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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1900
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- 1900-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1900
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6626 Nichtamtlicher Teil. 208. 7. September 1900. Hamburgs geistiger Einstich aus den Norden. Ein Festgruß zur Versammlung des Kreises Norden von I. H. Eckardt-Kiel. Von jeher hat die große Handelsstadt an der Elbe einen gewichtigen Einfluß auf den Norden ausgeübt, fast noch mehr in geistiger als in politischer Beziehung; hier schuf sich Ansgar einen Stützpunkt für seine Mission und von hier aus brachte er dem Norden das Christentum. Wich auch in späterer Zeit der Einfluß Hamburgs etwas und stand für einen längeren Zeitraum zurück hinter der aufstrebenden Macht der Schauenburger und der beherrschenden Macht und dem Glanz Lübecks, so sollte es doch in späterer Zeit sich noch einmal einen wichtigen geistigen Einfluß sichern. Ich will aus der reichen und fesselnden Geschichte der Hansestadt eine kurze Zeitepoche herausnehmen, jene glänzende Zeit zu Ende des achtzehnten und Anfang des neunzehnten Jahr hunderts, wo Hamburg der maßgebende Faktor auf geistigem Gebiete für den Norden war. Der Buchdruck hat verhältnismäßig spät Eingang in Hamburg gefunden: erst 1491; auch hier war Lübeck bahn brechend gewesen, ebenso wie auf dem Gebiete des Buch handels. Im sechzehnten Jahrhundert dagegen ist seine Be deutung auf dem Gebiete des Buchdrucks schon eine große. In seiner Schrift zur Feier des Jubiläums der Buchdrucker kunst 1840 sagt Lappenberg von diesem Jahrhundert: »Für Hamburgs Geschichte ist neben dem dreizehnten Jahrhundert, in welchem es seine bürgerliche Freiheit und eine politische Bedeutung erhielt, das sechzehnte das wichtigste, und durch die manchen aus demselben zu uns gelangten Kunden das anziehendste. — Die Buchdruckergeschichte Hamburgs, über dessen Ringmauern hinausschreitend, führt uns ein anschau liches Bild seines damaligen Horizonts vor. Der krasseste katholische Aberglaube, Boccazens Zauberrede, bis zu den Ohren der niedersächsischen Bürger gedrungen, die Reforma toren und der intriguierende König von England, alle die Könige von Dänemark, ihre Krönungen, Vermählungen und andere Feste bis zur letzten Feier, die Adiaphora und die Sakramentirer, die geistlichen Lieder, die Pestilenz und der Kirchenbrand, die Kalenderweisheit und Astrologie, die dürf tige Naturkunde und Medizin, die Rechtsbücher, besser redi giert, deren Druck das Recht dem mystischen Dunkel und der Vergessenheit entreißend, es vor jedes Bürgers Schwelle brachte, die aufkeimende gründliche Philologie, die Kunde des längst entschwundenen häuslichen Lebens und ersten Unter richts, — dieses und so manches andere, was die der Gegen wart frohen Enkel nicht ganz vergessen sollten, steht das Auge in den Büchertiteln vor sich vorüberziehen.« Bedeutend blieb Hamburgs Buchdruck das ganze sech zehnte Jahrhundert hindurch; doch herrschte der niederdeutsche Druck bis Anfang des siebzehnten Jahrhunderts vor. Jürgen Richolff, Franz Rhode, vor allem aber die beiden Louwe oder Löw, die beiden Binder und Georg Ludwig Frobenius sind die bedeutendsten Vertreter des Buchdrucks in Hamburg zu jener Zeit. Von 1577—83 hatte auch Christoph Plantin in Hamburg eine Niederlage. Gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts verlor Lübeck seine Bedeutung als Druck- und Verlagsort; die litterarische Thätigkeit Hamburgs nahm einen bedeutenden Aufschwung, und namentlich die Druckkunst nahm in dem stolzen Handels emporium eine achtunggebietende Stellung ein. Seltsam muß es berühren, daß weder der Hof der kunstsinnigen, macht vollen Gottorper, noch später die neue Hochschule zu Kiel, Hamburg diesen Rang streitig machen konnten; die Pressen in Holstein und