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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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>6 129, 24, Juni 1919, Redaktionell«! Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. daß ihnen ihre Privatvorteilc genommen werden. (Zuruf bei der Sozialdemokratischen Partei: Fangt man in Berlin an!) - - Fa, wir fangen gern an, nnd wir sind feste dabei. Geben Sie uns nur durch die Gesetzgebung mehr freie Hand: dann sollen Sie einmal sehen, wie schnell cs geht. Das Reichmöge uns nur I aber auch die Millionen bezahlen, die wir in Ber- l lin zur Unterstützung der K r i e g c r f a m i l i c n für das Reich ausgelcgt haben. Wenn wir das Geld hätten, könnten wir hübsch zu sozialisieren an fangen: das Geld schuldet uns das Reich noch, und anderen Gemeinden geht cs I ebenso. Damit könnte viel geschafft werden. Dann sagte der Berichterstatter, der Buchhandel würde unter der Sozialisierung leiden. Fa, hier handelt es sich nicht nm die Frage, ob Einzelne oder einzelne Betriebe darunter leiden, son> i dern hie? fragt es sich, was der Gesamtheit zuträglicher i st. Der Staat, wurde gesagt, würde im Honorar und im Wettbewerb nicht dasselbe leisten. Ich bin im Gegenteil der Meinung, der Staar würde viel mehr leisten, auch was das Honorar anbetrifft: denn darin sind die Verfasser gerade von Schulbüchern nicht immer zu glänzend gestellt bei den Verlegern. Der Staat würde jedenfalls für diese Preise nicht arbeiten lassen. Ebenso steht es mUt dem Wett bewerb. Wir brauchen uns doch nichts vorzumachen: cs sind doch nur einzelne ganz wenige, die bei dem jetzigen Wettbewerb und dem Mono pol, das gewisse Verleger haben, überhaupt im Wettbewerb als Sch alle ute und Pädagogen in Frage kämen. Gerade wenn der Staat cs in die Hand nähme, käme ein viel größerer Kreis von Leuten in Frage, da kämen wirkliche Pädagogen in Frage, nicht besonders Bevorzugte. Wenn dann angeführt worden ist, das; in der Schweiz der Staats betrieb teurer geworden ist, so hat ja schon die Vorrednerin treffend darauf hingcwiescn, wieviel hier die Bücher und besonders gebundene Bücher teurer geworden sind, und zwar auf allen Gebieten. Es wird ja manchmal ein schamloser Wucher im Buchhandel getrieben. Viele Bücher, die heute miserabel eingebunden find, kosten das Drei-, Vier-, Fünffache von dem, ivas sie früher mit gutem Einband ge kostet haben: und daran sind nicht immer die Arbeitslöhne und die hohen Maierialpreisc schuld, sondern auf jede zehn Pfennige, die der Verleger mehr zahlt, schlagen manche am liebsten mindestens eine Mark auf. So sieht es in Wirklichkeit aus, so wird auch hier öfter Wucher getrieben, und so ist cs auch, wenn auch nicht ganz so schlimm, beim Schnlbnchhandcl. Ich kann Ihnen Beispiele dafür nennen, wenn Sie Nicht daran glauben, von rein wissenschaftlichen Werken, die in letzter Zeit, ohne Neuauflagen erlebt zu haben, so horrend im Preise gestiegen sind, obwohl nicht einmal der Verleger sagen kann, daß er mehr Unkosten gehabt hat. Wenn man als Buchhändler sagt, er möge den Preis wenigstens in seinen Anzeigen ändern, dann er widert er: ich habe das nicht nötig, sagen Sie nur, das kostet so viel, und wer das nicht glauben will, möge hier anfragen. Man stellt sich mls Buchhändler durch solch Verfahren selber gewissermaßen als Be ltrüger hin, wenn man die Bücher zu solchem Preise verkaufen muß, Die zu billigem angepricsen sind.