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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
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vvrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 206> 22. September 1919. Aus Ungarn. — Folgender Brief verfolgt den Zweck, über die fetzige Lage des Buchhandels in Ungarn zu unterrichten: Am 30. Juli erfolgte der Niederbruch der Bolschewickenarmce an der Theiß, was den Zusammenbruch der ungarischen Näteregierung verursachte. Nach 4>6monatiger Dauer der grausamsten Proletarier- Diktatur konnte das Bürgertum endlich wieder aufatmcn. Die wirt schaftliche Verwüstung, die diese Prolctaricrherrjchaft ungerichtet hat, ist unbeschreiblich. Der Mittelstand, Handel und Gewerbe sind voll ständig ausgeplllndert, endlose Reihen der Kaufläden in den Straßen Budapests geschlossen, da deren Regale leer sind. Die Waren mußten einfach auf Befehl abgeführt werden, wurden eingelagert und ver schleudert. Der Gegenwert wurde auf Bankkonto wohl gutgeschrieben, inzwischen aber für Arbeitslöhne an die beschäftigungslosen Ange stellten aufgebraucht, sodaß in den letzten Wochen bei den meisten ge schäftlichen und Industrie-Unternehmungen der Bedarf für diese hor rend hohen, von der Negierung normierten Löhne von dieser vorge streckt werden mutzte. Keiner der Angestellten durfte entlassen wer den, obwohl die monatelang geschlossenen Geschäfte gar keine Ein nahme, die Angestellten gar keine Beschäftigung hatten. Wie enorm hoch diese Löhne waren, davon gibt der mit 170 Kronen bemessene Minimalwochenlohn der Lehrlinge einen Begriff. Der Buchhandel kann von Glück sprechen, daß er von dieser allge meinen Zerstörung verschont blieb. Wohl wurden auch die Buchhand lungen sozialisiert, doch wurde ihnen das Sortimentslager belassen. Freilich erschienen auch bei ihnen abgesandte Bibliotheksbeamte und plünderten für Rechnung des Senats für »geistige Produktion«. Das so »Ausgewählte« wurde befehlsgemäß wohl abgelicfert, doch kam cs wegen Zusammenbruchs der Räteregierung nicht mehr zur Aufarbei tung und Verteilung an die Bibliotheken, nnd es erhalten die Firmen 05"/o des Eingelieferten wieder zurück. Am 4. August wurde die Sozialisierung der Geschäfte von der neuen Negierung wieder aufgehoben, wir erhielten unsere Geschäfte wieder zurück und haben nun die Schreckenszcit hinter uns. Es gilt nun Ordnung zu schaffen in dem Drunter nnd Drüber des Lagers, das die Amtspersonen Leiter auf, Leiter ab durchstöberten. Die Vor räte sind durch das Publikum arg gelichtet worden (waren doch außer Büchern keine Waren erhältlich), und es wird noch Wochen, vielleicht Monate brauchen, bis wieder ein halbwegs assortiertes Lager bei sammen ist. Die Hanptschwierigkeit besteht in der Beschaffung deut scher Zahlungsmittel. Es ist absolut unmöglich, Reichsmark aufzu treiben. Die Buchhandlungen haben durchwegs genügend Barmittel in den Banken liegen, wissen aber nichts damit anzufangen. Der Geld anweisung?- und Geldbrief-Verkehr ist derzeit wieder einmal ganz ein gestellt, auch die Banken bewerkstelligen keine Überweisungen. Paket post nnd Bahnverkehr sind gesperrt. Es ist uns somit jede Möglichkeit genommen, mit den deutschen Verlegern in irgendwelche Verbindung zu treten. Wir hoffen, daß nunmehr die Blockade aushört und Ungarn dem Warenverkehr baldigst wieder eröffnet wird. Da wäre es denn eine Lebensfrage für uns, mit dem Entgegenkommen der deutschen Ver leger rechnen zu dürfen, um so mehr, als der hauptsächlich in Betracht kommende Budapester Buchhandel kräftig und zahlungsfähig ist, nur mit seinen Zahlungsmitteln nichts anzufangen''weiß. Unser Ansuchen wäre daher, der verehrliche Börsenverein möge dahin wirken, daß die Herren Verleger in Anbetracht der diesjährigen ganz abnormen Ver hältnisse und großen Schwierigkeiten und angesichts des Umstandes, daß uns kein Verschulden trifft, 1. in Sachen der Ostermeß-Nemitten- öen und -Abrechnung größte Rücksicht walten lassen, 2. wegen Aus gleichs der O.-M.-Saldi sich in Geduld fassen, da es voraussichtlich nicht möglich sein wird, reichsdeutsche Zahlungsmittel auf einmal in genügendem Maße zu beschaffen, um sofort alle Verleger zu befriedi gen, um so mehr, als ein gut Teil der greifbaren Zahlungsmittel zur Ergänzung des so stark devastierten Warenlagers, die keine Ver zögerung erleiden darf, verwendet werden muß. Wir hegen die be gründete Hoffnung, daß es im Verlaufe einiger Monate gelingen wird, nach nnd nach die zur Ebnung aller Verbindlichkeiten nötigen deut schen Zahlungsmittel zu beschaffen und dort greifbar zu machen. An nns soll es nicht fehlen, alle Mittel und Wege, die zu diesem Ziele führen, einznschlagen. Hochachtungsvoll Ungarischer B n ch h ä n d l e r v e r e i n. Iulins Benkö. Präses. Postkuriosum. — Man schreibt uns: »Es wird Sie und die Leser des Börsenblattes vielleicht interessieren, zu erfahren, daß au, 0. d. M. ein Brief ans Barcelona bei nns eingegangen ist, der vom Ab sender am 7. Dezember 1015 abgesandt worden ist. Der Brief ist von der britischen Zensur geöffnet nnd scheinbar znrückgehalten worden, so daß wir erst nach 4 Jahren in seinen Besitz gelangt sind.