Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19180530
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191805303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19180530
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1918
- Monat1918-05
- Tag1918-05-30
- Monat1918-05
- Jahr1918
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller LeU. X: 123, 3V. Mai 1918. heraus, auf Anregung von ein paar witzigen, zeichnerisch be gabten Feldgrauen, und aus dem Bedürfnis, sich die langen Stunden des Hackens im Unterstände zu verkürzen, entstanden find, die weitaus interessantesten. Feldzeitungen dieser Art haben sich stets zunächst nur an die Kameraden ein und der selben Kompagnie gewandt, sie verfügen nur über einen engen Kreis von Mitarbeitern, ja manchmal bestreiten die Heraus geber die ganze Nummer allein. Die allseitige Nachfrage, auch von seiten anderer Kompagnien, zwang dann die Herausgeber, meist für diese nur mit der Schreibmaschine oder mit Hekto graphentinte vervielfältigten Blätter andere Herstellungsmög lichkeiten zu suchen. Hatte man Glück, so wurde irgendein Setz kasten und eine Maschine entdeckt, oder man gewann für die Herstellung den Drucker eines nahegelegenen Etappenortes. Dies ist etwa bei den Feldzeitungen der Vogesentruppen der Fall, die ihre Manuskripte durch Boten nach Kolmar in die Buch- druckeret Albert Jeß senden. Darüber wird ergötzlich in Nr. 31 des »Drahtverhau« berichtet: »Die Schristleitung schreibt bi« Zeitung in den freien Stunden, di« ihr der Schntzengrabendienst läßt, eigenhändig mit Antographen- ttnte aus weißem Kanzleipapier ins Reine, reitet selbst den Verseschim- mel . . . Daß unser Kerzenlicht jedesmal auslischt, so oft «ine Mine in unserer Nähe einschlägt oder so oft ,sie' uns eine .Eselspritsche' aufs Dach setzen, und daß die emsigen Nager über uns den Dreck durch die Bretterverschalung auf das Manuskript werfen als unwillkommenen Streusand, — das macht gar nichts! Im Gegenteil, wir fühlen uns wohl dabei und milchten unsere Redaktion um keinen Preis in irgend einem Stabsquartier oder einer Fcldwcbelschrcibstube ausgeschlagcn sehen. Das Manuskript wird dann durch einen Boten nach Kolmar zu Jeß gebracht und hier in der Stcindruckeret vervielfältigt.« Eine andere Schristleitung schreibt: Die Druckerei sei sehr klein, so wie eine Puppenstube, sonst könnte man sie ja nicht immer milschleppen. Und die Leipziger Landsturmmänner des K. S. Landsturmbataillons I wollen ihren »Landsturm« unter »schmierigen« Verhältnissen — ein absichtlicher Druckfehler - gedruckt haben. Allzuweit von der Front können solche Schützengrabcn- zeitnngcn, wenn sie schon eine geeignete Druckerei vorsinden, nicht gedruckt werden, da mit der Grütze der Entfernung Wohl auch die Schwierigkeiten der regelmäßigen Zustellung wachsen. Immerhin gibt es auch Ausnahmen. Wohl einzigartig dürfte der Fall sein, daß eine richtige Frontzeitung in Leipzig gedruckt wird: die »Nachrichten aus Sachscnruh«. Das rechtzeitige Ein treffen der Zeitung an der Front wird, wie wir einem launigen Bericht in Nr. l des 3. Jahrganges entnehmen, mit bemerkens werter Findigkeit bewerkstelligt. Die Zusendung als Feldpost paket wäre natürlich bei der belrächtlichen Auflage zu umständ lich, der Weg über das Paketdepot würde eine solche Verzöge rung bedeuten, daß die Weihnachtsnummer sicher erst zu Ostern «intreffen würde, so bleibt nur die Zusendung als Postpaket. Aber die Paketpost übernimmt Sendungen nur bis zur Reichs- grenze. Die Pakete mit der Feldzeitung werden daher von Leipzig aus an einen Dritten, einen Pfarrer in einem Ort nahe bei der Grenze, gesandt und bei diesem durch Boten abgeholt. Freilich auch dies ist ohne Mitzhelligkeiten nur möglich, weil das Blatt nicht allzu oft erscheint. Eine zweimal wöchentlich erscheinende Feldzeitung könnte sich solche Extravaganzen sicher lich nicht leisten. Es ist jedenfalls ein schönes Zeichen von Anhänglichkeit, dah die sächsischen Feldgrauen nicht davon ab- gehcn, ihr Blatt in der Heimat drucken zu lassen. Für die Divisions-, Korps- und Armcczcitungen ergab sich naturgemäß eine völlig andere Entstehungsart und Entwicklung. Schristleitung und Druckerei mutzten möglichst im selben Orte wie der Stab der betreffenden Heeresgruppe ihr Quartier haben, also hinter der Front, möglichst ungestört vor den Besuchen der Flieger. Vielfach benutzte man still liegende Druckereien, die freilich nicht immer von vornherein brauchbar waren. Vor allem fehlte es zumal im Osten an geeigneten Typen, im Westen konnte man zwar die französischen Setzkästen