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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1919
- Strukturtyp
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- Band
- 1919-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1919
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X° 129, 24. Junt 1919. schon gehört haben, daß er nicht so außerordentlich freigebig mit dem Geld« wirtschaftet, erreichen werden. Der Herr Minister Hai uns dann versichert, daß die Aufsicht Uber die Schulbücher streng durchgeführt wird. Ich möchte wünschen, daß nach mancher Richtung doch eine etwas größere Strenge walte. Es ist nicht zu verkennen, und mir wollen es nicht leugnen, daß viel fach Neuauflagen von Schulbüchern so geändert werden, daß die äl teren Auflagen nicht mehr neben der neuen gebraucht werden können. (Sehr richtig! im Zentrum) Man könnte aber oft die neuen Auflagen so entrichten, daß die alten Auflagen noch daneben gebraucht werden können. Ich bin seit 27 Jahren an der Schule tätig und habe den verschiedensten Unterricht erteilt. Ich weiß, daß diese Ubelstände sich beispielsweise im deut schen Lesebuch und in der lateinischen Grammatik geltend machen, und daß die Eltern oft kommen und sagen: ja sehen Sie, die Grammatik, die der andere Junge gebraucht hat, paßt nicht mehr. Der Lehrer kann da nicht viel machen. Aber es könnte nach meiner Ansicht von oben etwas mehr aufgepaßt werden, und es könnte unter Umständen einem Verleger, wenn er nicht hören will, geradezu erklärt weiden: wenn du nicht unseren Wünschen entgegenkommst, dann wird deine Grammatik verboten und andere werden genommen. Da sollte man doch etwas strenger Vorgehen. Ich glaube, die Herren, d>e meine Amtsgenossen sind und ebenfalls in der Schule stehen, werden mir zu st i m men. (Sehr richtig! im Zentrum und rechts) Ich habe, wie ich noch einmal wiederholen möchte, die größten Bedenken gegen ein Schnlbüchermonopol, und zwar ans folgenden Gründen: zunächst, weil der Inhalt des Buches darunter leiden wird, sodann auch, weil die Bücher nicht billiger, sondern nach den Erfah rungen, die wir gemacht haben, im Gegenteil noch teurer werden, und dann auch namentlich deshalb, weil man den Handel nicht unter drücken, sondern ihn wie auch die Industrie heben soll. Damit wird auch dem Vaterlande gedient. Durch die Steuer, die der Verleger von seinem Gewinnst zahlt, kommt für den Staat mehr heraus, als heranskommen würde, wenn dieser selbst Bücher hcransgübe. Ich glaube, es wird für unser Volk von der größten Wichtigkeit sei», daß eS hört, wie das Hans zu dem Schnlbüchermonopol steht. Die Erklärung des Herrn Ministers hat es ja gehört. Wenn aber die Preußische Landesversammlung in ihrer Mehrheit für das Schnl büchermonopol sein würde, so wäre die Sache doch eine andere. Des halb habe ich den Auftrag von meiner Fraktion erhalten, ausdrücklich zu erklären, daß wir mit aller Entschiedenheit gegen ein Schnlbüchcr monopol stimmen werden. (Bravo! im Zentrum und rechts) Vizepräsident I)r. v. Kries: Das Wort hat die Abgeordnete Iran Dr. Wegscheidcr. Iran vr. Wegscheidcr, Abgeordnete (Soz.