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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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war vielmehr voll der Zufuhr jedweder Art abgeschnitten, was bald einen Warenmangel und eine enorme Teuerung hervorrief, die noch lange nicht überwunden find. Infolge dieser allgemeinen Teuerung sind die Geschäftsunkosten außerordentlich gestiegen, so beispielsweise die Frachten und sonstigen Spesen von Deutschland nach Finnland fast ums Fünffache. Daß unter diesen Umständen von »ungeheuren Gewinnen« keine Rede sein kann, muß wohl jedermann einleuchten. Mit welchen Schmierigkeiten wir hier zu kämpfen haben, möge noch das Folgende zeigen: Der normale Friedenskurs war 125, Ende des Jahres 1918 aber war der Kurs 146. Die damals bestellten und zu letzterem Preise bezahlten Sendungen konnten aber wegen der neu einsetzcndcn Blockade nicht abgehcn und lagerten monatelang in Leipzig und Lübeck. Als sie endlich Mitte dieses Jahres hier etntrafen, war der Kurs wie der aufs normale gesunken, was uns sehr hohe Kursverluste verur sachte. Nun kommt noch hinzu, daß das Publikum an einen 50—100"X,igen Tcucrungszuschlag einfach nicht glaubt, sondern uns des Wuchers be schuldigt. Der Bücherkäufer weiß, daß er jedes deutsche Buch direkt von einem deutschen Sortiment zum normalen Preise ohne jeden Aus landzuschlag beziehen kann, unter Umständen sogar noch mit Rabatt, denn daß letzterer auch jetzt wieder gewährt wird, davon haben wir uns bereits überzeugen können. Ferner liegt doch klar aus der Hand, daß alle diejenigen deutschen Sortimenter, die vor dem Kriege bedeu tenden Absatz im Auslände hatten, sowie die vielen neuentstandenen Bersandbuchhandlungcn alles daransetzen, die unterbrochenen Be ziehungen wieder anzuknüpfen, und ihren Kunden Offerten über Neu erscheinungen, Fortsetzungen usw. vorlegen. Während also der deutsche Sortimenter das Buch zum regulären Ladenpreise und Tageskurse seinen Bestellern liefern kann, sind wir gezwungen, dasselbe Buch mit dem entsprechenden Auslandzuschlag — also in vielen Fällen zum doppelten Preise — zu verkaufen. Die Folge davon sind fortgesetzte Reklamationen und Mißstimmungen bei der Kundschaft, das Ver trauen zu dem ansässigen Buchhändler wird hierdurch natürlich er schüttert. Daß daher der Auslandsbuchhändler, der bisher nicht nur Vermittler von Bestellungen war, sondern andauernd ein großes festes Lager deutscher Bücher hält und durch Ausstellung, Ansichtssen dung usw. für deren Verbreitung sorgt, unter diesen Umständen ge zwungen wird, sein Hauptinteresse nicht einer Literatur zuzuwendcn, die ihm nur Schmierigkeiten mit seiner Kundschaft bereitet, sondern seine Tätigkeit lieber dem anderen ausländischen — also dem englischen und französischen — Buchhandel widmet, der ihm diese Schwierigkeiten erspart und im Gegenteil das größte Entgegenkommen zeigt, das über sehen diejenigen deutschen Verleger, die mit ihren Teucrnngszuschlägen dem Absatz des deutschen Buches auf jede Weise entgegenarbeiten. Das deutsche Buch ist längst nicht mehr bas preiswerteste und am besten ausgestattcte. Die Erklärung eines großen deutschen Verlegers: »Der Ausländer kauft das deutsche Buch, wenn er es nicht entbehren kann oder will, die Preisdifferenz spielt dabei keine Rolle* zeigt Selbstbewußtsein und gibt Zeugnis von dem »ungebrochenen deutschen Willen«. Damit allein aber bekämpft man die Verdrängung des deut schen Buches vom Weltmarkt nicht, sondern nur dadurch, daß man öle Vorzüge, die es vor dem Kriege besaß, wieder herstellt. Hierzu gehört aber vor allen Dingen neben guter Ausstattung die Preiswürdigkeit; wenn erstcre auch in absehbarer Zeit wiederkehren wird, die letztere ist dahin und kann nicht wiederkehren, wenn der deutsche Verleger seine kurzsichtige Preispolitik weiter betreibt. Helsin gfors. Akademiska Bokhandeln. Nachschrift. In Nr. 174 des Bbl. bringt es der Verlag Georg Müller, Mün chen, über sich, ein Werk mit den folgenden Worten zu empfehle«: »wirbelnd sodann von rasendster Geschlecht lichkeit, i st dieses Buch eine Apologie Berliner Dir nenwesens und Zuhältertu ms. Stöhnend von tau send Arten körperlicher Brunst — —« usw. Kommentar überflüssig! Erwiderungen. ! Der N u i v e r s a I - V e r l a g, M ü n ch e n, dem wir, entsprechend den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblattes, die Einsen dung des Herrn Anton Lehmann, Bonn, vor Abdruck vorlegten, sendet uns eine Erwiderung, deren Wiedergabe sich aus preßgesetzlichen ! Gründen der Veröffentlichung entzieht. Sachlich stellt er fest, daß seine 'öffentliche Anfrage, ob Herr Lehmann das von ihm angegriffene Buch gelesen habe, nicht von diesem hätte bejaht werden können. Was den Lucas-Veilag angehe, der seit mehr als zwei Jahren kein einziges Buch verlegt habe, so verweise er auf das Handelsregister. Red. ! Es ist kaum der Mühe