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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1919
- Strukturtyp
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- 1919-06-05
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1919
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Fr 114, Juni 1919. wissen, der da glaubt, die jetzt so vernehmlich an die Pforten der Gegenwart pochende Entwicklung werde spurlos an ihm vor übergehen, wenn er den Kopf in den Sand stecken und sich ihr verschließen wollte. Wurzellos allen Stürmen des Wirtschafts lebens preisgegeben, würde er bald erkennen, daß kein Betrieb heute so fest gegründet ist, um nicht des Haltes durch eine be- rufsstäudige Organisation zu bedürfen, gleichviel ob es sich dabei um Arbeits- oder Arbeiterfragen handelt. Wohin wir blicken, überall schließen sich die Reihen unter dem Drucke der Wider- stände von außen und innen, und keine Forderung hat heute mehr Berechtigung als der Ruf: Hinein in die Organisationen, hin au den Platz, wo Deinesgleichen stehl, damit das rechte Kräfteverhältnis zustande kommt und auch Du einen Einfluß auf die Entwicklung der Dinge ausüben kannst, der heute nur im Rahmen einer größeren Organisation möglich ist! Der Bedeutung dieser Forderung Rechnung tragend, stand daher auch in jeder der diesjährigen Kantate-Versammlungen im Börsenverein sowohl wie im Deutschen Verlegerverein und in dem Verband der Kreis- und Ortsvereine — das Thema »Arbeitgeberverband« auf der Tagesordnung, ja teil weise sogar, veranlaßt durch die jüngsten Lohnbewegungen im Berliner und Wiener Buchhandel, im Mittelpunkt der Verhand lungen. Immer wieder klangen diese aus in die kategorische Forderung des Anschlusses an die Organisation, der zu einer Lebensfrage des Buchhandels geworden ist, seit die bisher zersplitterten Verbände und Vereine der buchhündlerischen Ar beitnehmer bis in das Zeitungsgewerbc hinein zu einer Einheit zusammengcschlossen sind. Hindernd scheint auf seiten der Ar beitgeber, namentlich im Sortiment, dem Anschluß an den Ar beitgeberverband vielfach die Erwägung entgegenzustchen, daß es zweckmäßiger sei, mit den örtlichen Kleinhandelsvereinen zu sammenzugehen als der buchhündlerischen Arbeitgeber-Organi sation, bzw. deren Ortsvcrbänden beizutreten. Ohne bei der Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse und Kräfte in jedem Einzelfallc entscheiden zu können, ob ein solcher Anschluß als zweckmäßig — namentlich mit Rücksicht auf den verhältnis mäßig häufigen Personalwechsel und die dadurch bedingte grö ßere Freizügigkeit im Buchhandel — angesehen werden kann, wird man sich doch der mit der Hinneigung zu den örtlichen Klcinhnndclsverbänden verbundenen Schwächung des buch- händlerischen Arbeitgeberverbandes nicht verschließen können und daher erwarten dürfen, daß von seiner Seite aus dieser Frage besonderes Interesse zugewandt wird. Die Arbeitgeberver bände werden freilich, beiläufig bemerkt, ihrer Aufgabe erst dann voll entsprechen können, wenn sic nicht nur aus die Arbeits bedingungen Einfluß zu gewinnen suchen, sondern auch den Beziehungen von Mensch zu Mensch in dem von ihnen ver- tretcnen Berufe ihr Interesse zuwcndcn. Ja diese Aufgabe erscheint uns sogar wichtiger und richtiger als die Ausgestal tung dieser Verbände zu reinen Kampforganisationen. Im Zusammenhänge mit diesen Erörterungen dürfte auch die vom Verband der Kreis- und Ortsvcreine zu Kantate an genommene Resolution Schöpfung interessieren, da sie einen tie feren Einblick in die hier in Betracht kommenden Schwierigkeiten tun läßt. »Den Orts- und Kreisvercinen ist anzuratcn: bei den Ver handlungen mit den einheimischen Arbeitsgemeinschaften da hin zu wirken, daß 1. die Gehaltserhöhungen auf den Bezügen des 1. August 1914 aufgebaut werden; 2. da die Abmachungen der Berliner Arbeitsgemeinschaft weit über das Maß dessen hinausgehen, was der übrige Buchhandel zugcben will, soll bei den bevorstehenden Beratungen angestrebt werden, diese den örtlichen Ver hältnissen anzupassen«. Aber nicht nur das dem neugcgrllndeten Arbeitgeberverband zugewnndtc Interesse läßt die wachsende Bedeutung organisa torischer Fragen im Buchhandel erkennen, auch das Streben nach neuen Zusammenschlüssen und zeitgemäßer Ausgestaltung der alten Verbände zeigt, wie die Gemeinschaftsarbeit sich neue Formen und elastischere Ausdrucksmittel