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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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VSrsesblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. M 42, 22. Februar ISIS. lehrt, daß diese Ergebnisse für später nicht ohne Wert waren und oftmals wieder zu Rate gezogen wurden. Ein stenographischer Worlbcricht wird meistens die Gedanken lebendiger und klarer wiedcrgcbcn, als ein zusammcngezogener Extrakt, bei dem die eigene Meinung des »Zusammenziehenden« stets mitspricht. Von den Herren, die anwesend waren, kennen Sie verschiedene, so den kleinen, trotz Kricgszeit wohlgenährten Sortimenter-Kol legen M. mit rötlichem Vollbart, ferner den Buch-Musikalien händler T. mit den über den Klemmer scharf blitzenden Augen, Kollegen F., der sein zuerst so unbedeutendes Geschäft ausge zeichnet heraufgebracht hat. Außer diesen und zwei Musikalien händlern aus der benachbarten Stadt H. war diesmal ein zu Besuch hier weilender Verleger-Kollege mit erschienen. Ich will Ihnen im nachfolgenden etwas aus den Reden uitserer »Geheimsitzung« zum besten geben. Allseitig wurde zugegeben, daß das Weihnachtsgeschäft über raschend günstig gewesen sei, doch fürchteten die Herren gleich mir, daß bald ein Umschwung kommen werde, sobald die drohen den Forderungen der Entente und der Steuerdiktaloren erst Wirklichkeit geworden. Die Kauflust des Publikums werde dann Nachlassen, und die Musikalien werden wieder wie einst zu Luxus- gegenständen gerechnet werden. Kollege H., der Schmächtige, Unzufriedene, sprach in längerer Rede sein Bedauern aus, daß wir von Vereins wegen nicht stärker gerüstet Deutschlands schwerster Zeit entgegengehen. Er meinte, als in der Hauptver sammlung 1917 der Vorstand des Vereins der Deutschen Musi kalienhändler mutig ein ganzes Bukett neuer Maßnahmen ver hieß, unter denen Schaffung und Ausbau des Vereins-Vermö gens, Ausgestaltung der Fachzeitschrift, Heranbildung eines ge diegenen Musikalienhändler-Nachwuchses obenan standen, wäre über dieses verheißungsvolle Programm niemand erfreuter ge wesen als er. Seitdem seien bald 2 Jahre vergangen, doch, wie es mit Verheißungen meist zu gehen Pflege, hätten wir einst weilen das gelobte Land, in dem eine blühende, reiche Früchte spendende Musikalienhändler-Zeitschrift erwachsen sollte, in dem wahre Pracht-Lehrlinge sich Engeln gleich zu Haufen tummelten, kaum mit einem Fuße betreten. Mit Schubert könnte» wir singen: »über allen Gipfeln ist Ruh, von Neuerungen spürest Du kaum einen Hauch«. Die Gründe hierfür seien durchaus einleuchtend: ungünstige Zeit, Überlastung der Vorstandsmit glieder usw., unbegreiflich aber sei, daß aus den weiten Kreisen von Sortiment und Verlag sich in unserer Musikpslege auch nicht eine Stimme erhoben habe, die nach dem Ergehen des 1917-Programms gefragt und energisch nnd dringend wenigstens für Durchführung einiger Programm-Nummern eingelretcn wäre. Der Buch- und Musikalienhändler K. setzte uns redegewandt auseinander, daß mehr als die gelernten Nur-Musikalienhändler die Auch-Musikalicnhändlcr auf die Segnungen des Vereins der Musikalienhändler angewiesen seien; für sie, die meist nicht fach kundig, wäre die Tüchtigkeit der vom Verein zur Verfügung zu stellenden Gehilfen von ausschlaggebender Bedeutung, ebenso wie das, was die Vercinszeitschrifl und der Wahlzettel ihnen an für die musikalienhändlerische Praxis nötigem Material böten. Erfülle der Verein diese Leistung, so zweifle er nicht, daß die Buch-Musikalienhändler wie dem Börsenverein, so auch dem Verein der Deutschen Musikalienhändler gegenüber mit Freuden Pflichten erfüllen würden. Ich sehe Sie, lieber Freund, in Ge danken lachend zustimmcn — nicht wahr, das ist Wasser auf Ihre Mühle? Unser Gast, der Verleger Kollege S., beklagte es, daß die Musikalienhändler im allgemeinen die Bedeutung einer starken Htandes-Organisation für den einzelnen so sehr unterschätzten; daß man so lau, so vereinsgleichgültig sei, läge seiner Meinung nach wesentlich daran, daß eine ständige, lebendige Verbindung zwischen Mitgliedern und Verein nicht bestehe. Ich denke, der verehrte Kollege hatte recht,''wenn er weiter lebhaft ausführtc: Wie soll ein enger Zusammenhang, ein wirklich lebendiges Inter esse, ein nutzbringendes Arbeiten aller für alle crlvartet werden, wenn man die Allgemeinheit