Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19190108
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191901083
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19190108
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-01
- Tag1919-01-08
- Monat1919-01
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. „X- 5, 8. Januar 1919. vor de» Vcrlrauensleulen der Autoren offen ousgebreiict ivird, so könnte das nur unter der Voraussetzung möglich werden, baß diese Vertrauensleute vollkommen in den Gang und die Notwendigkeiten eines Verlagsgcschäflcs, in seine über den Einzclfoll hinausgchcnden Aufgaben für Kunst und Wissenschaft sich cinsllhlen und sich der Überzeugung anschlicßc», dass ge wisse gutgehende Werke ihren Gewinn nicht voll an den Autor ausschütlc» können, sondern mit zu de» Mitteln beitragen müssen, durch die andere, weniger aussichtsreiche, aber den idealen Aufgaben dienenden Werke ermöglicht werden. Das aber ist etwas, was nach verschiedentlich gemachten Erfahrun gen bei den erfolgreichen Autoren auf Widerstand flöht, und es ist deshalb überaus fraglich, ob der Autorenrat diesen dem Verlag unbedingt notwendig scheinende» Gcwohnhcitssatz an erkennen wird. Davon aber hängt nicht nur die Möglichkeit ersprießlicher Berlcgcrarbcit ab, sondern cs handelt sich hier auch ganz vorwiegend um ethisch-wirischaflliche Gesichtspunkte, Es ist zwar ein praktischer Rechtssatz, das;, je breiteren Er folg ein Ding hat, auch der klingende Lohn ein entsprechend gröberer ist und sein soll; aber es ist zugleich ein ethischer Rechtssatz, dah der breite Erfolg durchaus nicht immer der Tiefe des Gcdan kens und dem Wert der Leistung entspricht. Häufig also ist cs eine Aufgabe ansgleichendcr Gerechtigkeit, durch die Mittel des breiten Mchrhcitsersolgcs die wertvollere, znkunfk- weisende Arbeit eines Minderhcilinteresses zu stützen, »Mehr heit ist Unsinn; Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen«, Ter Verleger, der so handelt, dient also dem besten Teil des Sozialisiernngsgcdankcns, übt Ausgleich materieller Art in idealem Interesse, und es hieße den Geist völlig cntgeislen und materialisieren, wollten die Autoren des großen Erfolges ohne Rücksicht ans ihre weniger glücklichen, aber ebenso ernst schas senden Kollegen ihren Obolus rücksichtslos bis ans die letzten Konsequenzen cinzutreibcn versuchen. Den klingenden Lohn richtig zu bemessen, dazu dien! aber auch viel zuverlässiger der aus Angebot und Nachfrage sich ergebende Wettbewerb und die Bcwerlnng der Arbeit des Autors ans ihr selbst statt aus dem möglichen Vcrlcgergewinn, der stets ein höchst un sicherer Posten ist. Der große Markt also und nicht die Durch forschung des einzelnen Verlagsgeschäftes gibt den richtigen Maßstab für die Vergütung der Autorcnarbeit, Kommen wir also zu dem Ergebnis, daß eine Räteorgani- sation der Autoren als Kontrollinstanz sür die Verlcgcrtütig- keit mehr Nachteile und Bedenken in sich trägt als nützliche Besserung, und zwar gerade ans der Hochschäyung des Geistes gegenüber der Materie und im Rahmen einer vernünftigen WDMMrung, so hängt damit geistig auch die Frage der So- VersiaaUichuug der Verlmwiäligkeit eng zn- W^sie würde ennwingen aus einer Ertenninis, DMeine sasiale, seine die Interessen aerechi an-- niebi oder leiüecht erfüllt, daß er materiell MIMl arbeitet, der Allgemeinheit Dinge vorenlhält, ans die sie Anspruch hat, und daß dem Staate eine bessere Regelung dieser Dinge gelingen müßte. Es gibt nun nichts Individuel leres als Geist, und der Geist dient um so besser der Allgemein heit, je freier er sich entfalten kann. Da liegen ganz andere Förderbedingungen als bei Kohle und Erz, Schon bei der Textilindustrie betonen die Fachleute, daß sie sich zur Soziali sierung nicht eigne und daß der Gedanke, sie zu verstaatlichen, eine Utopie sei; dann ihre Erzeugnisse sind zu sehr differenziert, zu wenig vertretbar, eins kan» das andere nicht ersetzen, wenn cs sich »m individuelle Bedürfnisse, um Geschmack und Form gebung der toten Materie handelt, — während eben andererseits der Boden seine Schätze nach Naturgesetzen erzeugt. Auch die Gefahr der Sozialisierung, auf die der geschätzte Wirlschasts- redakteur der Frankfurter Zeitung Artur Feiler in seinen inter essanten Aufsätzen über Sozialisierung in der Frks, Ztg, vor kur zem besonders hinwies, nämlich die tödliche Bureaukratisicrnng, müßte bei jedem feiner