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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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vvrscnblaU f. d. Dtschn. vuchhandrl. Redaktioneller Teil. X° 216, 3. Oktober 1919. Mit ö<n »eigenen Vertriebswegen« soll jedenfalls getroffen werden, daß ich das in meinem Verlag erschienene, dreibändige Werk »Sachsen in großer Zeit« in meiner Neiscabteilnng mit bestem Erfolg ver treibe. Das sächsische Sortiment hat zu seinem Schaden leider nicht erfaßt, welch dankbares Werk hier geschaffen worden war. Es zeigte für dasselbe keinerlei Interesse. Etwa 200 Band 1 sind durch das selbe nur verkauft worden. Ich mußte daher selbst handeln und habe keine Veranlassung, dies zu bereue». In reichlich Jahresfrist habe ich weit über die Hälfte der für die Verhältnisse außerordentlich hoch bemessenen Anflage verkauft. Diese schönen Erfolge meiner Arbeit, die zugleich im Interesse meines engeren Vaterlandes liegen — be kanntlich kommt der gesamte Verlagsreinerlös des Unternehmens be dürftigen Hinterbliebenen gefallener Mannschaften zugute —, ist der Buchhändlerverband in keiner Form nnd Weise mir zn verkümmern in der Lage. Leipzig, am 29. September 1919. Akademische Buchhandlung N. Max Li pp old. Schädigung durch einen Selbsteerleger. Daß dcr Eigcnverlag von jeher ein mehr oder minder krankes Glied ani Körper des orgamslerten Buchgewerbes darstellt, liegt aus der Hand. Ein Kall, dessen Leidtragende wir sein sollten, illustriert nun, in wie eigenartiger, jeder buchhändlerischen Verkehrsordnung hohnsprechender Form er sich zu manifestieren anmaßt. Tic »Erste Wiirttcmbergische Kcinbiigelschule Frau Sophie Mül ler, Stuttgart, Alexanders!?. 22« gibt im Selbstverlag eine 40 Seiten starke Broschüre mit dem Titel »Selbstunterricht zur Erlernung dcr Neu- und Glauzbligelei » heraus, deren Verkaufspreis aus Umschlag und Titelblatt aus dem Aufdruck »Preis SV Psg.» ersicht lich ist. Am 11. Sept. bestellte» wir je ein Exemplar fest und L cond. und erhielten darauf am 2K. September eine Nachnahmesendung in Höhe von -kl 15.—. Bekanntlich machen die Usancen des regulären Buchhandels im allgemeinen eine Einzelprüfung dcr Berechtigung von vorgezeiglen Nachnahmen unnötig. Tie Sendung wurde cingclöft, und cs ergab sich folgendes Bild: Die Verfasserin und Verlegerin, Frau Sophie Müller, sandte 1v Exemplare ihres »Selbstunterrichts«. 1. Sie führte die Bestellung falsch aus. 2. Sie führte die Bestellung ohne vorherige Benachrichtigung oder Angabe von Gründen erst nach ca. 14 Tagen aus. 3. Sie erhöhte den Verkaufspreis von SV Psg. um 2vv"ch auf 1.50 ^k, ohne auch nur die ausgedruckten Preise zu ändern. 4. Sie hielt <L für überflüssig, der Sendung eine Rechnung, über haupt auch nur ein Wort bcizufügen. 5. — Für den Sortimenter wesentlich! — Sie ge währte dem Sortimenter nicht den mindesten Rabatt slv Exem plare — 15 ./t Nachnahme!). Diese Handlungsweise verbietet jeden weiteren Kommentar. ES wäre von Interesse, zu erfahren, ob andere Sortimenter mit Krau Müller ähnliche Erfahrungen gemacht haben München, den 2K. September ISIS, NO. k, Königinstr. 43. Ignaz Schweiber, Antiquariat „. Sortiment. So ist das »Eilt sehr»-Paket am Dienstag mittag wieder dahin zuriick- gclangt, von wo cs morgens seinen Ausgang genommen hatte. Der Adarkthelfer must es auf seinem Abrechnnngszcttcl streichen, der mit dem Markthclfer abrechncnbe Gehilfe ebenso im Markthelserbuch. Ist die Firma des Bestellers als »gut« bekannt, so wird das Barpakct in ein Nechnungspaket »gegen Einsendung«, »mgcwandclt, was wieder einige Schreiberei erfordert, und tritt, wenn sonst alles klappt, wieder Mittwoch früh die Fahrt zum Kommissionär des Bestellers an, wo es, da dessen Eilballen am Dienstag nachmittag abgcgangcn ist, ans de» Donnerstag- ober Freitagballen warten must. Ter Sortimenter aber reklamiert: »Wiederholt vom . . .