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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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vörseublatt f. ». Ltschn. vuch-andel. Redaktioneller Teil, idle 216, 3. Oktober 1919, Wir haben noch nicht festgestellt, daß der Umsatz geringer geworden ist, jedoch wurden verschiedentlich Anfragen gemacht, und wenn wir aus unserer Friedcnszeit die Bücher prüften, so müssen wir gestehen, daß der Umsatz in diesen Stunden wirklich nicht der Arbeit entsprach, genau so wenig wie dies bei der Sonntagsarbeit der Fall war. Es mag in einzelnen Städten anders sein, zugegeben, aber ich bin der Überzeugung, daß das Publikum sich an vieles gewöhnt und sich auch daran gewöhnen muß, wie an den 6-Uhr-Ladenschlutz und die Mündige Arbeits zeit, Verehrte Herren! Ich bin am Schlüsse, Sie werden ent täuscht sein, daß Sie nicht mehr Positives erfahren haben, je doch ich bin überzeugt, wenn Sie selbst sich einmal in die Ma. teile versenken werden, so werden Sie empfinden, daß das Problem in einem Vortrage nicht bewältigt werden kann, da der Vortragende mit jeder Neuerung selbstverständlich in Ihren Gedanken auf Widerstand stößt, Ihren Widerstand wachruft und so allmählich sich der Gefahr aussetzt, daß Sic alles für kühne Phantasie und eitle Träume erklären. Nur in offener Aus- spräche, wo alles Für und Gegen ernstlich erwogen wird, wo Bedenken zerstreut und die Furcht zurllckgewiesen werden kann, ist dieses Thema zu behandeln, bis endlich praktische Erfahrungen vorlicgcn. Wie bei dem Individualismus im Großen, so ist es auch bei dem Individualismus im Kleinen, »Vorbei ist die Zeit der großen individuellen Tat, vollbracht von einem einzelnen ohne die Hilfe anderer. Es naht die Zeit, in der alle großen Dinge durch jenes Zusammenarbeiten Zustandekommen, bei dem jeder einzelne die Arbeit tut, die für ihn am besten Paßt, jeder seine Individualität wahrt und sein spezielles Gebiet voll be herrscht, wo trotzdem niemand etwas von seiner Originalität verliert und doch unter dem dauernden kontrollierenden Einfluß vieler anderer steht, mit denen er harmonisch zusammenarbeitet.« Genau 30 Jahre sind es her, da stand der Buchhandel vor einer Frage, deren falsche Lösung, wie der Vorsitzende meinte, den Börsenverein zugrunde richtete. Er dankte ab, und andere Män ner ergriffen das Steuer und führten das Schiff bis heute nicht nur zum Segen des deutschen Buchhandels, sondern auch zum Segen des deutschen Vaterlandes. Hohe Aufgaben erwarten uns und den deutschen Buchhandel, die höchste, die ein Volk an einen Berus stellen kann, die Rettung aus tiefster Not, die Hilfe, es hinüberzubringen vom Materialismus zum Idealismus, Was tut uns jetzt not? Verinnerlichung und aus dieser Verinner lichung heraus neues Leben, Wir müssen uns ein Panier su- chen, unter dem wir, Verleger und Sortimenter, gemeinsam kämpfen, streiten und siegen wollen. Es gilt nicht nur der Zu kunft des deutschen Buchhandels, des deutschen Geisteslebens, sondern der des deutschen Vaterlands. Schneckenburger, der Dichter der Wacht am Rhein, saß an seinem Schreibtisch und sann: was für einen Wahlspruch soll ich mir nehmen, unter dem ich leben, kämpfen und arbeiten will? Und während er sann und grübelte, das recht in Worte zu fassen, was sein Herz bewegte, nahm er einen Federhalter und schrieb: »Deutsch soll es heißen! Deutsch will ich leben, d, h, bieder und treu, einfach, schlicht, fromm, froh, stark und mutig in Ge fahr, teufelswild gegen Unrecht und Laster und ein wahrer Patriot, wenn es das Vaterland gilt. So sind unsere Väter gewesen, die dem Worte Deutsch einen guten Klang verliehen.« Deutsch, das ist das Wort, das in uns, im deutschen Buch handel verkörpert werden muß, in all unserem Denken und Tun, Gott gebe, daß uns Männer erwachsen, die das Deutsche neu in uns Wachkufen, dann ist mir nicht bange für den Buchhandel, für unser deutsches Volk! Eine neue Entscheidungsstunde für das kathalische Sortiment!' Als nach dem 48, Katholikentag Mannheim 1982) gegen die über- handnehmendc unsittliche n»d unchristlichc Literatnrflut ans katholi schen Kreisen «ine GegenbcwegNNg einsctzte, hatte diese einen ausgesprochen konfessionellen Charakter, Was sie Gutes zeitigte, war zunächst die Erkenntnis, daß bezüg lich brauchbarer Volksliteratur für die ncuaufstrebenden Rassen es 868 durchaus noch an passend zugerichtetem Stoff fehlte, bah der Aufnahme des Vorhandenen noch ungeahnte Hemmnisse entgegensttinden, und daß cs für den katholischen Berusssorttmenter z u n ä ch st n o ch g a n z u n - möglich sei, auf rein geschäftlichem Boden in