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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1918
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- Deutsch
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- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 86, 15. April 1918. die Quintessenz europäischer Geschichte und Politik, mag es auch im exzentrischen Oxford anders gelehrt werden. Aber was die widerspruchsvolle Politik unbewiesen läßt, das beweist unwiderleglich die Kultur und die höchste Blüte aller Kultur: die Literatur. Das Deutsche Reich und Österreich waren lange vor dem geschriebenen Zweibund von 1879 eins kraft natürlicher Sanktion, kraft unkündbarer kulturgeschicht licher Einheit. Die Naturnotwendigkeit hat zum diplomatischen Ausdruck dessen gedrängt, was auch ohne ein neues Blatt Papier bestand. Denn was bedeuten gegenüber einer tausendjährigen gemeinsamen Literatur zwei Exemplare eines geschriebenen Ver trages! Die ganze Literatur ist tausendfacher Vertrag! In diesem Sinn sprach bei der Einweihung der Deutschen Bücherei vor dem König von Sachsen Minister Graf Bitzthum von Eckstädt: »Das ist das Geheimnis von Deutschlands Stärke, datz die dem Deutschen eigene Vertiefung in die Gedanken der Religion, der Kunst und der Wissenschaft uns auch in schwersten Zeiten den Weg zu sittlicher Erneuerung, zu den Quellen des Lebens und dem Brunnen der Tatkraft erschlossen hat«. Artur Seemann sprach im Namen der reichsdeutschen Buchhändler: »Die Deutsche Bücherei ist ein Arsenal der geistigen Waffen aller Deutschredenden. Dieser Krieg ist wissenschaftlicher als jeder frühere. Hier ist die geistige Flotte des Volkes, zahlreicher und kräftiger als sonstwo in der Welt«. Und im Namen der österreich.-ungarischen Buchhändler sagte Wilhelm Müller, in dem er auf die äußeren Merkmale der Gemeinsamkeit hinwies: »Aber bedarf es der Beweise, daß die Deutschösterreicher immer zum deutschen Volke gehört haben? Lassen Sie mich der Hoff nung Ausdruck geben, daß es immer so bleibe, datz in kultureller und literarischer Beziehung wir Deutschösterreicher stets mit den Deutschen Zusammenarbeiten!« Ich füge hinzu: und auch in politischer Beziehung! Und nicht nur die Deutschösterreicher, sondern alle Österreicher, und auch die Ungarn, und auch die Slawen, und auch die Rumänen, und auch die österreichischen Italiener! Denn es gibt nur ein Mitteleuropa, und es gibt kein anderes Heil für alle Mitteleuropäer, als daß sie unbedingt zu sammenstehen. Ein Staatsmann, der das anders haben wollte, der müßte eine zweitausendjährige Geschichte ungeschehen machen, der müßte die Geographie von Mitteleuropa verändern, die Donau und die Elbe anders fließen lassen, die Alpen anders ziehen lassen, er müßte aus Binnenländern Inseln und Halb inseln machen. Das wäre aber eine schlechte Politik, die vom Unmöglichen ausgeht. Und er müßte die ganze Kultur und Li teratur auslöschen, austilgen, vergessen machen. Aber lernt es doch endlich, ihr Politiker, datz wirklich die Literatur die eigent lichste Großmacht ist! Nicht was die Griechen gegen die Perser geleistet haben, sondern wie es Hcrodot darstellt, das war für Geschichte und Kultur entscheidend. Ebenso ist es entscheidend, wie die Literatur den Krieg von 1866 auffaßt, und es wird für alle Zukunft entscheidend sein, wie sie den Weltkrieg darstcllen wird. Das Schicksal unseres Österreich liegt in der Literatur, im Geist, denn nur der Geist ist es, der lebt, außer ihm gibt es nicht Leben, nicht Kraft. Ambroisine. Eine Brüsseler Spionen-Novelle von Otto Riebiüe. Erstes bis zehntes Tausend. (Welt und Leben Band 1.) Kl. 8°. 160 S. Siegen 1918, Hermann Montanus, Verlag. Ladenpreis ^ 3.—. Die Leser des Börsenblattes werden sich gewiß gern der früheren Aufzeichnungen unseres Berufsgcnossen Otto Niebicke im Börsenblatt erinnern, in denen er seine Erlebnisse auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplätze anschaulich und lebensvoll schilderte und uns zu gleich einen tiefen Einblick in die Psyche der von Begeisterung für unser Volk erfüllten Junginannschaften tun ließ. Packende Darstellungen des ungeheuren Geschehens in diesem Kriege der Masse gegen die Masse wechselten darin mit kleinen lyrischen und sentimentalen wie mit einem seinen Silberstift gezeichneten Stimmungsbildern, die im Schicksal einzelner das Schicksal von Tausenden widerspiegekn und oft ein stilles Lächeln neben Wehmut und Trauer erwecken. Kleines und Kleinstes, Menschliches und Allzumenschliches, eingespannt in den Nahmen einer alles umfassenden bewundernswerten militärischen Organisation, hoben sich scharf und klar von dem düsteren Hintergründe ab und 190 zwangen zur Betrachtung und Besinnlichkeit, so leise und fein auch das Lied der Menschlichkeit in den dröhnenden Schritt endloser Marsch kolonnen, den Donner der Kanonen und das Knattern der Gewehre Hineinklang. Starker Wirklichkeitssinn