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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1919
- Strukturtyp
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- Band
- 1919-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1919
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- Deutsch
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X: 24, 1. Februar 1919. Redaktioneller Teil. wir uns doch nicht selber. Ist unser ganzer Kundenkreis nicht von Grund aus verändert? Den Buchkunden, den besseren Bür gerstand und die Aristokratie, haben wir schon seit Beginn des Krieges mehr oder weniger missen müssen, und je länger der Krieg gedauert, je mehr hat sich das Aussehen unserer Kunden und unseres Lagers geändert. Die Kriegsgewinnler und Snobs kamen auf, kauften nicht mehr das »Buch«, sondern Luxusaus gaben und Lederbände meterweise. Die Gehälter fingen in vielen Zweigen an, ins llngemessene zu steigen, und diese herauf- gekommene Schicht, die sonst den Buchladen nicht kannte, sing an, ihn zu bevölkern. Das Buchhändlcrlager wurde im Laufe der Zeit im wahren Sinne des Wortes Bücherwarcnhaus. Wir griffen zu, wo wir Bücher erhalten konnten, nur um Ware zu haben. So Paradox es klingen mag, der Not des Vaterlandes verdankt der Buch händler seine Rettung nach den schweren Jahren 1919 und 191li. Wäre es möglich gewesen, dem deutschen Volke Nahrung und Kleidung genügend zu geben, der deutsche Buchhandel wäre zugrunde gegangen. Das müsse» sich auch diejenigen Herren Verleger gesagt sein lassen, die än ihrem Teil mit dazu beigetragen haben, den Buchhandel systematisch zu'zerstören. Die dauernde Herabsetzung des Rabatts, selbst durch solche Firmen, die früher dem Sortiment freundlich gesinnt waren, ist tief be dauerlich. Offen muß es einmal gesagt werden, trotz der 107° der Notstandsordnung ist der Durchschnittsrabatt, den das Sor timent heute genießt, eher schlechter als besser geworden. Die Verleger, die für sich ihre Preise kalkulieren können, wälzen nicht nur trotzdem alle Spesen ab, sondern benutzen die 107« der Notstandsordnung, um den Rabatt für das Sortiment kürzen zu können. Wäre nicht, ich wiederhole es nochmals, die un sagbare Not des Vaterlandes gewesen, die das deutsche Volk fast vor die Alternative stellte, entweder Bücher zu verschenken oder gar nichts zu geben, so hätte sich unser Umsatz nimmermehr verdoppelt und das deutsche Sortiment im ganzen den Krieg nicht überdauert. Wenn Verlag und Sortiment sich jetzt nicht klar die Tatsachen vor Augen stellen, was geschehen muß, so ist die Katastrophe bald da. Wie sagt Comte: »Ziel aller Wis senschaft ist, sehen, was ist, um vorauszusehen. Forschen, was ist, um zu schließen, was sein wird«. Die Frage: Wie können wir jeder helfen, um das Unglück für Deutschland und den deutschen Buchhandel abzuwenden? muß gestellt werden. Wollte Gott, daß wir eine Antwort fänden! Gemeinsame Arbeit und gegenseitiges Vertrauen sinkt Grund bedingungen. Einige Vorschläge seien hier gegeben. 1. Sortiment. Laßt einmal in den Ortsvereinen jeden Konkurrenzneid fahren und tretet in euren Sitzungen zusammen als Männer, die sich volles Vertrauen schenken und davon überzeugt sind, daß keiner den anderen übervorteilen, sondern jeder nur zum Wohls des Ganzen arbeiten will. Stellt die Frage: a> Wie können wir in gemeinsamer Arbeit Spesen sparen? b> Wie können wir jetzt unser übergroßes Lager vor Ent wertung schützen? Ich will, um ganz klar zu sein, Beispiele nennen. a) Spesen-Sparung. Vor Jahren haben die Firmen Leuwer und Storm eine Gesellschaft gegründet, die sich nur mit Lesezirkel und Zeit- schriftcnanstragcn beschäftigt. Beide Firmen übergaben ihre Zeitschristcnbestellungen der neugegründeten Firma, hatten also nichts mit Bestellen, Empfangen und Austragen zu tun. Die Zeitschriften haben einen Bruttowert von ca. ^1 36 OVO.