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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1919
- Strukturtyp
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- 1919-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1919
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 145, 12. Juli 1919. Paul Dcusscn f. — In Kiel ist am 7. Juli Geh. Neg.-Nat Pro fessor Paul Teussen, der hervorragende Philosoph und Jndologe, im Aller vön 74 Jahren gestorben. Eins seiner Hauptsorschungsgebiete war die indische Religionsphilosophie. 1892/93 bereiste er das Land seiner Forschung, hielt dort in englischer Sprache und im Sanskrit, das er vollendet beherrschte, Vorträge und fand bei den indischen Veda- fvrschern ehrenvolle Ausnahme. Von seinen gedankeukbicheu und form vollendeten Schriften seien angeführt: »Die Elemente der Metaphysik« l5. Ausl., Leipzig 1913); »Das System des Vedäula« (Leipzig 1883): Die Sütras des Vedanta«, aus dem Sanskrit übersetzt (Leipzig 1887); »Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berück sichtigung der Religionen«, 4 Böe. (Leipzig 1894—1911): »Sechzig Upanishads des Veda«, aus dem Sanskrit übersetzt (Leipzig 1897, 2. Ausl. 1995); »Erinnerungen an Friedrich Nietzsche« (Leipzig 1901): >Tie Philosophie der Upanishads« (1899): »Oullin68 ok Inckian kdilo- sopü^« (1900, 2. Ausl. 1907); »Erinnerungen an Indien« (1904); »Vedanta und Platonismus im Lichte der Kantischen Philosophie« (1904): »Vier philosophische Texte des Mahäbhüratani« (19(16); »Gc- heimlehre des Veda« (1907); »Die Bhagävaöglta«, übers. (1911); »Die Philosophie der Bibel« (1913); »Die Philosophie des Mittelalters« (1915). — Er ist ein Jugendfreund Friedrich Nietzsches gewesen und als Gründer der Schopenhauer-Gesellschaft, deren Jahrbücher er seit 1912 herausgab, anerkanntes Oberhaupt der großen Schopenhauerge meinde. Eine kritische Gesamtausgabe dieses seines Lieblingsphilo sophen ist dem Abschluß nahe. Wilhelm Reumann s-. — Der Direktor des Rigaer Stadtmuseums Or. Wilhelm Neumann ist am Schlage gestorben. Durch seinen Tod verwaist auch das Rigaische Dommuseum, das er mit Eifer gepflegt hatte. Sein ganzes Streben war, so schreibt W. v. Seidlitz in der »Kunstchronik«, den alten Bauten und Kunstschätzen der baltischen Ost seeprovinzen gewidmet. Bereits 1887 gab er einen kurzen geschicht lichen Grundriß dieser Kunst heraus. Außerdem verfaßte er ein Ver zeichnis der baltischen Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Revals Baudenkmäler behandelte er in einem ausführlichen Werke und war unermüdlich in der Herausgabe anregender Werke über die baltischen Provinzen. Theodor Neye s-. — Der hervorragende Straßburger Mathematiker Prof. I)r. Karl Theodor Neye ist in Wiirzburg im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Gelehrte hat mehr als ein halbes Jahrhundert erst in Zürich, dann in Aachen und seit 1872 als Ordinarius in Straß burg erfolgreich als Lehrer gewirkt. Er war einer der Hauptvertreter der von Steiner und Staudt entwickelten reinen Geometrie. Von seinen Schriften gilt die zuerst 1866/88 erschienene, seitdem in vierter Auf lage vorliegende »Geometrie der Lage« als ein in seiner Art klassisches Werk. ^ 6-reWal. Die Einheitsschule und die „Sozialisierung im Schulwesen". Eine brennende Frage dürfte jetzt bei der Umwandlung der be stehenden Lehranstalten in EinheHtsschulen über die künftige