-Dem.): Dem Herrn Antragsteller war nach seiner eigenen Mitteilung der dritte Punkt seiner Begründung der wichtigste, nämlich der inhaltliche Punkt. Er fand cs besonders gefährlich, daß in einer Zeit, in der, wie er meinte, ein so wenig bei den Eltern anerkanntes Ministerium wie das Ministerium Hoffmann-Haenisch oder das jetzige Ministerium Haeni'sch an der Spitze der Nntcrrichtsverwaltnng stände, etwa der Inhalt der Schulbücher im Sinne dieses Ministeriums geändert würde. Ich möchte hier noch einmal recht unterstreichen, daß der Herr Abcgordnete De. Boelitz schwächliche Völkcrverbrüderungs- und Völ- kerbcglückungsideen als etwas ganz Gefährliches in unsere Lehr bücher nicht anfnehmen möchte. Das heißt doch, daß der Gedanke, daß Völker sich verbrüdern, und daß Völker beglückt werden und sich selbst beglücken, von vornherein und ganz selbstverständlich noch immer wie im Jahre 1914 mit dem in unfern Schulbüchern und auch ans unfern Schulkathcöern immer wiederkehrenden Worte »schwächliche benannt wird. Ich möchte hier doch darauf Wert legen, zu bekennen, daß nach Ansicht meiner Freunde gerade die Kraft eines Volkes sich darin zu erkennen gibt, wie weit cs die Möglichkeit findet, Völker- beglückend zu wirken und Völkerverbrüderung hervorzubringcn (Sehr richtig! bei der Sozialdemokratischen Partei) Dann müssen wir scharf unterscheiden zwischen einer genauen staatlichen Kontrolle der Schulbücher und den wirtschaftlichen Fragen ihrer Sozialisierung. Zweifellos ist. wie der Herr Minister gesagt hat, eine bürokratische Verwaltung, wie sie heute besteht, nicht die geeignetste, um in wirtschaftlichem Sinne zu monopolisieren. Daraus kann nur die eine Konsequenz gezogen werden, das; eine solche Ver waltung — darin fühle ich mich mit dem Herrn Minister ganz eins — so schnell wie möglich in eine nichtbürokratische, mit dem Leben zusammenhängende nmgcwandclt werden muß. (Sehr richtig! bei der Sozialdemokratischen Partei) Daß das den ganzen blühenden Buchhandel in Gefahr bringen würde, möchte ich doch sehr bezweifeln. Bei dem Schulbuch müssen soviele 512 Rückstellungen und Abschreibungen Norgenommen iverden wie bei keinem anderen Buch. Wenn die Verleger trotzdem so ungeheuer gern Bücher herausgeben und damit eine große wirtschaftlich« Verschwen dung treiben, so hat das Nachteil« siir das Schulkind und vor allem auch für den geistigen Urheber der Schulbücher. Ich muß sagen: man merkt es sehr vielen unserer Schulbücher an, daß ihre geistigen Urheber auf einen sehr bescheidenen Verdienst angewiesen sind und infolgedessen froh sind, wenn sie Schulbücher zusammengestellt haben. Die Mannigfaltigkeit der Schulbücher braucht unter einer Mono polisierung gar nicht zu leiden. Provinzielle Verschiedenheiten wür den selbstverständlich ebenso in Preußen oder in einer Neichsschul- organisation berücksichtigt werden müssen und können, wie das nach den eigenen Worten des Herrn Or. Boelitz in den Kantonen der Schweiz der Fall ist, wo ja, was Herr Abgeordneter Wildermann schon anführte, die dialektischen Verschiedenheiten der einzelnen Kan tone in den Lesebüchern und Fibeln auf das sorgfältigste beachtet werden, was in der Schweiz, wo das erste Schuljahr ganz und gar im Dialekt unterrichtet wird, eine viel größere Nolle spielt als hier. Wenn gesagt worden ist, daß die Mitteilung des Herrn Ministers, er sei augenblicklich nicht in der Lage, etwas für die Monopolisierung zu tun, Beruhigung in das Volk trage, so ist das »Volk«, das sich dabei beruhigt, dach wohl nicht das Volk, von dem meine politischen Freunde sprechen. (Sehr richtig! links) Im Gegenteil, wir können in das Volk, das in einer wirklichen Un ruhe ist, nur dadurch Beruhigung bringen, daß wir den