Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1919
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- 1919-11-12
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- 12.11.1919
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249, 12. November 1919. Redaktioneller Teil. .genommen werden, dann erscheint mir das als »Politik des Augen blicks«. Stellen wir uns nun auf den Boden der Tatsachen, dann treten zwei Dinge in den Vordergrund: 1. die Durchführbarkeit, 2. die Zweckmäßigkeit. Hit der Durchführbarkeit steht und fällt die ganze Frage, und ich bin erstaunt, daß die Verfechter der Aufschläge sowohl wie der Auslandverkaufsordnung sich darüber so wenig Gedanken gemacht haben. Eine behördliche Regelung wird einmütig und mit vollem Recht von allen Seiten abgelehnt, allein aber ein mit aller Strenge durchgcführtes Ausfuhrverbot verbunden mit peinlicher Überwachung der Ausfuhr kann eine einigermaßen sichere und allgemeine Durch führung gewährleisten, andernfalls dringen die schlechten Elemente des Schiebertums auch in unseren Beruf und vergiften die Beziehun gen zwischen Verlag und Sortiment, zwischen Sortiment und Ab nehmer. Daran können leider noch so temperamentvolle Befürwor tungen eines Aufschlages nichts ändern. Tie Verleger, die Ausland aufschläge anordnen, müssen sich darüber klar sein, daß ihre Anord nungen nur auf dem Papier stehen. Wie der Verein der Deutschen Antiquariats- und Exportbuchhändler in Leipzig in seinem Rundschrei ben vom 15. Oktober mitteilt, liegen 80°/, der Ausfuhr in den Händen des inländischen Sortiments. In demselben Rundschreiben heißt es am Schlüsse: »Sollte die Valutaordnung trotzdem durch den Börsenverein zum Gesetz erhoben werden, so muß sich der Vorstand für den deutschen Antiquariats- und Exportbuchhandcl Vorbehalten, aus Gründen der Selbstcrhaltung seine eigenen Wege zu gehen, was aber kaum zum Segen des gesamten deutschen Buchhandels sein dürfte«. Er weist also aus »Gründen der Selbsterhaltung« den dem Exportbuchhändler durch die Valutaordnung winkenden, sehr erheblichen Mehrcrtrag zurück, weil er ganz genau weiß, daß dadurch die Zersetzung auch in seine Reihen getragen würde. Eine Kontrolle über die Durchführung von Aufschlägen haben die Verleger also nur bei den restlichen 20°/«, die unmittelbar an die Auslandssortimente gehen. Wie lange wird es dauern, und auch diese 20°/, werden auf 10 und 5°/, znsammcn- schrumpfcn. Tatsächlich ist bereits ein großer Teil der ausländischen Kunden von ihren Buchhändlern im Lande zum deutschen Sortiment übcrgegangen, und zwar ans mehrfachen Gründen: 1. hat ein großer Teil des ausländischen Sortiments in äußerst kurzsichtiger Weise einen zu hohen Umrechnungskurs berechnet und damit seine eigenen Kunden vertrieben, 2. haben ausländische Sortimente an einer Frie- densumrechnung festgehalten, um das deutsche Buch auszu- schalten. Mir ist eine Mitteilung aus Holland zugegangen, wonach ein dortiger Abnehmer eines größeren Sammelwerkes die Fortsetzung abbcstellt hat, weil ihm sein Buchhändler die Mark mit 63 Cents be rechnet. Soweit die Mehrzahl der Bestellungen dem deutschen Sorti ment zugute kommt, kann nns das insofern recht sein, als auf diese Weise auch der Zwischcngewinn im Lande bleibt. Im übrigen aber tun wir gut, das solide Auslandssortiment, das nicht allein nach hohem Kursgewinn strebt, gegen das Schiebcrtum zu stärken. Ähnlich liegen die Dinge für die Verkaussordnung. Auch hier sind der Umgehung Tür und Tor geöffnet, was in erster Linie bei den größeren Einkäufen in Erscheinung treten wird. Nun zur Frage der Zweckmäßigkei t. Meine persönliche An sicht darüber habe ich im Börsenblatt vom 24. September d. I. mit- gcteilt. Schweizer und schwedische Fachgenossen haben inzwischen im Börsenblatt Nr. 243 vom 5. November ausführlich die Gefahren und Schattenseiten geschildert. Kein Verleger, dem die zukünftige Welt stellung des deutschen Buches am Herzen liegt, sollte achtlos an ihnen vorübcrgehen. Sehe ich von der Unmöglichkeit einer Durchführung ab, so gebe ich zu, daß bei der außerordentlich großen Verschicdenbeit und Vielseitigkeit der Interessen der einzelnen Verleger nnd fast jedes seiner Bücher in dieser Frage für manche Werke, vielleicht auch für ganze Gruppen und Betriebe Auslandaufschlägc berechtigt sein können. Das muß jeder Verleger selbst beurteilen und dann den ihm richtig er scheinenden Weg wählen. Ein Stuttgarter Verleger hat in einer klei nen Denkschrift zu diesem Gegenstand ganz richtig ausgcführt, daß nur alle Werke und Bücher in zwei Kategorien einteilen müssen. Fast in jedem Verlage wird es Werke geben, deren Ausfuhr aus bestimm ten Gründen möglichst eingeschränkt werden muß. Das kann er aber selbst durch entsprechende Einzclmaßnahmen, wie sie zum Teil für Zeit schriftenreihen nnd ähnliche unersetzbare Werke schon angeregt und ge troffen worden sind, machen, und das ohne allgemeine Aufschläge und ohne Verkaufsordnung. Ed. Urban. Jur Dalutafraqe. Die verschiedenen