organisicrien Erzengnngsprozcß geradezu verheerend wirken. Wenn die demokratische Landesgewalt, wie Feiler ausführt, mit Recht dort regelnd und neuordncnd eingreifen soll, wo die Abstinenz des alten Staates dem Privat« l cigenlum gestattet habe, sich zu ungesunden, das Gesamtwohl gefährdenden Formen auszuwachsen, so kann solches vom Buch gewerbe nicht behauptet werden, und mit vollem Recht hat Josef Rieder in dem Bbl,-Artikel (Nr, 279) auf die Gefahr der Kne belung der freien geistigen Betätigung ansmerksam gemacht, die ans einer Verstaatlichung des Buches — selbst in dem freie sten Staat — erwachsen müßte. Denn auch die Freiheit kann man nicht in eine einzige Richtung drängen, ohne sic anfzu- heben. Jeder Fall der Sozialisiernngsbestrebungcn muß indi viduell untersucht werden, und danach sind die Entschlüsse zu treffen. Vergesellschaftete Ordnung in dem sür die betreffenden Erzeugnisse geeigneten Maße ist hier der Stein der Weisen, und da möchte ich sagen, daß die Ordnung, die der Buch handel geschaffen hat, weit entfernt ist von der Überschätzung der Materie wie von der Individualisierung des materiellen Er folges, Seine Zusammenschlüsse gehen nicht ans ausbeuterische Vertrustung hinaus, sondern ans einen Dienst gegenüber der All gemeinheit, der am besten versehen wird, wenn kein Raubbau an der Kraft des Geistes getrieben wird. Deshalb kann hier der Zu sammenschluß der privaten Unternehmungen durchaus noch ge fördert werden, ohne daß eine Trustgcfahr entsteht, und cs kann damit das Gute der Sozialisierung erreicht werden, ohne daß die Freiheit des Geistes und der Presse beeinträchtigt wird, Ter Grund, der zureichende Grund dieses Unterschiedes ist dieser; Wenn eine Vertrustung beispielsweise des Kohlenbergbaus oder von Kanalufern geschieht, so kann privater Eigennutz jeden anderen Bewerber ausschließen, weil der Bergbau oder die Kanalufer ihre natürliche Begrenzung haben und bei Aus schluß anderer alsbald das Monopol fertig ist; schließen sich in dessen größere Kapitalien zu buchgewerblichem Geschäft zu sammen, jo steht immer noch die ganze Welt des Geistes als Rohstoff frei für eine Gegengründung, So gleicht sich das zur sozialen Gerechtigkeit aus, während im Fall tatsächlicher monopolistischer Begrenzung der Staat die einzige Instanz ist, die die Mängel eigennützigen Materialismus ausgleichen und im Sinne des sozialen Geistes die Gerechtigkeit wirtschaftlicher Arbeit Herstellen könnte, vr, Alexander Elster. /Väressducii üe8 Deutschen kuclitianile>8. (Oexrrm det von 0. 8elndx.) 81. dnlir^nnA 1919. Im ^Vuktra^e >1it dem Lildnis .Instus I'nl>e8. Or. 8°. XXX, 657, 17. 39. 133 8., 60 8. Xmiikelllnn^sunLei^ev u. 4 8. Xaedtra^. I^eipri^, Verlag dos Lörsenvereins der Oeutseken kueli- Iiändler xu Xeipxix, veulselies IZuektzändlerlmus. Oebd. k'ür ^lit^Iieder des LörsenVereins je 1 Xxemplnr xnm kindaiid preise von .// 3.50 Imr. jedes weitere Xxemplnr ./i 10.—; kür Xie!itniit^Iied< r 12.— bur. llnsselbe. Xieine (?erson:d ) ^Vns^nde. Or. 8" XXIV, 657. 60 8. n. 4 8. Xuelitrn^. Ocdd. .^ 6.— Imr. Der 81. Fahrgang des jedem Bcrnfsgenosscn vertrauten und un entbehrlichen Werkes liegt jetzt vor. Cs ist die letzte Kriegsansgabe oder, besser gesagt, die Ausgabe zwischen Krieg und Frieden. Sie bietet im Äußeren sowie in bezug auf Umfang und Anordnung dcS FnhaltS nichts Neues. Als einzige Erweiterung ist nur das am Schlüsse der vierten Abteilung befindliche Verzeichnis der Abkür zungen leipziger, Stuttgarter und Berliner Kommissionäre zu er wähnen. Fm übrigen zwangen auch diesmal Teuerung und Material- knappheit zur Sparsamkeit, doch haben sich weitere Einschränknngen gegenüber den letzten Kriegsjahren glücklicherweise vermeiden lassen. Ein eigenes Gefühl überkommt einen, wenn man den neuen Band durchblättert und wieder Gewohntes an gewohnter Stelle findet, noch findet. Tenn weis; man, wie die nächste Ausgabe, die erste Fricdcns- anSgabe beschaffen sein wird? Ta ist schwer prophezeien! Nur hof fen kann man und von Herzen wünschen, das; sic das Bild eines ge- krä'ftigten, innerlich neu gefestigten deutschen Buchhandels widcr- spiege!» möge, den die zähe, unermüdliche, auf die eigene Kraft ver trauende Arbeit aller Standesgenossen und die zjelbcwnßte, willens kräftige Führung einzelner Berufener über die schweren Erschütterun gen der Kriegs- und Übergangszeit hinweggeholfcn haben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder