Das alte Reich Quellen zur deutschen Kultur Voranzeige ^V>ach sorgfältiger Vorbereitung unterbreite ich der Öffentlichkeit einen Plan von großer nationaler Bedeutung, der sich teils meinem Unternehmen „Thule", teils meinen „Quellen zur ita lienischen Renaissance" organisch anschließt, so daß beide als Basis und Vorläufer bezeichnet werden können. /Ls ist verwunderlich, daß wir Deutsche kaum mehr von unserer Vergangenheit wissen, als was ^ wir in der Schule gelernt haben: äußere Tatsachen, Wem ist wohl die Persönlichkeit Karls des Großen oder unserer großen Sachsen- und Lohenstaufenkaiser je anschaulich vor Augen getreten, abgesehen vielleicht von einzelnen Historikern? Wer hat durch die literarischen Urkunden beispiels weise eine deutliche Anschauung vom Bauernleben des Mittelalters; wer genießt in den alten Chroniken die Sckönheit und Bildlichkeit ihrer Sprache? (^>as wir mit dem „Alten Reich" geben wollen,ist nicht mehrund nicht weniger als eine Selbst biographie des deutschen Volkes von dem Augenblick an, wo es zuerst in der Geschichte auftritt, durch das ganze Mittelalter hindurch. Von Arminius über Karl den Großen, die Sachsen- Kaiser, die Hohenstaufen, bis zu Maximilian, dem letzten Ritter — bis im Weltreich Karls V. die nationale Kultur durch eine internationale ersetzt und gleichzeitig die Einheit des deutschen Geistes durch die Reformation auf Jahrhunderte zerspalten wird, (7>as deutsche Volkstum stellt sich i» den hier gesammelten Quellen in allen seinen Entwicklungs- stufen und in allen seinen Äußerungen dar. Die großen Persönlichkeiten lernen wir aus ihren Briefen, aus den Schilderungen ihrer Zeitgenossen, aus dem Niederschlag ihrer Taten in den Dich tungen kennen. Die das Volk bewegenden Ideen sprechen aus Flugschriften, Dialogen, Satiren, Predigten zu uns. Einzelne Städte und Landschaften werden durch die schönsten Chroniken lebendig. Die großen Historiker kommen zu Worte, soweit sie selbst beobachteten, was sie berichten, oder ver lorene unmittelbare Quellen benutzten. Die verschiedenen Stände, das Familienleben erscheint in den intimsten Dokumenten. Wir blicken in ein Brandenburger Fürstenhaus und in eine Nürnberger Familie; das Bauerntum wird durch Novellen aus den einzelnen Jahrhunderten drastisch vor Augen gestellt. Die „Weistümer", die Dokumente des alten Volksrechts, die I. Grimm zu sammeln begann, hoffen wir in erschöpfender Auswahl vorzulegen. Das Rittertum hat seine größten Denkmale in einzelnen Epen des Mittelalters binterlassen, während die Spruchdichter gleichsam die Theoretiker des „höfischen Lebens" waren. Die deutsche Frau empfängt ihre reinste Verherrlichung in dem alten Gedicht vom Leben der heiligen Elisabeth, Bald gruppieren sich kleinere Dokumente um ein größeres Werk; bald sind einzelne Kulturerscheinungen, wie Rittertum oder ältestes deutsches Christentum in den Mittelpunkt gestellt; bald werden einzelne überragende Persönlichkeiten durch die Schilderungen verschiedenster Beobachter lebendig gemacht, bald sind großen literarischen Erscheinungen, einem Wolfram von Eschenbach, einem Waither von der Vogelweide, Otto von Freising oder Lllrich von Hutten, eigene Bände eingeräumt. (7>ie verlegerische Aufgabe ist also die: praktisch und ästhetisch die Kenntnis der Quellen zur ^ deutschen Kultur zu organisieren, und sie wieder leicht zugänglich zu machen. Das Interesse weiter Leserkreise wird durch die Art der Sprachbehandlung, der Gruppierung und bildlichen Ausstattung geweckt werden. W Ein solches Unternehmen bedarf zu seiner Durch- ^ führung einer Reihe von Jahren. Voraussichtlich wird die Gründung einer „Lagarde-Gesellschast" die schnelle Durchführung sichern.