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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. »V 153, 22, Juli 1919, mag noch so sehr über diese spotte», cs ist eben doch die Lileralur der breiten Massen, weil sie geistig ihrem Verständnis angepaßt ist. Hier sind sie in der Lage mitzudenken, mitzuleben! Meiner Ansicht »ach ist die Romanlileralnr der unteren Schichten, soweit es sich um die abgeschlossenen 25-Pfennig-Bändchen und die oben angedeutete Roman-Gattung handelt, nicht mehr die unterste Stufe, sondern sie bitdet bereits eine »höhere« Stufe in der Lite raturentwicklung der breiten Massen, Die unterste Stufe wird vielmehr durch die Indianer- und Schauerromane vertreten, die in Heften und Lieferungen erscheinen. Da aber das geistige Verständnis der breiten Massen erst durch Arbeit einer Generation oder mehrerer zu heben ist, so sind die Möglichkeiten des Buchhandels (ich denke hier hauptsächlich an die v e r l e g e r i s ch e Seit«>, den Weg zur Masse in der Ge genwart oder nächsten Zukunft zu finden, nur dann gegeben, wenn sich der Verlagsbuchhandel in Verbindung mit der maßgebenden Schriftstcllerwelt entschließt, eine Popularisierung der Sprache und Schilderung bei ihre» Litcraturcrzcugnisseu einzufnhren, mit anderen Worten: den breiten Massen Romane zu bieten, die gegenüber den heutigen von ihnen gelesenen eine weitere, höhere Stufe in der literarischen Erziehung bedeuten. Also eine Brücke von der geistigen Rückständigkeit der breiten Massen zur wirk lichen Kunst zu schassen. Sachlich würde dies bedeuten, Romane wie die jetzt bei den breiten Massen beliebten zu schreiben, nur die oft so schleimig-sentimentale Gedankenlosigkeit durch lcbens- tvarnie, natürliche Gestalten mit vernünftiger, kerniger Sprache und gedauklich-logischer Handlung zu ersetzen. Um ja nicht irgendwo irgendwo» anzustoßc» oder »geheiligte« Traditionen zu verletzen, darf der Stoff nicht den Wolken entnommen werden, sondern man müßte, will man das Leben wahrhaslig zeichnen und Weltanschauungen gestalten, mit starker Hand in die po litisch-sozialen Ereignisse, in das Völkcrlcbcn greise». Aber nicht wegeverbanend, sondern wegcweisend! Wenn die jetzigen Größen der Schriftstellcrwelt dafür nicht zu haben sind, so wird sicherlich der Vcrlagsbuchhnndel in den ausstre benden Kräften geeignete Autoren finden: die breiten Massen find ja nicht auf »Namen« versessen, Kür sie gibt es noch keine Mode schriftsteller, sie kümmern sich in vielen Fälle» nickst um den Schriftsteller, sondern Haschen wirklich nur nach dem Inhalt! Besteht dann noch die Aussicht, billige Ausgabe» herausgeben zu können (auch auf glänzende Ausstattung verzichten die breiten Massen gern), so hat das Sortiment ein Mittel in der Hand, einen Weg zur Masse u»d sieht damit die Erfüllung seiner Sehn sucht in greifbarer Nähe, Mit der fortschreitenden Demokratisierung unseres sozialen Gemeinschaftslebens, mit der größeren Heranziehung der breiten Blassen beim Aufbau derselben, die sicherlich kommen wird, wer den auch die Gebiete der Kunst und Literatur eine Populari sierung erfahren, und es wird dann jene Richtung innerhalb dieser Gebiete ans Beifall und Mitarbeit der anfstcigcndcn Volks schichten rechnen können, die es am besten versteht, den, er wachenden Verständnis derselben cntgegenzukommen. Das be deutet keine Herabwürdigung von Kunst und Literatur, keine Verflachung oder Verarmung, sondern nur eine engere Annähe rung an die wahren Litcraturbedttrfnisse, Es würde auch dann noch keinem Schriftsteller verwehrt sein, außergewöhnlich geistig hochstehende Literatur für die gleichartige Leserwelt zu schreiben. Und wenn cs auch in Zukunft Schriftsteller geben sollte, die mit Absicht auf den Beifall der breiten Massen ver zichte» wotlen, so wird auch diese nichts an der Arbeit hindern. Auch sie werden ihr Publikum finden. Aber ich bin überzeugt, daß, je mehr der Buchhandel auf dem Wege zur Masse vorwärts schreitet, er desto mehr eine Entartung der Literatur ins »über geistige , in formalistische und ästhetische Spielereien hintan- zuhalten und Auswüchse sowohl nach unten wie nach oben zu vermeiden wissen wird. Ich glaube mit diesen Ausführungen wenigstens die geisti ge» Wege zur Blasse in der kommenden Zeit angcdcntct zu haben. Sie werden