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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1914-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1914
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- Deutsch
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,v 77. 3. April 1914. Redaktioneller Teil. Eine wertvolle Gelehrtenbibliothek ist Berlin erhalten ge blieben. Der Vcrlagsbuchhändler Rudols Masse hat. wie bereits früher initgeteilt, die Büchcrsainnilung des verstorbenen Professors Erich Schmidt — dessen Platz an der Berliner Uni- vcrsttät bisher übrigens immer noch nicht wieder besetzt ist —, „m sie vor Zersplitterung zu bewahre», angekauft und in seinem Haufe der öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht. Die wertvolle Handfchriftensammlung Erich Schmidts wird leider voraussichtlich Berlin verloren gehen; sie gelangt Ende des Monats durch den Antiquar Martin Breslauer zur Ver steigerung. Eine Jugendlesehalle besitzt jetzt auch die Grohberlincr Ge meinde Weißensee. Interessant ist ihr Ursprung. Für die vorjährige Ausstellung »Die Frau in Haus und Beruf« hatte man eine Mu st e r lesehalle für Kinder zusammcngestcllt. Sie ist nun von Gönnern zweckmässig ergänzt i» den Besitz von Weißensee, das zum grösseren Teil Arbeiterbevölkernng besitzt, übcrgegangen. Schon am ersten Tage wurde sie von IVO bis 200 Kindern besucht. Die öffentliche Lesehalle der Deutschen Gesell schaft für ethische Kultur ist im Monat Februar von 7497 Personen besucht worden. In der Lesehalle wurden außer Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren 465 Bücher gelesen, nach Hause verliehe» 3425 Bände, zusammen 3890, von denen 1109 wissenschaftlichen oder belehrenden Inhalts waren. Der Kunstsalon Fritz Gurlitt hat in seiner Frühjahrs ausstellung eine Reihe recht verschiedenartiger Künstler vereinigt. Zwei von ihnen stehen — wenn ich mich so ausdrücken darf — ganz auf dem Boden bürgerlich anerkannter Kunst, Richard Langer mit einer Reihe recht individuell gestalteter Holz plastiken und F. Lindau mit einigen Seeslücken, bei denen namentlich die Uferbewaldung sehr stark wirkt. Alfred HeI - bcrger befindet sich — im obigen Sinne schon teilweise auf Abwegen. Er ist Pointillist, eine Kunsttechnik, gegen die sich prinzipiell viel sagen läßt. Aber gerade die Motive, die Hel- verger sich wählt, nordische Seelandschaften, wirken mit ihrer Mischling vo» Eis, Meer und Wasser besonders bei greller Belich tung in Wirklichkeit mehr oder weniger zersetzt auf unsere Netz haut, so daß gerade bei ihrer Schilderung die Pointillierilng der- stündlich erscheint und auch starke Wirkung erreicht. Erbslüh, Heckel und Hettncr gehören jener nicht mehr seltenen Klasse an, bei deren Werken sich der bürgerliche Be schauer ängstlich a» den Kops greift und sragt: »Ist das wirklich ernst gemeint?« So interessant sich derartige primitive Zeich nungen aus dem Zelte einer Rothaut ausnchmcn, was sie mit Kunst zu tun haben, wird mir und manchem anderen »Unberufe nen« Wohl ewig schleierhaft bleiben. Das Unverständlichste dabei ist, daß die Betreffenden, wenn sie wollen, auch anders können. Ich hoffe der Karriere des Herm Hettner nicht zu schaden, wenn ich auf ein paar Bilder von ihm aufnicrksam mache, die in ihrer feinen Farbentönung und geschlossenen Komposition stark an Maröes erinnern. Im Bibliothckssaal des Kunstgewerbemuseums sind R c - klaineplakate für — eine Zigaretteufirma ausgestellt. Das geht ja eigentlich den Buchhandel nichts au. Wenn man sich aber klar macht, daß Reklame eine Art kaufmännische Psychologie ist, die Kunst, aus einem Neutralen einen Interessenten, aus dem Inter essenten einen definitiven Käufer z» machen, eine Kunst, deren unserer Ansicht nach in dem Augenblick nnlerdrnckl sind, lvv INN» sie der Ossentlichkeit entzieht«. Ich glaube, der Streit ist ein bißchen aus ein falsches Gleis ge raten. I» der wichtigen Hauptsrage sind sich doch Anhänger und Gegner des Entmnrss einig: daß Schund existiert und bekämpft wer den muß. Die Abgrenzung des Schnndbcgrisfs wird in beiden Lagern nicht die gleiche sein, aber da Prof. Brunner Mißgriffe zngibi, wäre vielleicht auch hier eine Verständigung denkbar. Unüber brückbar aber ist dieser Zwiespalt: Herr Pros. Brunner hält die Polizei für die geeignete Hüterin