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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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PH 81, 8, April 1!»I4. Redaktioneller Teil. begründete Literarische Zentralblatt für Deutschland waren we sentlich Avenarius' Werk, und viele andere neue Werke schlossen sich diesem Ankauf an. Charakteristisch für Eduard Avenarius ist eine Äußerung, die er mir gegenüber getan, als ich ihn fragte, wie mau sich den Autoren gegenüber Verhalten solle. »Wenn Ihnen-, antwortete er, »ein Werk zum Verlage angetragen wird, so fragen Sie den ersten Vertreter des Faches, ob Sie es nehmen sollen oder nicht. Antwortet er mit ja, so lehnen Sic es ab, ant wortet er mit nein, so drucken Sic cs«. — Ob er freilich stets nach diesem Rezept gehandelt hat, kann ich nicht sagen. Im Jahre 1853 wurde er zum unbesoldeten Stadtrat der Stadt Leipzig gewählt. Im Jahre 1854 wurde die Firma ans gelöst; bei der Auseinandersetzung behielt Avenarius das Lite rarische Zentralblatt und den Meßkatalog, während Mendels sohn unter der Firma Hermann Mendelssohn die übrigen Ver lagswerke bekam. Die Firma Eduard Avenarius wurde am 1. Januar 1855 gegründet; sie besteht noch heute und ist auch jetzt noch die Verlegerin des Literarischen Zentralblattes. Bis 1860 erschien auch unter der Firma Expedition des Meß katalogs ein Verzeichnis der neu herausgegebenen Bücher usw. Das Literarische Zentralblatt war das Lieblingskind des Verlegers. Ihm hat er stets Liebe und Fürsorge zugewandt, und der Herausgeber, Friedrich Zarnckc, hat ihn dabei energisch unter stützt. Im Jahre 1855 brachte er, um seinen Söhnen eine bessere Erziehung gewähren zu könne», das Opfer, von Leipzig zu schei den und in das Geschäft seiner Brüder einzutreten, die unter der Firma Gebrüder Avenarius in Berlin ein kaufmännisches Unter nehmen gegründet hatten, das sich im wesentlichen mit dem Han del von Spiritus, Einrichtung von landwirtschaftlichen Brenne reien und der Lieferung der dazu erforderlichen Maschinen be schäftigte. Dieser Tätigkeit ist Avenarius bis 1. Oktober 1871 treu geblieben, zu welcher Zeit er aus der Berliner Firma aus trat und seinen Wohnsitz nach Dresden verlegte. Aber auch in seiner Berliner Zeit hat er stets abgclchnt, Kaufmann zu sein. Er blieb Berlagsbuchhäudler und bezeichnet!: sich als »wohnhaft zu Leipzig, zurzeit in Berlin sich aufhaltend«. Die bibliographische Tätigkeit war, wie wir gesehen haben, von Anfang seines buchhändlerischcn Lebens an ihm die liebste Beschäftigung, und ihr ist er bis in sein Alter treu geblieben. Im August 1876 veröffentlichte er einen Aufruf an die Bibliographen Deutschlands, der eine Einladung zur Beteiligung an einer Be arbeitung eines Allgemeinen Bibliographischen Lexikons enthielt. Leider ist es zu einer Ausführung seiner Gedanken nicht gekommen; aber auch heute noch ist dieses Schrift- chen lohnend zu lese», und die Grundsätze, die Eduard Avena- rins für das nationale Werk ausgestellt hatte, sind klar durchdacht und vorzüglich formuliert. Am 20. Februar 1885 erlöste ihn der Tod von längerem Lei den, das schließlich zu geistiger Umnachtung führte. Eduard Avenarius hat 5 Söhne gehabt, von denen der älteste, Max, in Rußland am 3. Oktober 1871 den Tod fand. Der zweite war Richard, der den väterlichen Beruf ergriff und seine Lehrzeit in der Buchhandlung von A. Ashcr L Co. von 1860 bis 1863 durchgcmacht hat. Als ich am 1. April 1862 ebenfalls als Lehrling in diese Handlung eintrnt, fand ich ihn als Lehrling vor, und bald verband mich mit ihm innige Freundschaft. Richard wäre gewiß, ein ganz tüchtiger Buchhändler geworden; er hat seine Lehrzeit nicht verloren, obwohl schon damals, als er in die buchhändlcrische Tätigkeit eintrat, der stets gehegte Wunsch, zu studieren, immer von neuem in ihm erwachte. So hat er auch, nachdem er ausgelernt hatte, sich entschlossen, das Abiturienteu- cxamcn als Extraueus zu machen, und, nachdem er es bestanden hatte, Philosophie zu studieren. Er hat dies auch ausgeführt und ist, nachdem er einige Jahre als Privatdozent in Leipzig tätig gewesen war und eine große Menge von wissensdurstigcn Schülern um sich geschart hatte, als Professor nach Zürich be rufen worden, lvn er bis zu seinem Tode am 18. August 1896 ge lehrt hat. Trotz seines langen Aufenthaltes in der Schweiz ist Richard stets ein guter Deutscher geblieben, dessen