benutzen und, bis aus der Heimat Frakturschrift eintraf, in Antiqua drucken. Er fehlten aber stets die Typen für »ü«, »ä« usw., und so kommt «S, daß manche Feldzeitungen in den ersten Nummern oder auch dauernd »ue« und »ae« statt »ü« und »ä« druckten. Die Zeitung einer Reservekorps hat sogar für »ä« und »ö« Akzent buchstaben verwendet. Bei der Reparatur der Vorgefundenen Maschinen ergaben sich meist mannigfache Schwierigkeiten. Manchmal galt es, die Druckerei säst ganz neu einzurichten. Da mutzten Schnellpressen, Setzmaschinen, Falzmaschinen, Schneide maschinen, das übrige Material gar nicht gerechnet, oft mit Lastautos aus großer Entfernung herbeigeschafft werden. Elek trische Leitungen und Gasbeleuchtung waren notwendig, die illustrierten Blätter benötigten Ätzereien und Klischieranstaltcn. Wo die Einrichtung und der Raum einer Druckerei nicht auS- reichten, kam es vor, daß die Druckformen mittels Handkarre in eine andere geschafft werden mutzten. Das Papier wurde vielfach aus der Heimat bezogen, desgleichen die Maschinen, soweit man keine brauchbaren Vorsand oder die vorhandenen nicht ausreichten. Denn die Tätigkeit der großen Armeedruckereien beschränk» sich zumeist nicht Klotz auf den Druck einer Feldzeitung, sie haben auch für ihre Armee und für die in ihrem Befehlsbereich liegen den besetzten Ortschaften alle Maueranschläge und sonstigen Drucksachen, »vom Entlausungsschein bis zum Todesurieil des Spions«, zu drucken. So gibt die Kriegszeitung der 7. Armee als Arbeitsleistung eines Monats im Jahre 1916 an: 2K4 000 Zeitungsnummern zu 8 Seiten, 9000 Sonderausgaben des Tagesberichts, 62 000 Formulare aller Art, 5600 Anschläge, 26 000 Konzertprogramme, 3000 Thcaterprogramme, 7000 reli giöse Flugschriften. Eine ähnlich reiche Tätigkeit entfalten die Druckerei der Zeitung der 10. Armee, die Druckerei des 8. Re servekorps (»Champagne-Kriegszeitung«), die Druckerei der »Wacht im Westen« (1. Armee), die Etappendruckerei der 2. Armee usw. Am wenigsten dem Charakter einer Feldzeitung entsprechen jene Nachrichtenblätter, die in der Art unserer Extrablätter oder auch im Format von Maucranschlägen den täglichen Heeres bericht und ein paar andere wichtige Telegramme enthalten. Sie sind oft nur mit der Maschine geschrieben oder in geringer Auflage meist einseitig gedruckt und haben lediglich den Zweck, die Kenntnis von den wichtigsten Tagesereignissen bis in die vordersten Schützengräben zu tragen. Solcher Nachrichtenblät ter, die zumeist »Zeitungsdienst« oder »Funkerdienst« betitelt sind, gibt es sicher eine Unmenge, die wegen ihrer Unscheinbar- keit keine Beachtung fanden und, nachdem ihr Zweck erfüllt war, weggcworsen wurden. Sie gehören aber auch in diesen Zu sammenhang, weil sie vielfach die Vorläufer der Feldzeitungen sind. Sic wurden zunächst, wo bessere Druckgelegenheit geboten war, durch einfache Nachrichtenblätter mit einer ausführlicheren Besprechung der Lage und ungekürzten Telegrammen ersetzt, aus denen sich dann aber umfangreiche Feldzeitungen mit unter haltenden Beiträgen entwickelt haben. Gerade aus dieser Ent wicklung ergibt sich der tiefere Zweck und die Daseinsnotwendig keit der Feldzeitnngen. Ter Soldat im Felde hat nicht nur dar Recht und Bedürfnis, möglichst immer über die der Allgemein heit mitteilbaren Vorgänge an der Front und im Hinterlande unterrichtet zu werden, er hat vor allem auch das Bedürfnis nach Zerstreuung, Ablenkung, Beruhigung, Erheiterung. All dies kann ihm fast besser als Lied, Musik und Spiel die Zeitung vermitteln. Sic ist dem abgeschnitten von aller äußeren Be quemlichkeit seine harte Pflicht Tuenden die einzige Verbin dung mit der Heimat und der Welt, sie gibt Zerstreuung, Er holung, und umgekehrt regt sic zu eigener Betätigung, Kritik, Weltbctrachtung und Pflege künstlerischer Veranlagung an, ja sie kommt dem Bildungsbedürfnis entgegen, vertieft das Pflicht- bewutztsein und hilft so auch jene starke Linie der Verteidigung mitschaffen, die für unsere Feinde bisher noch immer unüber windlich blieb. Ganz abgesehen von ihrer rein militärisch praktischen Notwendigkeit, die sich von selbst versteht, ergibt sich so die Daseinsnotwendigkeit der Feldzeitung nach zweierlei Richtungen hin: für den lesebedürftigen sowohl wie für den schaffensbedürftigen Soldaten. Beide sollen und wollen durch die Feldzeitung befriedigt werden, dem einen soll sie die Lektüre zuführen, die er wünscht, die seiner geistigen Veranlagung an gepatzt ist und die seinen inneren Horizont zu erweitern der-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder