196, 10, September 1919. Kilnftig erscheinende Bücher. -Iirlmil-tt s. ». rgchn. vu««»nd,i. 8435 Rathenaus neueste und sensationellste Schrift ist eine Kritik der „Planwirtschaft" l). Ihr gehen folgende (gekürzte) Einleitungsworte voraus: Was uns geschehen ist, wissen nur wenige. And die es wissen, sind zumeist beschäftigt, sich und das ihre in Sicherheit zu bringen. Im Innern, im wahren Innern, im Innern des Volkes hat sich gar nichts geändert. Nur die Disziplin ist ge brochen, und die Schiagworte sind neu. Eine Revolution ift nicht gewesen, sondern ein Krawall mit Aufseherflucht. Die Menschen sind die gleichen wie 1914, nicht selb ständiger, nicht freier, nicht unabhänaiqer; wer damals sagte: feste druff, sagt heute: alle Macht den Räten. Die Friedensbedingungen sind nicht erfüllbar. Also, heißt es, werden sie nicht erfüllt. Richtig. Und den Feinden geht es nicht viel besser. Auch richtig. Was also kann uns geschehen? Es kann uns geschehen, und es geschieht uns, daß wir in Feindes Land sind und in Feindes Land bleiben. Es ist kein Friede geschloffen, und es wird keiner geschloffen, trotz vierundzwanzig Ratifikationen. Der Krieg geht weiter, alle gegen einen, wenn auch ohne Sprengstoffe. Unsere Öffentlichkeit drückt beide Augen zu, wie bei der letzten Fochnole, und tut, als ob sie nichts merke. Spei einer Dirne ins Gesicht, heißt es im Orient, sie sagt: es regnet. Einzelne Diplomaten und Geschäftsleute finden alles ganz schön, der Zudrang zu allerlei Landreichungen be weist es. Warum denn gleich verzweifeln, oh, und gar Pessimist sein? Gebt es nicht mehr wie früher, wit Lerr- schastsmienen und Unnahbarkeit, so geht es mit milder Süße und vorurteilsfreiem Kriechen. Weltherrschaft? Wir haben sie nie gewollt. Auch in schwachen Staaten, in getretenen Staaten gibt es schöne Posten, gute Posten, interessante Posten. Man nennt es Wiedeiaufbau. Es gibt nichts Törichteres, Unwürdigeres, Pöpel- hafteres, als das Gebeitel und Gebarm um den Eintritt in den eingebildeten Völkerbund. Als der Völkerbund gedanke wahrhaft war, wollte man ihn nicht, nun, da er lügenhaft geworden die unheilige Allianz bemäntelt, um schmeichelt man ihn. Am Schluß heißt es: An deutschen Deklamationen ist genug geleistet. Nir gends undviemals hat es so vielProgramme und Projekte geregnet. Ein jedes verheißt unter Anrufung aller Dichter und Denker das Endgültige, und was geschieht, ist das Alltägliche. Wir haben eine geistige Probe zu bestehen und eine sittliche Welt wiederzugewinnen, mit Worten geschieht es nicht. Lier ist der Weg. Zugleich erscheinen: Heft 11: HkinzPotthoff, Was heißtVolks- Wirtschast? karr. M. 1.50 Volkswirtschaft ist nicht nur Wirtschaft des Volkes, sondern auch Bewirtschaftung des Volkes, ist Verhinderung eines Raubbaues an menschlicher Arbeitskraft. Heft 12: Erich Schairer, Sozialisierung der Presse, kan. M. 1.50 Schairer, selbst Redakteur einer Tageszeitung, tritt geq. die kapitalistischen Mißständ e derPreffe auf. Resultat: Die Zeitungen schwelgen ihn tot. Heft 13: TheodorOelenheinz,Abschaffung des Erbrechts, kan. M. —.80 Oelenheinz liefert einen radikalen Gesetzentwurf zum Abbau des Erbrechtes und begründet ihn. Heft 14: Wolsqana Schumann,Lebensord- nung u. geistige Kultur, kan. M —.80 Schumann behandelt das Thema, welche Frei heit braucht die geistige Kultur und beschäftigt sich eingehend mit den kapitalistischen Prinzipien des Vcrlagsbuchhandels. Heft 15: Otto Neurath,Vollsozialisierung. Ihre nächste u.übernächste Zukunft. kart.M.2.50 Der Österreicher Neuratb war bekanntlich an der Münchener Räteregierung beteiligt und ist jetzt verurteilt worden. Um so mehr sollte man seine wissenschaftlichen Ausführungen lesen. „Das Volk der Dichter u. Denker", das „Vor bild an Organisation", entbehrt heute wirksamer Wirtschaftsproqramme, unsere traurige Wirr nis ist die Folg« des Mangels an „geistiger Klarheit", heißt es am Anfang seiner Schrift. Es istnun an derZl.it, daß jener Sorti menter, der seine Käufer berät, sich klar wird: In der Verbreitung der „Deutschen Gcmeinwirtschast" liegt eine Kulturaufgabe. Eugen Diederichs Verlag in Jena