18, 22. Jarnurr 1927. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 691 //r ^ /rE/r OeL/c/r/" L/e/re/r /ö/^e/rck Fä^e.' ^V^ie steht es nun in Wirklichkeit mit der Aufnahme des Gedankms, den die Deutsche V^^volkheit vertritt, im Volkes Man sollte meinen, jenes müsse mit beiden Händen zugreifcn, zumal die Schule. Nichtversagt hat zu meinerHreude der Buchhandel. Ich muß dankbar aussprechen, das deutsche Sortiment als Ganzes hat seine Ausgabe erfaßt, es hat das Menschen mögliche getan, um die Volkheit bekannt zu machen. Auch die Presse hat in Linzcl- besprechungcn nicht schlecht funktioniert, aber das Ganze harrt noch der zusammen fassenden Besprechungen als Idee. Die Initiative dazu muß freilich von den schrift stellerischen Linzelpersönlichkeiten ausgehcn, denn dcrprcssebetrieb ist heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, naturgemäß mechanistisch. Das Publikum jedoch ist — ich kann es nur mit Bedauern sagen — als Masse lau geblieben, und die vaterländischen Verbände haben bisher als Absatzgebiet erst recht versagt. Typisch ist folgender Vorgang, den mir Sortimenter mehr fach berichten: Irgendein national führender höherer Beamter, sagen wir z. B. ein Land rat, entdeckt im Laden die Volkheit und sagt: das ist ja famos, daß endlich so was kommt. Er kauft sich begeistert ein Bändchen — und läßt nie als Läufer weiterer Bändchen von sich hören. Er hat es offenbar heute noch nicht gelesen. psychologisch erklärt sich die Erscheinung der sich unverantwortlich fühlenden Lauheit, die natürlich nur Massendenken betrifft — Gott sei Dank haben wir Deutschen auch noch einen gewissen Individualitätenreichtum, der, wie die Umfrage mit ihren zahlreichen Zustimmungen beweist, die Volkheit entdeckt hat — folgendermaßen. Die Mentalität des modernen Menschen ist auf reale Gegenwartserfassung eingestellt. Er glaubt nicht ganz mit Unrecht, daß wir zu sehr im Gegensatz zu Amerika mit toter Vergangenheit belastet sind und meint, man müsse das gegenwärtige Leben mit gesundem Menschenverstand er fassen und vor allen Dingen cs durch Entwicklung der Technik fördern. Er sieht noch nicht, daß dadurch das Leben sinnlos wird. Die kommende religiöse Entwicklung aber, die etwas anderes ist, wie Organisation geschichtlicher Glaubensgruppen, wird — da die heutige Philosophie zu versagen scheint — an diesem Punkt einsetzen und den Latzen- jammer, der aus sinnlosem Leben entsteht, nutzen, um den Glauben an ein Darüberhinaus in neue Schläuche zu gießen. Lernen wir aber dann im Verein mit ihr organisch denken und damit organisch leben, so durchschreitet unser Denken Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in gleichem Wertmaße, und die Gegenwart verliert ihre übersteigerte Bedeutung. 8reilich, Geschichte darf nicht auf orientierende Wissensanhäufung hinauslaufen, darf nicht mit totem Ma terial hantieren, sonder» muß mit Leben erfüllt sein und so dem Schöpfungsprozeß zur Durchgeistigung der Gegenwart dienen. Denn diese braucht Distanz zu den Problemen, die sie zu lösen hat. Ob und wieweit die „Deutsche Volkheit" einen Schritt auf dem Wege, unser deutsches Wesen in seiner bisherigen Entwicklung zu erfassen und diese instinktiv bestimmende Er kenntnis zur Entwicklung des Heute zu verwerten, bedeutet, darüber mögen die entscheiden, die Verantwortung für die kommende Seelenverfaffung der deutschen Volksgemeinschaft in sich tragen. Lautet ihre Antwort bejahend, dann haben nicht nur die Sprecher, sondern auch die Leser der einzelnen Bände die Pflicht, das Massendenken zu beeinflussen, damit die „Deutsche Volkheit" den Gebildeten mit dem Volk eins sein läßt. So daß sich in Zukunft der Streit der Parteien nicht um Nebendinge, sondern um die Hauptfrage drehen möge: Was haben wir Deutschen noch zu leistend Eugen Dieöerichs Verlag in Jena 94»