dieser Richtung fruchtbar zu arbeiten. Durch beschränkte Kol- portageversuchc in Stadt und Land, auf Märkte» und Messen, die ich teilweile persönlich leitete, und bei systematisch betriebener Einzelarbeit im Ladengeschäft habe auch ich selbst darin lehrreiche Erkenntnisse ge wonnen. In der --Kirchensprache-- drückt man sich heute über jene Periode und über das Verhalte» des Laicnvertriebsbuchhandels in jenen Jah ren so aus: »Das Berufs sortiment hat vollständig versagt-! Und die Folge war nach schwachen Versuchen einzelner, den Laienbuchhandel in die Beiveguug cinznbeziehcn, das, man ihn nun mit Bewußtsein links liegen ließ und sich — zwar eL als einstweiligen Notbehelf ausdrücklich bezeichnend — erneut mit dem katholischen Ver lagsbuchhandel direkt verband und dabei das eigentliche Ziel, den Ber- einsbuchhandcl, in Produktion und Vertrieb ausbaute. So mußte denn zuletzt der Geistliche Heinrich Falkenberg in seinem Buche: »Wir Katholiken und die deutsche Literatur» 1988 schreiben: »So ist es be greiflich, wenn manche mit dem regulären Buchhandel überhaupt nicht mehr ernstlich rechnen«! Wer allerdings die kirchliche Literatur verfolgte, die über Buch- vertricbsfragen erschien, der konnte oft mit Verwunderung scststellcn, daß viele Verfasser taten, als gäbe es überhaupt keinen katholischen Berufsvertricbsbnchhandcl, andere zeigten wieder eine erschreckende Unkenntnis der schwierigen Lage und der Ezistcnzbedingungen eines leistungsfähigen katholischen Berufsbnchhandcls, wieder andere trugen unehrliche und feindselige Gesinnung gegen uns. So litt der, dem mehr an der Sache selbst gelegen war, seit zwei Jahrzehnten an der fast unbegreiflichen Tatsache, daß hier in so wich tiger Angelegenheit Glaubensgenossen ihre Kräfte zersplitterten, an statt in Gerechtigkeit und Liebe znsammcnznarbciten. Je mehr freilich der Sortimentsbuchhandel Stellung gegen diese Unnatürlichkeit nah:», desto mehr sah die andere Seite ihre Einseitigkeit ein, und desto ehr licher suchte sic, nach und nach auch dem Berussbuchhandel den Weg zu ebnen. Das ging aber nur sehr langsam, weil noch 1889 Falkenberg schreiben mußte: »M, W, hat bisher, abgesehen von wenig beweiskräf tigen Aufsätzen, nur Waibel den Versuch gemacht, weitere Kreise für die mißliche Lage des katholischen Sortimentsbuchhandels zu inter essieren!» Der Karren blieb aber bis heute verfahren! In diesen Tagen des Neubaues sind nun katholische Kreise daran, auf breiterer Basis katholischer Weltanschauung eine großangelcgte christliche Bildungsarbeit zu unternehmen, und offenbar unabhängig davon beabsichtigt »Die christliche Gesellschaft», ein Ausschuß katholi scher Männer in Essen, neben allgemeiner Hebung und Förderung eines christlichen Geschäftscthos auch an die Hebung und den Ausbau des katholischen Buchhandels und Bücher vertriebs h e r an zu tr c t e», Da der Wille dazu da zu sein scheint, diesmal die Sache nnter Berücksichtigung des natürlich Ge gebenen, des historisch Gewordenen und des zeitig Notwendigen eiu- zurichten, liegt es offenbar ganz am katholischen Sortimentsbuchhandel, dafür zu sorgen, daß er sich in dem kommenden Ausbau die natür. liche Eingliederung schaffe. Daß er heute dabei die Unter stützung einflußreicher kirchlicher Kreise finde» wird, erscheint mir nach guter Kenntnis der allgemeinen Stimmung sicher. Ans der andern Seite lauern unter der neuen Bewegung, die ihren Gang unbeirrt um kleinliche Wünsche nehme» wird, große Gefahren sür das Laicn- sortimcnt, wenn cs sich nicht kraftvoll vertreten läßt. Die gegebene Stelle dafür ist die Vereinigung selbständiger katholischer Buchhändler, die freilich in ihren Versammlungen fast als ein Verein katholischer Verleger, Verlagssortimcnter und kirchlicher Vereinsbuchhändler er scheint, sodaß mir beim einzigen Mal, an dem cS mir die Umstände erlaubten, an einer solchen Sitzung teilzunchmen, ein geistlicher Buch händler zurnfen konnte: »Wie groß Las Interesse der ka tholischen Sortimenter an diesen Berufsfragen ist, sehen Sie am besten daran, baß fast nie ni and hier ist, der Ihnen hier ganz zur Seite stehen kannl- Wir Sortimenter, die ganz auf uns gestellt sind, kennen die Gründe besser, die uns hindern, unsere Versammlungen genügend zu besuchen und unsere berechtigten Interessen kraftvoll genug zu ver treten, aber wir hoffen auch diesmal, oder doch diesmal ans den sozialen Sinn aller einflußreichen katholischen Kreise und Kollegen und harren mit Zuversicht eines kommenden Vorkämpfers des katholischen Sortiments im neuen Deutsch land, Freiburg i, Br, Jos. Watbel,
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