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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1919
- Strukturtyp
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- 1919-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ldl- 168, 8. August 1919. ordnungsgemäß betriebenen Buchhandel gesprochen worden. Es kann unmöglich so weiter gehen, soll es vermieden werden, daß der zünftlerische Buchhandel an diesem Massenandrang erstickt. Der Gesamtbuchhandel, insonderheit seine oberste Vertretung, der Börsenverein, mutz sich unverzüglich mit der Frage beschäf tigen und darüber klar werden, welche Richtung er ein- schlggen will. Der deutsche Buchhandel hat sich mit Vorliebe als Kultur träger betrachtet und bezeichnet. Soll das nicht zu einem in haltlosen Schlagwort werden, so muß sich Verlag und Sortiment darauf besinnen, welche Bahnen in der neuen Zeit «inzuhalten sind. Wir stehen am Scheidewege, links läuft die breite Straße der Entwicklung in freihändlerischen Bahnen, rechts der schmale Weg des zünstlerischen Ausbaues. Eine große Verantwortung ruht auf den Schultern der Führer. Sie zu tragen kann nur die eigene, unumstößliche Überzeugung stark machen. Was un seren lieben, deutschen Buchhandel so groß, so weltumspannend gemacht hat, das war nicht die kapitalistische Richtung, die den Buchhändler zum Bücherhändler, das Buch zur Fabrikware macht, sondern die Hingabe des ganzen Selbst an die Heraus gabe und an die Verbreitung des guten Buches, an die bienen fleißige, stille, unermüdliche Arbeit im Dienst von Wissenschaft und Kunst, vielfach unter Hintansetzung wirtschaftlicher Erfolge. Zu Reichtllmern, die Motten und Rost fressen, hat es der zünft lerische Buchhandel nicht gebracht, aber es hat ihm nie gefehlt an leuchtenden Vorbildern vornehmer Denkungsart, gewissen haften Verwaltern des anvertrauten Pfundes, die, beglückt und geadelt von dem Gefühl innerer Befriedigung, in Wahrheit An spruch auf den Ehrennamen eines deutschen Kulturträgers er heben durften. Soll dieser festgefügte, stolze Ban, der der Welt Anerkennung und Neid allzeit gefunden hat, auseinandergezogen werden zu einer Siedelung, in der alle Möglichen und alles Mög liche eine gastliche Unterkunft finden? Gewiß liegt etwas Ver lockendes in dem Gedanken, eine umfassende Vertretung aller mit dem Buch als Handelsware in Verbindung stehender Kreise zu bilden, aber auf der andern Seite steht riesengroß das Gespenst, daß eine solche Erweiterung einer Verwässerung der Ziele gleichkommt und letzten Endes das Ausgehen des Buches in den Begriff der kaufmännischen Ware bedeutet. Damit unlöslich verbunden ist die Preisgabe des Grundsatzes vom festen Laden preis. Wenn heute der Verlag sich zu der allgemeinen Behaup tung vcrsteigt, am festen Ladenpreis kein Interesse zu haben, so ist das nichts anderes als ein glatter Trugschluß. Mit dem gleichen Recht könnte das Sortiment diesen Satz für sich in An spruch nehmen. Denn lenkt der deutsche Buchhandel in die Bah nen der freihändlerischcn Entwicklung ein, so ist damit allen kleinen und mittleren Betrieben, Verlag wie Sortiment, das Todesurteil gesprochen. Der deutsche Buchhandel der Zukunft wird dann ein rein kaufmännisches Unternehmen, in dem es nur noch Großfabrikanten und Großhändler gibt. Niemals mehr wird sich dann der Großhändler von Fabrikanten die Preise und die Gewinnspannen vorschreiben lassen, sondern die Rege lung wird nach allgemein kaufmännischen Grundsätzen erfolgen. Es gibt dann nur noch einen Fabrikpreis und einen vom Handel herauszurcchnenden Verkaufspreis, der nach den örtlichen Un- kostenverhältnissen verschieden sein wird. Dabei kommen alle kleinen und mittleren Verleger so gut unter die Räder, wie die so gearteten Sortimenter, übrig bleiben eine kapitalistische Fabri kation und ein ebensolcher Handel , die sämtlichen »Kultnrträger« sind zum Teufel bzw. vor die Hunde gegangen. Der deutsche Buchhandel ist erledigt, herabgedrückt auf die Stufe des Bücher handels im Ausland und bald darunter gesunken, weil ihm das Großkapital fehlen wird. So stellen sich die Entwicklungs möglichkeiten im Kopfe Ihres Berichterstatters dar. Deshalb wird er, solange er, vom Vertrauen seiner Berufsgenossen ge tragen, an der Spitze des Kreisvereins steht, mit aller Kraft dafür eintreten, daß der zünftlerische Ausbau, wenn möglich