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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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««daMoneller Lett. 219, 12. November 1919. Durch folgende Mitteilungen aus dem Nachruf im »Aargauer Tagblatt« mochten wir das Bild des vortrefflichen Mannes auch an dieser Stelle festhalten: Es ist ein altes Buchdruckergeschlecht, dem Remigius Sanerländer entstammte. Aus dem westfälischen Sauerlande war es nach Erfurt herubcrgewaubert, wo ein Buchdrucker dieses Namens am Anfang des 18. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Einer seiner Söhne verpflanzte das Geschlecht nach Frankfurt a. M., dem damaligen Mittelpunkte des deut schen Buchhandels, und aus dessen Familie zogen um 1800 zwei Söhne, wie so viele deutsche Jünglinge, von dem Ruhme der Schweiz, des gepriesenen Landes der Freiheit, angelvckt, nach Basel, wo sie in der Flickschen Buchhandlung ausgenommen wurden. Der ältere von ihnen, Heinrich Remigius, übernahm zuerst gemeinsam mit Flick, dann allein das Zweiggeschäft in Aarau, das sehr schnell erstarkte, sodatz ihm der Raum zu enge ward. Durch Kauf eines Hauses an der Laurenzenvor- stadt wurde S. Aarauer Bürger, richtete vorn die Buchhandlung, hinten die Druckerei ein und schuf sich später in der Papiermühle tu Küttigeu die Stelle, die ihn mit dem nötigen Papier versorgte. Das Unternehmen gedieh auf das erfreulichste, die beiden jüngeren Söhne Carl und Fritz wurden als Mitarbeiter nachgezvgen, und bald erwies sich wieder eine Erweiterung der Geschästsänlage als potwendig. Am 28. November 1818 wurde Carl Sauerlander von seiner Gat tin, Emma Mathilde geb. Custer von Reinach, mit dem ersehnten Stammhalter beschenkt, der des Ervssvaters Namen: Carl Hein rich R e m i g i u s erhielt. Es säht sich denken, dass der künftige Be ruf des Knabe» von vornherein seststand. Etwas anderes wurde nie in Erwägung gezogen, auch von ihm selbst nicht. Remigius besuchte zu nächst die Schulen seiner Vaterstadt. Eines seiner Bezirksschuljahre ver brachte er im Psarrhause zu Veltheim, wo er in der Familie des Herrn Pfarrer Haslcr Anregungen und dauernde Freundschaften fand und im engen Verkehr mit der Natur körperlich sich recht entwickelte. Am Gym nasium zogen ihn die alten Sprachen an, er trieb auch Hebräisch. Von Aarau ging er an die Akademie in Lausanne über, wo er neben feinen Studien Anschluß an welsche Kommilitonen in der Kociöte ckas Lsllos- I-ettre8 fand. Erst jetzt sollte die eigentliche Berufsbildung beginnen, und zu diesem Zwecke trat er in ein Vcrlagsgcschäft in Wllrzburg ein. Die 2ss Jahre, die er hier zubrachte, waren ihn, eine unvergeßliche Zeit. Die anmutig am Main gelegene Stadt mit ihrer anziehenden Umgebung nahm das empfängliche Herz des jungen Mannes gesangen, und der Verkehr mit der leicht sich erschließenden, frohen Bevölkerung, wie auch der Umgang mit Studierenden der Universität machten ihm den Aufenthalt so angenehm als möglich. In Berlin setzte er seine Hochschulstudien fort und arbeitete gleichzeitig in einer Buchhandlung. Daun beendete er seine Lehr- und Wanderfahne in Wien, kehrte voller Kenntnisse und'Erfahrungen heim, begierig, am tätigen Leben mitzu- wtrkcn. Doch brach er noch einmal auf und reiste mit einem Freunde nach Amerika, wo er die Vereinigten Staaten nach allen Richtungen kennen lernte. Als er heimkam, war der