deutscher Kulturgüter, während ein großer Teil des Volks »ach den Ersahrnugcu der lebten Zeit fco. auch des lebten stahrhnndcris) anderer Meinung ist. Erlernung für uns Buchhändler heutzutage eine Existenzfrage ist, so muß mau, glaube ich, jede Gelegenheit wahrnchmen, sich auf diesem Gebiete z» orientieren. Die Aufgabe im vorliegen den Falle lautet, ein Markenzeichen zu liefern, in dem der Buch stabe C dreimal vorkommt. Es erscheint mir nun charakteristisch, daß die besten Lösungen sämtlich in der Zeichnung und Grup pierung der Buchstabe» selbst gefunden wurden. Die Empfin dung für die Schönheit des einfach gezeichneten Buchstabens, die durch das viele Schnörkclbeiwcrk lange Zeit verloren gegangen war, scheint sich bei unseren Kunstgewerblern wieder zu regen. Gegen diese Einfachheit fallen Geschmacklosigkeiten, wie z B. die 3 C als — Nase und Augen eines Studentengesichts, um so mehr ab. In Berlin hat sich ei» »Deutsches C h i n a - I n sti tu t« gebildet, mit dem Ziele, darüber zu Wachen, daß bei der wirt schaftlichen Entwicklung des östlichen Reiches die deutschen Inter essen nicht zu kurz kommen. Ihm gehört u. a. auch korporativ das »Buchhändler-Komitee für Verbreitung deutscher Lehrmittel in China« an. Als vorläufiges Arbeitsprogramm wird bezeichnet: Das China-Institut hat den Zweck, der Bevölkerung des chinesischen Reichs die Errungenschaften der deutschen Wissenschaft und Tech nik in ihrem gegenwärtigen Stande zu vermitteln und die wirt schaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China zu för dern. Das Institut sucht diesen Zweck insbesondere zu erweitern durch Gründung und Unterhaltung deutsch-chinesischer Real schulen, technischer Schule», Medizinschulen und anderer Hoch schulen, sowie deutsch-chinesischer Kranken- und Heilanstalten, durch Entsendung deutscher Lehrer und Ärzte an chinesische Schu len und Krankenanstalten, durch Unterstützung deutscher Missions schulen zur Pflege deutschen Sprachunterrichts, durch Einrichtung von Büchereien, übersetzungsstellen, Sprachkursen und anderen Bildungsanstaltcn, sowie durch Verbreitung passender Schriften in China, durch Unterstützung von Forschungsreisen nach China und durch Fürsorge für die sich in Deutschland zu ihrer Aus bildung aufhaltenden Chinesen. Die gleichen Gesichtspunkte kamen übrigens auch in der Budgetlommissiou des Reichstags zur Sprache, als das Schutz gebiet »Kiautschou« durchbcratcn wurde. Eine längere Er örterung rief die geforderte Erweiterung der deutsch-chinesische» Hochschule auf 500 Schüler hervor. Es wurde eine wesentlich raschere Förderung des deulscheu Schulwesens in China gefor dert; aber auch in der Heimat müßte mehr für das Chinesische geschehen. Bis jetzt gibt cs in Deutschland erst zwei Dozenten für die chinesische Sprache. Es besteht also mir eine sehr gering fügige Möglichkeit, in Deutschland Chinesisch richtig zu lernen. Man sollte auch dafür sorgen, daß vornehme Chinesen in Deutsch land studieren. Ein Zentrumsmitglied schlug sogar vor, die Zin sen der an Deutschland zu zahlenden chinesischen Schuld unter der Bedingung zu erlassen, daß in den höheren und mittleren Schulen Chinas die dcntschc Sprache der englischen gleichgestellt werde. Eine neue Zeitschrift »Wohlfahrt und Wirtschaf I«, deren Redaktion sich in Berlin befindet (Verlag Eugen Diede- richs, Jena), möchte ich hier erwähnen. Sie behandelt Frage» des Handels und Verkehrs nicht nur im Sinne des Einzelprofits, sondern auch des Gesamtnutzens, bekämpft Auswüchse auf dem Gebiet der Reklame usw., kurz und gut, eine Zeitschrift, die sich nicht »ur zum buchhändlerischen Vertrieb, sondern i» diesen Tagen, wo das Problem der Einführung rein kaufmännischer Maximen i» den Buchhandel so lebhaft behandelt wird, auch zur Lektüre eignet. ^ Bei Heraunahen der Ostermesse — wir Berliner haben sie sogar schon hinter uns — möchte ich auf einen Mißftand Hin weisen, der mir auch dieses Jahr wieder ausgefallen ist: die Spesen bei Überweisungen von Scheckkontcn an eine Bank. Die Berliner Banken berechne» pauschal auch bei den kleinsten Summe» 25 L, Gebühr, wozu noch 5 H für die Anzeige treten, von allgemeinen Spesen ganz abgesehen: fiu' diese Summe läßt sich schon ein ganz hübscher Betrag »direkt Per Postanwelsung« 487
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