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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1919
- Strukturtyp
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- 1919-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1919
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- Deutsch
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^ 163, 2. August 1919, Redaktioneller Teil. Dörsenblntt f. d. Dtschn. Duchhcnidel. Die Zukunft der deutschen Wissenschaft. — Im Namen der demo kratischen Fraktion hat der bekannte Physiologe Prof. Abderhalden- Halle an die preußische Landcsversammlung die Anfrage gerichtet, ob die Staatsregierung auch fernerhin der wissenschaftlichen Forschung die Mittel zur Verfügung stellen werde, deren sie im Interesse des Gesamtwohls des Volkes bedarf. Den gleichen wichtigen Gegenstand, der mit der Zukunft unserer Wissenschaft so eng zusammcnhängt, be handelte der große Physiker Geheimrat Planck in einer Nede, die er kürzlich zur Feier des Leibniz-Tages in der Berliner Akademie der Wissenschaften gehalten hat und die jetzt in ihren Sitzungsberichten er scheint. Planck weist nach einem Bericht in der »Leipz. Zig.« darauf hin, daß die Arbeitsfreudigkeit in unserem wissenschaftlichen Leben noch unvermindert andaucrt, »daß die deutsche Wissenschaft ans voller Hohe steht, ja, daß sie ans manchen Gebieten anch heute eine führende Nolle im internationalen Wettbewerb spielt«. Freilich steht sie heute vor einer ungewöhnlich schwierigen Aufgabe. »Es sind schon allzuviel Stim men der Unversöhnlichkeit und des Hasses aus den, feindlichen Lager zu uns herübergeklungcn, als baß wir hoffen dürften, cs werde sich nach dem Friedensschluß der alte, auf gegenseitige Achtung gegründete Gedankenaustausch, der Geist bald wieder von selber einstellcn. Fast möchte es scheinen, als ob den deutschen Gelehrten ihre Vaterlands liebe als Makel angerechnet werden soll, während es doch für jeden aufrechten Mann, der Sinn für Heimat nnd Herd besitzt, nichts anderes bedeutet, als die selbstverständliche Erfüllung einer Pflicht der Dank barkeit und Treue, wenn er zum Schutze dessen, was ihm im Laufe seines Lebens teuer geworden ist, im Augenblick der Gefahr sein Höchstes einsctzt. Täte er es nicht, so würde er sich in gleicher Weise vor Freund und Feind, vor allem aber vor sich selbst erniedrigen, und von einer solchen Schmach würde ihn keinerlei Erklärung, auch kein öffentlicher Friedensvertrag befreien können«. Die Wissenschaft ist aber nun einmal ihrem Wesen nach international und auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. Daher stellt Planck die schicksalsschwere Frage: »Wird überhaupt jemals die alte internationale Arbeitsgemein schaft wieder neu erstehen?« Und er antwortet für die preußische Akademie der Wissenschaften: »Sie wird vor allem ihre wissenschaft liche Arbeit mit voller Energie fortsetzen. Soweit ihre Unternehmun gen internationalen Charakter tragen, wird sie dieselben, wenn und insoweit es möglich ist, als deutsche Unternehmungen weiterführen und ihre ganze Kraft, ihren ganzen Ehrgeiz daran wenden, sic zu einem guten Abschluß zu bringen. Sie wird aber auch außerdem ganz wie bisher bestrebt sein, jedwede gediegene, erfolgverheißenöe wissenschaft liche Arbeit, die ihrer Unterstützung bedarf, nach Maßgabe der ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu fördern. Denn sie ist sich dessen wohl bewußt, solange die deutsche Wissenschaft in der bisherigen Weise voranzuschrciten vermag, solange ist es undenkbar, daß Deutschland aus der Neihe der Kultnrnationen gestrichen wird. Sollte es sich dann zugleich ergeben, daß die