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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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NedalUoneller Letl. X: 253, 17. November 1919. Hauptwcrleu meines Verlags von zusammen 4? Banden schien seht schon 15, nnb ihre Erneuerung ist infolge der gegenwärtigen Nöte über aus schwierig und nur zu erhöhtem Preise möglich. Sollen wir den Rest, der ebenfalls seinerzeit für deutsche Goldmark hcrgestellt ist, auch noch für ei» Lumpcngcld ins Ausland verschleudern zum Schade» unse rer Volkswirtschaft und unserer deutschen Studenten und Gelehrten? Aber auch von den neuen, zur Zeit der Papiermark hcrgcstillteu Wer ken zu sage», das; sic nicht mehr Wert hätten, als den ausländischen Kurswert ihres deutschen Ladenpreises, ist eine, gelinde gesagt, naive Ansicht. Ihr liegt eine Verwechslung des Auslaudkurscs mit den, Kanswcrt der Mark zugrunde. Die Anerkennung, bah Deutschland den Willen hat, für seine Papiermark einzustehen, verlangen wir, und die Kraft dazu haben wir auch, sofern man die Henne nicht abschlach tet, die goldene Eier legen soll. Das mögen sich die Schweizer gesagt sein lassen, wenn sie jetzt auf dem Wege über Frankreich Ersatz für ihre Kriegsschäden von uns Abgebrannten verlangen, statt von den, Brandstifter. Und mit Recht ist schon von einem ander» hervorge- hoben morden, daß man der Zahlungsfähigkeit und dem Zahlungs- Willen eines Kaufmanns, der seine Ware verschleudert, auch nicht trauen wird. Man schilt, daß wir zwei Preise schassen wollen, und ubersteht, daß längst zwei Preise bestehen und wir nur den Auslandvorzugspreis ein wenig dem Jnlaudpreis nähern wollen. Noch niemals hat das Ausland in Deutschland so billig kaufen könne», cs ist geradezu beängstigend, wie das, was wir blutnötig brauchen: Kleider, Schuhe, Arzncistosfc, ja Lebensmittel, zu Schundpreiscn ausgesührt und uns Hungernden, Frierenden, Geschwächten entzogen wird. Sich da gegen wehren ist deutsch oder alldeutsch, tim das einigermaßen anmaßend als Tadel gemeinte Bort eines ausländischen Kollegen zu gebrauchen, als ob nicht »alldeutsch« eine Nationalgesinnung wäre, die jedem Franzosen, Engländer, Amerikaner auch in verschärftem Maße selbstverständlich ist. — Wir Verleger solle» Wucher treiben, ein fast lächerlicher Vorwurf, zumal da mehr als die Hälfte des Mehrgewinns in Gestalt von Steuern der Allgemeinheit zugute kommt, wir aber außer dem allein durch die Auslandzuschlägc manche Unternehmungen durch diese schwere Zeit bringen und weitere Preissteigerungen im Inland vermeiden können. Auch das Kapitel von der Unbeliebtheit der Deutschen wird wie der aufgcschlagcn, selbst von deutschen Kollege». Gewiß kaust mancher Ausländer deutsche Bücher auch heute noch aus Liebe zu deutscher Art, Sprache, Kunst und Wissenschaft. Aber diese Käufer werden auch am ehesten Verständnis dafür haben, daß Deutschland sich nicht durch freiwillige Schleuderet ruiniere» will. Und die andern kaufen, weil sic die deutschen Bücher zum Studium oder zur Unterhaltung und Be lehrung brauchen, und weil diese trotz Zuschlags heute immer noch viel billiger sind als die andern, denn ein 10 sv.