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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 153, 22. Juli 1919. aber erfordern soviel Kraft, Zeit und Kosten, daß der Vorteil aufge- > wogen wird. Dagegen sollte die Einrichtung von Quartalskonten auch in unseren Kreisen noch wehr als bisher sich Bahn brechen. Der Blick! für Leipzigs historische und wirtschaftliche Bedeutung siir den Buch handel aber darf nicht durch kleinliche Berechnungen verbaut werden! Die gewaltige Spcsenverteuerung veranlaßt die Vorkämpfer für die Belange des Sortiments, in diesem Jahre schon die Forderung nach Heraufsetzung des Teuerungszuschlages auf 20°/« zu stellen. Ich stehe diesen Bestrebungen mit größtem Bedenken gegenüber. Ich halte diese Frage noch nicht für spruchreif und würde cs bedauern, wenn die diesjährige Kantatehauptversammluug bereits bindende Entschlüsse in dieser Beziehung fassen würde. Wir stehen unmittelbar vor den Tarif kämpfen mit unserer Gehilfenschaft. Die jetzt bereits erfolgende Be willigung von 20°/, Teuerungszuschlag würde eine vorzügliche Agi- tatiopsmasfe in diesen Kämpfen gegen die Arbeitgeber sein. Auch dem Publikum gegenüber kann der Bogen leicht überspannt werden, es könnte versagen. Ich würde es für weiser halten, wenn diese Frage bis zum Herbst vertagt und dann erst zum Gegenstand eingehender Erörterungen gemacht würde. Wir werden dann klarer sehen können*). Zu diesen allgemeinen Schwierigkeiten treten die besonderen Nöte, mit denen der Verleger, und besonders auch der christliche Verleger zu kämpfen hat. Die Druckpreise sind eine Schraube ohne Ende. Der Papiermangel trifft uns christliche Verleger oft in besonders empfind licher Weise, da wir manchmal den Eindruck haben mußten, daß die in Betracht kommenden Berliner Stellen für die Bedürfnisse aus dem christlichen Büchermarkt, sei es mit oder ohne Absicht, wenig Ver ständnis hatten. Fraglos trug der Rückgang der Produktion, die im August 1918 noch 104 000 Tonnen, im Dezember 1918 nur 50 000 Tonnen betrug, zu diesen Schwierigkeiten wesentlich bei. Leider hat sich die Hoffnung, daß die Papierprcise sich in absteigender Linie be wegen würden, nicht erfüllt. Es ist im Gegenteil auch in dieser Be ziehung kaum eine Aussicht auf Besserung vorhanden. Die Bücher preise konnten im allgemeinen auch im christlichen Verlag noch der Herstellungsverteuerung entsprechend erhöht. werden, sie dürften im Durchschnitt aber an der Grenze des Möglichen angelangt sein. Die Klage, daß Verleger, um ihre Unkosten zu decken, die Bezugsbedin gungen für das Sortiment verschlechtert hätten, ist im christlichen Buch handel berechtigterweise wohl nur in Ausnahmefälleu laut geworden. Das Kriegsende und die Rückkehr unserer Männer aus dem Felde hat die Wiederverkäuferfrage mehr denn je zu einer brennenden gemacht. Zahllos sind die bei dem Verleger einlaufenöcn Anfragen nach Gewährung von Rabatt seitens der verschiedensten mehr oder weniger guten Christenleute. Man scheint der Meinung zu sein, daß der christliche Buchhandel ein Geschäft ist, das ohne die geringsten Vorkenntnisse seinen Mann gut ernährt, und glaubt daher durch den Bücherverkauf sich eine schöne Nebeneinnahme verschaffen zu könuen. Leider gibt cs augenscheinlich sowohl Verlagsanstalten als auch Groß- buchhäudler genug, die solchen Wünschen nur allzu bereitwillig ent- gcgeukommen. Der Auchbuchhandel- und Wiedervcrkäufcr-Frage muß daher auch von unserer Seite aus eine erhöhte Aufmerksamkeit ge widmet werden. Wir müssen unter Wahrung der besonderen