über das, was von Vereins wegen unternommen wird, überhaupt nur einmal im Jahre unterrichtet, d. h. in der Hauptversammlung? Nur durch die Einsetzung^ 138 möglichst vieler Kommissionen, die dem Vorstand von verschie densten Seiten neue Gedanken und Wünsche zusllhren würden, nur durch Regierung bei weit geöffneten Türen sei das Interesse Weiler Kreise zu erwecken, sei die Mitarbeiterschaft der Mit glieder zu erreichen. Verbieten die jetzigen Reiseverhältnisse die Einberufung außerordentlicher Versammlungen, so würden durch schriftliche Umläufe und Ersuchen um Meinungs-Äuße rungen zweifellos viele Kollegen veranlaßt werden, sich mit den Fragen zu beschäftigen oder bereits bestehende Ansichten zum Besten der Allgemeinheit zu äußern. Aus mancher Rede und Wider-Rede ging dann hervor, daß. eigentlich ein jeglicher in dem kleinen Kreise überzeugt war, daß wir uns viele Verluste und Schwierigkeiten hätten ersparen können, wenn die Preis-Festsetzung, die Kriegszuschlags-Erhe- bung und vor allem die Papier-Beschaffung sofort von Anfang an von der Allgemeinheit, von Vereins wegen in die Hand ge nommen und energisch und einheitlich durchgefochten worden wäre. Vielleicht wären wir dann auch vor der »Klassikerlosig- keit« und der Mozart- und Beethoven-Not bewahrt geblieben. Zum Schlüsse, als unsere Magen schon stark aus Kaffee- stunde standen, meinte zusammenfassend Kollege M.: .Wohin wir kommen, wenn ein jeder Staatsbürger, ohne sich um die Reichspolitik zu kümmern, seine Wege geht, haben wir jetzt auf fürchterlichste Weise in unserem Staatenleben erfahren müssen. In unserem kleinen Bcrufskreise ist es nicht anders. Soll der Mustkalienhandel eine seiner Bedeutung entsprechende Stellung in dem Geistes- und Wirtschaftsleben Deutschlands einnehmen, so muß die Gesamtheit durch großzügige Maßnahmen den ganzen Stand heben. Soll an die Verwirklichung des 1917-Programms gedacht werden, so, meine ich, ist es höchste Zeit, nun zu wirklichen Taten zu schrei ten. Soll die diesjährige Hauptversammlung diese Taten verwirklichen, so kann nicht früh genug dafür vorgearbeitet wer den. Ich zweifle nicht, daß, nachdem der unglückselige Krieg jede Vereinsbetätigung stark gelähmt hat, nunmehr alle frci- gewordcnen Kräfte mit Energie an den Ausbau auch unseres Vereins gehen werden. Je schwerer die Zeiten, denen Verlag und Sortiment entgegengehen, je größer die Anstrengungen des feindlichen Auslandes, unfern Handel auf jeglichem Gebiete tot zu machen, desto mehr wird mau des Vereines bedürfen, damit auch der Musikhandel für seinen Teil an dem Aufbau unseres Vaterlandes beizutragen vermag.' Hier haben Sie einige Proben unserer Kleinstadt-Weisheit, lieber Freund. — Ich schreibe dies an meinem Schreibtisch mit dem Blick auf unseren im tiefsten Frieden liegenden Garten, die Bäume voll von leuchtendem Schnee, alles getaucht in strahlende Sonne. Ist es nicht, als wollte die Natur durch diese weih nachtliche Überraschung unsere Schmerzen lindern und uns etwas von wirklicher Weihnachtsstimmnng geben? In einer alten griechischen Philosophie las ich dieser Tage: .Glück ist Freiheit, frei nenne ich nur den, der nicht fürchtet und nicht hofft'. Sie finden es darnach vielleicht wenig philosophisch, daß ich auf neues Leben und Verjüngung in unserem Mustkalienhandel hoffe, aber cs ist nicht so leicht, Philosoph zu werden und das Hoffen aufzugeben. Wie stets der W>re « Seit mein Sortimenter-Freund dies schrieb, ist wieder viel Wasser von den Bergen geflossen, und in den musikalienhändle» rischcn Vereinen hat sich zum Teil regeres Leben entfaltet, manch wunscherfüllende Beschlüsse wurden gefaßt, über die ich, wenn sie zur Tat geworden, später zu berichten haben werde. Paul Ollendorff. Das Jahrzehnt 1908—1918. Ein Almau ach. Kl. 8°. 211 S. Mit 8 Abbildungen. Berlin 1919, Erickp Reiß Verlag. Ladenpreis 1.50. »Ter Zweck dieses AlmanachS ist es, durch repräsentative Proben aus den erschienene» Büchern ein ungefähres Bild dessen zu geben, was der Verlag während der zehn Jahre seines Bestehens an geisti gem Gut gesammelt hat.» So lautet kurz und gut die Vorrede zu die sem Büchlein. Unwillkürlich erinnert sic an die Worte des Vaters der Debütantin: -Herr, eS is mein Kindl Des weitere wird de^ Worm selbst sagen!» Was kann auch — unbeschadet aller Für und
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