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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 262, 28. November 1919. Ich habe, als nichts vom Verlegervcrein geschah mehrfach Anregungen beim Börsenverein und Verlcgervercin gegeben, es ist aber bis auf diesen Brief, glaube ich, Wesentliches nicht geschehen meinerseits verschiedene Schritte getan. Ich habe z. B. die Berliner Akademie mobil zu machen versucht, — mit Erfolg, nur mit der bei derartigen Körperschaften unvermeid lichen Verzögerung, sodaß die Sache leider nicht rechtzeitig in Aktion getreten ist. Ich habe dann aber von mir aus an unfern Tarifvertreter Material gegeben. Das hätte schon früher vom Verlegeiverein aus geschehen müssen. Meine Herren, ich will Ihnen nur ei» Paar Fälle anführen. Ich habe sie schon einige Male erzählt. Aber solches Material hätte beigebracht werden müssen. Ich habe das 6»rpus meckiovrum Oliaveorum im Verlag. Von diesem Unternehmen hat der Band vor dem Kriege ungefähr einen Zuschuß von 4000 bis 5900 erfordert. Das ist ja eine Sache, bei der man ganz gut mit offene» Karten spielen kann; denn — das wissen wir alle — derartige Sachen erfordern Zu schüsse. Jetzt hat sich herausgestellt, daß ein Band von 50 Bogen 20 000 ^Zuschuß erfordern würde. Ich habe bei der Berliner Akademie angefragt. Die Herren haben mir erklärt, 10 000 hätten sie, und die würden sie auch geben; 20 000 zu gewähren sei ausgeschlossen. Der Band bleibt also ungedruckt, und das Unternehmen steht zunächst still. Wegen eines anderen, ähnlichen ljnternehmens der grie chischen Lexikographen, das ein neutraler Gelehrter augenblick- iich leitet, habe ich auch Mitteilen müssen, unter den jetzigen Ver hältnissen sei an eine Fortsetzung nicht zu denken. Darauf schrieb mir der Herr sofort, ob ich das Unternehmen freigeben wolle; er glaube es in Dänemark mit der nötigen Unterstützung unterbringcn zn können. Dänemark hat ja große Kriegsge- Winne gemacht. Die Dänen haben sehr einsichtsvolle Leute, wie den Bierbrauer Jacobsen. Also das Unternehmen wird nach Dänemark übergehen und künftig dort hergestellt werden. Ich habe ferner bei sechs wissenschaftlichen Zeitschriften, drei mathematischen und drei historisch-philologischen, feststellen lassen, wie sich da die Sache künftig stellt. Das Ergebnis war folgendes: Während diese Zeitschriften bisher noch ungefähr mit Plns minus Null insgesamt aufgingen - die eine mit einigen Hundert Mark Überschuß, die andere mit einigen Hundert Mark Zuschuß —, ergibt sich jetzt für sie ein jährlicher Zuschuß von 40 000 .K. Die Folge ist: ich lasse sämt liche sechs Zeitschriften eingehcn. Das wird wahrscheinlich auch wieder die weitere Folge haben, daß die Zeitschriften — es sind nach Inhalt und Absatz »internationale« Zeitschriften — ein fach im Ausland weitcrgeführt werden. Ich meine, meine Herren, jeder von Ihnen, der wirklich wis senschaftlichen Verlag hat, wird diese Liste ergänzen können (Lebhafte Zustimmung), und dieses Material hätte unser Vor stand unbedingt sammeln müssen; dann hätte djB einen ganz andern Eindruck gemacht, als wenn ich das jetzt hier privatim von mir aus gegeben habe. Man hätte sich rechtzeitig mit der Berliner Akademie und ähnlichen Körperschaften in Verbindung setzen und da eine wirklich große Aktion in diesem Sinne in die Wege leiten sollen. Ich verkenne durchaus nicht, daß cs auch dann noch sehr zweifelhaft ist, ob bei den Gehilfen etwas zu erreichen gewesen wäre; denn es ist heutzutage eben leider so: bei allen denen, die fordern, ist jeglicher Verstand verschwunden. Die Sache liegt — darauf werden wir ja noch kommen — bei den Forderungen der Sortimenter genau so. Niemand glaubt einem, wenn man ihm sagt, daß er damit den Ast absägt, auf dem er sitzt, bis er eben unten liegt. Ich kann von meiner Druckerei erzählen, daß wir gestern einem großen Teile unseres Setzerpersonals gekündigt haben — und das wird jedenfalls in der nächsten Zeit auch anderwärts so gehen. Dann werden die Gehilfen wohl schließlich einsehen, daß sic mit ihren sinnlosen Forderungen einfach nur die Sache und ihre ganze Existenz selbst ruinieren. Ich möchte, um nicht mißverstanden zu werden, nicht etwa sagen, daß es an sich unberechtigt ist, wenn die Leute sich aus den Standpunkt stellen: wir wollen mehr haben, denn wir brauchen mehr. Aber, meine Herren, es ist doch tatsächlich