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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1919
- Strukturtyp
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- 1919-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1919
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- Deutsch
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rr die Seile, für 38 M.. ^/. s^ro ^ :: ^M° ^o? Nicht^tgll-dm Nr. 202 <R. 11S>. Leipzig, Mittwoch den 17. September ISIS. 8S. Iahrgaa« Redaktioneller Teil. Gedanken zur Sozialisierung des Buchhandels. Von Otto Rieb icke. Sozialisieren heißt »vergesellschaften«.^) Sozialisierung istnicht Verstaatlichung, wie man es immer und immer wieder hört und liest. Verstaatlicht sind z. B. in Preußen Eisenbahnen, Bergwerke; das heißt: diese befinden sich im Besitz und im Betriebe des Staats nach gleichen Grundsätzen, wie sie von Privatsozietälen bewirtschafte! wer den. Daß ihr Gewinn zum großen Teile der Vollswohlfahrt zugeführt wird, umschließt noch nicht den Begriff des So zialismus. ' Die Sozialisierung will auch nicht das Privateigentum auf. heben; das ist Theorienzweck des verzerrten Sozialismus, des Kommunismus. Die Vergesellschaftung verlangt, daß alle am Herstellungs- Prozeß Beteiligten einen selbständigen Einfluß auf die Erzeu gung haben, daß alle in gleicher Weise Eigentümer, Besitzer und Nutznießer am Wirtschaftsobjekl kapitalistischer Gesamt heiten sind. Die Vergesellschaftung legt sich nicht auf einen Wirtschaftszweig fest, sie will durch ein Shstem alle und jede menschliche Arbeit vom Urstoff bis zum Erzeugnis zusam menfassen und zusammen auswerten. Sie geht von dem Grund gedanken des Zusammenhangs aller Arbeitsleistungen und Ar beitsschöpfungen untereinander aus. Herausgenommen aus der Kette anderer Produktionen ist kein einziger Wirtschaftszweig lebensfähig, auch nicht das Handwerk. Nehmen wir als Bei spiel das Schmiedehandwerk und in diesem, nur als Teilchen der Werkzeugsnolwendigkeit, den Hammer. Ehe der Hammer in den Besitz der Arbeitskraft des Schmiedes gekommen ist, ist er durch eine Reihe anderer Arbeitskräfte gegangen. Der Bodenschatz des Eisens mußte — um nur in großen Züge» zu zeigen — gehoben, befördert, geschmolzen, geschmiedet werden, ehe er als Werkzeug in die Hand des Schmiedes gelangte, und alle diese einzelnen Etappen machen das Bestehen anderer Einrichtungen, Kohlen, Bearbeitungswerkzeuge usw. erforderlich, die wieder von anderer Hände Arbeit abhängig sind. Wollte sich der Schmied den Hammer selbst schaffen, also das Eisen selbst gewinnen und zurichten, so würde sein Handwerk, weil durch Zeitverlust der Selbsthersteüung nicht mehr konkurrenz fähig, lebensunfähig. Der Zweck der sinngemäßen Sozialisierung kann also nicht darin liegen, einen Wirtschafts zweig zu Der- gcsellschaften, der Zweck ist vielmehr, das gesamte Wirtschafts system zur Wirtschaftsgesellschaft umzugestalten. Diese Umgestaltung läßt sich nicht nach dem Rezept durch, führen, das die sogenannten »Räteregierungen« bisher ange wandt haben, indem sie, heute zur Macht gekommen, morgen schon die Wirtschaftsgesellschaft dadurch eröffnen, daß sie die Aufhebung des Privateigentums erklären. Dieses System ist Übertreibung und verzerrt den Sozialismus in den Augen der arotzeit Masse. Das neue Wirtschaftssystem kann nicht durch «inen einmaligen Akt geschaffen werden, der die gegenwärtige -tz Man entschuldige dieses undcutsche Wort, dos sich im Revolu- tionsgebrauch hcranSgebiidet hat. Ich bin gezwungen, es anzuwcndcn, weil es leider schon zu einem Begriff geworden ist. O. N. Ermattungsperiode ausnutzt, sondern es kann nur durch einen sich lange entwickelnden Prozeß zum Ziel des Sozialismus ge leitet werden. Die Umstellung muß allmählich in dem Matz stabe der Sozialisier wngsreife unter dem Gesichts winkel des Gemeininteresses erfolgen; nur dann kann die Ver gesellschaftung als Mittel der Produktionserhöhung, statt den Klassenkampf zu verschärfen, den sozialen und ökonomischen Aus- gleich herbeiführen. Es wird hier interessant sein, Urteile gegen die Über stürzung der wirtschaftlichen Sozialisierung durch Sozialistenführer selbst zu hören t Scheidemann : Die gegenwärtig von Unberufenen ver suchte Sozialisierung ist der Ruin der Industrie und des Handels. Eisner: Es gibt jetzt in Deutschland nichts zu soziali sieren. Lensch : Die Sozialisierung ist eine Ausbeutungsmaschine im Dienste einer ausländischen Herren- und Erobererklasse. Calwer:.... Es wird so schon schlimm genug werden, aber ohne den auioritären Sozialismus können wir wenigstens die Hoffnung haben, aus dem Elend uns wieder herauszu arbeiten. ^ Hu«: Daß die Unternehmer uns unfreundlich gesinnt sind, kommt von der Überstürzung der Maßnahmen zur Sozialisierung. Wir haben im allgemeinen die geistige Arbeit viel zu wenig ge würdigt. Schwarz: Im jetzigen Stadium der deutschen Arbeiter schaft zu sagen, daß wir durch die Sozialisierung eine bessere Kulturstufe bieten, ist nur ein Beruhigungsmitlel für das deutsche Volk. Wir dürfen der Arbeiterschaft keine übertriebenen Hoff nungen auf die Wirkungen der Sozialisierung machen. Wissell: Der Staat ist nur in Ausnahmefällen ein ge eigneter Träger der Wirtschaft. Sinzheim er : Die besten Theoretiker der Unadhängi- gen geben zu, daß die Sozialisierung gegenwärtig undurchführ bar ist. Aus dieser Erklärung eines mehrheilssozialistischen Füh rers ergibt sich, daß auch in den Kreisen der unabhängigen So- zialdemokratie schwerwiegende Bedenken gegen weitere Soziali sierungsmatznahmen zurzeit vorhanden sind. Ganz besonders bemerkenswert sind die Erklärungen des Schriftleiters der »Freiheit« Hilferding und des Führers der Unabhängi gen Haas«. Hilferding sagte auf dem Gewerkschaftskongreß in Nürnberg, es könne keineswegs garantiert werden, das; durch die Sozialisierung alsbald eine Verbesserung der Lage der Ar beiterklasse einlritt, und Haase erklärte in einer Fraucnversamm- lnng der unabhängigen Partei in Königsberg, daß die allge meine Sozialisierung doch nicht ganz so einfach sei, wie man es sich anfangs gedacht hätte, und daß sie nicht ans einmal dnrch- gcführt Werden könne. Alles müsse seine Zeit haben. Diese Äußerungen sozialistischer Führer bis nach link« hm zeigen, wie gefährlich und ungewiß der Ausgang Platz > i> I zialistischer Experimente sein könnte.
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