Redaktioneller Teil. llxlttMxxMmIx dknWr Bxchhiilldler «xd Bilhhxxdlxxjik-SehUIex. i. Bericht des Vorstandes über das Jahr 1918. Das Jahr des Verhängnisses 1918 liegt hinter uns. — Wehe den Überlebenden! Der sieghafteste Krieg ging verloren; das ruhmreichste aller Heere und eine stolze junge Flotte sind in Schmach zerfallen, wir sahen die Pfeiler des Staates stürzen; unser Land und Wirtschaftsleben sind dem Hasse gieriger Gegner preisgegebcn, unsere Augen müssen Zeugen sein dos Selbstmords unseres verzweiselnden Volkes. Wir haben alles verloren! Kaum vermögen wir uns dessen zu erinnern, was vordem war. „Wie hatten innig wir gerangen Und dann: „In aufgedrungener Notwehr mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das Schwert. Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der Wille, den Platz zu bewahren, aus den Gott uns gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter". So zog Kaiser Wilhelm in den Kamps. So folgten wir ihm und zeigten der Welt ein Heldenvolk, wie es keine Geschichte gekannt, keine Mythe geahnt hat. „Deutschland, Deutschland über alles" sangen unsere Jungen im Todessturm, und ^egen zehn- und zwanzigfache Übermacht stand die eiserne Mauer der vaterlandsliebenden Männer. In den Geschichtstafeln der Angelsachsen aber ist es geschrieben, daß es ihrem Lügengeist gelungen ist, das Volk aus zureiben, das allein friedfertig seines Weges ging, in freier Bewegung, in selbstgewollter Pflichttreue und Ordnung, wie sic nur Deutschland kannte, — das Volk, das sein Können, sein Wissen und sein Fühlen ihnen allen geöffnet hat,^— das, mag böser Wille reden, so viel er will, das erste Kulturvolk des Erdballs war! — Sind wir am Ende? Hat deutscher Geist und hat der deutsche Buchhandel seine Ausgabe im Völkerleben erfüllt? Den fremden Völkern schenken wir Jahrzehnte zum Austoben; viele von ihnen werden schon in fünf und in drei Jahren zur Besinnung kommen. Aber am eigenen Volk ist unsere Ausgabe von Stund ab dringlicher denn je. Entchristlicht, mate rialisiert, den demagogischen Schlagwörtern und Lügen schwachherzig glaubend, hat es sich selbst verloren. Daß es sich wieder- sinde, ist die Bedingung seines Fortbestands; sie erfordert jetzt den Kampf. Durchhaltcn haben wir gelernt im Ringen des Krieges, durchhalten ist heute unsere Ausgabe um die Seele und den edlen Kern des Volks. Vor unserem geistigen Auge ersteht das Vorbild eines Friedrich Perthes. Unheil über jeden deutschen Buch händler, der nicht helfen wollte, unverfälscht-deutschen Geist und tief-deutsches Empfinden wieder aufzubauen! — - Dies wollen wir auch hier, im Unterstützungs-Verein, bekennen, wo wir uns bewußt sind, einen Bund der Besten des deutschen Buchhandels allezeit dargestellt und in ihrem Sinne gearbeitet, aus ihrer Übereinstimmung unsere Kraft gewonnen zu haben. Dieser Kraft bedürfen wir auch jetzt. Es zeigte die Arbeit des Jahres 1918 gegenüber den Vorjahren ein Abflauen der höchsten Not. Wir hatten keine Erwerbslosen; jede noch so schwache Kraft war eingestellt, und auch die Frauen hatten Verdienstmöglichkeiten, deren Entlohnung der Teuerung der Zeit entsprach. Seit aber der jähe Zusammenbruch die Verhältnisse gewandelt hat, ist den Frauen durch leichtes und einträgliches Vermieten entbehrlicher Räume und den Stellenlosen durch die Institution der Arbeitslosenunterstützung über den Augenblick hinweggeholsen. , Diese letztere Hilfe birgt freilich ihre Gefahren in sich. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen, daß nach dem Taumel der Gegenwart die schwerste, herbste Not sich zeigen muß, der gegenüber ein neues Gleichgewicht zu finden sein wird. Im vergangenen Jahre waren es hauptsächlich Fälle von Krankheit, Arbeitsunfähigkeit, Teuerung und sonstiger Not, in denen wir lindernd und tröstend eintreten dursten. Daneben halsen wir den Kriegsteilnehmern, halsen den Bedürftigen mit Umzugshilfe, Mietsbeihilfe, Schulgeld, Schuldenabtragung, mit Kurhilfe, Weihnachtsgaben und dergleichen mehr. l049