-Bnch kostet in der Schweiz etwa 15 Fr., ein deutsches Iv ./s-Buch bei 100°/, Aufschlag heute etwa 5 Fr. Gute Beispiele dafür hat Herr Lehmann augcsührt. Unumwunden gebe ich zu, daß eine restlose Durchführung der Aus- landzuschläge unmöglich ist, und bcdaurc herzlich, daß viele Neutrale, besonders unsere schweizer Kollegen, darunter zu leiden haben. Im Grenzverkchr sind Unstimmigkeiten unlausbleiblich auch bei loyaler Handhabung auf allen Seiten. Unterbietungen in größerem Stile kön nen aber abgestellt werde». Man klagt über öffentliche Schleuder- angebote deutscher Firmen in ausländischen Blättern. Es würde sich sehr lohnen, wenn solche und ähnliche Verstöße geflissentlicher Art den Verlegern und dem Deutschen Verlegervercin namentlich mitgeteilt würden, solange eine Regelung durch den Börsenverein noch nicht be steht. Nach dieser sollte man streben, statt gegen eine grundsätzlich be rechtigte, im Interesse der deutschen Volkswirtschaft und des Ansehens des deutschen Buches nötige Maßregel zu protestieren. Den Mitglie dern des Deutschen Vcrlegervcrcins aber, die »eine Verschleuderung deutschen Nationalvermögens« verhüten wollen, ist dringend zu empfehlen, au der auf den 21- November einberusenen außerordent lichen Hauptversammlung des Deutschen Verlcgervereins sich zu be teiligen, damit die Verkaufsordnung für das Ausland gesichert wird. Erfolgt diese nicht, dann kan» nicht von einer Abschaffung der bis herigen Aüslandzuschläge die Rede sein, sondern nur davon, wie sie möglichst restlos durchzufiihrcn sind. Göttingen. vr. W i l he l in R u p r e ch t. ArrslandzuschlLge. (Vgl. zuletzt Nr. 249.)' Mehrere Verlegergruppeii und eine größere Anzahl Verleger haben den Kurszuschlag eingcführt. Es ist aber unbedingt notwendig, daß sofort oie Stellungnahme des Börsenvercins erfolgt. Es ist doch nicht gut angängig, daß der eine Verleger den Zuschlag berechnet, der andere nicht.*) Ich habe versucht, diesen Kurszuschlag durchzufiihreu, und werde von den ausländischen Buchhandlungen in offenen Karten des Wuchers bezichtigt unter Hinweis darauf, daß der Börsenverein einen solchen Zuschlag noch nicht beschlossen habe, und daß andere Ver leger den Zuschlag nicht berechneten. Mir wird heute von der Schweiz mitgetcilt, daß von den schweizer Buchhandlungen auf deutsche Bücher 50—60°/» Kursvergütung nachgelassen würde. Aus welchem Grunde sollen wir an das Ausland, das uns seine Erzeugnisse durch das Hin- uuterdrücken unseres Kurses um das Fünf- bis Sechsfache verteuert, warum sollen wir an das Ausland unsere Erzeugnisse zu Spott preisen verschleudern? Ich erhalte auf die Kreidolfschcn Bilderbücher aus der Schweiz ständig Bestellungen. Ter Künstler selbst wohnt als geborener Schweizer in der Schweiz. Er erhält von mir laut Ver trag seinen Gewinnanteil in Markwährung, also für ^ 100.— bei dem heutigen Kurs ungefähr 15 Fr. ausgczahlt. So wird z. B. eins seiner Bücher, dessen Ordinärpreis in Deutschland ./i 9.10 ist, von den schwei zer Buchhändlern zu 12.60 Fr. verkauft. Darauf zahlen die Buch händler dem Publikum eine Kursvergütung von 60°/» und wenden ein, wenn ich diesen Kurszuschlag von lOO')» berechne, dann müßten sie von diesem Kurszuschlag auch wieder 60"., Kursvergütuug Nachlassen. Die Berechtigung dieser Kursvergütung kann ich nicht einsehen. Der schivei- zer Buchhändler braucht also, um mir ./l 1.