«, »Wo bleidt das am . . . Be stellte-?, »Weshalb liefern Sie nicht?!» Seine Reklamation, die mehr tägige Verzögerung, die viele unnütze Schreiberei, das doppelte Aus fahren, alle Mühe und Arbeit hätte dcr Sortimenter sich selbst, dem Verleger und dem Kommissionär sehr einfach ersparen können, wenn er ans seiner Bestellkarte durch Aufdruck oder handschristlich den Ver merk angebracht hätte: »Beträge über 2g ,/k werden direkt bezahlt«, statt diese Anweisung nur seinem Kommissionär zu geben! Ein Leipziger Verleger. Jur Sozialisierung de« Buchwesens. Es sei mir gestattet, zu diesem Thema zn bemerken: Würben die deutschen Automobil-, Knopf- oder Rasier,nessersabriken sozialisiert, d. h. zwangsweise unter Mitbestimmungsrecht der Arbeiter in Syndi kate zusammengeschlossen, so würden immerhin noch die ausländischen Automobil-, Knopf- und Rasiermesserfabrikcn durch ihre Konkurrenz fördernd nnd befruchtend auf die deutschen Fabriken einwirken und so wenigstens etwas dafür sorgen, daß die deutschen Fabriken nicht ein- schlasen. Wollte man aber die deutsche Büchererzeugnug monopolisieren, so fehlte diesem Trust aber auch jeder Anreiz, gut und billig zn liefern Das deutsche Publikum mühte kaufen, was der Zentralverlag des Herrn l>r. Borgius für gut befindet, denn das Ausland — mit Aus nahme Österreichs und der Schweiz, die nicht ins Gewicht fallen — liefert keine deutschen Bücher. Daß die Bücher- und Zeitschristenherstellung ln Deutschland völ lig versumpfte, wenn die belebende Konkurrenz fehlt, kann jeder Laie sich ausmalen. Die deutschen Verleger werden daher zu einer Sozia lisierung in der von Herrn Or. Borgius geschilderten Welse niemals die Hand reichen. Ob eine Sozialisierung der Bllcherproduktion überhaupt möglich Ist — etwa durch Zusammenschluß der Verleger einzelner Städte oder Provinzen in Verlegergilden — und ob eine solche Zusammenfassung im Interesse der Allgemeinheit liegt, soll hier nicht erörtert werden. Weiter behauptet Herr vr. Borgins, die Zahl der Sortiments buchhandlungen — in Berlin 28v — sei viel zu groß. Herr vr. Bor gins stellt hier wieder Gegenstände wie Zigarren, Möbel oder Damen hüte auf eine Stufe. Würden z. B. Damenhiite nur in einem, in der Mitte dcr Stadt in einer Seitenstraße belesenen Warenhause zn haben sein und dort zum Einkaufspreis zuzüglich 5 oder 1v°/„ für Unkosten verkauft, so wollte ich die Regierung, die das fertigbrächte, hoch preisen. Gute Bücher sollen aber auch im Zukunstsstaate dem Publi kum anfgedrängt werden. Das kann aber doch in einer großen Stadt sicher nicht von einem einzigen Geschäft ans- geschehen! H ei n r i ch P a » st i an. Beträge über 20 Mark. Die Herren Sortimenter beschweren sich darüber, daß sich der Ge schäftsverkehr in Leipzig nicht mehr mit der früher gewohnten Schnel ligkeit und Sicherheit abwickelt. Dabei bedenke» sie aber nicht, daß sie durch falsche Maßnahmen recht oft selbst di« Verzögerung verschulden. Ei» sich jetzt fast täglich wiederholender Fall ist folgender: Dcr Sorti menter bestellt bar ein Werk zum Ladenpreise von ,/k 3V.— mit der Bemerkung: »Eilt sehr«! Die Bestellung erhält dcr Verleger am Montag. Das Buch wird mit 3V°/» rabattlert, mit -kl 21.— bar ausgc- liefert und mit dein auffälligen Vermerk: »Eilt sehr!« versehen am nächsten Tage ausgefahren, nicht zur Paketstclle sdeun da würde bas Paket zunächst in der großen Masse unauffällig verschwinde»), son dern mit Rücksicht auf das »Eilt sehr!» geradeswegs zum Kom missionär des Bestellers. Nun aber kommt bas unüberwindliche Hin dernis, das der «Eilt schr»-Beftcllcr dem für ihn bestimmten Bar paket in den Weg legt. Der Barpaketkassierer zuckt mit mehr oder weniger srcundlichei» Lächeln die Achseln, versieht das Palet, der Pflicht gehorchend, mit dem Vermerk: »Beträge über 2V .// werden direkt bezahlt» und gibt cs dem Zahlung heischenden Markthelser des Verlegers zurück, der es zu den »Unbezahlten» auf seinen Wagen wirst. Zu: „Das erotische Buch dieses Jahres-. <Vgl. zuletzt Nr. 212.) Di« Erwiderung der Firma Georg Müller Verlag, München, auf die Kritik des Herr» Anton Lehmann in Nr. 2V8 des Bbl. dürfte wohl vielfach bedauert und mißbilligt werden. Sind wir schon so weit, daß wir ohne Widerspruch die Anzeige eines Buches »von rasendster Geschlechtlichkeit« hinzunehmen hätten mit der Empfehlung als »einer Apologie Berliner Dirncmvesens nnd Zu- hältcrtums», eines Buches, »stöhnend von tausend Arten körperlicher Brunst»?! Und ein solches Buch charakterisiert als »Spiegelbild» für unsere Zeit! — Sollen einmal skandalöse, krankhaft litten- nnd zuchtlose Geschehnisse einer sittlich verwilderten Zeitperiode zur Dar stellung kommen, so mag das dem Knltnrhistoriker, der gleichzeitig auch Uber das wahre Volkscmpfinden der Nachwelt zu berichten hat, überlassen bleiben. Die Schlußworte der Firma Georg Müller Ver lag: »zartbesaitete Gemüter mögen also in Zukunft unsere Ankündi gungen mit Vorsicht genießen» werden von all denen, die über das Buch, das siir weite Kreise gedacht ist, anders denken, als frivol be zeichnet werden. Breslau, 24. September ISIS. Jos. Roth.
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