*) Was die Schweiz, wo die Preise auch teurer geworden sind, anbc- Irifft, so ist die Preiserhöhung nicht durch die Monopolisierung, son dern oft durch die bessere Ausstattung, Aufmachung nnd Inhalt usw. ringetreten. Die kleine Schweiz, die mehr noch als Deutschland auf die Einfuhr von Rohmaterialien angewiesen ist, konnte in der Be ziehung in der Preiserhöhung nicht Zurückbleiben, ja, sic mußte noch rtwaö mehr aufschlagen: das ist selbstverständlich. Wenn die 18 Buchhändlcrvercinc gegen die Sozialisierung der Schulbücher Sturm laufen, geschieht cs ja nur, um den Verlagsbuchhändlern den Prosit In sichern: denn die Mitglieder der Buchhäudlervercine sind ja mei- Itcus die Abnehmer: sic konnten nicht anders, als dem zustimmen, wenn ihnen die Zirkulare der Vcrlagsbuchhändler zugeschickt wurden. Und wenn hier darauf hingewiescn wurde, daß die kleinen Druckereien lugrundc gehen würden, so wird schon Herr Hammer dafür eintrcten, vaß denen die Arbeit nicht genommen wird, sondern daß sie ihnen der ktaat überträgt: dafür brauchen Sie sich wirklich nicht zn sorgen. Das uanpthindcrnis sind die großen Verdienste der Verleger, und da war I merkwürdig, daß der Berichterstatter sagte, die Verleger benutzten lic großen Verdienste, um wissenschaftliche Werke her - I n s z u g e b e n ,-die sic sonst für diese» Preis dem Publikum nicht liefern könnten. 8 (Sehr richtig!) I Nein, das ist nicht richtig. Nennen Sic mir doch einen Verleger, 8 *) Es braucht in diesem Blatte nicht besonders darauf hingcwiesen In werden, daß übermäßige Preissteigerungen im Buchhandel nur lanz vereinzelt (im Gegensatz zum anderen Warcnhandel) fcsteestcllt «ordcn sind. Red. der das an Schulbüchern verdiente Geld an wissen schaftlichen Werken zu gibt! Wenn er sich bei der Kalku lation verrechnet — das passiert jedem Geschäftsmann einmal, oder daß der eine oder andere Artikel nicht geht - das hat jeder Geschäfts mann zu tragen. Aber daß ein Verleger Geld, das er bei den Schul büchern verdient hat, verwendet, um dies oder jenes herauszugeben, ist ausgeschlossen. Sic geben höchstens etwas zu bei den vierzchutäg lichen oder monatlichen Zeitungen, die jeder größere Verleger glaubt hcrausgeben zu müssen, um em billiges Jnsertionsorgan für seine Artikel zu haben: und wer das kennt, wer hinter die Kulissen gesehen hat, weiß, daß es nicht so ist, wie Sie es darstellen. Die andere Frage scheint mir wichtiger zu sein als die Wahrung des Prosits der Vcrlagsbuchhändler: es ist die Frage, ob die Pä dagogen beunruhigt sind. Welche Pädagogen denn? Bange vor einem Monopol haben nur die, die das Monopol bisher für ihre Person besessen haben nnd die ds sich nicht aus den Fingern gehen lassen wollen. Sie konnten bisher bestimmen, daß der Wettbewerb möglichst klein und nach außen abgeschlossen war. Wir meinen, ein Grund zur Beunruhigung liegt für die Pädagogen nicht vor. Sie werden gerade b esser wegko m m en, da der Wettbewerb größer werden wird. Vor allen Dingen aber wird durch den größeren Wett bewerb etwas wirklich Gutes für unsere Kinder geschaffen. Was ha ben wir denn heute? (Zurufe) Natürlich, in Ihrem Sinne sind sie ja richtig. — Ta wurde hier erklärt: »die neuesten Errungenschaften der Wissen schaft« werden in den Büchern des Staates nicht