neuen Ge danken wirtschaftliche Form und geistige Gestalt geben. (Sehr richtig! links) Uber die vielen Auflagen der Schulbücher ist hier schon manches gesagt worden. Das ist eine ganz infame Ausnutzung der Schüler und Lehrer von den Händlern. Wir können dem Ministerium nur empfehlen, da noch sehr viel strenger zu sein als bisher. Die Ver ordnungen und Ministerialerlasse sind während des Krieges nach dieser Richtung schon immer strenger geworden, aber nur zum Nach teil der Lehrer und Schüler. Wir brauchen die Bücher in verschie denen Auflagen, die nicht mehr miteinander stimmen. Wir haben jetzt geradezu eine Musterkarte von Büchern. Wer sich jetzt in den Schulen streng nach den Erlassen richtet — und das müssen wir ja bei den kolossalen Kosten der Bücher und dem herrschenden Mangel an Büchern —, der hat mit einer Menge verschiedener Auflagen zu tun: und Sie alle, soweit Sie in der Schule gewesen sind oder Lehrer sind, wissen ja, welche Schwierigkeiten das gibt. Auch ich bin der Meinung, daß das Beste gerade noch gut genug für unsere Schüler ist. Aber wieso das geistige Niveau sinken müßte, wenn öffentliche, vom Volke und von der Demokratie getragene Organe die Auswahl dieser Bücher treffen, das ist wirklich nicht einzusehen. Doch cs wird sich ja erweisen, wie weit die Lehrerschaft und das deut sche Volt in seiner demokratischen Verfassung es dnrchzusetzen weiß, daß hier wirklich Wandel geschaffen wird Eine Sozialisierung der Schulbücher wird natürlich bei den Büchern für die Volksschule an fangen müssen, weil sie hier am einfachsten ist, da die Bücher in größe ren Massen erscheinen und infolgedessen die Verbilligung am größten sein kann. Soweit ich Schweizer Schulbücher kenne, sind sie verhält nismäßig billiger als unsere deutschen. Ich weiß nicht, ob sie billiger sind als die Schweizer Schulbücher vor der Verstaatlichung: im Kanton Glarus z. B. hat man ja schon in den 79cr Jahren damit angefangen. Seit der Zeit sind die Preise überhaupt gestiegen: damit kann man das natürlich nicht vergleichen. In der Schweiz ist das Schulbuch billig und sehr gut: ich kenne allerdings nur Schulbücher der Kan tone Zürich und Basel, und das sind ja, wie ich zugebcn will, zwei besonders entwickelte Kantone. Es würde ein wünschenswerter Fort- schiitt sein, wenn der Bericht, den der Herr Minister verspricht, dem Hanse wirklich im Sommer vorliegt und wenn dann auch die ersten Vorarbeiten für eine Übernahme der wichtigsten und allgemeinst ein- gcführtcn Bücher in staatliche Regie vorgcnommen würden. (Bravo! bei der Sozialdemokratischen Partei) Vizepräsident I)r. v. Kries: Das Wort hat der Abgeordnete Adolph Hoffman». Adolph Hoffmann, Abgeordneter (U. Soz.-Dem): Der Herr Be richterstatter sagte, wenn der Staat die .Herausgabe in die Hand nähme, dann würde vor allem eine B c n n r n h i g n n g bei den Verlegern, Pädagogen und Eltern ein treten: 18 Bnchhändlcrvcrcinc hätten sich dagegen gewandt. Ja, das nimmt nicht wunder: es werden sich immer die dagegen wenden,'die soziali siert werden sollen. Ta§ haben wir doch jetzt gesehen, wo so viel von Sozialisierung geredet und sowenig gctan worden i st. (Lachen rechts) — Ja, Sic lachen selbst darüber, wie wenig getan ist. Wir sind ja noch nicht einmal in den Anfängen. Da ist das doch kein Wunder — die Leute wären ja Narren, wenn sie nicht dagegen Sturm liefen,
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