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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X- 2l6, 3. Oktober 1919. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. muh geweckt werden, und wenn wir immer wieder behaupten, der Verlag braucht uns, so lassen Sie uns auch uns in unserer, Forderungen behaupten. Nicht Unbilliges wollen wir verlangen, und ich will gern zugeben, daß das Sortiment dem Verlag gegenüber oft nicht die richtige Stellung bisher gefunden hat. Wir neigen viel zu sehr dazu, Leistungen zu fordern, ohne Gegenleistungen zu geben, und nur da, wo Leistung und Gegenleistung gleichwertig sind, können Vorteile für beide Teile entspringen. Wir Sortimenter sehen gar zu gern nur die Geldsäcke der Verleger, sind aber blind gegen die großen Lasten und das gewaltige Risiko, das ein Ver- lag auf sich nimmt. Wir sprechen von dem ungeheuren Verdienst, ohne uns darüber klar zu sein, daß es ganz selbstverständlich ist, daß ein Unternehmen, das mit -kk 190 000.— Kapital arbeitet, an sich mehr verdienen muß, als ein Unternehmen, das nur mi. 20 000.— arbeitet. Hinzu kommt, daß der Verlag spekulativ arbeiten muß, während das Risiko des Sortimenters im allge- meinen nicht allzu groß ist. Ich habe bis aus wenige Aus- nahmen eigentlich noch immer gesunden, daß der deutsche Ver leger gern entgegenkommt, wenn er seinerseits beim Sortimenter Interesse für seinen Verlag findet. Können wir nicht auch dazu beitragen, die Spesen des Ver legers herabzumindern, und ihn dadurch in die Lage versetzen, uns höheren Rabatt zu geben? Ganz gewiß. Ich denke u. a. an die Herren Reisenden. Wie mancher von denen könnte Tage sparen, wenn wir Sortimenter die Herren nicht Stunden warten lassen oder sie oft auf den folgenden Tag wiederbestellen wür den. Wir behaupten, keine Zeit zu haben, denken aber im Augenblick nicht daran, daß die Zeit des Reisenden mindestens ebenso kostbar ist. Berechnen Sie z. B. einmal, daß in drei oder vier Großstädten die 40—50 Firmen den Reifenden nur je zwei Stunden vergebens warten lassen, oder ihn so bestellen, daß zwi- scheu seinem ersten Vorsprechen und dem Wiederkommen ein halber Nachmittag liegt. Wieviel Stunden gehen da dem Herrn verloren, die selbstverständlich auf das Buch geschlagen werden müssen. Das ist es jedoch nicht allein. Die Sortimenter anderer Städte warten vielleicht auf den Herrn und bekommen nun die Bücher so viel später vorgelegt, vielleicht zu spät, um noch etwas dafür tun zu können. Nehmen wir uns doch einma- ernstlich vor, wenn es irgend möglich ist, die Herren sofort zu empfangen, und wenn dies nicht möglich ist, wenigstens sofor. einen unserer Angestellten zu veranlassen, das Lager aufzu nehmen, um beim zweiten Vorsprechen genau zu wissen, was wir wollen und was nicht. Immer wieder kann ich nur sagen, daß es sich darum han delt, einander verstehen zu lernen und zu helfen. Wenn wir uns heute einmal klar machen, daß wir im Durchschnitt jetz. 307° Plus 107», also gut 407» brutto verdient haben, und dann noch sagen: es genügt nicht, dann, meine Herren, ist etwas faul im deutschen Buchhandel, sodatz eine weitere Erhöhung die Fäulnis nur größer machen würde. Hier komme ich wieder auf den Anfang meines Vortrags zurück. Wir müssen den Fehler finden, sonst hilft alles nichts. Vielleicht liegt er in der Or ganisation in Leipzig. Ich kenne Leipzig zu wenig, um hier raten und taten zu können, aber das ist mir klar, daß auch hier manches vom alten Zopf verschwinden müßte und Vereinfachung und Vereinheitlichung notwendig ist. Warum müssen wir Sorti- menter z. B. alle verschiedene Bestellzettel haben? Wieviel ein- focher wäre die Verteilung, wenn wir alle die gleichen Bestell- zettel hätten, vom gleichen Papier, vom gleichen Format, nach durchdachtem Muster! Ich glaube, die Verteilung der Zettel könnte mit der Hälfte der Zeit und der Hälfte des Personals bewerkstelligt werden, und die Sortimenter würden wiederum sehr viel sparen, wenn die Verleger eine Einheitsfakiur ein- sllhren würden. Verschiedene Farben können genommen werden, aber das Format müßte grundsätzlich gleich sein. Dann müßten sämtliche größeren Verleger Auslieferungslager in Leipzig ha ben. Das Sortiment müßte wissen, daß die Erscheinungen der letzten zehn Jahre dort aus Lager sind, sodatz das Porto bei weitem besser ausgenutzt werden- kann. Wenn ich nicht irre, so war es Herr Max Merseburger, der seinerzeit den großen Bebauungsplan in Leipzig entworfen hat. Wir dürfen solch ein Unternehmen selbstverständlich nicht Leipzig allein überlassen, denn wir sind alle daran interessiert. Die Leipziger müßten Gmschcine ausgeben L 1000.