Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1919
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- 1919-11-17
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Redaktioneller Teil. ^ 253, 17. November 1919. o 6 kI 6 r, I)r. vv. 3. : ^U8lanck<l6ntscktnm unck Kino. Der ^U8lancl- ckeut8cke Kr. 12 vom Kovembor 1919. 8tuth;art, Veut5ek68 ^U8- Iünck--Ill8titut. Pan der, Oswald: Kino und Presse. Die Literarische Gesell schaft Heft .10 von 1919. Hamburg, Verlag der. Literarischen Ge sellschaft. Rache, 1)r. Paul: Die Papierknappheit — eine politische Gefahr. Der Zeitungs-Verlag Nr. 45 vom 7. November 1919. Geschäfts stelle: Magdeburg, Moltkestr. 4 a. Schneider, 1)r. K arl : Brauchen wir ein Neichssprachamt? Die Grcnzboten Nr. 44 vom 29. Oktober 1919. Berlin SW. 11, Tem pelhofer Ufer 35 a. Wriede, Paul: Niederdeutsche Bücherknnde. sErgänznng des Nachtrags zur Seelmannschen Bibliographie.i Mitteilungen aus dem Quickborn Nr. 1 vom Herbst 1919. Hamburg, Quickborn- Verlag. Antiquariats-Kataloge. Oilkoker L 1ian8ekbur§, ^ i^e n 1, Uogn6rssS886 2: Katalog Kr. 130: Kun8lg68eliiekt6. Uidliotdeken 6er Herren ?rok. Kolo KIo8er -s- nn<1 1)r. 11 .... ^1 .... in Wien. 8°. 159 8.^ 2301 Krn. K'm.^ ^8ctirikt8t6ller3 Urt oclor^ l.o( KU, 2eit. K.6X.-8". 15 8. 161 Krn. dlit 16 Lilclertaleln. Vei-8teige- Kleine Mittellunsen. Über die Zukunft des deutschen Buches sprach am 9. November im »Verein für Volkswohl« zu Leipzig Herr I)r. Alfred Leh mann. Der Jahrestag der Revolution bot Anlaß, den zahlreich erschienenen Zuhörern die Not der Zeit in ihrer ganzen Schwere vor Augen zu führen. Das deutsche Volk, vor dem Kriege mächtig und vorwärtsstrebend, ist heute gedemütigt, ohnmächtig, geknechtet. In diesen Tagen, wo uns nicht viel mehr geblieben, als die Erinnerung an den Heldenmut unserer Truppen und das stille Dulden daheim während vier langer Jahre, ist für uns auch die Frage aktuell, welche Rolle das deutsche Buch in der nächsten Zukunft spielen wird und in welchem Umfange es zu dem Wiederaufbau beitragen kann. Ein Blick auf die Geschichte unseres Volkes gibt uns ja die Hoffnung, daß Deutschland auch aus der Niederlage des Weltkrieges neu erstehen wird, wie ein Phönix aus der Asche. Zunächst allerdings, so will es scheinen, sind alle Ideale aus unserem Volke geschwunden, und nur rein materielle Interessen beherrschen die Seelen. Für die deut schen Verleger erwächst hieraus erst recht die große Aufgabe, erziehe risch zu wirken. Will man zu der Frage nach der Zukunft des deutschen Buches Stellung nehmen, so wird man einmal die geschäftlichen Aussichten des Buchhandels, sodann den inneren Wert des Buches in Erwägung ziehen müssen. Hierbei darf man die Stellung Leipzigs als Zentrale des deutschen Buchhandels nicht übersehen, denn die hohe Entwicklung unseres Gewerbes und die Wohlfeilheit des Buches sind nicht zuletzt auf die Schaffung eines solchen Mittelpunktes zurttckzuführen. Mit einem solchen Knotenpunkte steht und fällt die heutige Bedeutung des deut schen Buchhandels. Sollten auch in Zukunft wieder Störungen irgend welcher Art den Zwischenbuchhandcl stark gefährden und den Provinz buchhändler immer mehr zum direkten Verkehr mit dem Verleger zwingen, dann wird Leipzig bald als Mittelpunkt des deutschen Buch handels ausscheiden. Die Geschäftslage hinsichtlich des schönwissen schaftlichen Buches schilderte der Redner als günstig. Der Absatz auf diesem Literaturgebiete wird zunächst auch weiter anhalten, da in vie len anderen Geschäftszweigen der Warenmangel sehr groß ist. Viele werden zum Buch als Geschenkartikel greifen. Infolge der einge schränkten Produktion mährend der Kriegszeit einerseits und der großen Nachfrage nach Lesestoff andrerseits können die schönwissenschaftlichen Verleger auf einige zufriedenstellende Abschlüsse zurückblicken. Heute fehlen viele gangbare Ausgaben auf den Lagern der Verleger. Sind zurzeit die Absatzverhältnisse für schöne Literatur noch recht gut, so stoßen wir doch auch auf Erscheinungen, die nachdenklich stimmen. Nur mit Mühe ist es den buchhändlerischen Organisationen gelungen, den festen Ladenpreis aufrecht zu erhalten. Ein Sortimenter-Aufschlag von 10°/, mußte den notwendigen Ausgleich für die beträchtlich ge stiegenen Spesen schaffen. Wiederholte Angestelltenbewegungen aller orts, enorme Papierpreise und Papierknappheit, die hohen Druckpreise lähmen den Unternehmungsgeist. Von der Entwicklung dieser Faktoren und ganz besonders auch von der Kaufkraft des Publikums wird es 1030 abhängen, ob das schönwissenschaftliche Buch auch über die nächste Zu kunft hinaus einen guten Absatz findet. Es ist damit zn rechnen, daß viele, die im Schützengraben Freude am Buche fanden, nicht so schnell davon lassen werden. Voraussichtlich wird auch ein starker Zuzug von der Stadt aufs Land cintretcn, der eine rege Nachfrage nach abend füllenden Büchern im Gefolge haben wird. Für das billige Buch erwachsen hieraus ganz bestimmte Vorteile. Wesentlich anders liegen die Verhältnisse fiir den wissenschaft lichen Verlag, der in ganz besonderem'Umfang auf den Export ange wiesen ist. Während des langen Krieges ruhte ja die Ausfuhr fast vollständig. Da aber der Ausländer zu sehr an das deutsche Buch ge wöhnt ist, hat der wissenschaftliche Verlag von der Zukunft viel zu er warten. Die »Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel« wird hier hervorragende Pjonierdicnste leisten. Eine wachsende Nachfrage aus dem Auslande ist heute schon fcstz^stcllen. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind dabei an erster Stelle zu nennen. Der italienische Verlag ist während des Krieges selbständiger geworden, als er cs vorher war. Früher benutzte man auf Italiens hohen Schulen vielfach die Teubnerschen Klassiker-Ausgaben. Heute werden sie durch italienische Unternehmungen verdrängt. Japan hat es schon in den letzten Kriegsjahren verstanden, auf »Schleichwegen« seinen Be darf an deutscher Literatur zu decken. Aus England häufen sich jetzt ebenfalls die Anfragen, während Frankreich nns sein wahres Oiesicht zeigt und mit dem Boykott der deutschen Bücher es scheinbar ernst meint. Dagegen ist in diesen Tagen schon die Ausfuhr nach dem neutralen Anslande äußerst lebhaft. Auf das eigentliche alte Ruß land werden wir vorderhand ganz verzichten müssen, so bedeutend früher die Beziehungen dahin waren. Da voraussichtlich für abseh bare Zeit nicht viele Ausländer unsere Hochschulen besuchen werden, wird das deutsche Buch fast allein Kunde vom Staude der deutschen Wissenschaft unter die fremden Völker bringen. Ein zweischneidiges Schwert ist der Valuta-Aufschlag; der Standpunkt, nach dem alles vermieden werden sollte, was unseren Export hemmt, hat gewiß vieles für sich. Etwas anderes wäre es, wenn die erforderlichen Schritte zur Verhinderung des Verschlenderns deutscher Waren von Reichs wegen unternommen würden. Weniger gute Aussichten bieten sich dem Verkauf des wissen schaftlichen Buches im Jnlande. Die schlechte Materialbeschafsenheit einerseits und die hohen Bücherpreise andererseits werden den Absatz ungünstig beeinflussen. Der Mittelstand, ein Hauptabnehmer des wissenschaftlichen Buches, wirb besonders schwer unter den hoheir Preisen leiden. Im Hinblick auf die äußere Ausstattung des deutschen Buches glaubte der Herr Vortragende der denkbar größten Sparsamkeit das Wort reden zu müssen. Er bekämpfte die Modekrankhcit der Luxus ausgaben, die heute mehr von Kriegs- und Nevolntionsgewinnern ge kauft werden, weniger von wahren Bücherfreunden, die in einem inne ren Verhältnis zu dem Buche stehen. Oierade auf dem Oiebiete der Luxusdrucke hat der Verlagsbuchhandel teilweise rein kapitalistische Manieren angenommen, wie Herr vr. Lehmann an einigen Beispielen nachwies, die die Heiterkeit seiner Zuhörer erregten. Als ein unent schuldbares Unrecht muß es gelten, wenn wertvolle literarische Schöpfungen nur in Luxusörucken einigen Snobs zugängig gemacht werden, für die das Buch dann nur zur Kapitalflucht und Kapital anlage dient. In solchen Fällen wird durchweg menschliche Arbeit vergeudet. So energisch bisher schon der Kampf gegen die Schundliteratur geführt wurde, so zwingt jeyt auch die große Materialnot, alle Volks- kreise laut und deutlich darauf hinzuweisen, welcher Raubbau an volks wirtschaftlichen Gütern getrieben wird, wenn die Sumpfpflanze an der Seele unseres Volkes nicht bei der Wurzel gefaßt wird. Leider hat sie gerade in der ersten Zeit nach dem Kriege entsetzlich gewuchert. Wir dürfen aber nicht länger dulden, daß das deutsche Buch zum Spe- kulationsobjekt auf die niedrigsten Instinkte der Volksseele herabge- würdtgt wird. Hier ist dem deutschen Verlag ein gewaltiges Arbcits» selb gegeben; dnrch wohlfeile Ausgaben der besten Schöpfungen unserer Dichter und Denker muß er alles Unkraut verdrängen und im Verein mit anderen berufenen Kreisen den Schund bekämpfen. Wir brauchen in der kommenden Zeit erst recht ein Verlegergeschlecht, das sich voll bewußt ist seiner hohen Verantwortung und sich ganz und allein in den Dienst des Wahren, lauten und Schönen stellt. — Herr vr. Lehmann erntete für seine Ausführungen lebhaften Beifall. Mg. Das Schweizerbuch in der Schwcizerwoche. — In dem »Anzeiger für den Schweiz. Buchhandel« vom 25. Oktober lesen wir: Das Schwcizerbnch ist bis vor kurzem als Stiefkind des Schweizcr- lescrs behandelt worden. Es verschwand hinter der Hochflut auslän discher Bücher, mit denen unser Land überschwemmt wird. Schweizer- dichter und Schweizerbll.cher waren in ihrer Heimat unbekannt, und gar mancher mußte sich an den Leserkreis im Ausland wenden, um.
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