und eine von Maniriertheit nicht immer freie, aber eigenartige und klangschöne Sprache liehen oft Bilder von großer Anschaulichkeit erstehen, sodaß wir, wie wohl fast alle Leser, dem jungen Berufsgenossen auf seinem Wege vom Schipper zum Pionierleutnant mit Interesse gefolgt sind, in gleicher Weise an seinem militärischen Erleben wie an seiner dichterischen Entwicklung teilnehmend. Deshalb wird mancher auch dem Erscheinen seines bel letristischen Erstlings mit Spannung entgegengesehen haben, der, die neue Romanserie »Welt und Leben« des Verlags Montanus einleitend, soeben zur Ausgabe gelangt ist. Leider hält das Buch, um das Urteil vorweg zu nehmen, in keiner Weise, was die bisherige dichterische Ent wicklung Niebickes versprach. Von einer Charakteristik der darge stellten Personen ist in dieser nach dem Muster schlechter Kolportage romane gearbeiteten »Brüsseler Spionen-Novelle« so wenig etwas zu finden wie von einer einigermaßen vernünftigen Handlung. Ist auch nach Goethe die Novelle in ihrem ursprünglichen Sinne »eine sich ereignete unerhörte Begebenheit«, so muß diese doch wenigstens möglich oder glaubhaft gemacht sein. Bei dem Sammelsurium sich überstür zender Begebenheiten, die uns Niebicke vorsetzt, ist davon keine Rede: sie sind weder möglich noch glaubhaft, sondern nur »unerhört«. Scheint es doch manchmal, als werde der Leser in diesem Buche nicht nach Brüssel, sondern in ein großes Narrenhans versetzt, in dem jede der anftretenden Personen bestrebt ist, sich in irgend einer phantastischen Verkleidung als Narr oder Närrin oder doch als hochgradig hysterisch zu gebärden. Selbst der Verfasser wird nicht wissen, warum diese Ambroisine, das uneheliche Kind einer geschäftstüchtigen Jüdin und eines stümpernden belgischen Spions, noch kurz vor Torschluß ihr deutsches Herz entdeckt und »für Deutschland geboren« wird, da er es sonst sicher verraten hätte. Das ist nichts anderes als billige Stimmungsmache, auf die ein ernst strebender Schriftsteller verzichten sollte. Mit der Ohnmacht jeglicher Gestaltungsgabe und Charakterzeichnnng wetteifert ein gekünstelter, oft geradezu in Geschmacklosigkeit ausartcnder Stil, der nur in einigen flüchtig auf- tanchenden Naturbildcrn an den Niebicke von ehedem erinnert. So bringt dieses Buch statt einer Erfüllung eine Enttäuschung und läßt bedauern, daß der Verfasser von der früher mit so großem Erfolg be- schrittenen »Feldgrauen Straße« weit abgcirrt ist, ja sich in sinn- und stilwidrigen Phantastereien verloren hat. Je weniger man von diesem Buche spricht, um so besser für den Autor. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Die Firma U l r. Moser'sBuch- und Kunst- handlnng (I. Meyerhoff) k. k. H o f b u ch h ä n d l er in Graz konnte am 2. d. M. auf 50 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Sie wurde 1868 von Ulrich Moser aus Steinach in Württemberg als Sortiment gegründet, dem sich bald ein Verlag katholischer Lite ratur gesellte. Beide Geschäfte entwickelten sich kräftig. Nach dem Tode des Gründers wurde die Firma von Herrn Julius Meyer hoff aus Hamm i. W. käuflich erworben, der sie noch heute führt. Dieser hatte seine Lehre bei Ferdinand Schöningh in Paderborn be standen und sich dann in Frankfurt a. M. und Wien reiche Bernfs- kenntnisse erworben. Er stand eben im Begriff, sich in Berlin selb ständig zu machen, als ihn die Kunde vom Ableben Ulr. Mosers er reichte. Kurzerhand brach er die in Berlin angeknüpften Verbin dungen ab und übernahm das Geschäft Mosers. In den 36 Jahren, oie er die erworbene Firma leitet, hat er sie zu schönen Erfolgen ge führt. Dem blühenden Sortimente, das seine Krmden in allen Kron- ländern der österreichischen Monarchie hat und zu den angesehensten Grazer Sortimentsbuchhandlnngen zählt, gliederte er eine Kunsthand lung an, die bald, namentlich nach der Übersiedlung vom Bischofsplatz in Helle geräumige Lokalitäten in der Herrengasse, eine großes Publi kum anzog und auch verwöhntem Geschmack gerecht zu werden ver mochte. Daneben wurde das Verlagsgeschäft allsgebaut, das jetzt neben Theologie auch Geschichte, Rechtswissenschaft, vaterländische Jugendschriften u. a. umfaßt. Herr Meyerhoff hat sich auch im öffentlichen buchhändlerischen Interesse lebhaft betätigt; er ist Gründer und Obmann des Vereins der Buch-, Kunst- und Musikalienhändler von Steiermark, Kärnten und Krain, zugleich Obmann der Grazer Buchhändler und seit Jahren Sektionsobmann des Vereins österreichisch-ungarischer Buchhändler. Dem hervorragenden Berufsgenossen sprechen wir zum Ehrentags seines angesehenen Hauses noch nachträglich unsere herzlichen Glück wünsche für weitere Erfolge ans! Die Firma C a r l S ch o l tz e in Leipzig, Verlag für Architektur, Technik und Gewerbe, besteht am 15. April ebenfalls 50 Jahre. Sie wurde 1868 von Julius O. Earl Schvltze gegründet, der in der Haupt-
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