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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1919
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- Deutsch
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X- 163, 2. August 1919. Redaktioneller Teil. Gruppen von literarischen Erzeugnissen handeln Denn wenn mich inbezug auf die gesamte Literatur erst noch bewiesen wer den müßte, daß es ein volkswirtschaftlicher Widersinn sei, dem ILcrbreiter soviel Anteil an dem Ertrage einzuräumen wie Autor, Verleger und Hersteller zusammen erhalten, so bedarf es doch in zahlreichen Einzelsällen gar keiner tiefgründigen Unter suchung, daß der gleiche Absatz sich mit ungleich geringeren Mitteln herbeiführen ließe. Dabei braucht an das Schreckgespenst einer etwaigen Sozialisierung noch gar nicht gedacht zu werden. Mil ihm würde der Buchhandel Wohl fertig, solange der Staat nur die materiellen Produktionsmittel und nicht auch die gei stigen Kräfte enteignen kann. Weit bedenklicher ist es um die Konkurrenz der Vereine, Gesellschaften und Behörden bestellt, mögen sie nun vom Eigenverlag zum Vertrieb übergehen oder den umgekehrten Weg einschlagen, sich auf ihre Mitglieder be schränken oder über deren Kreis hinaus auch das große Publi« um zu erfassen versuchen. Sie alle werden in nächster Zeit ehr vernehmlich an die Pforte des Buchhandels klopfen und, fort abgewiesen, Mittel und Wege finden, um sich Eingang in vie Kreise der Bücherkäufer zu verschaffen, s Mag es auch während des Krieges richtig gewesen sein, »aß der Preis »keine Rolle spiele«: ein Volk, das, wie das »eutsche, auf Jahrzehnte hinaus zur größten Sparsamkeit ge- Iwungen ist, wird bald jeden Pfennig zusammennehmen Müs en, wenn es erst einmal den Mut gefunden Hat, der Wahrheit Ins Gesicht zu sehen, und aus seinem Rausche erwacht ist. Denn Inders wird man den gegenwärtigen Zustand, in dem jeder las Heil nur in der Abwälzung auf den andern erblickt, kaum be- leichneu können. Wenn man gegen den Arbeiter den Vorwurf Irhebt, daß er fortwährend an der Schraube stehe und solange laran herumdrehe, bis der Lohnerhöhung Teuerung, der Teue- lung abermals Lohnerhöhung und so fort folgt, so könnte man ragen, ob dieses Verfahren sich wcsentl von dem Vorgehen abständiger Gewerbetreibender und Kaufleute unterscheide, kder ist es etwa nicht Tatsache, daß auch im Buchhandel jede kabatterhöhung nicht nur zahlreiche neue Betriebe ins Leben mft, sondern auch der Gehilfenschaft Anlaß gibt, mit neue» Forderungen an die Arbeitgeber heranzutreten? Je größer die bpanne zwischen Ladenpreis und Nettopreis wird, um so mehr rächst auch die Unterbietung durch den Verleger, der einen Iv7»igen Teucrungszuschlag, wenn er ihn ebenfalls berechnet, Imn weiß nicht wie rechtfertigen soll, sowie die Konkur- rnz jener Sortimenter, denen der 107»>ge Teuerungszuschlag Ils ausreichend erscheint. Als eine weitere Folge einer Erhöhung les Teuerungszuschlags aber wird man, neben dem Rückgang !n Absatz, die Schaffung künstlichen Antiquariats, sowie die Ibwanderung vom Sortiment und nicht zuletzt die Neigung des lerlags zum direkten Vertriebe oder zu einer Rabattvcrkürzung »ischen müssen, die, in Verbindung mit einer Schleuderei, der »el weniger wirksam als vor dem Kriege begegnet werden »nute, den Vorteil einer solchen Erhöhung bald wieder auf- Iwcn würde, ohne den Nachteil ausgleichen zu können, den I immer größer werdende Spanne zwischen Laden- und Ver« Infspreis bei einer Rückkehr zu den alten Verhältnissen im Ge- Ilge hätte. I In einem »Teuerungszuschläge« überschriebencn Artikel in Ir. 155 des Börsenblattes macht Philipp Rath, nach einer nach- liicklichen Warnung vor der Einführung des 207»igen Teue- Imgszuschlags, den Vorschlag, jetzt eine großzügige Reform in rr Weise in die Wege zu leiten, daß der Teuerungsznschlag ganz ^geschafft und durch einen zeitgemäßen Rabatt ersetzt werde. Mas er über die schweren, durch die buntscheckigen Teuerungs- «schläge hervorgerufenen Mitzstände vorbringt, trifft, wie so leles, was dieser hervorragende Fachmann sagt, ins Schwarze, «gcfchen von der Bemerkung, daß die Preiserhöhung alter, Icht ausvcrkaufter Bücher nur insoweit gerechtfertigt werden Inne, »als dadurch noch Kosten (für Broschieren, Einbindcn, Rtslicfein u. dgl.) zu decken sind und den Sortimentern ein Ilsreichender Verdienst gesichert werden soll«. Können die Rorme Geldentwertung und die Verteuerung der Lebensfüh- Rng nicht ebenso eine Preiserhöhung rechtfertigen wie