zum Ausdruck kom men. Nennen Sie doch das Kind beim rechten Namen! Ihnen ist ja gar nicht darum zu tun, sondern um die G e sch i ch t s k l i t te - rung, um den religiösen Überschwang in den Bü chern, den Sie nicht hcrauslassen wollen. Die G e s ch i ch t s k l i t - tcrung und die G e s ch i ch t s f ä l s ch u n g, die Hohenzol- lern legen de möchren Sie gern behalten, und deshalb haben Sie Bange, daß der neue Geist der Zeit damit aufräumen könnte. Die Mannigfaltigkeit würde durch de» Wettbewerb, der bei der Soziali sierung dieses Gebietes einträte, größer werden, und vor allen Din gen würde es heute nicht mehr möglich sein, daß dieser oder jener Schulmann für seine Kreise sein Buch durchsetzt, weil sich niemand in dem Lehrkörper findet, der eswagt. zu widersprechen nnd zu sagen: d a s B u ch i st n i ch t brauchbar. Das kommt anders in dem Augenblick, wo der Staat das übernimmt. Sie müssen das schon deshalb dem Staat übertragen, weil die Gemeinden die Schulbücher unentgeltlich liefern sollen. Folglich müssen die Gemeinden und der Staat auch bei der Anferti gung der Bücher beteiligt sein nnd mit bestimmen. Es wurde auf Österreich hingewiesen und gesagt, die Lehrer hät ten sich gegen den Staatsbetrieb gewendet. Das haben sie nicht ge tan. sondern sich nur gegen die Entwürfe gewendet, und da wollen wir Vorkehrungen treffen, daß es hier nicht so geschieht. Wir wollen den freiesten Wettbewerb für die Pädagogen haben. Man sagt: die Eltern sind beunruhigt. Den Eltern wird bange, sagte ein Redner: alles das soll verschwinden, was Deutschlands große Zeit gebracht hätte und was vaterländische Weise in diese Bücher hineingebracht hätte. Die »glorreichen Errungenschaften der Revolution« — sagte ein Redner — würden an deren Stellen treten. Ich glaube, es ist endlich Zeit, die »glorreichen Zeiten« zu begraben, die uns an den Rand des Abgrunds gebracht haben, endlich Zeit, die Vortäuschung zu begraben, daß einzelne Personen Weltgeschichte machen können: es ist notwendig, auch dem Kinde schon zu sagen, daß das ganze Volk die Pflicht hat, vorwärts zu drängen, daß es nicht einzelne Personen sind, die Anspruch auf den Erfolg haben. Nun habe ich mich einigermaßen gewundert oder eigentlich nicht gewundert — denn ich konnte bei ruhiger Überlegung ja nichts ande res erwarten —, daß jetzt Herr Haenis ch sagt, zur Zeit w ä r c n noch ernste Hemmungen vorhanden: er meinte, es wäre ein schöner Gedanke. Er poussiert gern mit »schönen Gedan ken«, aber führt sic nicht aus. Die Monopolisierung soll nicht auf Kosten der brwerbsstände erfolgen. Darin ist er einig, daß die Monopolisierung keinen Wettbewerb einschränken darf. Wenn er aber meint, die Zeit hätte noch ernste Hemmungen, so sage ich: jetzt oder nie ist die Zeit gekommen, daß der Staat die Schul bücher in die Hand nimmt. Durch den fünfjährigen Krieg sind die Bestände bei den Verlegern geräumt, selbst Ladenhüter abgcsetzt. Sie wissen, daß eine Monopolisierung nur jetzt leicht durch ge führt werde» kann, wo die Bahn hierfür frei ist. Nun sagt Herr Haenis ch, er brauche n o ch m in 5 estcns ein Dutzend Vortragender Räte für die Bearbeitung dieser Frage. Da weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ein Dutzend Vor tragender Räte? Herr Minister, ich weiß einigermaßen in dem 513
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