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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1918
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil Neues Leben auf Ruinen. Von Paul Ebel. Berlin. Der unerwartet ungünstige Ausgang des Krieges und die damit zusammenhängenden Umwälzungen auf politischem und wirtschaftlichem Gebiete müssen auch im Buchhandel und den damit verwandten Berufen Folgen nach sich ziehen, die alles auf den Kops stellen, was kaufmännische Voraussicht und fach männische Klugheit in jahrelangem Vordenken für die her- beigesehuteu Friedenszeitcu vorbereitet haben. Au die Stelle wirtschaftlichen Aufschwungs wird, von einzelnen Berufsartcn für kurze Übergangszeiten abgesehen, eine schwere Zeit des Niederganges cintrcten. Millionen tapferer Männer, die un gebrochen im Felde ihre Schuldigkeit laten, sollen ihrer frü heren Tätigkeit zurückgegeben werden, ohne daß es bei dem Mangel an Rohstoffen und den noch lange Zeit geschlossenen Grenzen möglich ist, ihnen Beschäftigung und damit Brot zu geben. Daher ergeht von der Regierung, den Kommunen und den Gewerkschaften auf der ganzen Linie der Ruf nach Arbeit! Jetzt gilt es für jeden, der sein Vaterland liebt, jeden — auch den kleinsten Auftrag zu vergeben, der den Volks genossen Arbeit und Verdienst verschaffen kann. Da darf auch der Buchhandel nicht abseits stehen, da müssen auch wir alles tun, was in unserer Macht steht, um die allgemeine Not zu lindern. Gerade der Verlagsbuchhandel wäre an sich ja in der glücklichen Lage, den erheblichsten Teil aller graphischen Ge werbe, die Druckereien, Kunstanstalien, Buchbindereien und die diesen Rohstoffe liefernden Hilfsgewerbe, ferner die Papier fabriken auf Monate hinaus allein mit seinem Bedarf voll zu beschäftigen. Kaum ein Verleger, der nicht den größten Teil seiner gangbarsten Werke neu auflegen müßte, kein Sorti menter, der nicht für Tausende Lagerwerke anschaffen würde, wenn es möglich wäre, Werke zu annehmbaren Preisen herzustellen. Hunderte von Zeitschriften, die stillgelegt wur den, müßten jetzt zum Nutzen der Gewerbe, denen sie dienen, neu erblühen. Zwei Hindernisse aber stehen hemmend im Wege: die Kontingentierung des Papiers und die hohen Herstellungspreise, die Bücherpreise bedingen, die Wohl in Zeiten der Kriegsgewinne und hoher Einkommen denkbar waren, nicht aber für die jetzt folgenden mageren Jahre. Unter solchen Aussichten muß eine Unzahl von Unternehmungen vielleicht noch lange Zeit unausgeführt bleiben, deren Absatz auf die breiten Massen und auf billige Preise berechnet ist. Wie könnte dem abgeholfen werden? l8 Monate trägt jetzt der deutsche Vcrlagsbuchhandcl die lähmende Fessel der von der Kriegswirtschafts st ellefür dasdeutsche Zeitungsgewerbe ersonnenen Papicrkoutingentierung. Fremd wie ihr Name ist uns auch der Geist dieses Unterneh mens geblieben. Unzulänglich wie ihre grundsätzliche Maß nahme: die Verteilung des Papiers nach dem Verbrauch des Jahres lllltz, die den Kricgsverlcger zum Schaden des Wissen schaftlichen und des regulären Verlages bevorzugte, war und ist auch ihr innerer Betrieb. Nichts kann die überflüssigkcit dieser Kriegsgesellschaft besser becheisen, als die Tatsache, daß trotz der Kriegswirlschaftsstclle und des von ihr beabsichtigten straffen Regiments der restlosen Erfassung aller Druckpapiere überall und immer »hinten herum« Papier zu haben war, und nichts kann die Unzweckmäßigkeit ihrer Anordnungen besser er härten, als die immer wieder erfolgte Verweisung der not leidenden Verleger auf den Weg der Ausnahmebcwilligung. Mit dem Bezugsrccht von 60 °/« des Papiervcrbrauchcs des Kriegsjahres 18ll>, die uns jetzt zustehen, kann der Verlags buchhandel auch nicht entfernt diejenigen Unternehmungen durchführen, die das Interesse des Volkswohles schon jetzt drin gend erheischen. Bei diesem Häuschen Papier im Vergleich zum früheren Friedensbcdarf lassen sich nur Bruchteile der zu rückkommenden Arbeiter der graphischen Gewerbe beschäftigen, während die übrigen der öffentlichen Wohlfahrtspflege, dem Staate zur Last fallen. Man komme nicht mit dem Einwand: es fehle eben an den Rohstoffen, das nötige Papier zu erzeugen. Die Stoffe fehlen nicht, sie müssen »ur anders verwertet werden. Der Millioucnbcdarf des Heeres hat ein Ende. Weitere Hundcrt- tausende von Kilogrammen Papiermasse sind freizumachen, in dem die rein spekulative Tätigkeit der Papierspinnereien jetzt endlich stillgclegt wird und die Spinnpapierfabriken wieder ihrer natürlichen Beschäftigung zugefllhrt werden. Jetzt kann nicht mehr die Verdienstwut einzelner Unternehmungen, sondern nur das Wohl der Gesamtheit den Ausschlag geben. Schon während des Krieges sind die Papiergespinste von der Masse des Volke« abgelehnt worden, sie werden es jetzt erst recht. Da dürfen nicht Erzeugnisse in der Textilindustrie zwecklos in Massen ausgc- stapelt werden, deren Rohstoffe für andere Gewerbe Lebens notwendigkeit bedeuten. Man denke an die Millionen überflüs sig gewordener Papiervorhänge, die für die zu beschlagnahmen den Fenstervorhänge geliefert werden sollten! Wo lagern die jetzt, um nutzlos zu vermodern? Da gilt es, mit kraftvoller Hand zuzupacken und den Gewerben Lebensbedingungen zu schaffen, die sie jetzt haben könnten. Auf diesem Wege werden wir Papier in solchen Massen erhalten, daß der Friedensüber- flutz früherer Zeiten sich sehr bald wieder über uns ergießen wird, besonders wenn cs die zuständigen Stellen erreichen, auch die Kohlenmengen mit den freiwerdenden Roh stoffmassen auf die Werkpapierfabriken überzuleiten. Das alles aber sind Aufgaben, mit denen bisher eine Reichs- zentralstclle, die Kriegsrohstoffabteilung, zu tun hatte. Die Kriegswirtschastsstellc für das deutsche Zeitungsgewerbe regelte nur die Verteilung des Vorhandenen. Für sic bleibt in diesem Sinne auch jetzt nichts übrig, so gern auch vielleicht ihre leitenden Männer die vernntwortnngsreichc Be- schäftigung weiter ausüben würden. Wir haben in den letzten Wochen von der einen Seite gehört, daß die Kricgswirtschafts- stelle, wenigstens teilweise, in die Friedenswirtschaft hinllber- 713
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