Gelehrten der feindlichen Länder es in ihrem eigenen Interesse finden würden, die abgebrochenen wissenschaftlichen Beziehungen mit den deutschen Kollegen wieder anzuknüpfen, so wäre dadurch jedenfalls eine aussichtsreichere Grundlage für eine Wieder annäherung der Geister geschaffen, als das durch eine noch so auf richtig gemeinte nnd noch so geschickt abgefaßte, grundsätzliche Erklä rung je geschehen könnte«. Die äußeren Schwierigkeiten für die Fort- arbcit der Akademie sind allerdings sehr groß. »Die Kosten für die Ausrüstung von Forschungsreisen, für den Ankauf von Materialien und Instrumenten, für die Anstellung von Hilfskräften nnd nicht zum mindesten diejenigen für die Drucklegung wissenschaftlicher Schriften haben gegenwärtig eine derartig schwindelnde Höhe erreicht, daß da durch die Fortsetzung mancher seit Jahren mit wachsendem Erfolg betriebenen Unternehmnngen geradezu in Frage gestellt wird. Des halb sieht sich die Akademie schon jetzt genötigt, ihre letzten Geld reserven heranzuziehcn, sowie auch die Erträgnisse der ihrer Verwal tung anvertrauten hochherzigen Stiftungen und Vermächtnisse, soweit es sich satznngsgemäß irgendwie ermöglichen läßt, zur Deckung solcher Mehrausgaben zu verwenden.« Abbau der Löhne im Buchdruckgcwcrbe? — Eine Bezirksversamm lung von Mitgliedern des Deutschen Buchdrucker-Vereins nahm in einer in Rostock abgchaltenen Versammlung eine Entschließung an, bei den in Frage kommenden Instanzen des Deutschen Buchdrucker- Vereins alle Hebel dafür cinzusetzen, daß bei den nächsten, im August stattfindendcn Lohntarifverhanölungen endlich an einen Abbau der Löhne her-angegangen werde, da das Gewerbe nicht mehr in der Lage sei, ivcitere Teuerungszulagen zu zahlen, solle es nicht ernstlich in seiner Existenzberechtigung gefährdet werden. Die Senkung der Lc- bensmittelprcisc, die Aushebung der Blockade rechtfertigen keinesfalls eine weitere Erhöhung der Löhne und Lokalzuschläge. Eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit müsse entschieden abgelehnt werden. ln. in der Papier-Ztg.i Tie Bedeutung der deutschen Sprache und der deutschen Wissenschaft. — A. Meillet, der hervorragendste französische Sprachforscher der Gegen wart, veröffentlichte vor kurzem ein Buch unter dem Titel »I-es IrrnZues cke l'iiiurope novvelle«, in dem er das Problem der euro päischen Sprachen mit Rücksicht auf die heutige Lage frei von jedem Haß und jeder nationalen Engherzigkeit behandelt. So tritt er mit aller Energie für die Erlernung der deutschen Sprache ein. Die »Neue Zürcher Zeitung« veröffentlichte daraus folgende Stellen: »Die Kenntnis der deutschen Sprache drängt sich allen Menschen auf, die ge bildet sein wollen. Es gibt keinen Teil des menschlichen Wissens, zu d^m die Deutschen im 19. Jahrhundert nicht einen bedeutenden Beitrag geliefert haben; es gibt kein Land, wo das philosophische Denken ak tiver gewesen ist und mehr Wirkung nach außen ausgeübt hat. Die Wissenschaft ist organisiert worden, und selbst dort, wo sie nicht er funden haben, haben die deutschen Gelehrten die im Auslande gemach ten Erfindungen geschickt und nützlich auszubeuten gewußt. Gruppen von Wirkenden haben große materielle Untersuchungen gemacht; Leute, die von selbst nichts gefunden Hütten, haben nützliche Werke unter der Leitung von initiativbcgabtcn Lehrern geschaffen. Nirgends sind voll ständigere Handbücher veröffentlicht worden, in denen die Gesamtheit einer Wissenschaft dargestcllt ist. Tie dciuschen Verleger, da sie sich an ein sehr großes Publikum des In- und Auslandes richteten, konn ten die Veröffentlichungen vermehren nnd für jede Veröffentlichung die Gelehrten