sicherlich von weitschauenden Verlegern beschrittcn werden, wenn eine Senkung der Herstellungskosten «intritt oder in näher Voraussicht steht. Die Anlorenfrage ist nicht, wie manche glauben mögen, die schwierigste, weil »Namen« in dieser 816 Entwicklung nicht die Rolle spielen wie bei der bisherigen Leser well. Es wird für den Verleger der Zukunft bei seiner Autoren- suche eine dankbare Aufgabe sein, nicht nur unter den vorhandenen Größen des Literaturhimmels Umschau zu halten, sondern seine Blicke mehr in die Tiefen der gärenden, werdenden, sich all- mählich läuternden neuen Geisteswelt zu richten. Nicht mehr der Vertreter eleganter, aber eiskalter Formgcwandtheit Werder, die Grüßen der Zukunst sein, sondern jene Autoren, deren Werke nur die Ausstrahlungen dessen sind, was das Volksganze in. Innersten durchwühlt, die den breiten Volksmasscn Wege ans ihrer geistigen Blindheit bringen. Hier ist für Schriftsteller und Buchhandel das Neuland der Zukunft! Dies bedeutet für beide den Weg zur Masse! Offene Antwort. auf den »Offenen Brief« des Vereins der Leipziger Kommis sionäre an den Mitteldeutschen Buchhändler-Verband, (Siehe Bbl, Nr, 84 u, 8S,j Unsere sofort beabsichtigte Antwort an den Verein der Leip ziger Kommissionäre hat sich leider durch die mißlichen Ver hältnisse, die eine Zusammenkunft des Vorstandes erschwerten, verzögert. Inzwischen ist die Angelegenheit noch von anderer Seite im Börsenblatt erörtert und vieles vorweggcnonnnen worden, was unserseits sonst noch ausgeführt worden wäre. Wir verweisen daher auf die Ausführungen des Herr» Emil Felder in Nr, !>l und die eines Stuttgarter Verlegers in Nr, llS des Börsenblattes, Tic Wirkung der erhöhten Kommissionsgebühren hat sich inzwisck>en bereits deutlich gezeigt. Namhafte Firmen haben sich entschlossen, ihren Vertrieb zum Nachteil des Leipziger Platzes gänzlich nmzustellen. Die in unserer, von dem Verein der Lcip ziger Kommissionäre angegriffenen »Entschließung« (Bbl, Nr, 84) zum Ausdruck gebrachte Befürchtung scheint also bereits cinzutretcn. Manche kleineren und mittleren Kommissionäre werden Wohl schon bedauert haben, nicht rechtzeitig wenigstens gegen einige Bestimmungen ihres Vereins im eigenen und im Gcsamiintercssc Widerspruch erhoben zu haben (z, B, gegen die Belastung von 4"i, bei angefragten-Barpakctcn), Wenn erst ein mal durch die Leipziger Tariftrcibercien der buchhändlcrische Verkehr über Leipzig brüchig und unrentabel geworden ist, so wird der Schaden für Leipzig ein dauernder sein und auch die sonstige» buchgewerblichen Betriebe werden es bald merken, wenn Leipzig als Haupl-Auslieferungsort nicht mehr in Be tracht kommt, Blag auch schließlich einmal für kurze Zeit der Betrieb stocken, das wird nicht so schlimm sein wie ständige Nach giebigkeit und die daraus entspringenden dauernden Schäden, Der gesamte Buchhandel wird hinter den Kommissionären stehen, wenn diese unter zwingenden Umständen lieber für einige Zeit schließen, als daß sic ans Kosten der duchhändlerischen Gesamt- Leistungsfähigkeit immer weitere, auch nach dem Reich über greifende Konzessionen machen. Nun zu einzelnen besonderen Vorwürfen gegen uns: Der Verein der Leipziger Kommissionäre sucht Deckung durch die Bekanntmachung des Börsen-Vereins in Nr, 60 des Bbl, Selbst wenn man die beiden Bekanntmachungen als eine zu- sammengehörende auffatzt, so ist darin nur von allgemeinen Din gen, aber nicht von den einzelnen neuen Gebührensätzen die Rede, Diese wurden erst später mitgeteilt. Der Verein Leipziger Kommissionäre bezweifelt, daß die neuen Bedingungen in Widerspruch mit älteren bestehenden Vcr trägen stehen, »nd daß keinerlei »Verträge« von den neuen Ge bührensätzen berührt würden. Nun, die Lagermieten werden doch mindestens quartalweise, meist wohl halbjährlich in Rech nung gestellt. Mitte April hatten aber viele Kommittenten noch keinen Bescheid, daß die Mieten rückwirkend ab 1, April höher seien! Ist das kein Abweichen von einem bestehenden Vertrag? Doch wir wollen die heutige Zeit nicht mit Streitereien auf halten: unsere in Form der »Entschließung« geübte Kritik sollte lediglich die Interessen des Gesamtbuchhandels wahren helfen, mit dessen Leistungsfähigkeit letzten Endes auch Leipzig als
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