Art der Schulbücherbeschaffung entstehen. Uber kurz oder lang werden in un zähligen größeren und kleinen Gemeinden diese Umgestaltungen vorge nommen werden. Viele Zweifelsfragen dürften bei dieser Gelegen heit auftauchen, und diese Zeilen sollen schon jetzt einen Gedankenaus tausch zwischen Verlegern und Sortimentern veranlassen, um ein ein heitliches Handeln der Sortimenter herbeizufllhren, sobald der Zeit punkt der Sozialisierung auch im Schulwesen herangerückt ist. In der hiesigen, 25 000 Einwohner zählenden Gemeinde steht diese Umwand lung bereits in kurzem bevor. Eine erste Sitzung im Gemeindeamt hat bereits in diesen Tagen stattgefunden. Die interessierten Kreise wurden — sage und schreibe — 36 Stunden vor der stattfindcnden I Sitzung dazu eingeladen. Ich möchte betonen, daß der hiesige Schul ausschuß alles, was er bisher in der Angelegenheit der Sozialisierung vorgenpmmen hat, tat, ohne auch nur einmal die interessierten Kreise gehört zu haben. So hatte auch die Sitzung in diesen Tagen nur den Zweck, von den 11 verschiedenen hiesigen Handlungen zu erfahren, welche Schul-, Lern- und Lehrmittel sie verfügbar haben, um diese dem Schulausschuß gegebenenfalls zur Verfügung stellen zu können. Bei dieser Gelegenheit wurde betont, daß dem Schulausschuß daran gelegen sei, die Vorräte natürlich billig zu erstehen, und daß aus diesem Grunde der Fakturen-Preis, 'allenfalls zuzüglich eines kleinen Aufschlages, berechnet werden müsse. Man verlangt also im Zeitalter des Sozialis mus von den hier ansässigen Geschäftsleuten, daß sie ihre Werte für einen Preis hergebcn sollen, der den Selbstkosten oder einer Wenig keit darüber entspricht. Da die Sozialisierung im Oktober d. I. vor genommen wird und Beschlüsse in allerkürzester Zeit gefaßt werden, ist hierorts der Wunsch bei den vereinigten Handlungen zutage ge treten, Richtlinien für das Verhalten der Handlungen gegenüber den Behörden zu erhalten. Vorerst sollen zwar nur die Schüler der drei Volksschulen kostenlos mit Lern- und Lehrmitteln beliefert werden, während die freie Lieferung des Schülerbedarfs an den beiden höheren Schulen für das nächste Jahr in Aussicht gestellt word.eu ist. Nach dem Eindruck, de» ich bei der Sitzung gewonnen habe, wird beabsichtigt, die Handlungen nach Möglichkeit auszuschalten. Ein Gcmeindevcrtreter betonte ausdrücklich, daß beabsichtigt sei, die Hefte, Bleistifte, Uten silien und auch Bücher von den HerstelIern b z w. G r o s s i st e n zu beziehen, um auf diese Weise den Schulbcdarf billiger zu er stehen. Ein Hinweis meinerseits, in dem ich klarlegte, daß ein Blicher- einkauf zu billigeren Preisen, als der Verleger sie festgesetzt hätte, nicht erfolgen könne, ließ einen der Vertreter des Schulausschusses er klären, daß »leider der Buchhandel, ebenso wie die Trusts, Syndikate u s w., rücksichtslos der Soziali sierung e n t g e g e n a r b c i te « , was natürlich die Entrüstung aller anwesenden Berufsgcnossen hervorricf. Trotz meines Hinweises auf die im Buchhandel festgclegten Preise ist an die anwesen den Besitzer von Buch- und Papierhandlungen das Ersuchen gerichtet worden, neben dem Vorrat des übrigen Schulbedarfs auch denjenigen in Schulbüchern, Lehrbüchern usw. anzugcben und Preise hierfür zu fordern. Im Hinblick darauf, daß es sich bei den anwesenden Geschäfts inhabern in der Hauptsache um Besitzer von Schreibwaren-Geschäfien handelte, hielt