die be- Iiidcren Verhältnisse, die bei diesen Werken oder dem einzelnen Betrieb bestehen? Wir zweifeln jedoch, daß, so wünschenswert auch eine baldige Rückkehr zu geordneten Verhältnissen wäre, jetzt schon der Zeitpunkt für eine derartige Reform gekommen sei. Niemand kann wissen, wie sich die Verhältnisse im kom menden Winter gestalten werden, und ob nicht unser ganzes Wirtschaftsleben noch schwereren Erschütterungen ausgcsetzt ist, als wir sie bisher erlebt haben. Da die Notstandsordnung »spätestens zwei Jahre nach Eintritt des allgemeinen Frie dens« erlischt und damit auch das Recht des Vorstandes des Börsenbercins, im Falle der Not auf Grund dieser Ordnung cin- zugreifen, so ist wohl kaum mit einem früheren Zeitpunkt ihrer Außerkraftsetzung zu rechnen. Ja, es fragt sich sogar, ob dies bei der Unsicherheit unserer wirtschaftlichen Lage, mit der in der nächsten Zeit gerechnet werden muß, wünschenswert sei. Diese Unsicherheit läßt es mehr als je wünschenswert er scheinen, daß sich die Kollegen untereinander verständigen (»Gehst Du zur Rechten, so gehe ich zur Linken«) und dem Vorstande des Börsenvereins mit Vertrauen begegnen. Deshalb muß auch jedem Versuche, einen Keil zwischen den Vorstand und einen Teil der Mitglieder hineinzutreiben und die einmal getroffenen Abmachungen wie einen Fetzen Papier zu behandeln, mit allem Nachdruck entgegengetreten werden. Für durchaus unzulässig niüssen wir es besonders halten, wenn der Eindruck im Buchhandel erweckt wird, als hinge die Entschei dung astein von dem guten Willen des Vorstandes ab oder als triebe dieser — um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen — Sabotage. So wenig wir einer Planwirtschaft im Sinne des Wissellschen Projekts das Wort reden möchten, so sehr mutz sich der Vorstand auf das Vertrauen derMitglieder in einerZcit stützen können, in der von den Berufsvereinen weit mehr Verantwort lichkeitsgefühl gegenüber der Öffentlichkeit und den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen verlangt wird als in früheren Jah ren. Wollen wir daher nicht selbst unsere Organisation zer stören, nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen, und einer Be vormundung berufsfremder Elemente anheimfallen, so müssen wir den Fragen weit mehr Aufmerksamkeit schenken, wie wir Spesen ersparen, als wie wir sie ab wälzen können. Denn die Frage der Erhöhung der Teuerungszuschläge ist nicht schlechtweg d i e Frage überhaupt. Das hieße den Geist der Zeit mit dem eigenen Geist verwechseln. Wo eine Speziali sierung, auf die im Verlag wie im Sortiment alles hindrängt, nicht möglich ist, wird man vielleicht doch eine strengere Auswahl der zu vertreibenden Werke treffen, sich auf eine geringere Zahl von Verlegern beschränken und den Verkauf antiquarischer Werke aufnehmen oder durch stärkere Kapitalausnutzung Konjunkturgewinne machen können. Auch wird hier und da noch mancher alte Zopf (Kundenkredite usw.) abgeschnittcn oder eine Verständigung mit den Kollegen über die zweckmäßigste Behandlung der Zeitschriftenkontinuationen usw. herbcigeführt, sowie die oder jene Verbesserung im inneren Betriebe oder im Verkehr mit der Kundschaft bzw. dem Verlage (Postscheckkonto usw.) eingesührt werden können. Wir verwahren uns von vornherein gegen den Verdacht, damit etwa die Frage einer Erhöhung des Teuerungszu- schlags auf das tote Gleis schieben zu wollen: die Entschei dung über die Möglichkeit ihrer Durchführung ist Sache des Vorstandes, der die Frage mit aller Sorgfalt und Gewissen haftigkeit prüfen wird, die ihm sein Amt anferlegen. Unsere Aufgabe war es nur, auf die einer solchen Prüfung entgegen stehenden Schwierigkeiten hinzuweisen, wie sie sich teils aus der Unzulänglichkeit des zur Beurteilung vorliegenden Materials ergeben (an der den Fragebogen keine Schuld gegeben werden kann, da jede Darstellung genehm ist, die ein genaues rechne risches Bild eines Betriebes vermittelt), teils in den Zeitver- hältnissen und den Widerständen der zu berücksichtigenden Fak toren begründet sind. Wie nur ein höheres Maß von Bildung, als cs der Durchschnitt unserer Volksgenossen besitzt, uns aus den Irrungen und Wirrungen der Gegenwart in eine hellere Zukunft führen kann, so wird sich auch nur bei einem tieferen Einbück in das Wesen eines Berufsvereins, in seine Aufgaben und Ziele, unter Berücksichtigung der Forderungen der Zeit, erkennen lassen, was politisch möglich und durchführbar ist. 657
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