in verschärfter Form, beibchalten wird. Nicht zehntausend neuer Betten wollen wir aufschlagen, die binnen kurzem unsere, mit unendlicher Mühe gereinigten Lagerstätten wieder verlaust und verwanzt haben, sondern von den vorhandenen zehntausend noch so viele abbauen, daß für die verbleibenden Luft und Licht zu § 878 einem gesunden Leben gewährleistet werden. Der Börsenverein ist und bleibt die Vertretung des deutschen Buchhandels, mögen sich ruhig neben ihm andere Fachvcrbände auftun, sie sind nie mals in der Lage, das Schwergewicht zu verschieben, die aus schlaggebende Bedeutung zu beseitigen, solange die alte bewährte Überlieferung erhalten bleibt. Jede Regierung, die darüber hinwegschcn wollte, würde zum bewußten Totengräber des deut schen Geistes und seines Einflusses in der Welt, des einzigen Gutes, das uns kein Feind zu rauben vermag und das berufen ist, unser geliebtes Vaterland aus seiner tiefsten Erniedrigung wieder emporznlciten zu dem ihm gebührenden Einfluß in der Weltgeschichte und dem Weltschicksal. Freimachen müssen wir uns von den elenden Schlagwörtccn des Tagessozialismus, der nichts anderes ist, als die Befriedigung von Partcimachtgelüsten und brutaler, tierischer Instinkte. Der wahre Sozialismus ist allzeit der reine Inhalt des Deutschgedankens in der Welt ge wesen und wird es immer bleiben. Insbesondere wollen wir Rheinländer ungetrennt von un serem lieben Vaterlande bleiben. Wir verkaufen nicht unser angestammtes und unveräußerliches Deutschtum für ein Linsen gericht, um später, abgeschnitten von unserem Stamme, zu ver kümmern im fremden Frondienst. Wir steifen die deutschen Nacken und tragen mit unseren Brüdern, was getragen werden muß, in dem felsenfesten Bewußtsein, es kommt die Zeit, die das Geibelschc Wort doch wahr macht, daß am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen wird. Verhüllt ein fast undurchdringlich scheinendes Dunkel auch jetzt den Weg, er wird wieder klar wer den, weil es eine Naturnotwendigkeit ist. Nur diese unum stößliche Überzeugung und innere Gewißheit können uns die Knie stärken und uns vor dem endgültigen Zusammenbruch bewahren. Hindurch und hinauf, das sei unser Losungswort, treudeutsch und getreu unserm geliebten, zünstlerischen Buchhandel. Mülheim (Ruhr), am 13. Juli 1919. Max Röder. Internationale Statistik der geistigen Produktion im Jahre 1917. <Ü Versetzung aus »I-e Oroit ck^Lutsur« sBerns vom 15. Dezember 1918.) Einleitung. Das Jahr 1917 ging demjenigen der Lösung der schweren Welt krise voraus. Dies will besagen, daß es ein Jahr des Übergangs, der Erwartung war. Es herrschte ein Zustand seelischer Be klemmung und Unfreiheit. Diese schwere und drückende Atmo sphäre konnte dem Aufblühen der geistigen Produktion nicht günstig sein. So ist diese denn auch in allen Staaten, mit Aus nahme von Ungarn, den Niederlanden und der Schweiz zurück gegangen, hauptsächlich jedoch in allen großen Ländern mit be deutender Produktion. Der Ausfall an Werken mutz noch anderen, greifbareren Ur sachen zugeschrieben werden. Tie Vcrlagsunternehmungen wur den durch die wachsenden Schwierigkeiten gehemmt, die sich der Beschaffung der Rohstoffe, namentlich des Papiers, entgegcn- stellten, dessen Preis« überall das dreifache, vierfache, ja das sechsfache dessen betrugen, was sie vor 1914 ausmachten. In mehreren Ländern wurde das Papier nur nach Kontingenten zugeteilt, die von den Behörden nach notgedrungenerweisc empirischen und willkürlichen Methoden festgesetzt wurden, wo runter der Verlagsbuchhandel ganz besonders gelitten hat. Da die Löhne durchweg erhöht werden mußten, erlitten die Kosten für Satz, Druck und Einband eine starke Steigerung. So war es unvermeidlich, daß die geistige Nahrung sich, wenn nicht im gleichen, so doch in annäherndem Verhältnis verteuerte. An dererseits begegnete der Vertrieb der Werke unvorhergesehenen Hindernissen. Rennen wir zuerst die Uncrfahrenheit der Hilfs kräfte, namentlich der vielen Frauen, welche die zu den Fahnen gerufenen Buchhandlungsgehilfen ersetzen mutzten, dann die strenge Aufsicht der Zensur, die Verkaufs- oder Ausfuhrverbote, schließlich die enorme Erhöhung der Pack- und Frachtkosten. Ohne jeden Zweifel ist das Buch mehr als früher als ein echter Freund im Kreise der Häuslichkeit und
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