—, und alle Arbeit wird bewältigt für nicht ein Drittel dessen, was sie uns selber kosten würde. Jetzt haben sich alle Bremer Buchhandlungen zu einer Gesellschaft vereinigt, die bezweckt, die Zeitschriften für sämtliche Bremer Buchhandlungen auszutragcn. Wie die Gesellschaft im einzelnen aufgebaut wird, welche Pläne zur Erweiterung vorlicgen, kann hier nicht erörtert werden. Jedenfalls haben Verlag und Sortiment den Vorteil. Der Verlag hat anstatt mit 14 nur noch mit einer Firma zu tun. Die Sortimenter haben Interesse daran, Abonnenten zu gewinnen, weil sie jetzt nur Vorteile ohne Spesen haben. Die Arbeit dieser Genossenschaft liegt in sicheren Händen und wird hoffentlich für den Bremer Buchhandel segensreich wirken. b) Entwertung des Lagers. Als die Revolution ausbrach, wurde uns bald klar, daß unsere übergroßen Lager uns die Freude am Weihnachtsgeschäft nehmen würden. Wir traten deshalb zusammen und setzten schon im Dezember in die Tat um, was in der letzten Gildenummer dem deutschen Buchhandel als Vorschlag dargelegt wird. Jeder von »ns stellte sofort eine Kartothek auf aller der Bücher, die er zu viel in seinem Lager halte und die er auch sonst gern los sein wollte. Die gesamte Kartothek wurde iu einer Zentrale in ein Alphabet geordnet, und jeder Buchhändler erhielt eine Liste aller der Bücher, die in Bremen zu haben seien, und zwar mit einem Rabatt von 33s^7». Die große Arbeit war am 8. Dezember vollendet, und in den 14 Tagen bis Weihnachten konnten wir feststellen, daß über ./I 5000.— umgesetzl waren. Auch hier arbeiten wir erweiternd fort und helfen gegenseitig. Der Verlag hat wiederum den Vorteil, denn ihm kann nur daran gelegen sein, daß die Kriegsbllcher möglichst bald aus den Läden verschwinden und der Sortimenter wieder kauf kräftig wird. Eine Ausstellung ähnlich der Ausstellung der Barsortimente zur Leipziger Ostermcsse wird vorbereitet, sodatz jeder alles das, was er ergänzen will und in Bremen erhallen kann, dort zu kaufen resp. abzustoßen in der Lage ist. 2. Verlag. a) Die Zeitschriften. Die Verleger sollten endlich dazu übergehen, für ihre Zeit schriften zwei Preise einzufllhren, «inen Jahresabonnements preis und einen Vierteljahres- resp. Einzelpreis. Um wiederum ganz deutlich zu sein: Die Kunst. Jahrespreis 28.—, Vierteljahrespreis .11 8.—. Neue Rundschau. Jahrespreis .11 36.—, Vierteljahres preis .11 10.—. Im gleichen Verhältnis müßten auch die an deren Zeitschriften von den Verlegern berechnet werden. Die Folge davon wäre, daß der Sortimenter nur einmal im Jahre die Zeitschriften zu belasten brauchte. Abbestellungen im Laufe des Jahres sind nicht möglich, Abrechnung mit dem Verleger nur einmal bei Beginn des Jahrgangs. Welche Vereinfachung in der Buch- und Lislensührung, welche Ersparnis der Kosten, da es keine Remittenden mehr gibt und Reklamationen bedeu tend geringer sind! Die Kunden würden sich die Belastung für ein Jahr gern gefallen lassen, weil man ihnen bald klar machen kann, daß sie 107° und mehr dadurch sparen. Ich bin gewiß, daß ein Versuch so ausfallen wird, daß keiner der Herren Ver leger zu der alten Art zurückzukehrcn wünscht. Sind die Ver leger sich einig, so fallen alle Befürchtungen, die der einzelne hegen könnte, ins Wasser. b) Auslieferung. Die Verleger der großen Bibliotheken müssen dazu über gehen, in den großen Städten Auslieferungslager einzurichten. Wenn jetzt in einer Stadt mit 15 Buchhandlungen 6 ein voll ständiges Lager von N. u. G. haben, 7 von W. u. B. usw., warum kann nicht eine von diesen vom Verleger ein vollstän diges Lager in mehreren Exemplaren haben? In der Praxis würde sich das also stellen: Die Buchhandlungen A, B, C, D, E haben bis jetzt alle ein a eonä.-Lagcr der Sammlung Göschen. Der Verleger tritt nun an die Firma A heran, um ihr die Auslieferung zu geben. Die Buchhandlungen B, C, D, E müßten nun ihr gesamter ä eorut.-Lager der Buchhandlung A angeben, und diese schickt die zusammenbelastete Faktur aller Buchhandlungen an die Firma Göschen. Göschen hat fortan nur noch mit der Firma A zu tun. Diese bestellt und ist verpflichtet, den anderen Buch handlungen zu liefern. Verlangt Göschen zurück, so braucht der Verlag sich nur an die eine Firma zu wenden, die sofort sämt liche Nummern einholen lassen und zurllckschicken muß, da sie allein dem Verleger gegenüber haftbar ist. Der Sortimenter aber ist in der Lage, sein Lager stets schnell zu ergänzen und dem Kunden sofort anzugeben: ob vergriffen, ob Neuauflage in ! Vorbereitung ist. Der Rabatt wird vom Verlag aus festgesetzt. Die Vorteile sind einleuchtend: die Abrechnung des Verlages 75
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