durch fortwährend erneute Auflagen auf dem laufenden halten. Deutschland ist das Land der vorzüglich ansgcfiihrteu Biblio graphien. Man hat früher den deutschen Werken Mangel an Klarheit und typographische Unvollkommenheit vorgeworfen; jetzt sind viele zu einer fast vollkommenen Klarheit gelangt, und das typographische Aussehen ist oft ebenso gut als in den guten englischen Büchern, besser als in vielen französischen. Wenn es einem gebildeten Menschen ge stattet ist, die deutsche Literatur eher als die englische oder französische zu ignorieren, so sind doch wenigstens die deutschen Bücher unentbehr lich geworden für denjenigen, der irgend einen Teil des menschlichen Wissens erforscht. Kein Deutsch können heiß: fast immer darauf ver zichten, auf dem Niveau der Wissenschaft und der Technik seiner Zeit zu stehen.« Zeitungsvcrlcger, Buchdruckcr-Tarifgcmeinschaft und Organi sationsdisziplin! — In den örtlichen Versammlungen der Buch- druckereibcsitzer und auch seitens der leitenden Stellen des Deutschen Buchdrucker-Vereins ist in den letzten Monaten immer wieder darüber geklagt worden, daß die Verleger der Tageszeitungen, in erster Linie die der größeren, tarifwidrigen Forderungen der Arbeiter, bei wilden Streiks usw., so wenig Solidaritätsgefühl solchen Kollegen gegenüber bekunden, die keine Zeitung Herausgeber!. Das schwächliche, nur auf ihren eigenen Nutzen bedachte Nachgebcn der Zeitungsverleger sichert der Arbeiterschaft jedesmal ein gewonnenes Spiel; denn ist erst einmal eine Bresche in die Neihe der Zeitungsverleger gelegt, dann wissen die Arbeiter ganz genau, daß die noch zögernden oder sich weigernden Buchdruckereibesitzer bald nachgeben müssen. So verlangten z. B. wäh rend der letzten Tage die Buchdruckergehilfeu in Geestemünde eine sogenannte Entschuldungssnmme in Höhe von 209 ./i. Geschlossen lehnten sämtliche Buchdruckereibesitzer daselbst (einschließlich der Zci- tungsverleger) diese Zumutung ab. Es dauerte aber nicht lange, da fielen die Zeituugsverlcger um und — zahlten. Die Zeitungen erhöhen vielleicht mal wieder die Anzeigenpreise und dir Bczugsgebührcn sodaß derartige Zugeständnisse nicht nur ohne Opfer, sondern oft genug mit großem Nutzen wieder hereingebracht werden. Die übrigen Buch- druckereibesitzcr in Geestemünde lyaren nach dem Umfall der Zeitungs verleger natürlich machtlos und mußten — voleus voIeriZ — gleich falls zahlen. Es ist tief bedauerlich, haß in einem Gewerbe, das sonst immer als vorbildlich in Fragen der Kollegialität, der Organi sation und der Disziplin galt, derartige die Allgemeinheit und die Tarifgemeinschast so empfindlich schädigenden Sonderstellungen Vor kommen können. Ter Bund für Fachschrifttum beschloß auf seiner am 2V. Juli in Magdeburg abgehaltenen V o r st a n d s s i tz u u g, daß auch Fach- buchschriftstcller Mitglied des Bundes werden können. Mit Herrn Kriegsgerichtsrat und Rechtsanwalt Or. ftir. Eckstein in Berlin wird der Bund in Verbindung treten zwecks Begutachtung über die Zu sammensetzung und die Aufgaben von Schiedsgerichten und um even tuelle Einreichung eines diesbezüglichen Entwurfs. Ferner sollen mit Herrn vr. Eckstein Verhandlungen eingcleitct werden behufs Über nahme der Funktionen als Syndikus des Bundes für Fachschrifttum. An den Vorstand der Ortsgruppe Berlin-Brandenburg wurde das Er suchen gerichtet, einen Ausschuß cinzusetzen zur Ausarbeitung eines Entwurfs für eine Ordnung im Manuskriptverkehr nnd zur Festsetzung von Mindesthonoraren für angenommene Manuskripte. Von der Wahl eines bestimmten Bnndesorgans nahm der Vorstand einstweilen 659
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