—, von denen jeder Sortimenter mindestens einen oder mehrere nehmen müßte. Aus diese Weise trügen die Leipziger die Belastung nicht allein, und wir hätten Interesse daran, das Unternehmen zu fördern, weil wir ja doch für das Geld Zinsen erhoffen. Daß in einem solchen Gebäude, wo 100 und mehr Firmen untergebracht werden können, Erspa- rungen in der Expedition nach 1000.— und 10 000.— ein träten, liegt aus der Hand. Vergegenwärtigen wir uns z. B., daß von dort ein eigenes Fuhrunternehmen unsere Ballen zu einem Einheitssatz zum Bahnhof beförderte, sodatz diese furchtbar teuren Frachlspesen und die Rollgelder um ein Erkleckliches ver- mindert würden. Der ganze Barverlehr müßte sich wieder mehr über Leipzig entwickeln. Wir dürfen nicht die großen Summen direkt zahlen und die kleinen in Leipzig anweisen lassen. Da jetzt wieder die verschiedenen Zonen für das Postpaket eingefühlt werden und das Porto bedeutend erhöht wird, so ist die Aus nutzung des Gewichts von großer Bedeutung. Das wird aber nur möglich sein, wenn eben alles über Leipzig kommt und bezogen werden kann. Wenn aber alles, auch die großen Sum men, wieder nach Leipzig wandert, so können die Belastungen bedeutend vermindert werden. Wir Sortimenter sparen auch dabei, denn zurzeit ist es doch ganz unrentabel, daß uns zuge mutet wird, Beträge von 1.—, 2.— durch Postscheck zu über weisen. Ich hatte vor kurzem einige zwölf Fakturen, die im gan zen kaum 20.— ausmachten. Was für eine unnötige Bu- cherei und Arbeit nicht nur für mich, sondern auch für den Ver leger und zuletzt für den Staat! Ich habe mich in der letzten Zeit etwas eingehend mit dem Taylor-System beschäftigt und bin gewiß, wenn dieses System auch nur für die Industrie zugeschnitten ist, daß die wissenschaftliche Betriebsführung auch für uns sehr vorteilhaft und nutzbringend werden würde. Würde der Börsenverein in Verbindung mit anderen Vereinen ein paar Herren engagieren, die nichts an deres täten, als Neuerungen und Vorschläge in der Praxis aus zuprobieren, Herren, die zu den Sortimentern reisen und dort studieren würden, wie der eine es macht, wie der andere schafft, und die Erfahrungen zusammenbringen, in Leipzig und sonst jeden bet seiner Arbeit beobachteten, ob nichts vereinfacht, ob keiner überbürdet, ob die Arbeit nicht geteilt werden mutz, so bin ich gewiß, wir würden in wenigen Jahren uns wundern, wie töricht wir in vielem gearbeitet haben. Als der Präsident der Midvale Steel Co. den Auftrag gab. Versuche anzustellen, um die vorteilhafteste Schnittgeschwindigkeit für den Stahl zu ermitteln, glaubte er, in sechs Monaten das Ziel erreicht zu haben. Und 26 Jahre hat es gedauert, 30 000 bis 50 000 Ver suche wurden sorgfältig protokolliert, bis endlich das gesunden war, was man wissen wollte. Die aufgewandte Zeit hat sich vielfach bezahlt gemacht. So wird es auch bei uns sein. Eine Torheit ist meiner Meinung nach auch die durchgehende Arbeitszeit. Wir in Bremen haben von 8—1 und von 3—6 Uhr geöffnet. Von 1—3 Uhr ist in ganz Bremen geschlossen, man kann nichts kaufen. Die Angestellten traten zuerst mit diesem Wunsche an uns heran, und als im Kleinhandel darüber abgestimmt wurde, war die übergroße Mehrheit dafür, dagegen waren eigentlich nur einige größere Firmen. Die kleinen Firmen, die ohne Personal arbeiten, freuten sich, daß sie endlich mal eine Mittagszeit hatten, die Mittlern Firmen konnten sofort ihr Per- sonal vermindern, denn nun brauchten sie ja die Kraft, die mittags da sein mußte, nicht mehr. Die größeren Firmen stimm, ten meistens zu, weil sie alle der Überzeugung waren, daß in der Mittagszeit von den Angestellten nicht gearbeitet würde, daß die Bedienung des Publikums meistens recht unfreundlich und mangelhaft ist, datz aber vor allen Dingen in diesen Stunden viel verschwindet. Die Gefahr ist zu groß für die Angestellten. Freunde und Freundinnen kommen, wünschen dieses und jenes; in der Kriegszeit wurden Liebesgaben gemacht, und man dachte eben nur, daß auch das Wegnehmen Liebe sei. Jetzt haben wir unser ganzes Personal in den Stunden fest in den Händen, ge sprochen, geplaudert darf nicht mehr werden. Viele glauben, daß der Verkauf in den Mittagsstunden nicht zu entbehren sei 867
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