Zweige der Industrie konnten bei ihren Liefe rungen an das Ausland schon lange für den tiefen Valutastand durch entsprechend höhere Preise einen Ausgleich schaffen und so dazu bei tragen, den Verlust an deutschem Nationalvermögen zu verringern. Für den Buchhandel ist es eine Notwendigkeit, nicht allein zurückzu- bleiben. Durch die Veröffentlichungen in den Fachblättern und Tageszeitun gen ist die Valutafrage von den verschiedenen Gesichtspunkten aus be leuchtet worden. Ich habe die Einschaltungen der Herren I. F. Leh mann-München und vr. Nuprecht-Göttingen, sowie die mit »Ein Verleger« gezeichneten in den Börsenblättern vom 22., 24. und 29. Ok tober besonders begrüßt. Auf einige noch nicht erwähnte Folgen des gegenwärtigen Zustandes erlaube ich mir im nachstehenden die Auf- merlsamkeit zu lenken. 1. Die niedrige Valuta wirkt, nachdem das Auslandssortiment, speziell das schweizerische, in der verflossenen Zeit durch- sie infolge von Aufschlägen bei der Umrechnung große Vorteile eingeheimst hat, jetzt entgegengesetzt, und zwar immer stärker, je mehr das Publikum den Unterschied zwischen den Preisen der Auslandssortimenter und den deutschen Ladenpreisen erkennt. Es sucht in Deutschland direkt noch billiger einzukaufen und umgeht das Anslandssortiment. Dieses ver liert deshalb viele Kunden. 2. Angenommen, dem Auslandssortiment verblieb früher an der Mark deutschen Ladenpreises im Durchschnitt ein Drittel als Rabatt, also 33>4 Pfg. 100 000 ./i Umsatz ergaben sonach rund 33 000 ./i Rabatt. Heute muß der Auslandssortimentcr, trotz Valuta-Aufschlag seinerseits, mindestens für 300 000 (wahrscheinlich noch mehr!) deutsche Bücher umsctzen, um auf den gleichen Rabattb etrag zu kommen. Tie Spesen zur Erzielung der Rabattsumme von 33 000 „/i sind aber, da dreimal soviel Bücher geliefert werden müssen als früher, bei 100 000 .// Um satz dreimal so hoch. Das Interesse des Sortimenters muß sonach erlahmen. 3. Die Verwertung des zu höherem Kurs eingekauften Lagers wird bei darauffolgendem Valutarückgang schwierig, vielleicht verlust bringend. 4. Die schweizerischen usw. Bücherkäufcr werden durch das jetzt in Blüte stehende Einhamstern auf lange Zeit saturiert, der Rückschlag wird das dortige Sortiment treffen. Die jetzt vom Auslandspublikum in Deutschland in Menge cingekauften Bücher werben später zum Teil den Markt belasten. Alles das haben wohl die Auslandssortimenter nicht genügend cin- geschätzt, als sie sich gegen die geplante Valutaregulierung wandten. 5. hat der deutsche Zeitschriftenoerleger bei der niedrigen Valuta einen Mangel an Verwendung zu gewärtigen. Die Verwendung unter bleibt, weil dem ausländischen Verschleißer der Verdienst durch die Valuta zu sehr geschmälert ist. Gerade die zu niedrige Valuta wird zur Folge haben, daß der Auslaudssortimenter sich Büchern des Auslandes zuwcndct, an denen er mehr verdient. Die Meinung, der Verbreitung des deutschen Buches durch Auslieferung zum Kurswert zu dienen, ist dann widerlegt.. 6. Die Sorge um die Sympathien des Auslands teile ich nicht. Die Sympathien des Anslandssortimenters müssen naturnotwendig dort sich betätigen, wo er verdient. Und er würde an deutschen Büchern mehr verdienen, wenn sich ein mittlerer Umrechnungskurs allgemein bindend festsetzen ließe — mit den möglichen Vorkehrungen natürlich gegen Umgehung. Letztere -wird freilich nicht ganz zu verhindern sein — kein Gesetz hindert Übertretungen —, aber die deutschen Vermittler werden die Hand seltener bieten, wenn sie liber die Schädigung hin reichend aufgeklärt werden, die unser Volk erfährt durch Verkäufe gegen Papiermark an Ausländer, die für alle uns überlassenen Waren Gold mark fordern. Die Sympathien schließlich des Auslandpublikums sind wohl mehr ein idealistischer Begriff, hinter dem die Wirklichkeit nicht steht und der auch nicht zur Wirklichkeit wird dadurch, daß wir unsere Bücher für den sechsten Teil des Wertes abgcben. Ter mit kaufmän nischem Verständnis wägende Ausländer wird uns deshalb belächeln, weil er uns nicht eben für klug hält, und die große Menge unserer Aus landsnachbarn hat ihre »Sympathien« für Deutschland seit dem Tief stand unserer Valuta hervorragend dadurch in Erscheinung treten las sen, daß sie uns für billiges Geld auskauft und sich auch nicht scheut, uns solcher Artikel, ja selbst der mangelnden Lebensmittel und Be darfsgegenstände zu berauben, die wir bitter nötig haben und zu viel fach höherem Preise vom Ausland wieder kaufen müssen. Dadurch muß die Valuta noch tiefer sinken. Sympathien sind beim Erfolg, sind da, wo Achtung ein geflößt wird, wo Mittel vorhanden sind, nicht aber gegen über einem immer tiefer in die Verschuldung geratenden Staatswcsen. Darum muß auch der Buchhandel unserer Mark wieder in die Höhe helfen, damit die Ausfuhr nicht mit Verlust geschieht, wie jetzt, sondern mit Gewinn. Nur letzterenfalls hat sie die Wirkung einer Valuta Verbesserung. 1016
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