so: I0?0 das ist die bekannte Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Jeder mutz es doch einsehen, z. B. bei den Erhöhungen der Fahrpreise der elektrischen Straßenbahn, wo wir jetzt schon von 10 H auf 15 H und 25 L, in ganz kurzer Zeit hinausgegangen sind. Da sieht der Arbeiter ja ganz deutlich, daß er das, was er auf der einen Seite mehr bekommt, auf der andern mehr aus- geben mutz. Also allmählich werden die Leute das einsehen. Aber eine viel energischere Vertretung unserer Verlegerinteressen ist meiner Ansicht bei dem weiteren Verfolg der Frage unbedingt notwendig. Direktor Gustav Kilpper (Stuttgart): Meine Herren, die Schwierigkeit der Fortführung wissenschaftlicher Unternehmun- gen liegt doch nicht bloß oder nicht einmal zum ausschlaggeben, den Teil auf der Lohnseite, aus der Seite der Forderungen der Buchdrucker. In anderen Ländern sind die Bnchdruckerlöhne nicht viel niedriger als bei uns. Teilweise sind sie sogar höher, und gerade auch in den Ländern, die Herr vr. Giesecke erwähnte: in Dänemark und Norwegen sind die Buchdruckerlöhne höher, als sie heute bei uns sind, und zwar nicht nur wenn wir sie auf den heutigen Kurs umrechnen, sondern auch wenn Sie den Frie denskurs zugrunde legen. In Norwegen betragen die Löhne der Buchdrucker 80 Kronen, 84 Kronen, 90 Kronen. Das macht also nach Fciedenssatz schon 100 aus. Von dieser Seite kommen wir also dem Problem nicht näher. Es ist aber Wohl fraglich, ob wir es überhaupt lösen können; denn hier handelt es sich nicht bloß darum, ob die Buchdrucker billiger arbeiten könne», sondern darum, ob die Behörden und die Akademien Mittel haben, um derartige große wissenschaftliche Unternehmen zu subventionieren, und da wird man natürlich vor der traurigen Tatsache stehen, daß das Deutsche Reich nicht mehr die nötigen Mittel haben wird, während neutrale oder auch feindliche Staaten die Mittel haben werden. Aber, wie gesagt, von der Lohnseite her können wir diese schwierige Frage nicht lösen, und Herr vr. Giesecke hat ja selbst schon erwähnt, auf die Buchdruckergehilfen hat das alles nicht den geringsten Eindruck gemacht. Hofrat vr. Erich Ehlermann (Dresden): Meine Herren, es stößt vielleicht bei einigen von Ihnen auf Widerspruch; ich glaube aber doch sagen zu müssen, daß nach meiner Überze» gung auch ein anderer Vorstand bis jetzt nicht mehr hätte tun können, als der Vorstand getan hat; denn zunächst einmal: uni energischer vorzugehen, hätten wir wirklich greifbares Material haben müssen. Das haben wir aber in keiner Weise erhalten, auch von Herrn vr. Giesecke nicht. Er sprach davon, daß er solches Material an den Verlegerberein und an den Börsen verein übersandt hätte, (vr. Alfred Giesecke: Ich habe es dem Börsenverein übergeben mit der Bitte, es an den Verleger- Verein weiterzugeben!) — Wir haben bisher nichts bekommen Aber selbst wenn wir dieses Material gehabt hätten, so würde das nach meiner Überzeugung gegenwärtig, wie Herr Direktor Kilpper schon ganz richtig ausgeführt hat, gar keinen Eindruck auf die Gehilfenschaft gemacht haben. Wir haben es ja erlebt, daß, wenn den Gehilfen geantwortet wurde: das und das Unter nehmen ist zugrunde gegangen; dadurch sind soundsoviel Ge Hilfen brotlos geworden! die Erwiderung lautete: Dann wird das eben sozialisiert; dann werden wir die Sache selber machen. Darauf arbeiten ja die Leute zum großen Teil bewußt hin. Aber das Allerwichtigste ist doch: wenn der Vorstand energisch cintreten will, muß er sicher sein, seine Mitglieder hinter sich zu haben, und worin haben wir die Sicherheit, daß, wenn wir auch nur sagen würden: diese und jene Gruppe von Zeitschrif ten, die besonders schwer getroffen sind durch die Lohnerhöhun gen, sollen einmal eine Zeitlang ihr Erscheinen einstellen, dem auch allgemein entsprochen wird? Müssen wir nicht mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß, wenn drei der beteiligten Ver leger ja sagen, mindestens einer da ist, der nein sagt? Und dann fällt die ganze Sache ins Wasser. (Sehr richtig!) Also, meine Herren, mit halben Mitteln vorzugchen und schließlich bloß seine Ohnmacht zu dokumentieren, das, glaube ich, ist das Gefährlichste, was wir machen können. Cs ist not wendig, daß wir — und da bin ich überzeugt: das wird sich für den Vorstand ergeben gruppenweise an unsere Mit-
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