zur Erreichung 462 ihrer Zwecke sucht. Als eine Art Auftakt zu den Kantate- Verhandlungen wird man die am 10. Mai in Leipzig unter Mit wirkung des Auswärtigen Amtes und des Börsenvereins er folgte Gründung der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuch- handel bezeichnen können. In ihr ist der deutliche Wille des deut schen Buchhandels ausgeprägt, aller Schwierigkeiten ungeachtet die verschütteten Wege nach dem Auslände wieder frei zu machen und sich nicht vom Weltmärkte verdrängen zu lassen. Sollte man nicht glauben, daß, wo ein so starker Drang vorhanden ist, so viel Intelligenz und Kraft zur Durchführung einer als not wendig erkannten Aufgabe aufgewendet werden, das Vorhaben gelingen anitztc, selbst wenn die Welt voll Teufel war', dem deutschen Buche den Zutritt zu wehren? Mit dem Auftreten der Buchhändlergilde haben vielleicht manche pessimistisch veranlagte Gemüter sich nicht der Befürch- lung erwehren können, daß dem Verband der Kreis- und Orts vereine, der sich in den letzten zehn Jahren fast zu einer reinen Sortimentervertretung ausgewachsen hatte, der Wind aus den Segeln genommen und er zu einer bloßen Scheinexistenz herab gewürdigt werden könnte. Statt ihnen recht zu geben, hat die Entwicklung vielmehr gezeigt, daß er bei geschickter Leitung sich seiner alten Aufgabe mehr nähern, wieder das werden kann, was seiner eigentlichen Zweckbestimmung entspricht: Gegensätze aus- zugleichen, die notwendige Verständigung zwischen Verlag und Sortiment vorzubereiten und so den Verhandlungen des Bör senvereins als Schrittmacher zu dienen. Während die Tren nung in einen Verleger- und Sortimenterverein den Vorteil hat, daß dieselbe Mätecie in beiden Vereinen unter ganz verschie denen Gesichtspunkten gewürdigt und nachgeprüft werden kann, hier diese, dort jene, beiden gemeinsame Fragen zur Verhand lung gestellt oder in den Vordergrund gerückt werden können, erwächst dem Verband der Kreis- und Ortsvereinc die Auf gabe, die einander entgegenstehenden Anschauungen zu über- brücken und durch eine Art Vereinigungsverfahren auszugleichen. Wenn der Verband diesmal versagte, so trug nicht er, sondern der Umstand Schuld, daß die außerordentlich reichhaltige und interessante Tagesordnung des Deutschen Verlegervercins dessen Mitglieder bis nach 8 Uhr abends zusammenhielt und sie so an der Teilnahme der gleichzeitig tagenden Abgeordnetenversammlung des Verbandes verhinderte. Das ist bedauerlich und müßte in Zukunft schon deswegen vermieden werden, weil dadurch auch die Hauptversammlung des Börsenvcreins mangels vorausge gangener Verständigung sich, wie das diesmal der Fall war, weit über die übliche Zeit hinaus ausdehnt und niemand mit einiger Sicherheit Voraussagen kann, wie sich das Schicksal der einzelnen Anträge gestaltet, ganz abgesehen davon, daß es immer gefährlich ist, wichtige Anträge der Entscheidung einer Zufalls majorität anheimzugeben. Auch ohne prophetische Begabung konnte früher jeder bolbwegs mit der Regie einer Hauptver sammlung vertrauie Berufsgenosse mit einiger Sicherheit sich ein Urteil über ihren Ausgang bilden, der Sonnabend vormit tags den Verhandlungen des Deutschen Verlegervereins beige wohnt, die Strömungen innerhalb dieser Körperschaft beobachtet und dann nachmittags Gelegenheit hatte, unter einem ganz an- deren Gesichtswinkel die Anschauungen des Sortiments kennen zu lernen und aus Rede und Gegenrede von Vertretern des Verlags und Sortiments sich ein Bild zu machen. Diese Ver ständigung auf dem neutralen Boden des Verbandes der Kreis- und Ortsvcreine hat auch eine außerordentlich praktische Bedeu tung, da dadurch manches Mißverständnis beseitigt und Wesent liches und Unwesentliches klarer erkannt werden kann. Wie oft erweiterte sich nicht der magere Ausschnitt, wie ihn eine meist einseitige Betrachtung in den cinzelnenGruppenvertretungeu ver mittelt, zu einem abgerundeten farbigen Bilde, und wie oft haben die Verhandlungen zu einem guten Ende geführt, wenn man das Warum und Weil näher kannte! Nicht zuletzt jedoch drängt die Möglichkeit einer solchen Ver ständigung eine Empfindung im Verlage zurück, wie sie sich in diesem Jahre in dem Anträge vr. Springer und Genossen an die Hauptversammlung des Börsenvereins niedergeschlagen hat: »Die Hauptversammlung beauftragt den Ausschuß, (gleich-
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