wert, auf den Angriff des Herrn Anton Lehmann zu erwidern, denn er scheint ein Hauptmoment der Dich tung, nämlich Spiegelbild ihrer Zeit zu sein, noch nicht begriffen zu haben oder die Gegenwart durch eine rosenrote Brille zu sehen. Uns leiten moralische Gesichtspunkte nicht in erster Linie, sondern wir sich ten lediglich im Hinblick auf echte, ungekünstelte dichterische Begabung. Ist diese — wie im Falle Curt Corrinth — ein echtes Kind Berliner Sitten- und Kulturzustände, so sehen wir keinen Grund ein, der uns hindern sollte, mit wenigen scharfen Worten ein Werk seiner Feder- prägnant zu kennzeichnen. Zart besaitete Gemüter mögen also in Hin- s kunst unsere Ankündigungen mit Vorsicht genießen! München. Georg Müller Verlag. Nochmals „das eraijsche Bach diese» Jahre»-. <Vgl. Bbl. Nr. 188 u. 176.) Die lange Erwiderung des »Universal-Verlags« wird das Urteil über die Art seiner Ankündigungen nicht ändern. Über seine Ausführungen über »wahre Erotik im Geiste eines vornehm-sinnlichen (!) Schönheitskultus, zur Veredlung des geschlechtlichen Empfindens im Leben und in der Kunst« werden die Auguren lächeln, der Vatcrlandsfreund aber wird sie als einen Faustschlag ins Gesicht empfinden, zumal in diesen Zeiten höchster Not. Von allgemeinem Interesse dürfte folgende Frage sein: In wel chen Beziehungen steht oder stand der »U n i ve r s a l - V e r l a g«, der »das erotische Buch dieses Jahres« anzeigt, und der, wie oben erwähnt, »im Geiste eines vornehm-sinnlichen Schönheits- kultus« wirken will, zu dem ebenfalls Münchener »St. Lucas- Verlag«, der eine besondere Tätigkeit als katholischer Ver lag entwickelte? Könnte vielleicht der »Universal-Verlag« darüber Mitteilung machen, ob diese beiden doch immerhin etwas auseinander- liegenden Gebiete verlegerischcr Tätigkeit gleichzeitig oder nach einander gepflegt wurden oder werden? Bonn. Anton Lehninun. Postbezug. (Vgl. Nr. 124.) Schon im Juni d. I. habe ich an dieser Stelle erinnert, daß zu Unrecht die Zeitschriftenverlegcr seit Jahren das Postabonnement als die vorteilhafteste Bezugsart für unsere Zeitschriftenfortsetzungen empfohlen haben. Ich ging dabei von der Annahme aus, daß vielen Verlegern das s Unkaufmännische ihres diesbezüglichen Verlangens nicht bekannt ge worden ist, das in der Zumutung an das Sortiment besteht, für alle .seine Zeitschriftenabonnenten den vollen Ordinärpreis ^ beim Postamt in bar zu hinterlegen, um nach wochen- langcm Warten den ihm rechtmäßig zustehenden Rabatt endlich aus der ! Hand des Verlegers »quasi als Provision« zurückzuempfangen! j Meine damaligen Zeilen haben nur geringe Beachtung gefunden: ^ einige gleichgesinnte Kollegen aus dem Sortiment schrieben mir er mutigende Anerkennungsschreiben und fügten Unterlagen zu weiteren Begründungen meines Einwandes bei; die Verlegerkreise, an die sich § mein Eingesandt gerichtet hatte, übergingen es mit Stillschweigen. So wäre meine Anregung auf ein totes Gleis abgeschoben worden, wenn nicht der augenblickliche Angestelltenstreik sie in ein neues aktuelles Stadium geführt hätte. Seit vier Wochen fehlen alle unsere Fortsetzungsballeu: Institute, Gelehrte und technische Berufszweigc, bis hinab zu den Schneiderinnen, reklamieren täglich die ausgebliebenen Fortsetzungen. Da cs heute noch nicht ersichtlich ist, bis wann die frühere Bcrufs- freudigkcit in die Reihen der Leipziger Angestellten znrückkehren wird, Verleger wie Sortimenter die Geduld und Nachsicht ihrer Abonnenten aber nicht ack inkinitum in Anspruch nehmen dürfen, so erblicke auch ich, als seitheriger Gegner des Postbezuges, diesen als den einzig gang baren Weg für die nächste Zukunft.*) Ich ersuche deshalb alle Zeitschrif tenverleger, unverzüglich Vorkehrung treffen zu wollen, daß das be vorstehende vierte Quartal möglichst restlos durch Postü Ver weisung an das Sortiment übermittelt wird. Wohlverstanden: P o st ii b e r w e i s u n g, nicht P o st a b o n n e m e n t! ! Die ge ringen Postttberweisungsgebühren wird der Verlag gerne tragen, als kleines Äquivalent gegenüber den ganz wesentlich erhöhten Expcdi- tionsspesen des Sortiments bei den heutigen Löhnen der Ausläufer. Das Sortiment, das heute ebenso wie der gesamte Verlag über ein Postscheckkonto verfügt, wird gerne einmilligen, daß der Verlag den fälligen Q u a r t a l s n e t t o p r e i s bei Auslieferung der zweiten Quartalsnummer vom Sortimenterpostscheckkonto auf das Verleger- Postscheckkonto umschreiben läßt, wodurch beiden Seiten hohe Spesen erspart bleiben, der Verlag aber gleichzeitig gegen jeden Verlust ge sichert ist. Möchten alle Herren Zeitschriftenverleger vorstehende Zeilen wohlwollend aufnehmen und praktisch durchführen! Heidelberg, den 7. September 1919. . Alfred Wolfs *) Wie aus dem Datum ersichtlich, ist diese Einsendung endigung des Leipziger Streiks geschrieben. 831
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