deutsch-französische Krieg im Gange, und bald wurde auch er als junger Offizier an die Grenze gerufen. Nach seiner Heimkehr übernahm NemiginS Sauerländer die Leitung des Berlages, der Druckerei und der Buchbinderei: Die schöne Ausgabe, die politische, wissenschaftliche und literarische Entwicklung des Heimatkantons an seiner Stelle fördern zu helfen, ist vom Gründer des Geschäfts ersaßt und von seinen Nachfolgern weiter durchgefllhrt worden. Für den sangen Remigius, der nun Chef des Hauses gewor den war, galt cs, die guten Überlieferungen des Hauses aufrechtzner- halten und daran fortzubaucn. Daß dieses geschah, ist rein äußerlich schon an der bedeutenden Er weiterung der Buchdruckerei und der Buchbinderei, die dank den sich stets mehrenden Austrägen zu wiederholten Malen vorgenommen wer den mußte, deutlich zu erkennen. Aber auch die Verlagswerke legen Zeugnis ab sür die bewährte Überlieferung. Es sei auch hier nur an ganz wenige erinnert: Argovia, Publikation der aargauischen histori schen Gesellschaft seit bald 8V Jahren, Mitteilungen der aargauischen Nalnrforschcndcn Gesellschaft, die Burgen des Aargaues, des Sisgaus und andere Werke von I)r. W. Merz, ferner Hunziker, das Schweizer haus, die Nechtsguellcn, vom Jura zum Schwarzwald, viele Lehrbücher, die zahlreichen Jngendschristen von H. Herzog, die Werke Jakob Freys, die große Bibliothek vaterländischer Schauspiele und vieles mehr. Das Ivvsährigc Jubiläum seiner Firma (1805) durfte Remigius Sauerlän- der mit berechtigtem Stolze festlich begehen, denn er hatte das Erbe seiner Väter trcsflich verwaltet. In den Mer Jahren trat ihm ein leider allzufrüh verstorbener Schwiegersohn unterstützend zur Seite, und vor 1)1 Jahrzehnten ist ihm im ivgenen Sohn ein Mitarbeiter erstanden. Es ist das Kennzeichen eines tüchtigen Menschen, daß er über den Kreis dessen, was ihn allein angeht, hinaustreten und wirken will. R. Sanerländer hatte in hohem Maße das Bedürfnis, seine Kraft auch zum Nutzen anderer oder der Allgemeinheit zu verwenden. So vielen lUIO kantonalen oder städtischen Vereinigungen zur Lösung praktischer Auf gaben oder mit idealen Zielen gehörte er an, verschiedenen Schulbehör den, der Log« zur Brudertreue. Selten blieb er bloßes Mitglied, son dern übertrahm irgend eine ihm zusallende Ausgabe, sehr ost wurde ihm der Vorsitz übertragen. Da er es in alle» Leistungen sehr genau nahm und die ganze Kraft dasiir einsetzte, ist cs auch natürlich, daß das Ge leistete sehr gut war, daß aber auch eine gewaltige Arbeitslast getragen werden mußte. Als Politiker ist er nicht hervorgetreten, doch war er Abgeordneter der Stadt Aarau im Großen Rate von 1888—18VK, wo er wegen seiner Einsicht und Erfahrung, seiner Welt- und Geschästskenutuis sehr ge schätzt wurde. In der Armee galt er als sehr tüchtiger Offizier, er war geachtet als sicherer Führer und als gerechter, besorgter ^Vorge setzter. Wer Remigius Sanerländer wegen Geschäftsangelegenheitcn zu sprechen kam, der war sogleich von der stattlichen Erscheinung einge nommen. Aus den Hellen Augen und von der freien Stirne winkte ihm freundliche Aufnahme. Jede Beschäftigung unterbrechend, stellte er ftch in liebenswürdiger Bereitwilligkeit sosort zur Verfügung und umfaßte den Besucher und sein Anliegen »nt seinem ganzen Interesse. Mit Freuden wurden Rat und Hilft gewährt, wenn sie möglich waren. Von diesen sreundlichen Lippen kam