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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1926
- Strukturtyp
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- 1926-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1926
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- Deutsch
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X' 265, 13. November 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gewiesen, daß es nicht tragbar erscheint, Druckschriften auf zwei ganz verschiedene Arten einer Strafverfolgung zu unterwerfen: nach 8 184 StrGB. dem ordentlichen öffentlichen Gericht und nach diesem Gesetz einem unkontrollierbaren, mehr oder minder geheimen Verfahren eines Laienausschusses. Als eine gleichsam logische Folge der Übergriffe, wie sie vom jetzigen Entwurf zu befürchten sind, käme meines Erachtens mit Sicher heit die Forderung weiter beteiligter Kreise nach einer Vorzensur ihrer Veröffentlichungen zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz. Gerechterweise dürfte der Staat, der einen erheblichen Teil der Publi zistik von einem Damoklesschwert bedroht hält, das nicht verweigern. Vielleicht genügt die Eröffnung dieser Perspektive, um die tiefgehende Bedeutung der vorliegenden Probleme darzutun und sie dem engen Gesichtskreis der Partei/intcressen zu entrücken. Neue Musenkinder der Zunft. Von Kurt Loele. Setzt der Handel mit Büchern eine gewisse eigene geistige Reg samkeit und literarische Urteilsfähigkeit voraus, so erscheint es nicht wunderbar, daß innerhalb dieser Atmosphäre allerlei Schriftwerke entstehen, die sich unter die anderen auf dem Büchermärkte mischen und ihre Käufer suchen. Diese Tätigkeit macht sich auf den verschiedensten Gebieten bemerkbar und geht über das Gebiet der eigenen Fachlitera tur weit hinaus. Es konnte im Börsenblatt wiederholt darauf hin- gewiosen werden, daß wir unter den Kollegen z. B. bedeutende Lyriker und Romanschriftsteller besitzen. Zu den klangvollen Namen auf dem Gebiete der Unterhaltungs literatur gehört Paul Langenscheidt. Der jüngst Verstorbene hat eine ganze Reihe von Romanen hinterlassen, die diesen Namen noch lange lebendig erhalten werden. Aber auch auf anderem Gebiete hat er sich teils schöpferisch, teils kompilatorisch — das Wort ist hier im besten Sinne gemeint — betätigt. In dem Roman Seine Freun- d i n (8«, 276 S., Berlin 1926, Or. P. Langenscheidt, Ladenpreis in Leinen geb. M. 7.—) haben wir den letzten Roman des verstorbenen Bernfsge- nossen vor uns, der es verstanden hat, sich vermöge seiner Eigenart und seines großen Erzählcrtalents innerhalb der deutschen Unterhaltungs literatur der letzten Jahrzehnte eine Sonderstellung zu verschaffen. Die Vorzüge dieser Erzählerkunst bestehen einmal in der Wahl der Stoffe nach dem Grundsatz »Greift nur hinein ins volle Menschenleben! Und wo ihr's packt, da ist es interessant«, das andere Mal in ihrer tiefen psychologischen Durchdringung und unerbittlichen Folgerichtigkeit der Entwicklung. Paul Langenscheidt gehört zu den großen Realisten. Der Boden, auf dem er sich sicher und immer erfolgreich bewegt hat, ist der in der Großstadt spielende Gescllschafts- und Sittenroman. Dieses letzte Buch ist ein echter Langenscheidt. Wie es die »Freundin« aus kleinbürgerlichem Herkommen versteht, den Großindustriellen Heimerling zur Ehe zu bewegen, und wie diese Ehe sich innerhalb der beiderseitigen Familienkreise auswirkt uud wie schließlich weibliche Energie und weibliches Raffinement über den letzten Entfesselungs versuch des Mannes triumphieren, das ist allerdings mit einer schlecht hin nicht zu übertreffenden Sicherheit und packenden Lebenswahrheit zur Darstellung gebracht worden. Wenn wir dieses Buch, das, wie die Mehrzahl dev» Romane Paul Langenscheidts, reife Leser voraussetzt, aus der Hand legen, so kommt uns erst recht zum Bewußtsein, was die deutsche Nomanliteratur mit diesem Autor, der zugleich sein eigener erfolgreicher Verleger war, verloren hat. Es kennzeichnet durchaus diesen Seelenkenner und Seelcnkünder, den Menschen, dem nichts Menschliches fremd war, daß er es bei seiner dichterischen Tätigkeit nicht bewenden ließ, sondern uns zwei umfang reiche Bücher der Lebensweisheit schenkte. Der noch bei seinen Leb zeiten erschienenen voluminösen »Diplomatie der Ehe« folgt nach seinem Tode das nicht minder umfangreiche Werk Lebenskunst. Aus drei Jahrtausenden Weltweish-eit (8°, 470 S., Berlin 1927, Verlag von vr. P. Langenscheidt. Ladenpreis in Leinen gebunden Mk. 15.—, in Halb leder Mk. 19.