— zu bezahlen, nur rund 20 Centimes auszuzahlen. Darin liegt doch ein unerhörter Wider spruch. Wenn die schweizer Buchhändler nun zur Entschuldigung sagen, daß sie auf die deutschen Bücher 50—60"/» Kursvergütung Nachlassen müßten, so können wir deutschen Verleger diese Entschuldigung nicht als begründet anerkennen, denn für uns liegt gar keine Verpflichtung vor, mit einer solchen Kursvergütuug für unsere Erzeugnisse einver standen zu sein. Deutschland muß sich unbedingt vor Ausbeutung schützen, die immer größeren Umfang annimmt. Das Ausland kauft bei dem billigen Kurs in Deutschland alles auf, nicht nur die besten deutschen Jndustricpapiere, auch Grundbesitz, Häuser, Hotels, ganze in dustrielle Anlagen, Maschinen, sogar enorme Quantitäten Lebensmit tel. Die Maschinenfabriken, die in der letzten Zeit dazu übergegangen sind, 100—200°/» Kurszuschlag zu berechnen, sucht man jetzt dadurch wieder übers Ohr zu hauen, daß auswärtige Agenten sich hier in Köln niederlassen und die Sachen als für das Inland bestimmt auf kaufen und dann nach dem Ausland verschieben. Deutschland muß sich unbedingt vor Ausbeutung schützen. Also Eile tut not! Köln. Hermann Schaffstein. „Noch ohne Auslaadzuschlag." Während der Streit uni den »Auslandaufschlag« tobt und patrio tische Verleger von »Ausplünderung«, »Raub« u. dgl. sprechen, gibt cs auch deutsche Verleger, die cs verstehen, die Lage in geschickter Weise auszunühen. Davon zeugt das von einer Berliner belletristischen Verlagsfirma ins neutrale Ausland verschickte Rundschreiben folgen den Inhalts: Sehr geehrter Herr Kollege! Es wird Ihnen wohl nicht entgangen sein, daß bei den deutschen Verlegern Bestrebungen im Gange sind, die darauf hinzielcn, bei dem Stande unserer Valuta einen hohen Auslandzuschlag ans alle Lieferungen zu erheben. Diese Bestrebungen werden zweifellos in kurzem burchdringen, und auch wir werden »ns ihnen nicht ver schließen können. AuS diesem Grunde möchten wir Ihnen »ahclegcn, jetzt eine größere Lagcrbestellung aufzugeben, die Ihren Bedarf für die nächste Zeit sichert. Wir senden Ihnen in der Anlage unsere beiden Verlagsverzcichnisse und erklären uns bereit, Ihre Bestellung noch ohne Auslandzuschlag auszuführen, falls diese in entsprechen dem Umfang gehalten ist und Sie aus dieses Angebot bezugnchmen. Andererseits bleibt cs Ihnen unbenommen, diesen Zuschlag Ihrem KundenkiciS gegenüber in Anrechnung zu bringen, wenn sich die deut schen Verleger, wie sicher zu erwarten ist, zu einem gemeinsame» Äuslandzuschlag entschließen. Durch diesen Umstand würden Sie bei unserer Lieferung einen Rabatt genießen, der einen Ausnahmcsall darstellt und sich kaum zum zweiten Male wiederholen bürste. Der Inhalt dieses Schreibens bedarf keiner Auslegung. Ich möchte nur die Sätze: »erklären uns bereit, Ihre Bestellung »och ohne Auslandaufschlag auszufiihrc», falls diese in entsprechendem Umfang gehalten ist« und »bleibt cs Ihnen unbenommen, diesen Zuschlag Ihrem Kundenkreis gegenüber in Anrechnung zu bringen« usw. ganz besonders hervorheben, weil darin eine schöne Seele sich völlig in ihrer Glorie enthüllt. Und da will man uns Unmoral und Ausbeu tung vorwerfen l »Schwede.« *> Vgl. hierzu »Zum Entwurf einer Verkaufsordnung für das Ausland« in Nr. 247 des Bbl. Red. 1032
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