selten ein »nein, ich kan» nicht!» und nie ein »ich will nicht». So sah man sich in seiner Gegenwart denn alsbald in jenen so wohltätig empfundenen Zustand gehoben, wie er sich nur in der Umgebung wirklich vornehmer Menschen eiustcllen kann. Er war nie schloss, weder im Urteilen noch im Handeln. Seiner edeln Gesinnung entsprach das Ausgleichen und Versöhnen der Gegen sätze. Leidenschaftlich war er nur im Verwerfen des wirklich Schlechten und im Ringen um das Gute. Denn in diesem Ringen sah er die Auf gabe des Menschen. Das konnte man an der Art, wie er sein Leben gestaltete, erkennen, man hörte es, wenn er in bedeutenden Augenblicken däs Wort ergriff. Dann gab er sich mit edler Begeisterung den hohen ihn bewegenden Ideen hin, und an der gehaltvollen und schön beweg ten Reift mußten sich die Zuhörer erwärmen. Ein Mensch von der Wesensart Remigius Sanerländcrs konnte sich mit der heftigen Ent faltung der Gegensätze im modernen Leben nicht befreunden. Die Ereignisse des letzten Jahres trafen ihn sehr schwer, sei» gan zes Wesen empörte sich gegen diese stärksten Äußerungen menschlicher Leidenschaft. Es mag wohl sein, daß sein vornehm suhlendes Herz den übermächtigen, oft unter den häßlichsten Formen sich bietenden Ein drücken nicht mehr standzuhalten vermochte, da es von so vieler und unablässiger Arbeit, trotz zähester Arbeitskraft, schon mitgenommen war. So hat ein rascher Tod den bis zuletzt rastlos Tätigen vor langem tatenlosen Siechtum bewahrt. Alle, die wir Remigius Sancr- ILnder als Menschen und Kollegen in seiner imponierenden Geradheit, in seiner Hilfsbereitschaft und Treue gekannt haben, werden ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren. Es sind im verflossenen Geschäftsjahr wohl größere An forderungen denn je an den einzelnen wie an ganze Berufs verbände gestellt worden in bezug aus die geduldige Anpassung an neue unerfreuliche Verhälinisse besonders im Verkehr mit dem Auslande. Gleich zu Beginn des Jahres drohte die Ver schiedenartigkett der Verlegeraufschläge und nament lich die Art, wie sie rabattiert wurden, ein allgemeines Chaos hcrbeizusühren. Unsere Lagerumzeichnungstabellc, sowie die M a r k u in r e ch u u n g s t a b e l l e, für deren Herstellung ich außer meinen Vorstandskollegen namentlich Herrn Lang an dieser Stelle herzlich danken möchte, sind unfern Mitgliedern gewiß sehr willkommene Hilfsmittel zur Überwindung all der rechnerischen Kompliziertheiten geworden. Wie oft haben wir uns im Laufe des Jahres in dankbarer Freude au das Entgegen- kommen von seiten unserer schweizerischen Verleger in der Ra battfrage erinnert, wodurch die Festsetzung eines Sortimenter. Teuerungszuschlags auf schweizerische Bücher vermieden werden konnte. Eine weitere erfreuliche Beobachtung war die, daß die Abschaffung jeglichen Kundenrabaiis sich viel besser eingelebi hat, als die meisten von uns erwarteten. Auch die Befürchtung unserer Kollegen im Börsenvercins-Vorstand, es könnte der Notstandsordnung die grundsätzliche Berechtigung abgesprochen werden, hat sich zum Glück als »»nötig erwiesen. Die Vereinfachung unserer Kursvergütungsskala hat sich im allgemeinen gut bewährt. Sie kam uns seit Ende l918 sehr zustatten, da der Kurs von da an stetig sank und da her eine öftere Änderung der Kursverglltung nötig wurde, wie nachstehende Tabelle zeigt:
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