Bedürf nisse und Verhältnisse im christlichen Schriftenbetricb zu einer festen Ordnung der Rabatt- und Wiederverkäuferfragc kommen. Im Zusammenhang mit diesen Fragen steht die Arbeit der evan gelischen Presseverbände. Die großen Mittel, die diesen durch Kollekten und Geschenke zur Verfügung stehen, führen immer mehr dazu, daß seitens dieser Verbände ein Schrifteuvertrieb weit über den Nahmen der Flugblatt- und Traktatmission hinaus ins Leben gerufen wird, der mancherorts zu schweren Schädigungen des geordneten Buchhandels zu führen droht. Es liegt ohne Frage im Rahmen der Aufgaben der Prcsseverbände, die Verbreitung von Flugblättern und Traktaten im weitesten Umfang zu fördern. Der Ernst der Zeit und die schweren Weltanschauungskämpfe, denen wir cntgegengehen, legen heute mehr als je allen christlichen Organisationen die Pflicht auf, Volksmission auch durch das gedruckte Wort in allergrößtem Maßstabe und mit allen Kräften zu treiben. Mit vollem Nachdruck aber muß dabei gefordert werden, daß die Prcsscverbänöe sich beim Vertrieb christlicher Lite ratur den Gesetzen dcS geordneten Buchhandels insoweit unterwerfen, als es sich um den Vertrieb von Erzeugnissen des Buchhandels han delt. Mit Klagen und dem Ruf nach buchhänölerischen Gesetzen ist dabei aber nichts getan. Es gilt, die maßgebenden Kreise der Presse- vcrbände dahin zu beeinflussen, daß sie ihren Schrifteuvertrieb in den durch ihre Missionsaufgaben gezogenen Grenzen halten, soweit sie aber darüber hinaus sich einem regelrechten Buchhandel widmen zu sollen glauben, sich den Ordnungen des Börsenvoreins der Deutschen Buchhändler unterwerfen und fachmännisch geleitete und ordnungsmäßig *) Die Erhöhung des Teuerungszuschlags ist ja bisher auch nicht beschlossen worden. Red. 618 , betriebene Buchhandlungen einrichten. Konkurrenz an sich bedeutet, nicht Hinderung, sondern Leben! Sie fürchtet auch der reguläre christ- !liche Buchhandel nicht, nur empfindet er es als eine über den Rah men der Missionsausgäbcn hinausgchende Maßnahme, wenn christliche Organisationen mit Hilfe von öffentlichen Mitteln in einen dadurch übermächtigen Wettbewerb mit dem Gewerbebetrieb cintreten. Die Gefahr der Sozialisierung aller Gewerbe- und Wirtschafts betriebe liegt für den christlichen Buchhandel wohl noch in weitem Felde. Wenn auch das staatliche Schulbüchermonopol bereits ernst haft besprochen wird, so ist kaum anzunehmen, daß die jetzigen Macht haber auf den Gedanken kommen, den christlichen Schriftenvertrieb zn sozialisieren! Wohl aber müssen wir christlichen Buchhändler allen Ernstes der Möglichkeit ins Auge sehen, daß unter der jetzigen Ne gierung eine Zeit der Bedrückung für uns Heraufziehen könnte. Vor mir liegt eine Flugschrift der »Zentrale für Heimatdienst«. Die Zentrale ist augenscheinlich an Stelle des früheren Kricgspresseamtcs getreten und hat die Ausgabe, eine systematische Volksaufkläruug durch die Regierung in großzügigster Form in die Wege zu leiten. Sie will nach den G r u n d s ü tz e n d e r sozialistisch umgcordneteu G e m e i u w i r t s ch a f t für die Entstehung und Ausbreitung einer neuen Gesinnung wirken und im Zusammenhang und engsten Einvernehmen mit den zuständigen Neichsstellen, privaten Vereini gungen, Gesellschaften und Verbänden in weitestem Umfange volks erzieherisch und bildend wirken. Der in der mir vorliegenden Schrift skizzierte Organisationsplan ist so großzügig angelegt und umfaßt alle nur irgendwie in Frage kommenden Stellen, daß mau ihm in dieser Beziehung seine Anerkennung