Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19190624
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191906243
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19190624
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-06
- Tag1919-06-24
- Monat1919-06
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 129. 24. Juni 1919. Hause Ihres Ministeriums Bescheid. Weuu da noch eiu Dutzend Bar- tragende Räte hinein k o m m e n , dann kommen Sie über haupt nicht mehr zu Wort und wissen nicht, in wel chen Winkel Sie als Minister sich verkriechen sollen. Schon jetzt haben Sie ja n k ch t s z u sagen. Was wollen Sie denn tun, wenn Ihnen noch ein Dutzend Vortragende Räte aus den Leib rückt'? Diese Art war nicht mal möglich in der Wilhelmi nischen Zeit. Wenn Sie ernstlich daran gedacht hätten, ein Monopol dnrchznführen, da würde kein Mensch ans den Gedanken kommen, daß dazu ein Dutzend Vortragende Räte gehören. (Zuruf des Ministers Haenisch) — Sie sind der Minister; wenn Sie nicht zupacken, erreichen Sie nichts. Was Sie mit dem Dutzend Räten ausgesprochen haben, führt zu keinem Resultat. Worauf es aukommt, das ist, das; die tüchtigen Pädagogen berufen werden. Dann werden Musterbücher entstehen, und dann muh eine Kommission aus Fachleuten eingesetzt werden, nicht nur aus Rektoren, nicht nur aus Vortragenden Räten, sondern aus Schullehrern, Pädagogen, aus den Leuten, die wirklich eiu Herz für unsere Kinder haben; und diese Kommission muß dann das Beste aussuchen. Einige wirkliche Pädagogen, die iv i r k l i ch Herz und Gemüt für unsere Kin der haben, die Kraft und Wollen haben, das deut sche Volk wieder e m p o r z u b r i n g e n, die genügen. Herr Minister! Schmeißen Sie noch ein Dutzend Vortragende Räte raus aus dem K u l t u s m i n i st e r i u m! (Heiterkeit) Dann werden Sie besser arbeiten können, dann be kommen Sie vielleicht wieder Courage, etwas zu vollbringen. Nun soll der »freie Ausschuß« kommen. Ich kenne die freien Ausschüsse. Solch ein Ausschuß ist ja auch mit Zustimmung des Herrn Haenisch eingesetzt; er hat ja selbst Personen dazu ernannt, um die Frage der Trennung von Kirche und Staat zu behandeln, und zwar zu meiner Zeit noch. Fragen Sie, was jetzt daraus geworden ist. Nun soll ein »freier Ausschuß« eingesetzt werden, der »Richtlinien« aufstellen soll. Wenn ich das Wort Richtlinie» im Munde des Herrn Haenisch höre, wird mir ganz angst. »R icht- l i n i e n« sind nämlich solche Linien, nach denen man sich im Kultusministerium nicht richtet. (Heiterkeit) Und nun sollen wieder neue Richtlinien ausgestellt werden, nach denen man sich nicht zu richten braucht, und die Sache wird niemals zum gedeihlichen Abschluß kommen. (Zuruf rechts: Hoffmann muß Mitarbeiter werden!) — Verlassen Sie sich darauf, Hoffmann würde es nicht allein machen, sondern er würde sich Fachleute und Sachkenner dazu beru fen, aber gemacht würde etwas werden. Es ist ja in der kurzen Zeit, in der ich Einfluß hatte, soviel gemacht worden, daß Ihnen angst und bange geworden ist — mir viel zu wenig! (Große Heiterkeit) Sie haben ja Zeter und Mordio geschrien, Sie haben ja das ganze Reich in Bewegung gesetzt. (Heiterkeit) Also schenken Sie sich solche Zwischenrufe. Wir werden ja beim Kuitus- etat, wenn das Haus dann noch zusammen ist, diese Frage behandeln. Ich will mit Rücksicht auf die Zeit des Hauses jetzt nicht darauf ein- gehen. Ich geniere mich nicht, ich kann es jeden Augenblick tun. Weuu ich mal ein bißchen mit der Laterne in die Räume des Kultusministe riums hineinleuchte, würden Sie etwas zu schauen bekommen, was Sie noch nicht gesehen haben — ich meine nicht das Zentrum; da hätte ich gesagt: was Sie nicht sehen wollen. Sie wissen genau Bescheid, Siewissen, was da geschieht, oder */« g e s ch i e h t a u f I h r c Ver anlassung; Herr Wildermann weiß das am besten. Herr Wildeimann meint auch, das Monopol müßte zurückgewicsen werden, die Schule wäre nichtdazu da, um Geld zu verdienen. Ja, wer hat denn daran gedacht, daß mit den Büchern Geld verdient werden soll? Im Gegenteil, wir haben verlangt, daß die Gemeinden den Schulkindern die Bücher gratis liefern sollen. Wir standen immer auf dem Standpunkt: noch viel weniger als man von einem Soldaten verlangen kann, daß er Flinte und Säbel mitbringt, kann man ver langen, daß die Eltern die Bücher für die Schulkinder kaufen. Hierfür muß die Gesamtheit sorgen, denn den Vorteil für die A n ^ bildung derKinder hat die herrschende, die be sitzende Klasse. Sie lehren die Kinder nur, was notwendig ist. um sie besser ausbeutcn zu können. Zum mindesten aber hat die Gesamtheit in einem sozialistischen Staalswesen die Pflicht, die Waffen zum geistigen Kampfe zn liefern, und aus diesem Grunde m n ß sie unseren Kindern die Schulbücher liefern. Man hat das also, wenn auch mit Wenn "und Aber, den Gemeinden mehr oder