Schleswig haben eine sehr große Bedeutung nicht erlangt und noch weniger der Buchhandel damaliger Zeit. Zwar sind zu Zeiten der Herzöge Friedrich II l. und Christian Albrecht von Holstein-Gottorp wertvolle Werke, wie Danckwerth, Landesbeschreibung; Olearius, Reisebeschrei bung; Olearius, Leichenbegängnis Friedrich III. u. a. in Schleswig bzw. in Husum gedruckt und verlegt, aber von einer Bedeutung für das Land wurden diese Drucker nicht. Anders bei Hamburg. Seit 1587 hatte hier das Hochdeutsche die plattdeutsche Druck- und Schriftsprache verdrängt und, seitdem 1603 das revidierte Stadtbuch in hochdeutscher Sprache erschien, auch aus dem öffentlichen Leben. Obwohl während des siebzehnten Jahrhunderts infolge der kriegerischen Zeitläufte ein Rückgang der Druckerkunst vermerkt werden kann, wurde gerade in diesem Zeitraum in Hamburg die erste Zeitung und zwar die »Wöchentliche Zeitung« durch Johann Meyer in den Jahren 1616—30 herausgegeben, der sich von demselben Herausgeber eine »Post- Zeitung« bis 1637 anschloß. Hamburg ist seitdem ein her vorragender Sitz des Zeitungsverlags geblieben und hat als solcher auch die größte Bedeutung für die umliegenden Lande erlangt, eine Bedeutung, die vielleicht erst jetzt durch die Berliner Presse in etwas geschmälert ist. Die verbreitetsten Hamburger Zeitungen sind, wenn ich von neueren Schöpfungen absehe: Der »Correspondent«, besteht seit 1712, vielleicht sogar seit 1710; die »Börsenhalle«, seit 1805; die »Ham burger Nachrichten«, seit 1792; das »Hamburger Fremden blatt« seit 1838. Andere weitverbreitete Zeitungen, die seit einem Jahrzehnt und länger eingegangen sind, aber sehr wichtig für das platte Land waren, waren der »Freischütz«, die »Reform« und die »Tribüne«. Es soll hier aber, wie gesagt, nicht meine Aufgabe seiu, eine Buchdruckergeschichte der alten Hansastadt zu geben. Nur um noch einige Namen zu geben, seien von Druckern und Buchhändlern des siebzehnten und Anfang des achtzehnten Jahrhunderts erwähnt: Paul Lange, Georg Jürgen Pape, Conrad Neumann, Thomas von Wiering, Hermann Heinrich Holle, der Begründer des Hamburger Correspondenten, Conrad König. Von 1742—60 bestanden dreizehn, im Jahre 1775 sechzehn Druckereien in Hamburg. Während die Kieler Hochschule, die eine Pflanz- und Pflegstätte der geistigen Güter im Norden sein sollte, ein Schattendasein führte, der Fürstenhof zu Gottorp vernichtet und die Fürsten außer Landes weilten, Kriegswirren die schleswig-holsteinischen Lande erfüllten, festigte sich Hamburg und seine Bedeutung als Mittelpunkt des litterarischen Lebens mehr und mehr; Hamburger Zeitungen machten die Bewohner des Nordens mit den Zeitläuften bekannt; Hamburger Pressen druckten die Arbeiten der Gelehrten, Verfügungen der Re gierung; Hamburger Buchführer versorgten die Universität, die Professoren, die Bibliotheken und Herrenhäuser mit den Erzeugnissen und Erscheinungen der Litteratur. So ist es geblieben bis vor nicht zu langer Zeit. Nehmen wir aus der Reihe der Buchdrucker und Buch händler des achtzehnten Jahrhunderts nur einen heraus, Johann Joachim Christian Bode, der zu Ostern 1767 auf dem Holzdamm eine Buchdruckerei und Buchhandlung er richtete. Bode, der sich aus den dürftigsten Anfängen hatte heraufarbeiten müssen — er war der Sohn eines armen Soldaten und mußte selbst Jahre lang sein Leben als Musiker fristen —, ist durch seinen edlen, warmen Eifer für die höchsten Zwecke der Menschheit, durch seine feinsinnigen Ueber- setzungen fremder Litteraturwerke, durch sein weitgreifendes gemeinnütziges Wirken einer der achtungswertesten Vorkämpfer und Verbreiter der deutschen Aufklärungsbestrebungen des achtzehnten Jahrhunderts geworden. 1757 kam er nach Ham burg; durch die Heirat mit einer reichen Schülerin kam er in den Besitz eines ansehnlichen Vermögens und durch die
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