nicht versagen kann. Er stellt sich aber rückhaltlos auf den Boden der sozialistischen Weltanschauung und läßt — darüber dürfen wir Christen uns nicht täuschen — für unsere christliche Weltanschauung leinen Raum in der neuen Republik. (Nach einer Bemerkung über den gewesenen Kultusminister Hoffmann folgt ein Hinweis auf die bevorstehenden Entscheidungskämpfe der beiden Weltanschauungen, und es heißt dann weiter:) In diesen Kämpfen erwachsen uns Christen große neue Aufgaben, und auch der christ liche Buchhandel wird sein redlich Teil davon zu erfüllen haben. Wir müssen unserem Christenvolk die geistliche Waffeurüstuug liefern, um in diesen Kämpfen bestehen zu können, und Mittel und Wege finden, um immer besser mit unserer Literatur weiteste Volkskreise zu er reichen. Ein Richtiges Mittel hierzu ist die Kolportage. Die Hoffnungen, die der christliche Buchhandel auf ihren Ausbau nach dem Krieg ge setzt Hatte, werden sich fürs erste leider nicht verwirklichen lassen. Wir hatten gehofft, daß eine große Anzahl geeigneter christlicher Persönlich keiten, besonders Kriegsbeschädigter, sich in den Dienst der christlichen Kolportage stellen würde. Von verschiedenen Seiten waren großzügig geplante Unternehmungen ins Auge gefaßt, Kolporteurschulen, Ausbil dungskurse usw. waren vorbereitet. Der unglückliche Ausgang des Krieges macht alle diese Erwartungen zuschanden. Die geeigneten Per sönlichkeiten fehlen. Die ungesunde Arbeitslosenfürsorge seitens des Staates verführt viele, die sonst wohl für diese Arbeit in Frage ge kommen wären, zur Untätigkeit. Die Ernährungsschwierigkeitsn be sonders auf dem flachen Lande und die damit verbundenen Kosten sind für den Umherziehenden so groß, daß der Verdienst nicht ausreicht, um dem Kolporteur einen genügenden Gewinn zu lassen. Die Erfahrung lehrt, daß auch die hohen Bücherpreise dem Kolportageumsatz hinderlich sind. Der Landmann, der früher gern dieses und jenes christliche Buch gekauft hat, läßt sich durch den hohen Preis desselben vom Kauf abschrecken. Es müssen aber Mittel und Wege gefunden wer den, um den Vertrieb christlicher Literatur auch auf dem flachen Lande wieder zu beleben. Vielleicht bietet die Berufung von Land gemeindepflegern, die seitens der in Betracht kommenden Behörden ins Auge gefaßt ist, eine gute Gelegenheit hierzu. Der Landgemeinde- Pfleger könnte auf seinen Berufswegcn in seinem Bezirk mit leichter Mühe Bücher verkaufen. Er hat das Vertrauen der Landbewohner, er hat die Missionsaufgabe, auch durch das gedruckte Wort zu wirken: ihm erwachsen keine unerschwinglichen Spesen dadurch, daß er auf seinen Berufswegcn eine Büchertasche mit sich führt. Der Gefahr, daß dadurch wieder einem irregulären Buchhandel die Wege geebnet werden, muß dadurch vorgebeugt werden, daß entsprechende Organi sationen diesen Vertrieb in die Hand nehmen, und daß die Lieferung der Bücher durch den geordneten Buchhandel erfolgt. Eine wichtige Aufgabe des christlichen Buchhandels ist ferner, daß er sich mehr als bisher die kirchliche und allgemein christliche Presse dienstbar macht. Der evangelische Buchhändler darf nicht beiseite stehen^ wenn es gilt, Gemeinbeblätter zu schaffen, er muß vielmehr, selbst wenn nur Mühe und kein klingender Gewinn dabei heranskommt, sich in den Dienst der Sache stellen, möglichst die Expedition solcher Blätter in die Hand nehmen und so sich und seine Handlung in per sönliche Beziehung zu den christlichen Kreisen seines Bezirkes zu bringen suchen.
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