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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 74, 31. März 1914. rentiner Verleger Olschki das bei ihm erscheinende Werk über die Zeichnungen in der Vaileria ckcgii llkkiri abgeliefert haben wird, so wird er, dem Pflichtexemplar-Gesetz gemäß, sich eines Vcr- kausswertes von ungefähr 2000 I. begeben haben. Und dies nur für ein einziges Werk. Die großen Verlagshäuser von wissen schaftlichen Werken liefern im Jahre für ca. 4—6000 >. Pflicht exemplare ab. Ein hartes Gesetz, gegen das in den Versamm lungen des Verleger- und Buchhändler-Vereins wiederholt Pro test erhoben wurde — aber immer umsonst. In einer solchen Versammlung wurde auf das österreichische Pflichtexemplar-Ge setz hingewiefen, wonach Werke, die einen Handelswert (Ordinär- Preis) von über IO Kronen haben, zum Nettopreis angekauft werden müssen und nicht als Pflichtexemplare abgefordert wer den sollen, und eine ebensolche Milderung des Gesetzes verlangt. Umsonst! Heute tauchen vielmehr seitens der Lan desbibliotheken ganz besondere Ansichten über die Ausführung des mehrerwähnten Gesetzes auf, Ansichten, die durch die Mit wirkung des hierum angegangenen kgl. Staatsanwalts eine an scheinend gesetzliche Bekräftigung finden sollen. In Mailand, in Rom, in Florenz, in Turin wurden Verleger von der Staats anwaltschaft vorgeladen und zur Ablieferung vermeintlicher Pflichtexemplare aufgefordert. Die Verleger waren aber der entgegengesetzten Meinung, so daß der königl. Staatsan walt durch Polizeiorgane die auf Grund einer Anklage der be treffenden Landesbibliothek geforderten Werke in der vorge- schriebencn Anzahl der Pflichtexemplare konfiszieren ließ. Sehen wir uns die betreffenden Fälle etwas näher an: In Mailand han delte es sich um eine von Stereotypplatten hergestellte neue Auf lage (Neudruck) eines Werkes. Der Verleger war der Ansicht, daß, nachdem er von der ersten Auflage die vorgeschriebenen Pflichtexemplare abgeliefert hatte, er von der neuen unveränder ten Stereotyp-Auflage nicht wieder solche abzuliefern brauche. In Turin war die Sache etwas komplizierter. Ein Verleger kaufte ein Werk, dessen Original-Auflage in Holland hergestellt worden war. Auf die von ihm vom holländischen Verleger für den Alleinvertrieb in Italien angekauften Exemplare ließ er seine Firma als Verlegerin aufdrucken. Der Turineser Verleger war dabei der Meinung, daß für ein im Auslande hergestelltes und nur für den Vertrieb in Italien angetanstes Werk keine Pflicht exemplare abgefordert werden könnten. In Rom sind die Fälle noch etwas verwickelter. Hier handelt es sich um Zweiggeschäfte ausländischer Verleger, die zur Ablieferung der vorge schriebenen Pflichtexemplare von Werken, die die betref fenden Stammhäuser im Auslande hergestellt und ihren Filialgeschäften in Rom zum Vertrieb übersandt hatten, angehalten wurden, überall haben die betreffenden Ver leger resp. Filialleiter Protest eingelegt. In Rom insbesondere hat die Sache ein gewisses Aufsehen erregt, indem sich die Tages presse des Falles bemächtigte und ihn je nach ihrem Parteistand punkt erörterte. Der Zufall wollte, daß der Landesbibliothekar gerade auf die Verlagswerke dreier katholischen ausländischen Verlagshäuser seine Aufmerksamkeit gelenkt hatte, und dies ge nügte, um die katholisch gesinnte Presse zu einem Schrei der Entrüstung über die Ungerechtigkeit zu veranlassen. Auch römi sche Korrespondenten ausländischer Zeitungen stimmten in ihren Berichten an ihre Blätter dem klerikalen Chore bei. Der italienische Verleger- und Buchhändler-Verein hat sich an das betreffende Ministerium gewendet, während die Leiter der römischen Niederlagen Pustet, Desclce und Mame die Botschafter ihres Landes über den Vorfall in Kenntnis gesetzt haben; bisher hat sich jedoch das Ministerium nicht dazu geäußert. Es scheint, als ob der Minister die ganze Angelegenheit zunächst durch die zuständigen Gerichte austragen lassen und ihrer Lösung nicht vorgreifen wolle. Es ist bedauerlich, daß man unter den Weihnachtsbaum nicht immer die passendsten Bücher legen kann, weil diese oft zu spät erscheinen. Ich meine, die Novitäten, die infolge dieses Um standes nun ein ganzes Jahr bedürfen, um sich Bahn zu brechen und mit Hilfe der Kritik Geltung