weniger zur Pflicht gemacht, und wenn die Gemeinden die Bücher lie 314 seru >ollen, so müssen sie möglichst billig kaufen kennen, ohne daß da runter d.c Güte, Ausstattung und der Inhalt der Bücher leiden. Der Staat soll aus der Bildung des Voltes nicht Geld gewinnen, sondern sogar noch Geld zugebeu, um das Werkvollste, unsere In ge u d, h e r a n z u b i l d e u. Ja, wieviel haben Sie denn beim Mili tarismus zugegeben? Das, was Sic hier aufwenden, das kommt der gesamten Menschheit zugute, das Kapital, das da angelegt ist, trägt ungeheure Zinsen. , Ich weiß nicht, wie Herr Wildcrma n u darauf kommt, daß der Staat daran Geld verdienen will. Es war wohl nur aus gesprochen, um die Sache zu diskreditieren. Kein Mensch ist darauf ge kommen, an der Monopolisierung der Schulbücher Geld zu verdienen. Dann machte er den unglückseligen Vergleich mit der A k t i e n ge s e ll° s ch a s t und den Kohlen und kam dabei auf die ze r schnitte- neu Kisse n in den Eisenbahnen. Ja, die Kissen sind doch in der ersten und zweiten Klasse zerschnitten worden, denn in der dritten und in der vierten Klasse gibt es ja noch keine. Ich exemplifi ziere da nicht auf die Ledersessel, die im Neichstagsgebäude zerschnitten wurden, zerschnitten wurden von Negierungstruppen; auch als die drin waren, ist abgeledert worden, darüber wollen wir uns doch nicht strei ten. Der Krieg mit seinem demoralisierenden Charakter hat die Dinge so geschaffen. Ich weiß nicht, wie Herr Wildermann sagen kann: ja» der Masse gehörtdoch das Ganze. (Zuruf) — Sie haben gesagt: d e r M a s se g e h ö r e n d o ch a u ch d i e Ci s e n- bahnen, und die Wagen werden doch vernichtet. Es wird immer eine ganze Anzahl solcher Elemente geben, die sich auch an gemein samem Eigentum vergreifen, besonders solange unsere Erziehung eine solche ist, wie sie teilweise in den Schulen noch gegeben wird, besonders , wenn eiu furchtbarer Krieg hinzukommt. Da dürfen Sie sich über die Folgen nicht wundern. Dauu sprach Herr Wildermann uoch von den Aktiengesell schaften, von den Kohlenbctricben. Es wird noch bei anderer Gelegen heit Zeit genug sein, darauf einzugehen. Die Bergwerke sind j ja längst für die Sozialisierung reif. Die Abtrennungs- bestrebungen werden ja doch nur von den Kapitalisten betrieben und I unterstützt, weil sic ihr Vermögen, ihre großen Profite! nichthergcben wollen, und so ist es hier auch. Das, was man I an den Industriebetrieben verdient, kann mau auf der anderen Seite zu geben, um in Not und Elend des Volkes Wandel zu schaffen, um eine! wirkliche Erziehung unseres Volkes in der Schule für die Zukunft des selben zu erreichen. Wenn dann Herr Wildermann meint, die Schule ist der Kinder I wegen da, ja, so bin ich auch der Meinung, nicht wegen einiger! reich gewordener oder noch reich zu werdender Ver lagsbuchhändler, sondern der Kinder wegen,des! Volkes, der Menschheit wegen» und deshalb sollten wirl Einrichtungen treffen, die daraus Rücksicht nehmen. Wenn der Herr! meint, es könne doch in den Schulbüchern nicht überall dasselbe drin stehen — er führte ja einen Dichter an, für den in der einen GegendI niemand Interesse hat, während in einer anderen Gegend für ihn ein! großes Interesse herrscht —, so verlangt das ja kein Mensch. Im Ge genteil müssen die Bücher der Umgebung, dem Lande angepaßt sein.I Aber Wahrheit soll in den Schulbüchern st ehcn, nicht! G e s ch i ch t s k I i t t e r u n g, nicht Lüge, nicht V o l k s b e t r u soll hinein, sondern die Wahrheit. (Zuruf) — Jawohl, sic wird hineinkommcn, wenn Sie sich auch dagegen sträu-I ben. Ter kapitalistische Staat wird allerdings nichts dabei verdienen.! (Zuruf: Was nennen Sie Wahrheit?) — Das, was Sie meinen, nicht. Das nenne ich nicht Wahrheit;! Sie haben ja Jahre, ja Jahrzehnte bewiesen, daß gar nichts von dens wahr und echt ist, was Sic angcstrebt haben. Sie haben uns an den! Rand des Abgrunds gebracht, Sie haben das Volk ins Unglück gebracht,^ Sie haben die Welt, die ganze Menschheit ins Elend gestürzt. (Zuruf) — Wenn Sie nichts weiter erwidern tonnen, kommen Sic immer mit! dem alten Witz: Hoffmanns Erzählungen! Machen Sie doch mal einen neuen Witz! Sind Sie denn so geistesarm, daß Sic immer wieder den-! selben machen müssen? Er zieht doch nicht mehr. Der Staat, sagt Herr Wilder m a n n warnend, wird dabe! nichts verdienen. Ja, der Staat soll anch nichts verdienen, cbenscss wenig wie die Gemeinden an den Schulbüchern verdienen sollen. Ick sage Ihnen ja noch einmal: derselbe Staat, der heute noch an 109 Mil-! lionen und darüber, wenn wir alle versteckten Titel im Etat nehmen! für die Kirche auswirft, muß auch etwas zuzugebcn haben für diC Schule, für das wichtigste Material, die Lese- und Lehrbücher in bei! Schule. Er hat nicht nur das Recht, sondern anch die Pflicht! hier z u z u g e b e n.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder