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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1918
- Strukturtyp
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- Band
- 1918-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1918
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- Deutsch
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X? 283, 7. Dezember 1918. Redaktioneller Teil. wendet und über die, soviel ich weiß, an der Berliner Handels hochschule in diesem Winter eine Reihe von Vorlesungen ge halten wird, findet hier ein weiter und dankbares Feld der Tätigkeit, deren Erkenntnisse sich besonders auch der Buch händler zu eigen machen muß. Ja, man könnte sagen, erst mit Hilfe dieser experimentellen Methode wird in Zukunft eine rationelle, umsatzfördernde Re klame für die geistige Ware möglich und durchführbar sein, zumindest aber stark erleichtert werden. Und eine zentralisierte Propaganda, wie sie nach den ein gangs erwähnten Anregungen in Erscheinung treten soll, wäre dann nur die Kristallisierung aller Erfahrungen über Reklame, und deren tausendfache Ausdrucksmöglichkeilen die Ergebnisse bewährter Geschäftsmethoden. Da es sich aber im Buchhandel um Ware handelt, deren Wert oder Unwert nicht immer begriffs- und rechtsmäßig sest- gelegt werden kann, wird sich die Reklame nach wie vor in vielen Fällen ungestrafte Übergriffe erlauben. Eine — vielleicht ungewollte — Täuschung des Publikums durch bombastische, unwahre oder nur übertriebene Anpreisung wird auch dann nicht festzustellen sein, wenn die Anschauungen der Mehrheit sich über die Wertlosigkeit des Angekündigten einig sind. Es bleiben eben Anschauungen, keine Tatsachen. Im »Literaturhandel« ist vieles erlaubt und üblich, was bei anderen kaufmännischen Handelszweigen nicht durchführbar wäre, und die Grenzen zwischen »gut und schlecht« sind gerade hier oft sehr flüssig. Diesem übelstand und dieser Gefahr von weitherrschender Bedeutung kann mit Hilfe des gepriesenen neuen Reklamegcistes vielleicht einigermaßen begegnet werden. Interessant wäre es, dabei gleichzeitig in Betrachtungen darüber einzutreten, in welchem Verhältnis Schwindelreklame und Erfolg auch im Buchhandel zu einander stehen. Das wäre aber auch ein Kapitel für sich. Hier wollen wir nur noch festzulegen versuchen, wie sich das Publikum zur Reklame stellt, und dann aus das Zentral- werbeamt zurückkommen. Das Publikum teilt sich hauptsächlich in die zwei Gruppen: Literaturheimische und Laien. Jene lassen sich nicht durch die schönsten Rezensionen und Anzeigen cinfangen, sic wissen meist, nm was es sich handelt, und schälen sich selbst den Kern aus der Hülle. Die anderen sind entweder Bücherfreunde »bona killes«, die alles glauben, was sie lesen, und alles lesen, was sie glauben, oder aber selche, die gar nichts glauben, aber doch alles lesen. Immer vom Standpunkt des flachen Durchschnitts aus be trachtet, müßte uns die crstere Art — auch bei Büchcrkäufern die wertvollere sein. Der Durchschnittsgeschäftsmann nimmt das »Publikum« ge meinhin gleichbedeutend mit »Absatz«, und bekümmert sich im allgemeinen nicht um das Glaubensbekenntnis des Käufers, noch will er die Gründe des Kaufs wissen. Solche Betrach tungen wären nach seiner Auffassung für ihn nur statistische Spielereien, die höchstens für. Idealisten einen Sammelwert be sitzen. Daß sie in der Tat oft nicht mehr sind, verdanken wir eben dem Fehlen einer freien Gesamt-Mittelstelle mit angeschlossenem statistischen Amt. Ich bin der Meinung, daß diese Zcntral-Organisa- tion — wenn sie nach neuen Grundsätzen geleitet wird — sehr Wohl eine Stärkung der praktischen Buchkultur und der all gemeinen Kauflust zur Folge haben kann und muß. Ich gehe noch weiter und sage: erst ein neuer, umschaffender Geist einer wirklich modernen psychologischen Reklame kann die Mission, dem Buch weitere Bahnen und Wege zu öffnen, praktisch und ethisch erfüllen. Diese Dinge bleiben natürlich der kommenden Friedens arbeit Vorbehalten, die uns hoffentlich bald von den sogenann ten Wirlschaftsstcllen und anderen unliebsamen — um nicht zn sagen unerträglichen — Erscheinungen befreit. Jetzt können und müssen wir aber all dies vorbereiten und ihm die geistigen Wege ebnen. Deshalb wäre eine weitere Aus sprache hierüber an dieser Stelle sehr zu wünschen. Einige Richtlinien, wie sic mir Vorschweben, mögen andeu tungsweise hier niedergelegt werden. Die in Leipzig oder Berlin einzurichtende Zentrale wäre eine Anstalt, die erstens für die Öffentlichkeit, also für Publikum, Verbände, Behörden und Regierungen, zweitens für die gesamte Presse, drittens für alle Fach-Teilnehmer arbeitet, die sich als Mitglieder zu einer jährlichen Beitragsleistung unir zur Mitarbeit durch Beibringung von Material aller Art ver pflichten. Es handelt sich also um einen werbetätigen Verkehr mit dem Publikum, der Presse und dem Gesamtbuchhandel. Diese Dreiteilung müßte auch im Verwaltungsbetrieb des Werbcamtes zum Ausdruck kommen, in dem sich die getrennt arbeitenden Abteilungen unter gemeinsamer Oberleitung doch so vereinigen, wie es die organische Zusammensetzung der Gesamtmaicric ver langt. Ein reiches Feld der Tätigkeit eröffnet sich auf jedem der Gebiete, die wieder Unter- und Nebengebiete erzeugen und erheischen. Nimmt man beispielsweise unter Gruppe 1 die Bearbeitung von Vereinen, Verbänden, Ausschüssen, Behörden, Ministerien, so müßte dieser Tätigkeit eine Scheidung in die verschiedenen Literaturarten: Technik, Wissenschaft, Belletristik, Pädagogik usw., vorausgehen. Die aufklärende, vermittelnde und fördernde Tätigkeit könnte durch regelmäßige Herausgabe eines Flugblattes unter Erweiterung der vom Börsenverein besorgten Pressekorrespon- dcnz stark erhöht werden, nur darf sich der Abnehmerkreis nicht ans die Presse und den Buchhandel beschränken, sondern das Blatt, das mit vielseitigen aktuellen Beiträgen interessant auszustatten wäre, sollte Organ der Literatur- und Volksbil dungs-Vereinigungen selbst sein. Es könnte mit Leichtigkeit zu- einer wirklichen Literatur-Zeitung — der ersten offiziellen — ausgebaut werden, ohne Schaden auch mit einem starken In seratenteil, und hätte vielleicht Aussicht, das zu werden, was allen solchen Gründungen bisher versagt blieb, nämlich »popu lär«, und die Freundschaft aller derer zu erwerben, denen eine gewisse Scheu vor »Literatur«-Zeitschriften nicht abzuge- wähne» ist. Weitere Aufgaben, das aufnahmefähige Publikum und die breite Öffentlichkeit stimmungsmäßig zu erfassen, ergeben sich« von selbst. Hervorzuheben wären noch: Herstellung und Vertrieb von Werbeplakaien für Staats- und städtische Institute und Anstal ten, Hotels, Theater, Bahnhöfe, Eisenbahnabteile; vertragliches Abkommen mit den Zeitungen und Zeitschriften betr. Durchfüh rung einer ständigen Rubrik im Text- und Inseratenteil iw Wort und Bild. Vieles andere bleibe noch ungesagt. Wichtig wäre die Schaffung einer Anzeigenvermittlungs- stelle für Verleger, und Sortimenter, also eine Fach-Annoncen- Expedition des Gesamt-Buchhandels großen Stils. Eine fach männische Beratung auf dem Gebiete der Pressereklame mit gleichzeitiger Übernahme praktischer Durchführung gehört zw den notwendigen Reformen der kommenden Friedenszeiten. Wik- Viele Millionen Mark, die für verfehlte Reklamen zwecklos ver puffen, könnten dadurch rationell angewendet und voll ausgenutzt werden, — wie viele unsichere propagandistische Eni-> faltung der Einzelfirmen in zielsichere Bahnen gelenkt, wie viel wertvolle Arbeitskraft gespart werden! Eine der buchhändlerischen Hauptaufgaben des Werbeamtes wäre die eingangs erwähnte Zentralberatungs- und Reklame- stelle, für die ich als neue Vcrmittelungsform ein System von korrespondierenden Kartothek-Karten empfehlen würde. Ans diesen werden die Anfragen und Anregungen beantwortet; all gemein interessierende nebenbei noch in regelmäßig erscheinende »Reklame-Mitteilungen für den Gesamtbuchhandel« ausgenom men, die auch ausführliche Briefkästen und Wegweiser für die- verschiedenen Berufszwcige, auch buchgcwerblichcr Art, ent halten Würden. Die Bearbeitung erfolgt in der Redaktionsstube der »Karto»
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