« 830 Erhöhung der Tclegrammgebiihren nach europäischen Staaten. — Mit Rücksicht auf den jetzigen niedrigen Markkurs sind die Wortge bühren seit Montag, 15. September, nach folgenden Nachbarländern er höht worden. Nach Dänemark, Niederlande und der Schweiz auf 25 Pfg., nach Frankreich, Schweden auf 35 Pfg., nach Norwegen auf 40 Pfg., nach Italien auf 45 Pfg., nach Finnland auf 50 Pfg., nach Spanien auf 1.10 ^ und nach Portugal auf 1.15 Ter Telegrammverkehr nach diesen Ländern nimmt von Tag zu Tag zu. Zum Besuch der Uuivcrsität Straßburg veröffentlichen die »Times« einen Werbeaufruf an die englischen Studenten. Die Studenten wer den aufgefvrdert, sich vor allem des Studiums der deutschen Sprache, Wissenschaft und Geschichte zu befleißigen. Es heißt in dem Werbe aufruf, die Universität Sträßburg biete den englischen Studenten eine einzigartige Gelegenheit, sich mit deutscher Kultur jeder Art vertraut zu machen, und eine solche Wissenschaft sei für die Engländer künftig von großer Wichtigkeit. Man könne dabei tiefe Kenntnisse erwerben, ohne sich den Schwierigkeiten und dem Verdruß zu unterziehen, in mitten unserer jüngsten Feinde zu verweilen. PersoallliMriLken. Goldene Hochzeit. — Am 23. September begeht Herr Heinrich Meyer, Mitinhaber der Firma seines Namens in Meppen, in vollständiger körperlicher und geistiger Frische das Fest der goldenen Hochzeit. Der Jubilar, dem cs am 1. August 1915 vergönnt war, bas 50jährige Geschäftsjubiläum zu feiern, ist noch heute ununterbrochen im Geschäfte tätig. Jubiläum. — Zum Andenken an die 25. Wiederkehr des TageS seines Eintritts in das Geschäft Georg E. Nagel (Max Kcttembeil) in Berlin-Schöncberg wurde am 16. September (da während des Krieges die Feier wegen Abwesenheit des Inhabers nicht stattfinden konnte), am Tage seiner 29jährigen Zugehörigkeit zu dem genannten Verlag, für den Lagerverwalter Herrn Friedrich Krukow in den Geschäftsräumen der Firma eine kleine Feier abgehalten, in der Herr Kcttembeil auf die Verdienste des Jubilars innerhalb und außerhalb des Geschäfts hinwics (Herr Krukow ist u. a. auch 1. Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Schöncberg). Die Feier legte ein schönes Zeugnis von dem guten Einvernehmen ab, das bei den Firmen Georg E. Nagel und Max Kcttembeil zwischen Geschäftsleitung, und Personal besteht. August Nicmaun s. — Der bekannte Roman- und Jugendschrift steller August Niemann ist kurz nach Vollendung seines 80. Lebens jahres infolge eines Unglücksfalles in Dresden gestorben. Der Dahin- geschicdene hat eine überaus fruchtbare literarische Tätigkeit entfaltet. Als Redakteur der Gothaischen Kalender im Pcrthcsschen Verlag mit dem Wesiyi des Buchhandels gut vertraut, schrieb er den Buchhändler- roman »Eulen und Krebse« (1888), der zu den besten seiner Gattung gehört. Von weiteren Werken seiner Feder nennen wir noch die Ro mane »Bakchen und Thyrsosträger« (3. Aufl. 1911), »Des rechten Auges Ärgernis« (1889), »Nur ein Weib« (1899), »Liebesquadrille« (1901) und »Der Weltkrieg« (1904). Eine besondere Seite seiner lite rarischen Tätigkeit bildete eine Reihe Jugendschriften, von denen be sonders »Pieter Maritz« (7. Aufl. 1902), »Das Geheimnis der Mumie« (3. Aufl. 1907) und »Das Flibustierbuch« (3. Aufl. 1907) hoch in der Gunst ihres Leserkreises stehen. Eine Fülle interessanten Materials legte er in seinen »Lebens-Erinnerungen« (1909) nieder, in denen auch ausführlich über seine Tätigkeit in Gotha berichtet wird. Philipp Rüfer f. — Am 14. September ist der Komponist Profes sor Philipp Rüfer, Senator der Berliner Akademie der Künste, nach längerem Leiden im 76. Lebensjahre in Wilmersdorf gestorben. Seine Opern »Merlin« nnd »Ingo« wurden mit bestem Erfolge aufgcsührt. SprechsM. Mhne Verantwortung der Redaktion: jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) AuslavdzuschlSae. lVgl. zulebt Nr. 188.» Die immer häufiger erscheinenden Anzeigen, in denen deutsche Verleger Ausland-Tcnerungszuschläge bis zu 100°/, ankündigen, ver anlassen nns zu folgender Erklärung: Ter Stand der deutschen Reichsmark ist sicherlich ein ungünstiger, man scheint aber meistens anAnehmen, daß derselbe überall der gleiche ist. In Finnland ist nun der Kurs der deutschen Mark seit einigen Tagen wohl ziemlich niedrig, aber für gewöhnlich bezahlt man 110 bis 115 Fmk. für 100 Nmk., was dem Fricdenskurse beinahe gleichkommt. Finnland gehört nicht zu den Ländern, die sich während des Krieges bereichert haben, wie dies- bei den neutralen Ländern der Fall ist. Es
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