eifrigstes Be streben und heißester Wunsch war, nach Deutschland zurückzu- kehrcn. So hat er noch wenige Jahre vor seinem Tode den Plan erwogen, seine Professur anfzugebeu und sich als Privatdozent au einer deutsche» Universität nicderzulassen. Ein tragisches Geschick hat es gewollt, daß diese Berufung zum ordentlichen Pro fessor zu Freiburg i. Br. erst eintrnf, als er bereits auf dem Totenbette lag. Daß mein Verkehr mit Avenarius die Liebe zur Philosophie und die Beschäftigung mit ihr, die ich schon in ganz jungen Jah ren gepflegt habe, von neuem anrcgte, ist begreiflich, und ich habe ihr auch stets mein Interesse bewahrt. Als ich in Leipzig lebte, führte mich Avenarius in den Philosophisch-Akademischen Verein ein, dessen Mitglied ich wurde, und dem ich noch heute als Alter Herr augehöre. Durch Richard Avenarius habe ich auch das Glück gehabt, in sein elterliches Haus eingeführt zu werden. Es war dies ein bürgerliches Haus im besten Sinne des Wortes. Die Wiriiu, die ebenfalls künstlerisch geartete Schwester Richard Wagners, und der fein gebildete Wirt verstanden es, um sich einen Kreis von Männern und Frauen, älteren und jüngeren, zu scharen, die den Aufenthalt in diesem Hanse zu einem außerordentlich reizvollen machten. Es war dies noch die Zeit der alten Ber liner Gastfreundschaft, in der man kam und ging, ohne Verpflich tungen zu haben, und in der weniger auf Essen und Trinken als auf gute Unterhaltung und auf das Zusammensein mit geistig be deutenden Menschen Wert gelegt wurde. Reizvolle Stunden habe ich in diesem schönen, bürgerlichen Hause verlebt, und die Er innerung an sie wird niemals bei mir erlöschen. Hier möchte ich nur noch erwähnen, was für Richard Avena rius' Arbeitsweise charakteristisch ist, und was auch in seiner Lehrtätigkeit so anziehend war, die sokratische oder pcripathetische Methode seines Arbeitens und seines Vortrages. Die erste Schrift nach seiner Habilitationsschrift, die über Spinoza handelte, ist die »Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Krast- maße s«. In dieser Schrift wollte er Nachweisen, daß ein neuer Gedanke, der sich dem Geiste zur Verarbeitung aufdrängt, von ihm entweder verarbeitet oder zurückgewiescn werden muß, was davon abhängt, ob das eine oder das andere dem Geiste eine größere Arbeitsleistung auferlcgt. Weist der Geist zuerst die Auf »ahme des neuen Gedankens zurück, kehrt der Gedanke aber immer wieder, so wird es schließlich als eine geringere Anstrengung empfunden werden, den neuen Gedanken aiiszuuchmcn und sich zu assimilieren. Er kommt somit zu dem Ergebnis, das in der Technik längst Bürgerrecht genießt: größtmöglicher Erfolg bei geringster Kraftanstrengung, ein Gedanke, der neuerdings wie der von Ostwald ausgenommen 'ist und sich zu dem Worte ver dichtet hat: »Vergeude keine Energie«, eine Mahnung, die na mentlich auch im Buchhandel sehr angebracht ist. Doch ich wollte von der Art sprechen, wie Richard Avenarius mit einem solchen Gedanken fertig wurde. Er besuchte mich in Berlin ganz voll von der Beschäftigung mit seiner Arbeit, um sie mit mir zu besprechen, und wo haben wir diese Besprechung ausgesührt? Auf dem Deckplatz eines Omnibus, nachdem wir uns die weiteste Strecke ausgesucht hatten, die der Omnibus für 10 4 zurücklegt. Diese Fahrt vollführtcn wir hin und zurück Wohl fünf bis sechs Mal, bis das Thema durchgesprochen war, nur unterbrochen von dem auf das Deck steigenden Schaffner, der den Obolus heischte und jedenfalls angenommen haben wird, daß er auf diese beiden Passagiere ein etwas wachsames Auge haben müsse. Der dritte Sohn Eduards, Ludwig Avenarius, der Verfasser des hier besprochenen Werks, ist am 5. Februar 1851 in Leipzig geboren. Als er 4 Jahre alt war, übersiedelteu die Eltern nach Berlin. Er wurde zuerst auf der Königsstädtischcn Realschule, dann aus dem König Wilhelms-Ghmnasium vorgc- bildct und vollendete seine Abschlußprüfung auf dem Friedrichs- Gymnasium. Reizvoll schildert er den Direktor Adolf Krech als einen wahrhaft gottbegnadeten Pädagogen: »mit oft derbem Humor, immer ohne allen Schulmeisterion dressiert ec seine Pri maner in Freiheit; jeden wußte er nach seiner Eigenart zu be handeln; mit uns allen konnte er machen, lvas er wollte, wir gingen für ihn durchs Feuer«. Amg.März 1869 machtcLlidwig scinAbituricntenexnineii wobei 507
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