler Verleger, sich selbst zunutze, dem Sortimenter alljährlich einen Brotartikel in die flaue Zeit zu legen, wirft einen langen Schatten über das ganze Jahr, sie verwöhnt das Publikum, macht es stutzig und läßt es, verständ nisvoll mit den Augen blinzelnd, an den Büchern der Erstdrucke vorübergehen und erhabenen Hauptes zu den billigen Nachdrucken schreiten, »die gerade für meinen Zweck geeignet sind«. Nicht daß die Almanache da sind, ist der Schade, sondern das: daß sie verkauft werden. Erst durch die Preisforderung, und gerade weil die im Ver hältnis zu dem Gebotenen so außerordentlich gering ist, wird das Publikum zum Vergleich mit anderen Bü cherpreisen angeregt, es kommt gar nicht auf den Gedanken, mit dem Almanach ein halbes Geschenk zu erhalten, ist vielmehr fest davon überzeugt, daß der reelle Wert des Buches mit den weni gen Groschen gedeckt ist. Almanache sollten, wenn sie eben durchaus sein müssen, ganz umsonst abgegeben werden. Jeder Sortimenter hat eine Liste treuer Kunden, von denen er weiß, daß sie diesen oder jenen Al manach nicht nur als »hübsches, nettes Büchlein« besitzen möchten, sondern vor allem zur Erweiterung ihres literarischen oder biblio philen Interessentenkreises. Dann kann die Auflage der Alma nache auf den dritten oder vierten Teil beschränkt werden, und die halben Herstellungskosten, die man heute einem Publikum zu schiebt, das verständnislos glaubt, den gesunden Preis zu zah len, werden durch einen erhöhten Absatz der Verlagspubltkatio- nen nicht nur doppelt ausgeglichen, vielmehr wird auch von einem wirklichen propagandistischen Erfolge die Rede sein können. Denn wieviel tausend Almanache werden heute von Leuten gekauft, die nur zu diesem Zwecke jährlich einmal eine Buch handlung betreten, die aber nicht im Traum daran denken, ein darin angepriesenes Buch, geschweige denn das eines anderen Verlags zu kaufen. Durch den Verkauf der Almanache wird, so paradox es auch klingen mag, viel Geld vom Verleger auf die Straße geworfen, das nicht nur unverzinst bleibt, sondern ge radezu zum Hilfsmittel für den Kampf gegen das gute Buch wird. Daß die wirtschaftliche Krisis dieser verlegerischen Propa ganda wirklich bestimmend für die Gründung von Verlags- Zeitschriften gewesen ist, glaube ich nicht. Eher möchte ich annehmen, wie ich das vorher auch schon betonte, daß die Idee des Almanachs in den Verlagszeitschristen aufgegriffen und so- 421
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