—). Das ist kein Buch, das in wenigen Monaten ent standen ist. Der Plan dafür niag sehr weit zurückliegen und seine Durchführung Jahre eifrigen Studiums und eifrigster Sammeltätig keit erfordert haben. In den drei großen Abschnitten »Die Welt über uns«, »Die Welt in uns« und »Die Welt gegen uns« breitet Langen scheidt die magna okarta menschlicher Lebensweisheit vor uns aus. Man würde sehlgehrn, wenn man das Ganze als eine Zitatensamm- lung von Aristoteles bis Nietzsche, von Hcrodot bis Mommsen, von Aristophanes bis zu Roda Roda bezeichnen wollte. Eine solche würde lediglich ein kompilatorisches Talent voraussetzcn. Das eigentliche 1354 Wesen dieses Buches besteht aber darin, daß nicht diese geistigen Größen die eigentlichen Sprecher sind, sondern immer ist es Paul Langen scheidt, der Dichter und der das Leben liebende, in seinen Tiefen er kennende und verstehende Mensch, der Lebenskttnstler, der uns seine Kunst des Lebens zu lehren weiß, nicht in trocken wissenschaftlicher, sondern in verständlich gehaltener, von Geist sprühender, immer fesseln der Form. Es würde weit über den Nahmen dieser Besprechung hinausgehen, wollten wir eine ausführliche Darstellung des Inhaltes geben. Wir können den Berufsgenossen nur empfehlen, sich mtt^ihm durch genauen Einblick selbst vertraut zu machen und zu erkennen, wieviclen ihrer Kunden sie mit diesem famosen Kodex der Lebens kunst eine Freude bereiten können. Da der Inhalt durchaus dezent gehalten ist, so haben wir außerdem ein Werk vor uns, das sich in hervorragender Weise als Konfirmations- und Einsegnungsgabe eignet. Das Buch ist typographisch vorzüglich ausgestattet und mit dem Bilde Paul Langenscheidts geschmückt. Beinahe wie Todesahnung klingen die Eingangsverse: Ein Vor-, ein Nachwort soll dem Werk ich geben, Wie Glockenton sich hebt uud still verklingt? Dies Buch ist Leben! Und man kennt im Leben Den Nachruf nur, den fremde Hand uns bringt. So will ich denn mir auch das Vorwort schenken, Und du schreib, lieber Leser, selbst das Nachwort mir. Wie ich es mir geträumt? Ein lang Gedenken, Und nur ein schlichtes Wort: Ich danke dir! Ist es hier die Kollcgeneigenschaft, die unser Augenmerk aus eine von ungemeinem Fleiß, von Lebenserfahrung und dichterischem und schriftstellerischem Können zeugende Hinterlassenschaft richtet, so würden wir von dem Buche eines anderen noch in unserer Mitte weilenden Bcrufsgenossen (der Verfasser ist Inhaber der Pfälzischen Verlagsanstalt in Neustadt a. d. H.) auch dann Notiz nehmen müssen, wenn diese Kollegeneigenschaft nicht vorhanden wäre. Denn was Kommerzienrat Carl Liesenberg mit seinem neuen Buche Peter Josef Löllgen. Ein Leben im Gesetz von Nehmen und Geben (8°, 362 S., Neustadt a. H. 1927, Druck und Verlag der Pfälzischen Verlagsanstalt, Ladenpreis in Leinen gebunden Mk. 9.—) schaffen wollte und in gewisser Hinsicht auch geschaffen hat, das ist eine Art »Soll und Haben« des graphischen Gewerbes und Verlagswesens. Das Buch nimmt eine Zwischenstellung zwischen Erinnerungswerk und Roman ein. Die Hauptschauplätze find Köln und Hamburg. Das Leben eines frischen Köl'schen Jungen bis zu seinem Aufstieg zum großen Handelsherrn im Druckgewerbe entrollt sich vor dem Leser in Gestalt eines rheinischen und deutschen Kulturbilöes, das in der Zeit vor dem siebziger Kriege einsetzt und mit dem Weltkriege seinen Abschluß findet. Das rheinische Familien- und Gesellschaftsleben der siebziger und achtziger Jahre in seiner ganzen bunten Fülle wird geschildert. In diesen Kultrrr- und Be rufsbildern aus dem Reiche von Gutenbergs Kunst ist die Haupt bedeutung des interessanten Werkes zu suchen, wenn auch natürlich derjenige, der in der Entwicklung von Menfchcnschicksalcn Unter haltung sucht, ebenfalls auf seine Rechnung kommt. Uns will dünken, als sei dieses Buch ein Lebensspiegcl und zugleich eine Rück schau seines Verfassers. Als solche muß sie als eine Fundgrube in beruflicher Hinsicht für alle diejenigen bezeichnet werden, die zum Buchgewerbe und Buchhandel gehören. Diejenigen Berussgenosseu, die ihren Angehörigen oder Angestellten zum kommenden Weihnachts fest eine Freude bereiten oder sich selbst ein Buch schenken wollen, das ihnen Besonderes bietet, seien auf das auch äußerlich vorzüglich ausgestattete Werk hingewiesen. In diesem Zusammenhänge möge auch an das geist- und temperamentvoll geschriebene Buch Liesenbergs über Reklame erinnert sein, das beweist, wie dieser Gegenstand nicht nur in trocken-wissenschaftlicher, sondern auch in lebendig-fesselnder Form dargestellt werden kann. Wie die Umgebung fremder Länder und Völker befruchtend auf das dichterische Schaffen eines Menschen wirken kann, ersehen wir aus einem kleinen Roman, der sich betitelt: Die letzte Liebe des KaisersHüan Dsung von Georg F aber (8°, 100 S. Dresden, Verlag von Heinrich Minden, Ladenpreis in Rohseide geb. Mk. 4.50). Der Verfasser ist Geschäftsführer der Firma Max Nößler L Co. in Shanghai. Eine ganz eigenartige Welt tut sich in diesem Buche auf, dessen Heldin die Favoritin Dang Knci Fei (deren Bild aus dem Umschlag und neben dem Titel in farbiger Wiedergabe erscheint) des Kaisers Hüan Dfung ist. Mag es Zufall oder Schicksalsfügung sein, daß ich unmittelbar vor diesem Buche den im Insel-Verlage erschie nenen, schon Goethe bekannten chinesischen Mcisterroman »Eisherz
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