ich es für angebracht, den Antrag zu stellen, daß eine neue Sitzung in dieser Angelegenheit für die zweite Hälfte des Mo nats anb.eraumt würde. Ich begründete diesen Antrag mit dem Hin weis, daß die interessierten Kreise innerhalb 36 Stunden, ohne vorher gemeinsam verhandelt zu haben, zu solchen schwerwiegenden Beschlüs sen natürlich ihre Zustimmung nicht geben könnten. Dieser Antrag wurde abgclehnt, und man hat den Beteiligten nur gestattet, innerhalb 14 Tagen Angebote an den Schulvorstand über das einzureichen, was abzugeben beabsichtigt wird. Um Mittel und Wege zu finden, den Ruin zu vermeiden, dem ein Teil der Handlungen bei solchem Vorgehen ent gegengehen würde, bitte ich nun die geschätzten Herren Kollegen, aber auch die -Herren Verleger, sich recht ausgiebig sowohl au dieser Stelle, als auch durch direkte Zuschriften äußern zu wollen. An dieser Stelle halte ich die Besprechung der Angelegenheit umsomehr für erforderlich, als iu kurzer Zeit wahrscheinlich auch in vielen anderen Gemeinden ähnliche Vorgänge in Erscheinuug treten werden. Aus Orten, wo das Schulwesen bereits sozialisiert worden ist, bitte ich die Herren Sorti menter, die auch Nebenzweige führen, mir auf direktem Wege mit Rat schlägen und Hinweisen an die Hand zu gehen, da ich beabsichtige, einer seits als Mitglied ^des Börsenvereins meinen Einfluß geltend zu machen, um die Art der Sozialisierung in möglichst milder Form er folgen zu lassen. Andererseits möchte ich jedoch auch den Firmen mit geringem Schulbuch-Absatz, sowie den Papier- und Schreibwaren-Hand- lungen vermitteln, was mir an Ratschlägen usw. durch die Herren Kollegen zugcgangeu ist. Was heute in diesem Fall beabsichtigt ist, kann täglich, bestimmt aber in absehbarer Zeit, in vielen anderen Orten des Deutschen Reiches ebenfalls zur Durchführung kommen, weshalb ich glaube, daß dieser, vorläufig nur einen kleinen Kreis interessierende Vorgang trotzdem der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden darf, da die sich hieraus entwickelnden Besprechungen für die Gesamtheit von großem Nutzen sein können. Indem ich nochmals bitte, mir baldigst auch direkte Zuschriften zukommeu zu lassen, danke ich im voraus verbindlichst. Berlin-Tegel, 5. Juli! 1919. L. Kajet, r. Fa. Hansa-Verlag für mod. Literatur, Abt. Sortiment. Auf Vorlage dieser Einsendung äußert sich die Wirtschafte st e l l c des B ö r s e n v e r e i n s, zu deren Aufgabenkreis auch die Bearbeitung der SozialisieruugSfragen im Buchhandel gehört, folgen dermaßen: Die von dem Einsender erwarteten oder befürchteten Umgestal tungen würden eine gesetzliche Grundlage zur Voraussetzung haben müssen. Uber die »Sozialisierung im Schulwesen« ist eine fruchtbare Aussprache nur bei grundsätzlicher Klarheit über den Sinn, iu dem dieser Begriff jeweils gebraucht wird, und bei Jnnehaltung eines bestimmten Programms möglich. Denn der Begriff der Soziali sierung ist nicht eindeutig und ebenso das Schlagwort für das radi kale Programm der Kommunisten wie für gesunde Neigungen zu ge bundener Planwirtschaft ini Einzelfalle. Der eine will vielleicht vom Staatsmonopol für Schulbücher, der- andere von einer genossenschaft lichen Regelung des Zwischenbuchhandcls sprechen, und natürlich reden dtkstn beide aneinander vorbei. Die Gemeinde in T. ist offenbar nicht von des Gedankens Blässe 691
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