zu verschaffen, haben einen ganz beträchtlichen Schaden davon, denn das Buch muß so rasch 470 wie möglich an den Mann gebracht werden, veraltet es doch bei der heutigen Überproduktion schon fast auf dem Wege vom Ver lagshaus auf den Markt. Um den Absatz zu fördern, hatten Mailänder Ver leger beschlossen, eine Sonderausstellung für Jugen In schriften zu veranstalten. Hierzu wurden auch aus wärtige, ja selbst ausländische Kollegen eingcladen, und nach Eröffnung der Ausstellung konnte das Publikum sich bequem von den technischen Fortschritten auf dem Ge biete der Jugendschristen-Herstellung überzeugen. Die Tech nik hat große Fortschritte gemacht, das ist unleugbar. Aber wer konnte sich bei einem raschen Durchschreiten des Ausstellungs- saales ein Urteil über den inneren Wert dieser Unzahl von Bü chern bilden? Waren denn auch alle für unsere Jugend gut? Ich will diese Frage hier nicht näher erörtern; aber wenn ein Berufskritiker seines Amtes gewissenhaft hätte walten wollen, so hätte er einige Bände einfach nicht empfehlen dürfen. Kann man denn z. B. einem Knaben ein Buch in die Hand geben, worin er lesen kann, wie einer seiner Zeitgenossen aus reinem Übermut sich splitternackt auszog und in solchem Kostüm auf die Straße lief!? Derartige Schilderungen können doch kaum für die moralische Erziehung der Jugend förderlich sein. Im ganzen genommen mutz aber diese Ausstellung als ein gut gelungener Versuch bezeichnet werden, denn es nahmen mehr als zwanzig inländische Verleger daran teil. Das Ausland war dabei indirekt auch vertreten, da bekanntlich sehr viele Bilderbücher durch Nürnberger Verleger, teils nur die Bilder allein, teils aber auch mit dem entsprechenden italienischen Text, geliefert und als italie nische Erzeugnisse verkauft werden. Das ist so etwas Altherge brachte?, daß es nur nach und nach — mit der fortschreitenden Entwicklung unserer Steindruckindustrie — verschwinden wird. Bei aufmerksamer Verfolgung der verschiedenartigen Vorgänge aus dem Büchermarkt nimmt man wahr, wie Italien in dieser Beziehung bestrebt ist, sich nach und nach vom Auslande freizu machc». Ein Vergessener kommt durch das Verdienst eines mutigen Verlegers wieder zur Beachtung: Alfredo Oriani war von seine» Zeitgenossen nicht verstanden worden; er hat über Italiens ge schichtliches Schicksal geschrieben, und zur Abwechslung auch meh rere Romane veröffentlicht. Das Verlagshaus G. Laterza L Figli in Bari gibt nun eine Reihe der besten Romane A. Orianis, sechs an der Zahl, neu heraus: I-a ckiskatta (3 !. 50 emi.); V o r t i e s (2 I. 50 emi.); Ol e l o 8 i a (2 >. 50 em!.); kl 0 (3 I. 50 emi.); Oiaeaustv (2 I. 50 emi.) und b'uoebi cki bivaeeo (3 I. 60 emi.). Man kann nicht leugnen, daß der Verfasser lebendig und wirkungsvoll zu schildern versteht. Bet dem heutigen Mangel an tüchtigen männlichen Schriftstellern hat der Verleger Wohl einen glücklichen Griff getan. Hoffentlich bringt das Publikum diesen Werken bei ihrer Wiedererweckung ein größeres Interesse entgegen als seinerzeit bei ihrem ersten Er scheinen. — Wiederum erscheint eine Sammlung der Klassiker, diesmal der Klassiker der Liebe: Aretino, Straparola, Brantöme, deren Werke Bartelli L Veranda in Perugia in einer gereinigten und billigen Ausgabe herausgeben werden. — Emanuele Gallo schreibt ein Werk über den sozialen Wert der Kleidung: Il v a tvre sociale ckeii' abbigiiamento (Frat. Bocca in Turin; 3 I. 50 emi.), in dem er über den Prunk der Kleidung und die damit verbundenen Kosten eine eingehende geschicht liche Darstellung aus den vergangenen Jahrhunderten ent wirft und seinen Band mit der bangen Frage schließt, wohin uns Wohl noch die von der modernen Frau eingeführten Moden führen werden. — Angela Tacconc hat eine Übersetzung der Idyllen Theokrits in italienischen Rei men : Ol I i iäilii cki Tsocritv (Frat. Bocca in Turin; 6 I.) herausgegebcn, die die Aufmerksamkeit der Literaturfreunde auf sich lenken werden. — Eine eingehende geschichtliche Studie über das römische Reich und das Christentum wurde soeben von Angela Mamaresti: 4, > mpero romano c ii eristiaais- m o (Frat. Bocca in Turin; 12 I.) herausgegeben. Der Ver fasser bespricht hauptsächlich die geschichtliche Seite der Christen-
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